Barrierefreies Wohnen im Alter: So wird die Herausforderung gemeistert!

Der immer gravierender werdende Pflegenotstand ist nur ein Grund dafür, dass immer weniger Plätze in Alten- und Pflegeheimen zu finden sind. Viele Menschen wollen auch im Alter in ihrem Zuhause oder zumindest in der Nähe ihrer Liebsten bleiben und so wird die Pflege alter Menschen in den eigenen vier Wänden immer beliebter. Wer im Alter von 70 oder gar 80 Jahren einen Großteil seiner Lebensjahre an einem bestimmten Ort verbracht hat, dem ist der Wunsch schwer zu verdenken, dass der Lebensabend auch genau dort ausklingen soll.

Wie das Wohnen im Alter aussehen soll, für einen selbst, aber auch für die eigenen Eltern oder nahen Verwandten, ist eine Frage, die man sich gar nicht früh genug stellen kann. Denn der demografische Wandel ist in vollem Gange und so werden ältere Menschen durch den stetigen medizinischen Fortschritt eben genau das: Immer älter. Das Resultat: In Deutschland ist heute jede zweite Person älter als 45 und sogar jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Letztere befinden sich damit genau am Beginn jener Lebensphase, ab der Treppen, Türschwellen, Duschwannen & Co. zum Hindernis werden und die Lebensqualität erheblich einschränken können.

Grund genug für uns, das Thema „altersgerechtes Wohnen“ einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Schließlich können Sie beim Handwerker Ihres Vertrauens selten einfach das „Barrierefreies-Wohnen-rundum-sorglos-Paket“ beauftragen. Welche Möglichkeiten es gibt, um Haus oder Wohnung zum hindernisfreien Ort zu machen, und wo Kosten gespart werden können, erfahren Sie jetzt.

Barrierefreies Wohnen im Alter: Was vor der Renovierung ansteht

Das Alter ist häufig mit eingeschränkter Mobilität verbunden, doch wie und in welchem Umfang, das variiert stark.  Während der oder die eine durch eine Erkrankung vielleicht bereits mit 50 zum Umdenken (und -bauen) gezwungen ist, bleiben andere bis in die späten 80er Lebensjahre mobil. Doch gerade, weil Sie es nicht wissen können: Handeln Sie besser früher als später! Denn wenn Treppen erst unüberwindbar und Türschwellen zur Stolperfalle werden, sind Unfälle und der wahre Umbaustress vorprogrammiert.

Ob man sich für einen ganzheitlichen Umbau entscheidet oder nur einzelne Zimmer mit technischen Hilfsmitteln auf- und umrüstet, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab. Wie sind beispielsweise die Eigentumsverhältnisse des Wohnraums? Gehört Ihnen die Immobilie oder müssen Sie vor dem Umbau einen Vermieter um Erlaubnis fragen? Ist Letzteres der Fall, kann dieser eventuell einen Teil der Kosten übernehmen. Schließlich würden von einer barrierefreien Wohnung auch zukünftige Mieter und Mieterinnen profitieren.

Zudem sollten Sie und Ihre Angehörigen sich die Frage stellen, welcher Wohnkomfort gewünscht wird? Sind einige Zimmer beispielsweise besonders schwer zugänglich, sollten Sie sich fragen, ob diese tatsächlich aufwändig umgerüstet werden müssen. Vielleicht kann durch einen geschickten Umbau das Leben auch gänzlich von mehreren Etagen ins Erdgeschoss verlegt werden. Das kann die Maßnahmen rund um einen Umbau schon reduzieren.

Barrierefreier Umbau geplant?

Keine Sorge, auch mit der Klärung dieser Fragen stehen Sie natürlich nicht allein da! Viele Städte und Kommunen haben mittlerweile Wohn-Beratungsstellen und Senioren-Büros eingerichtet, in denen Sie Informationen zum barrierefreien (Um-)Bauen und weitere Empfehlungen zu Maßnahmen finden. Und auf der Internetseite von Barrierefrei Leben e.V. kann man sich sogar online beraten lassen.
 

