Mikroplastik vermeiden: Das sind die wirklich guten Tipps

Dass Plastikstrohhalme, -tüten oder -becher alles andere als umweltfreundlich oder nachhaltig sind, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Schließlich gehen Bilder von mit Kunststoff vermüllten Stränden oder mit Plastikabfällen bedeckten Meerestieren nicht erst seit gestern um die Welt.

Weniger sichtbar, jedoch mindestens genauso schädlich, ist allerdings auch das noch immer relativ unbekannte Mikroplastik. Der Begriff umfasst alle Kunststoff-Partikel, die bis zu fünf Millimeter groß und nicht biologisch abbaubar sind. Zwar bekommen wir die Plastikteilchen aufgrund ihrer geringen Größe nur selten zu Gesicht. Dennoch ist das Mikroplastik heute nahezu überall in der Natur zu finden – und richtet dort verheerende Schäden an.

Sind die Mini-Plastikpartikel nämlich erst einmal in Gewässer, Böden oder sogar in die Luft gelangt, gibt es – anders als bei größeren Plastikabfällen – nämlich kein Zurück für diesen Müll mehr. Denn Fakt ist: Es ist praktisch nicht möglich, das Mikroplastik wieder aus der Umwelt zu entfernen!

Damit schädigen die Plastikteilchen nicht nur nachhaltig die natürlichen Lebensräume, sondern gelangen als Folge auch in Trinkwasser und Nahrung. Das macht klar: Der Kampf gegen Mikroplastik sollte am besten direkt beginnen. Und genau deshalb zeigen wir Ihnen heute, mit welchen Maßnahmen Sie Ihren Alltag (möglichst bequem) frei von Mikroplastik gestalten können.

Gut zu wissen:

Wussten Sie eigentlich, dass „Zero Waste“ auch beim Putzen aktuell ein großer Trend ist? Alles, was darüber wichtig ist, erfahren Sie in einem weiteren Müllvermeidungs-Ratgeber.

Wie entsteht Mikroplastik?

Ob im Boden, der Luft oder dem Meer – Mikroplastik ist fast überall zu finden. Betrachtet man die Ursprünge der umweltschädlichen Partikel, ist das wenig überraschend. Die sind nämlich mindestens genau so vielfältig.

Mikroplastik im Alltag

Ein großer Teil des Mikroplastiks entsteht bei alltäglichen Handlungen – und damit meist unbemerkt. Oder hätten Sie gewusst, dass Autofahrten von A nach B nicht nur für hohe Abgaswerte, sondern auch für einiges an Mikroplastik sorgen? Die kleinen Plastikteilchen bilden sich unter anderem bei der Abreibung des Autoreifens auf der Straße. So entstehen allein in Deutschland unglaubliche 120.000 Tonnen Mikroplastik im Jahr. Durch Wind und Regen verbreitet, finden die dann ihren Weg von der Straße in Böden und Gewässer. Dort wird das Mikroplastik schließlich von Fischen und anderen Tieren mit der Nahrung aufgenommen.

Doch damit nicht genug. Denn auch mit dem Abwasser der Waschmaschinen gerät Mikroplastik in die Natur. Kleidung aus synthetischen Stoffen verliert beim Waschen nämlich kleine Fasern, die über das Abwasser zunächst in die Kläranlagen gelangen. Die filtern zwar das Wasser, können die mikroskopischen Partikel jedoch nicht vollständig zurückhalten. So gelangt das Mikroplastik über das gefilterte Abwasser ebenfalls in Meere und Flüsse. Auch über Klärschlamm, der in den Kläranlagen entsteht und für das Düngen von Feldern verwendet wird, findet das Plastik seinen Weg in die Umwelt.

Eine weitere Quelle des Mikroplastiks: Leichtsinnig weggeworfener Plastikmüll. Dieser verrottet nicht, sondern zerfällt mit der Zeit zu kleinen Plastikteilchen. Das so entstandene Mikroplastik gelangt nicht nur in den Boden, sondern wird auch durch Wind und Regen wieder in Gewässer geschwemmt. Gerade "vom Winde verwehte" Plastiktüten sind hier ein Problem und werden darum von der Europäischen Union (EU) zusehends zurückgedrängt.

