Welche Gewerbeversicherungen gibt es überhaupt?

Gerade im Internet ist die Auswahl an - mehr oder weniger- sinnvollen Gewerbeversicherungen schier grenzenlos. Von der Glasbruchversicherung für den Elektriker bis hin zur Flottenversicherung für die Hotelangestellten, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen: Wer mit Hilfe von Google nach Versicherungen für sein Gewerbe sucht, läuft nicht nur schnell Gefahr, den Überblick zu verlieren. Möglicherweise schließen er oder sie sogar völlig unsinnige, dafür aber besonders teure Policen ab!

Das Problem: Eine ordentliche Risikoabsicherung ist für Gewerbetreibende dennoch unabdingbar. Und das aus gutem Grund, denn fehlt der nötige Versicherungsschutz, können unvorhergesehene Schäden schnell zur finanziellen Belastungsprobe für das eigentlich erfolgsversprechende Geschäftsvorhaben werden.

Wir haben uns daher einmal ausführlich im Netz umgesehen und die knapp 15 häufigsten Versicherungs-"Empfehlungen" der ersten Suchmaschinenergebnisseiten auf Sinn, Nutzen und Zweck für ein paar besonders gängige Branchen durchleuchtet. Das Ergebnis: Eine praktische Übersicht, über welche Gewerbe-Versicherungen Sie zum Start Ihrer Unternehmensgründung auf jeden Fall nachdenken sollten. Und über welche eher nicht.

Als Beispiele zur Beurteilung eines guten Versicherungsschutzes haben wir Gewerbebetriebe aus diesen acht Tätigkeits-Bereichen gewählt:

  1. Gastronomie
  2. Hotellerie und Beherbergung
  3. Heilnebenberufe
  4. Pflege
  5. Gebäudereiniger
  6. Garten und Landschaftsbau
  7. Elektriker
  8. Einzelhandel (Textil / Lebensmittel)

Betriebliche Absicherung(en), die jedes Unternehmen treffen sollte

Starten wir gleich mal mit den Klassikern, also den Versicherungen, mit denen Sie beruflich auf jeden Fall gut beraten sind: Für alle Branchen ist eine Betriebshaftpflichtversicherung zweifelsohne ein Muss! Denn ein Malheur passiert schnell. Es ist in keinem Fall hilfreich, wenn Sie dann in einen Streit mit Ihren Kunden geraten. Besser: Den Schaden direkt ersetzen (lassen).

Übrigens: In Pflege- oder Heilberufen kann eine Betriebshaftpflichtversicherung sogar gesetzlich vorgeschrieben sein. Kein Wunder, können die Folgekosten einer versehentlichen falschen Behandlung schnell astronomische Höhen erreichen. In der Gastronomie kann dagegen schon ein rutschiger Boden reichen – und Gewerbetreibende müssten ohne Haftpflichtversicherung die Krankenhauskosten des lädierten Gastes auf ihre Kappe nehmen.

Auch eine allgemeine Inhaltsversicherung ist durchaus sinnvoll. Denn zu fast jedem Gewerbe gehören bewegliche Gegenstände und Inventar, die durch Einbruch, Unwetterfolgen oder Vandalismus zerstört werden können. Kommt es zu einem Versicherungsschaden, wird dann im besten Fall der Neuwert der Betriebseinrichtung ersetzt. Alleine im Einzelhandel oder in der Hotellerie geht es hier schnell um Werte im hohen fünf- oder gar sechsstelligen Bereich, die versichert sein sollten.

Wichtig bei der Auswahl der passenden Police: Achten Sie darauf, dass möglichst auch grobe Fahrlässigkeit von Ihrer Inhaltsversicherung abgedeckt wird! Denn: Dass ein Mitarbeiter beispielsweise vor dem Starkregen vergisst, das Fenster Ihres Ladens zu schließen, ist leider gar nicht so abwegig.

