Mount Everest statt Chiemsee-Umrundung: Außergewöhnliche Touren für Fahrrad-Entdecker

Aufsatteln! Der Frühling ist da  – und mit ihm werden endlich die beinahe 80 Millionen Fahrräder aus den Kellern und Garagen der Bundesrepublik befreit. Denn vielleicht lieben Sie lange Fahrradtouren ebenso wie wir! Doch so malerisch die heimische Natur (und so spannend ein Rad-Trip durch Deutschlands Städte) auch sein mag: Bei der dritten Umrundung des Chiemsees und der sechsten Picknickfahrt entlang der Alster überkommt selbst den tapfersten Radler irgendwann die Sehnsucht nach einem aufregenderem Fahrrad-Erlebnis. Und das zu Recht, stehen Ihnen und Ihrem geliebten Drahtesel doch alle globalen Radtour-Möglichkeiten offen.

Wir zeigen Ihnen heute fünf der abenteuerlichsten Strecken-Erlebnisse für Fahrradfahrer, die unser Planet zu bieten hat. Ob Naturliebhaber, Kunstkenner oder Adrenalinjunkie: Radeln Sie zu Ihrem nächsten Fahrrad-Abenteuer!

Radtour-Tipp #1: Fahrrad-Tanz auf dem Vulkan

Trotz aller Heimatliebe: Europas höchsten Vulkan und die mediterrane Mittelmeerküste finden Sie nicht in Deutschland. Sie suchen ein einzigartiges Fahrrad-Abenteuer in Europa? Der Ätna auf der italienischen Insel Sizilien bietet genau das!

Das Tour-Erlebnis entführt Sie über befestigte Land- und unbefestigte Wirtschaftswege in die imposante Landschaft des Ätna-Nationalparks, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Je nach Fitnesszustand und Ambitionen können Sie die Vulkanroute in drei oder mehr Tagen befahren.

Die Vulkan-Radtour im Detail

Als Start- und Endpunkt der Rundfahrt eignet sich übrigens das Örtchen Zafferana Etnea, das von Catania gut mit dem Zug erreichbar ist. Von dort strampeln Sie für Ihr Bike-Abenteuer ganze 179 Kilometer durch getrocknete Lavawüsten, vorbei an untergegangenen Dörfern, kleinen Wäldern und idyllischen Ortschaften. Und stets den schneebedeckten Gipfel im Blick.

Doch Vorsicht: Mit einem Faltrad sollten Sie sich nicht ins Abenteuer stürzen! Stattdessen sorgen Cross-Country-Mountainbikes oder robuste Gravelbikes für genug Grip und Federung. Außerdem erfordern die 5.380 Höhenmeter der Route eine gewisse Fitness, spezielle fahrtechnische Fähigkeiten brauchen Sie aber nicht. Für die Strapazen werden Sie dafür immer wieder mit beeindruckenden Ausblicken auf den Vulkan und die Küste entlohnt. Aber: In der drückenden Hitze radelt es sich auch auf dem Ätna nicht gut. Planen Sie Ihre Tour also am besten zwischen März und Mai und erkundigen Sie sich unbedingt vorher über eine etwaige Ausbruchsgefahr. Der Ätna ist ein aktiver Vulkan!

Unser Tour-Tipp – Bikepacking

Ein Fremdwort für Sie? Keine Sorge, denn für das Backpacking auf zwei Rädern brauchen Sie lediglich ausreichend Stauraum. Die Lösung: Eine Satteltasche und eine Lenkerrolle sollten für warme Bekleidung (die Ätna-Tour führt Sie in bis zu 2.500 Meter Höhe), Notfallwerkzeug und Verpflegung bereits ausreichen. Und Übernachten? Das müssen Sie nicht unter den sizilianischen Sternen. So genannte Agriturismi, meist Landgüter oder Klöster, bieten schlichte Zimmer an, in denen Sie nach Ihrem aufregenden Tanz auf dem Vulkan die ausgepumpten Beine hochlegen können.

Schöner-Radreisen-Tipp #2: Kunstgenuss auf dem Van Gogh-Roosegaarde-Fahrradweg

Hier kommt es nicht auf die Länge an: Denn die lediglich 600 Meter des Van Gogh-Roosegaarde-Fahrradwegs östlich der niederländischen Stadt Eindhoven sind sowohl für Kunstkenner als auch für alle anderen Radler ein einzigartiges Erlebnis. Als Teil der Van Gogh-Fahrradroute verbindet er die Opwetten- mit der Coll-Wassermühle, die dem niederländischen Maler einst als Motiv dienten.

Wirklich besonders macht den Radweg jedoch etwas anderes: Der Künstler Daan Roosegaarde – nicht ganz so bekannt wie sein Landsmann Van Gogh – implementierte auf dieser Etappe nämlich tausende leuchtende, mit Solarstrom betriebene Muscheln. Das Ergebnis: Nachts können Sie mit Ihrem Fahrrad über blinkende Muster fahren, die an das bekannte Gemälde „Sternennacht“ erinnern. Auf zwei Rädern in die Welt von Van Gogh – für diese Tour eignet sich sogar das Faltrad.