Finanzielle Unterstützung für den altersgerechten Umbau von Haus und Wohnung

Die Kosten für einen altersgerechten Wohnungsumbau bei körperlichen Behinderungen können je nach Anforderung unterschiedlich ausfallen. Nicht für alles müssen Sie aber in die eigene Tasche greifen! Es gibt einige Anlaufstellen, die Sie bei der Finanzierung des barrierefreien Bauens unterstützen können. Welche für Sie infrage kommen, hängt von Ihrer persönlichen Situation ab.

Wenn Sie (oder Ihr zu pflegender Angehöriger) einen Pflegegrad haben, können Sie auf finanzielle Unterstützung in Höhe von bis zu 4.000 Euro pro Jahr durch Ihre Pflegeversicherung hoffen. Anspruch auf das Geld haben Pflegebedürftige in allen fünf Pflegegraden. Der Antrag sollte jedoch vor Beginn des barrierefreien Umbaus gestellt (und bewilligt) werden. Hierzu reichen Sie einfach einen Kostenvoranschlag bei Ihrer Kasse ein.

Auch Rehabilitationsträger übernehmen häufig die Kosten für einen bevorstehenden Umbau. Hier wird die Sache jedoch ein klein wenig komplizierter, denn es gibt verschiedene Rehabilitationsträger, die für Ihre individuelle Situation zuständig sein können. Infrage für Förderungen und Zuschüsse kommen beispielsweise 

  • die Bundesagentur für Arbeit
  • die gesetzliche Unfallversicherung
  • die gesetzliche Rentenversicherung oder
  • die Träger der Sozialhilfe.

Zudem kann eine Nachfrage beim zuständigen Integrationsamt sinnvoll sein. Dieses übernimmt immer dann Kosten für den Bau, Umbau oder Kauf von barrierefreiem Wohnraum, wenn Pflegebedürftige dadurch ihren Arbeitsplatz behalten können. Solche (Vorsicht: Beamten-Deutsch!) begleiteten Hilfen im Arbeits- und Berufsleben erhalten Sie in Form eines Zuschusses oder eines günstigeren Kredits.

Weitere Anlaufstellen können die gesetzliche Unfallversicherung, öffentliche Förderungsprogramme der Bundesländer oder auch die Berufsgenossenschaft sein. Zudem können Sie alle Aufwände, die dem Zweck des barrierefreien Wohnungsumbaus dienen, von der Einkommensteuer als ‚außergewöhnliche Belastung‘ absetzen. Sollten Sie bereits von einer Stelle Geld bekommen haben, müssen Sie diesen Betrag von den steuerfreien Gesamtkosten abziehen.

5 Maßnahmen zur Beseitigung von Barrieren in Haus oder Wohnung

Da die Möglichkeiten für einen altersgerechten Wohnungsumbau nahezu unbegrenzt sind, gilt es genau abzuwägen: Welche Arbeiten und eventuellen Anschaffungen sind hilfreich oder sogar notwendig? Welche sind hingegen eher unnütz und unnötig kostenintensiv? Um die für Sie passenden Antworten auf diese Fragen zu finden, machen wir einen kleinen Rundgang durch einzelne Räume und analysieren die Barrieren, die sich dort jeweils auftun könnten.

#1: Barrierefreier Eingang

Bereits das Eintreten in eine Wohnung oder ein Haus kann für alte Menschen bisweilen zum Hindernis werden. Im Idealfall sollte der Zugang zum Haus selbstständig beschritten werden können. Die Realität sieht jedoch häufig anders aus. Insbesondere wenn Treppen zur Eingangstür führen, der Weg uneben ist oder Nässe und Kälte den Boden in eine halsbrecherische Achterbahn verwandeln, besteht dringend Handlungsbedarf.