Mikroplastik in der Industrie

Mikroplastik löst sich nicht nur beim Fahren als Abrieb vom Reifen, beim Wäschewaschen oder einer falschen Müllentsorgung und gelangt dann in die Umwelt. Vielen Produkten werden die Plastikpartikel durch die Hersteller nämlich sogar absichtlich zugesetzt, um etwa Konsistenz oder Effektivität zu verbessern.

Das ist besonders bei vielen Kosmetika der Fall: Über 900 Tonnen an Mikroplastik landen jährlich in Pflege- und Kosmetikprodukten, um dort etwa als Füllmittel oder Reibstoff zu dienen. Besonders oft findet das Mikroplastik dabei übrigens in Peelings Verwendung. Die Plastikpartikel eignen sich nämlich (leider) offensichtlich hervorragend dazu, abgestorbene Hautschüppchen von der Haut zu reiben.

Eine wesentlich geringere (jedoch immer noch beachtliche) Menge an mikroskopischem Plastik wird zudem in typischen Wasch- und Putzmitteln eingesetzt. Hier dienen jährlich etwa 50 Tonnen der Plastikteilchen unter anderem dazu, Verfärbungen zu reduzieren und Grauschleier zu beseitigen.

Sie werden es nun wohl schon befürchten: Die Liste der mit Mikroplastik gespickten Produkte ist nahezu endlos. So ist es unter anderem auch in Medikamenten enthalten. Über das Abwasser gelangen die umweltschädlichen Partikel dann erneut in Meer und Flüsse – und sorgen dort für eine umweltschädliche Umgebung. 

Falls Sie sich einen noch detaillierteren Überblick verschaffen wollen, bietet sich die Checkliste des BUND an. Der dort bereitstehende, praktische Einkaufsratgeber gibt nämlich Auskunft, in welchen Kosmetikprodukten sich Mikroplastik und andere Kunststoffe verstecken. 

Wie sich Mikroplastik sonst noch mit  einfachen Maßnahmen eindämmen lässt, erfahren Sie übrigens auch bei uns:

Wie kann ich Mikroplastik vermeiden?

Die gute Nachricht: Schon kleine Veränderungen im Alltag können Ihren Mikroplastik-Fußabdruck enorm verringern. Wir zeigen, welche das sind!

Mikroplastik-vermeiden-Tipp #1: Weniger ist mehr!

Zwar sorgt die Mülltrennung in den meisten Fällen für eine korrekte Entsorgung des Plastiks. Ein Teil des Plastikmülls landet aber trotz korrekter Trennung in unseren Gewässern. Dort zersetzt sich das Plastik nach und nach in kleinste Teile – es entsteht also Mikroplastik.

Ein plastikarmer (oder sogar plastikfreier) Konsum kann diese Umweltverschmutzung eindämmen. Der Plastikverzicht ist zwar nicht immer möglich, in vielen Fällen gibt es jedoch umweltfreundliche Alternativen:

  • Einige Discounter verzichten bereits heute auf Plastikverpackungen bei Obst und Gemüse. In vielen Fällen können Sie Gurke, Apfel & Co. also auch ohne Verpackung kaufen. Zum Transportieren eignen sich Stofftaschen oder -netze, die Sie bei jedem Einkauf wiederverwenden können.
  • Auch Obst und Gemüse vom Wochenmarkt sind eine gute Alternative zu in Plastik verpackten Lebensmitteln aus dem Supermarkt.
  • Viele Bäcker, Metzger oder Cafés bieten an, Lebensmittel oder den Coffee-to-go in mitgebrachte Behälter abzufüllen. So sparen Sie ebenfalls Einwegbecher und Plastikverpackungen ein.

Mikroplastik-vermeiden-Tipp #2: Nur natürliche Stoffe shoppen

Synthetische Stoffe sorgen bei jedem Waschgang für Mikroplastik im Abwasser. Hierzu gehören unter anderem die folgenden Materialien:

  • Mikrofaser
  • Elasthan
  • Polyester
  • Nylon

Achten Sie deshalb beim nächsten Ladenbummel darauf, bevorzugt natürliche Stoffe zu shoppen. Nachhaltige Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Viskose kommen ganz ohne Plastikzusätze aus und sind damit die besten Begleiter im Kampf gegen das Mikroplastik.