Gewerbeversicherungen, die sich (die meisten) Unternehmen eher sparen können

Achten Sie bei der Auswahl Ihrer Risikoabsicherung auf die "goldene Regel": Versicherungsverträge, deren Kosten nicht im Verhältnis zu den Leistungen stehen, lohnen sich selten! Selbiges gilt, wenn die Risikowahrscheinlichkeit eines Schadensfalls so gering ist, dass eine spezielle Absicherung dafür keinen Sinn ergibt. Viele der bei Google ganz weit vorne auftauchenden Spezial-Versicherungen lassen sich mit diesem Gedanken im Hinterkopf schnell auf ihre "Passgenauigkeit" für Ihren individuellen Bedarf einordnen. Und sollten Sie trotzdem einmal zweifeln: Werfen Sie doch einfach einen Blick in unsere neue Gewerbewelt - wir helfen Ihnen gerne weiter!

Aber zurück zum Versicherungs-Check: Gibt es in Ihrem Fall gute Gründe, eine der folgenden Versicherungen abzuschließen? Dann tun Sie das. Wenn nicht – lassen Sie es lieber!

Spezielle Gewerbeversicherung: Braucht man das - oder kann das weg?

• Glasbruchversicherung

Wenn Ihre gewerbliche Immobilie nicht ausschließlich aus Glasfronten besteht oder Ihre Büroausstattung größtenteils (und warum auch immer) aus ebendiesem zerbrechlichen Material gefertigt ist, dann ist eine Glasbruchversicherung sicher kein absolutes Muss. Denn statistisch gesehen ist ein Glasbruch relativ selten – und die Reparaturkosten sind meist eher überschaubar.

Aber klar, auch keine Frage: Wenn Sie eine gläserne Orangerie als Partyraum für Ihre Gastronomie nutzen, sieht die Sache natürlich anders aus...
 

• Handyversicherung

Den meisten von uns ist das Handy schon mal aus der Hand und auf den Boden gefallen. In Sachen Wahrscheinlichkeit scheint eine Versicherung fürs gewerbliche Smartphone also tatsächlich Sinn zu ergeben. Doch Obacht: Ersetzt wird für gewöhnlich nur der Zeitwert des Handys. Und der liegt sehr schnell weit unter dem Neupreis - und über den gezahlten Versicherungsbeiträgen. Oft kommt im Schadensfall sogar noch eine Selbstbeteiligung dazu. Kurz: Das lohnt sich selten.

Wenn Sie allerdings ein Gewerbe für Gebäudereinigung haben und Ihre Mitarbeitenden immer mit dem neuesten Gerät in der Hand Ihre Arbeit an den besagten Glasfronten in 100 Meter höher filmen, wäre es die Überlegung wert...

• Cyberversicherung

Wenn arglistige Hacker, Viren oder andere Schadsoftware Schäden an Ihrer IT-Infrastruktur anrichten, kommt eine gewerbliche Cyberversicherung für die finanziellen Folgen auf. In Branchen wie der Hotellerie, dem Einzelhandel oder angesichts sensibler Patientendaten in Heilnebenberufen oder der Pflege, sollte man sich über diesen Schutz in jedem Fall Gedanken machen. Wer dagegen im Grunde nur einen PC und ein Handy hat, um für seine Kunden erreichbar zu sein, kann auf eine Cyberversicherung meist eher verzichten. Übrigens ebenso wie auf eine Elektronikversicherung, die explizit bei Schäden durch Bedienungsfehler, Ungeschicklichkeit, Fahrlässigkeit, Vorsatz oder Sabotage helfen würde.

Aufgepasst: Für Elektriker und ihr Equipment kann eine Elektronikversicherung selbstredend eine ziemlich gute Idee sein!

• Maschinenbruchversicherung

In einem Betrieb für Garten- und Landschaftsbau geht bei einer Umgrabung der Bagger der Firma durch einen Bedienungsfehler kaputt. Ohne Versicherung wäre man hier womöglich aufgeschmissen. Mit der Maschinenbruchversicherung schützt man alle Geräte und Maschinen des Betriebs. Übernommen werden Schäden durch Bedienungs- oder Materialfehler oder die Reparatur von Maschinen, die Ersatzbeschaffung oder im Totalschaden den Zeitwert. Wie immer gilt: Je höher das Risiko, dass etwas wirklich Teures zu Bruch geht, umso sinnvoller ist die Versicherung dafür.