Radweg-Tipp #3: Radeln auf dem Dach der Welt

Hier können Rhön und Alpen einpacken: Die Trans-Himalaya-Route vom tibetischen Lhasa bis nach Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, ist wohl eine der anspruchsvollsten und beeindruckendsten Fahrradtouren der Welt. Einzige Voraussetzung: 12-15 Tage Zeit und eine sehr gute körperliche wie psychische Kondition. Denn auf den 1.100 Kilometern durch den Himalaya legen tapfere Radler rund 11.500 Höhenmeter zurück. Und: Die dünne Luft 4.000 bis 5.000 Meter Höhe fordert ebenfalls ihren Tribut. In der richtigen Verfassung wird die Route jedoch Zweirad-Liebhaber aus aller Welt unvergesslich bleiben.

Von Lhasa führt die Route über Asphalt- und Naturstraßen vorbei am heiligen Fluss Brahmaputra und diversen Achttausendern. Auch der höchste Berg der Welt, der Mount Everest, begleitet Sie mit etwas Glück mehrere Tage lang – und lädt zu einem Abstecher ins Basiscamp ein. Kleine Dörfchen und Bauern mit Ochsenkarren lassen Sie in der Zeit zurückradeln, bevor der Weg über 2.000 Höhenmeter bergab nach Kathmandu führt.

Ein Alleingang ist jedoch nicht zu empfehlen: Gerade unerfahrene Zweirad-Abenteurer sollten sich eher an geführte Touren halten. Denn: Die werden von lokalen Teams in Autos begleitet, die die Fahrer bekochen, bei Bedarf im Fahrzeug transportieren und sich um Schäden an Material und Personen kümmern. So wird das Abenteuer auf zwei Rädern nicht zum Alptraum auf dem Dach der Welt.

Radfahr-Tipp #4: Aus der Luft aufs Rad beim Helibiken

Adrenalinjunkies aufgepasst: Wer nicht direkt nach Asien fliegen will, kann sich den Fahrrad-Kick auch einfach in den Alpen holen. Keinen Meter bergauf strampeln, sondern nur den Berg hinunter rasen? Das geht an verschiedenen Stellen in den Alpen wie beispielsweise im italienischen Vinschgau oder im schweizerischen Zermatt: Beim Helibiken!

Das speedgeladene Biker-Erlebnis klingt dabei zunächst wie der Traum eines jeden nicht ganz so ambitionierten Fahrrad-Liebhabers: Per Helikopter werden Sie aus dem Tal mitsamt Ihrem Zweirad auf einen Berggipfel gefahren. Doch dann heißt es nur noch: Ausblick genießen und Mountainbiken. Im Schatten des berüchtigten Matterhorns bietet die Air Zermatt solche Downhill-Touren an. Zwar führen zwei der drei Routen über Gletscher, weshalb Sie hierfür einen Bergführer benötigen. Alle guten Dinge sind jedoch bekannterweise drei: Das Unterrothorn wird auch ohne Begleitung angeflogen. Und bietet Mountainbikern eine rund vierstündige Abfahrt, die 1.500 Höhenmeter ins Tal führt.

Warme Kleidung nicht vergessen! Auch das eigene Mountainbike sowie Flickzeug muss zur Downhill-Tour mitgebracht werden. Dann steht dem Adrenalinkick auf zwei Rädern nichts mehr im Wege.

Die Vollkaskoversicherung für Ihr Fahrrad

Um Ihr Fahrrad vor Schäden abzusichern, die bei diesen abenteuerlichen Touren durchaus entstehen können, bietet unsere Fahrradversicherung Bike PROTECT den passenden Schutz. Auch für E-Bikes, Pedelecs und Lastenräder. 

Adrenalin-Fahrradtour-Tipp #5: Die Todesstraße in Bolivien

Wer sich mit seinem Fahrrad auf den „Camino de la Muerte“ wagt, sollte zuvor besser seine Angelegenheiten in Ordnung bringen. Das war zumindest mal so: Noch in den Neunzigern forderte die berüchtigte Verbindungsstraße zwischen der bolivianischen Hauptstadt La Paz und Coroico 200 bis 300 Menschenleben pro Jahr! Denn: An einer Seite der 80 Kilometer langen Bergstraße geht es oft mehrere Hundert Meter in den Abgrund. Mit dem Bau der neuen Umgehungsstraße 2007 hat sich die ehemalige Todesfalle jedoch zum Touristen- und vor allem zum Downhill-Paradies entwickelt.

Übrigens: Neben Adrenalinjunkies kommen auf dem Camino besonders Naturfreunde auf ihre Kosten. Von La Paz führt Sie der Trail nämlich zunächst zum La-Cumbre-Pass auf fast 4.700 Meter Höhe. Aus der kalten, kargen aber beeindruckenden Gebirgsgegend können Sie Ihr Fahrrad jedoch nur noch bergab in die warmen und feuchten Regenwälder des Amazonasbeckens rollen lassen. Die Tour wird von mehreren Veranstaltern angeboten. Wer sicher gehen möchte, sollte im Zweifel das teurere Angebot dem günstigeren vorziehen. Mountainbikes und Schutzausrüstung sind in der Regel inklusive.

Vorsicht: Auch wenn Sie heute vor Befahren des „Camino de la Muerte“ keinen Sarg mehr bestellen müssen, hat die Straße jedoch nicht direkt an Gefahr eingebüßt. Ihnen sollte klar sein: Die Abgründe und der Zustand der Straße sind dieselben, lediglich der Verkehr ist verschwunden.

Wenn Sie also noch kein Mountainbike-Profi sind: Fahren Sie langsam und vorsichtig!