Mikroplastik-vermeiden-Tipp #3: In der Drogerie genau hinschauen

Kosmetika, Putz- und Waschmittel sorgen für einen beachtlichen Teil des Mikroplastiks im Abwasser, das wiederum in Böden und Gewässer gelangt. Deshalb sollten Sie die kleinen Plastikteile beim Einkauf in der Drogerie bestenfalls komplett umgehen. Das ist jedoch gar nicht so einfach. Mikroplastik versteckt sich nämlich oft hinter etwas kryptischen chemischen Bezeichnungen oder komplizierten Abkürzungen. 

Die folgenden Namen und Kürzel deuten auf einen Plastikanteil im Produkt hin:

  • Acrylates Copolymer (AC)
  • Acrylates Crosspolymer (ACS)
  • Nylon-6
  • Nylon-12
  • Polyacrylat (PA)
  • Polyethylen (PE)
  • Polyethylenterephthalat (PET)
  • Polymethylmethacrylat (PMMA)
  • Polypropylen (PP)
  • Polyquaternium (PQ)
  • Polystyren (PS)
  • Polyurethan (PUR)

Mikroplastik-vermeiden-Tipp #4: Scannen für mehr Umweltschutz

Bei vielen Produkten ist die Liste der Inhaltsstoffe richtig, richtig lang. Das macht die Suche nach plastikfreien Alternativen bisweilen zu einer echten Geduldsprobe. Abhilfe schaffen können allerdings Apps für das Smartphone, die nach dem Einscannen die Zusammensetzung des Produkts aus Kunst- und anderen Stoffen bewerten. 

Praktisch: Dabei erhalten Sie nicht nur Auskunft über den Plastikanteil im Produkt, sondern wissen auch sofort über andere umweltschädliche und gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe Bescheid. Und so geht’s:

  • Nachdem Sie einen Produkt-Barcode mit einer App wie CodeCheck gescannt haben, teilt diese die Inhaltsstoffe in drei Kategorien ein: Orange steht für bedenklich, hellgrün für leicht bedenklich, dunkelgrün für unbedenklich. In den Einstellungen der App können Sie zudem festlegen, vor welchen Inhaltsstoffen Sie gewarnt werden möchten. Setzen Sie hier ein Häkchen bei Mikroplastik, macht Sie die App automatisch auf den Mikroplastikanteil des Produkts aufmerksam.
  • Verschiedene Siegel auf Produktverpackungen sollen dabei helfen, umweltfreundliche Alternativen im Ladenregal schneller zu finden. Welche Siegel tatsächlich für unbedenkliche Inhaltsstoffe stehen und welche nur leere Versprechen geben, ist dabei nicht immer ganz leicht und eindeutig zu unterscheiden. Leider. Die App NABU Siegel-Check hilft Ihnen aber beispielsweise dabei, ökologisch sinnvolle Siegel zu finden. Nachdem Sie das jeweilige Siegel eingescannt haben, teilt die App dieses in eine der drei Ampelkategorien – rot, gelb oder grün – ein.

Mikroplastik-vermeiden-Tipp #5: Weniger Auto fahren

Der Klassiker unter den umweltschützenden Maßnahmen ist wohl der Verzicht auf das eigene Auto. Kein Wunder! Schließlich schlagen Sie hier gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn mit einem Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel sparen Sie nicht nur CO2-Emissionen ein, sondern sorgen auch für weniger Mikroplastik auf den Straßen.

Da die Auswirkungen von Mikroplastik auf Umwelt, Tiere und Natur also keine Guten sind und Sie mit dem "richtigen" Einkaufsverhalten schon zu einer Reduktion des fast unsichtbaren Mikro-Mülls beitragen können, hoffen wir, Ihnen ein wenig weitergeholfen zu haben. Denn ob Sie nun weniger Plastiktüten verwenden - oder bei der Wahl des Duschgels zu einem anderen, plastikfreieren Hersteller greifen: Wirklich viel ändern müssen Sie eigentlich gar nicht, um einen aktiven Beitrag zu leisten.