• Insassenunfallschutz

Diese Versicherung soll nach einem Unfall bei bleibenden Schäden unter die Arme greifen – unabhängig von der Schuldfrage. Klingt gut, oder? Nur: In fast allen Fällen braucht’s genau diese zusätzliche Versicherung überhaupt nicht! Denn: Sind Sie oder Mitarbeitende Ihres Gewerbes Unfallverursacher, greift die jeweilige Krankenversicherung. Erleiden Mitfahrende oder andere Verkehrsteilnehmer eine Verletzung, ist zudem Ihre gewerbliche Kfz-Haftpflicht am Zug.

Die berühmte Ausnahme: Personentransporte sind wesentlicher Teil Ihres Gewerbes, zum Breispiel in der Pflege! Dann kann es sogar sein, dass eine Insassenunfallschutzversicherung sogar gesetzlich vorgeschrieben ist.

• Autoinhaltsversicherung

Ob in der Pflege, der Gastronomie, dem Garten- und Landschaftsbau oder im Elektrik-Betrieb: Dienstfahrzeuge werden hier tagtäglich benutzt. Um Waren, Ladung und den gesamten Inhalt des Fahrzeuges zu schützen - etwa, wenn dieser zum Beispiel wegen speziellen Werkzeugs sehr teuer ist - bietet sich die Autoinhaltsversicherung an. Diese greift bei Unfällen (aber auch bei Diebstahl oder bei einem Fahrzeugbrand) und übernimmt alle Kosten, die dadurch am mitgeführten Inhalt entstehen.

Also: Wenn es aus Ihren gewerblichen Fahrzeugen nichts zu holen gibt, können Sie sich eine Autoinhaltsversicherung (wahrscheinlich) sparen.

• Betriebs- bzw. Praxisausfallversicherung

Sie steht Ihnen bei Unfall, Krankheit oder verordneter Quarantäne des Gewerbe-Inhabers oder bei Schäden (etwa durch einen Brand) zur Seite. Da sie eine gewisse Schnittmenge mit der Inhaltsversicherung aufweist, ist sie eigentlich nur dann sinnvoll, wenn der Betrieb entscheidend von einer Person abhängig ist.

Sollte Ihr Gewerbe auch dann einigermaßen weiterlaufen können, wenn Sie für ein paar Tage im Bett liegen, so braucht es die Betriebs- bzw. Praxisausfall-versicherung stattdessen eher nicht.

• Bürgschaftsversicherung

Für Aufträge mit großem Volumen verlangen Kunden bisweilen besondere Sicherheiten. Im Garten- und Landschaftsbau zum Beispiel kann es durchaus passieren, dass die Versicherung quasi als Bürge einspringen können muss. Damit klar ist, wer haftet, wenn der Auftrag nicht wie erwünscht ausgeführt werden sollte.

In allen anderen von uns erwähnten Branchen ist eine Bürgschaftsversicherung eher unnötig.

Wenn Unternehmen streiten: Lohnt sich eine betriebliche Rechtsschutzversicherung?

Je höher die Wahrscheinlichkeit, dass Sie oder Ihre Mitarbeitenden mit Ihren Kunden (oder Sie mit Ihren Mitarbeitenden) in einen Rechtsstreit geraten, umso eher kann sich eine betriebliche Rechtsschutzversicherung auszahlen. Denn Gerichtskosten liegen selten unter ein paar Tausend Euro. Wenn es denn überhaupt so weit kommt. Denn tatsächlich unterstützen Sie auch andere Versicherungen wie die Betriebshaftpflichtversicherung dabei, ungerechtfertigte Forderungen abzuwehren. 

Unser Tipp: Achten Sie darauf, welche Fälle in Ihren Policen jeweils mitversichert sind – oder machen Sie es sich leichter und setzen Sie auf eine All-Risk-Gewerbeversicherung, bei der Sie auf einen Blick sehen, welche Versicherungsschlüsse es gibt.

Überblick: Welches Unternehmen braucht welche Versicherung (wirklich)?

Hier kommt er nun zum Abschluss: Im folgenden Überblick haben wir alle von Google "empfohlenen" Gewerbeversicherungen für Betriebe und Unternehmen aus den Bereichen Gastronomie, Hotellerie und Beherbergung, Heilnebenberufe, Pflege, Gebäudereinigung, Garten- und Landschaftsbau, Elektrik und Textil- wie auch Lebensmittel-Einzelhandel in einer Liste zusammengefasst und markiert, was wirklich wichtig ist. Naja, und was eben nicht.

Sinvolle Gewerbeversicherungen Nach Branche