Konkret bedeutet das: Treppen sollten durch Handlaufsysteme und Rampenwege ergänzt werden. Für den Fall, dass einer Ihrer Angehörigen auf einen Rollstuhl angewiesen ist, kann auch über einen Treppenlift oder eine Hebebühne nachgedacht werden. Auch eine ausreichende Beleuchtung zu jeder Tageszeit sowie rutschfeste Stufen und Bodenbeläge sorgen für ein höheres Maß an Sicherheit. Denken Sie auch daran, überdachte Stellmöglichkeiten für Mobilitätshilfen wie Rollatoren zu schaffen. Auch bei der Eingangstür besteht häufig Handlungsbedarf. Tauschen Sie diese gegebenenfalls durch ein Modell aus, dass sich mit geringem Kraftaufwand öffnen und schließen lässt.

#2: Barrierefreier Flur

Zwar ist ein Flur kein Aufenthaltsraum. Da er allerdings mehrere Räume in einer Wohnung miteinander verbindet, kommt ihm in Sachen Mobilität eine hohe Bedeutung zu. Ein barrierefreier Flur sollte mindestens 120 cm breit sein, um zum Beispiel ausreichend Platz für das Wenden mit Rollator oder Rollstuhl zu bieten. Zudem sollten störende Hindernisse und Stolperfallen entfernt und stattdessen Sitzgelegenheiten für das Anziehen von Schuhen geschaffen werden.

#3: Barrierefreie Türen

Auch das Umrüsten von Türen kann zu einer besseren, alters- oder behindertengerechteren Mobilität beitragen. So werden elektrische Türen mit automatischem Schließsystem nicht mehr zum Hindernis für Rollator, Rollstuhl & Co. Um Aufwand und Kosten etwas geringer zu halten, kann alternativ darüber nachgedacht werden, die Türen ganz auszuhängen. Zudem sollte auf eine Türbreite von mindestens 90 cm geachtet sowie Türschwellen auf ein Minimum abgesenkt werden. Diese Umbaumaßnahmen sind für Senioren unerlässlich.

#4: Barrierefreie Böden und Schwellen

Wie zuvor beim Eingangsbereich angedeutet, sind rutschfeste Böden ein Muss in jeder altersgerechten Wohnung und sollten deshalb unbedingt zu den Umbaumaßnahmen gehören. Hier sollten Sie an Anti-Rutsch-Streifen oder -Beläge für Treppenstufen sowie rutschfeste Fließen im Bad denken. Zudem können vorhandene Böden durch eine rutschfeste Folie ergänzt werden. Lebt ein Rollstuhlfahrer oder eine Rollatornutzerin im Haushalt, sollten Sie darauf achten, einen robusten und pflegeleichten Bodenbelag mit geringem Widerstand zu wählen.

Auch vorhandene Türschwellen zwischen den Zimmern oder am Zugang zu Balkon und Terrasse sollten durch Schwellenrampen oder -brücken ergänzt werden. Es kann sich baulich anbieten, die Türen komplett auszutauschen.

#5: Neben der Barrierereduzierung hilft Sicherheit und Technik

Zudem müssen Menschen mit Einschränkungen im Alltag nicht (mehr) an ihre Grenzen stoßen, wenn der Wohnraum dank automatischer Bedienvorrichtungen barrierefrei umgebaut wird. Dabei sollten Sie auch an Notruf- oder Alarmschalter denken, die bereits durch ihre bloße Anwesenheit ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Auch Telefone mit Lautsprecher und großen Tasten sorgen im Alltag für zusätzliche Entlastung. Wer noch etwas Geld übrig hat, sollte es in eine Funksteuerung oder Smart-Home-Technik für Heizung, Rollläden & Co. investieren.

Letztlich bleibt zu sagen: Statt einer kostenintensiven Komplettausstattung sollten Sie vielleicht erst einmal einzelne Anschaffungen tätigen. Die können bereits enorm dazu beitragen, die Lebensqualität eines älteren Menschen zu verbessern. Und das am besten so früh wie möglich.

Gut zu wissen:

Sie wollen sich fürs Alter (finanziell) gut aufstellen und versichern? Dann schauen Sie bei unserer Pflegeversicherung vorbei!