Ratgeber
Selbstständigkeit: Top-Risiken für Gründer & Unternehmen
Sie wollen durchstarten und Ihr eigener Chef werden? Wir erklären, welche (finanziellen) Risiken Gründer unbedingt im Blick haben sollten!
Die wichtigsten finanziellen Risiken für Gründer
Wer sich selbständig macht, begibt sich auf eine neue und spannende Reise - keine Frage! Doch für viele Gründer ist gerade die Anfangsphase des Unternehmertums verbunden mit Herausforderungen und Themen, die sie bislang im Angestelltenverhältnis so nicht kannten. Hilfreich ist es, vor allem die finanziellen Risiken der Selbständigkeit zu kennen – bevor man sie am eigenen Leib oder Unternehmen erleben muss.
Denn egal, ob Sie mit einem finanziellen Polster ausgestattet sind oder einen Gründungszuschuss beantragen müssen: Auf lange Sicht kann jedes Unternehmen aus den verschiedensten Gründen in finanzielle Engpässe oder Schwierigkeiten geraten. Für Ihre Anfangsphase als Gründer oder Gründerin, aber auch hilfreich für bestehende Unternehmen, haben wir in diesem Ratgeberbeitrag deshalb einmal die gängigsten Ursachen dafür gesammelt, dass Unternehmer und Unternehmerinnen in Geldnot geraten. Folgende Fragen beleuchten wir außerdem für Sie:
- Wie viele Rücklagen sollte ich bilden?
- Wie behalte ich in Sachen Steuern & Co. den Überblick?
- Welche Möglichkeiten gibt es für die Altersvorsorge?
- Was passiert, wenn ich finanziellen Verlust mache?
- Welche Unternehmensform ist die richtige für mich?
Und natürlich haben wir dazu noch jede Menge heiße Tipps für Ihren erfolgreichen und finanziell sicheren Gründer-Start!
Rücklagen verschaffen Sicherheit – nicht nur bei der Unternehmensgründung
Unser Autor spricht hier aus Erfahrung: Die Euphorie zum Neustart ist oft größer als der Drang, sich mit den Risiken einer Gründung auseinanderzusetzen. So kommt es immer wieder vor, dass Unternehmer oder Unternehmerinnen sich übernehmen und ihre Selbständigkeit schon nach kurzer Zeit wieder aufgeben müssen, weil sie die Kosten unterschätzt oder keine ausreichenden Rücklagen gebildet haben. Damit das nicht passiert, sollte man auch bei knappen finanziellen Mitteln unbedingt für ein gewisses finanzielles Polster sorgen.
Für welche Situationen brauchen Existenzgründer und Unternehmen überhaupt Rücklagen?
Absehbares wie die regelmäßige Umsatzsteuer-Zahlung oder die (fast schon obligatorischen) Steuerrückzahlungen am Jahresende kann man einigermaßen gut berechnen und entsprechend einplanen. Oder noch besser: Man fragt die eigene Steuerberatung. Doch auch für Unvorhersehbares wie ein Ausfall durch Krankheit oder die Überbrückung von einkommensschwachen Monaten sollten gerade in Zeiten des Wachstums berücksichtigt werden. Wenn alles gut läuft, sollten Sie also nicht nur ans Investieren denken, sondern auch immer das Sicherheitsnetz enger knüpfen.
Wie viel Geld sollte nach der Gründung eines Unternehmens in die Rücklagen fließen?
Als Arbeitnehmer muss man sich um die Steuerzahlungen nicht kümmern, da der Arbeitgeber diesen Schritt mit der Brutto-/Netto-Auszahlung bereits berechnet. Doch als Selbständiger oder Selbständige gilt es, Einnahmen so zu behandeln als seien sie Bruttoeinnahmen. Damit am Ende des Finanzjahres dann noch genügend übrig bleibt, sollten Sie mit (mindestens) 20-30 Prozent Ihres Gesamteinkommens für die Einkommenssteuer rechnen. Für einen ungefähren Schätzwert bieten sich übrigens zahlreiche Webseiten zur Berechnung Ihrer Einkommenssteuer an. Googeln Sie einfach mal nach "Steuerrechner" oder "Einkommenssteuer berechnen".
Unabhängig davon sollten Sie aber natürlich auch immer die monatliche Umsatzsteuer auf die Seite legen. Denn die reichen Sie im Grunde lediglich an den Fiskus weiter. Verfallen Sie also nicht der Verlockung, die vereinnahmte Gewerbesteuer gleich wieder auszugeben!
Steuern sind nicht die einzigen Gründe für Rücklagen!
Wie bereits angedeutet, sind Rücklagen aber nicht nur für Steuerzahlungen sinnvoll. Auch Urlaube, andere Sonderausgaben oder eventuell ein neues Inventar können – wenn nicht vorab im Budget mit eingeplant – Unternehmer oder Unternehmerinnen in finanzielle Engpässe bringen. Empfehlenswert ist es, von den monatlichen Einnahmen immer gleich einen Betrag X auf ein separates Konto zu überweisen. So kommen Sie erst gar nicht in die Versuchung, Geld auszugeben, das Sie eigentlich nicht zur Verfügung haben.
Wer sich mit Zahlen und Paragraphen nicht so gut auskennt (und sich damit auch nicht beschäftigen möchte), merkt schnell, dass Hilfe von außen die beste Lösung ist – auch wenn sich ein Steuerberater oder eine Steuerberaterin gerade in den Anfangszeiten des Unternehmertums wie eine Luxusausgabe anfühlen kann. Glauben Sie uns: Eine professionelle Steuerberatung ist gerade in der Anfangsphase, aber auch bei steigenden Verpflichtungen in späteren Jahren, oft sprichwörtlich Gold wert! An dieser Stelle zu sparen ist daher definitiv zu kurz gedacht, denn Steuerbußgelder oder gar versäumte Einsparungen können den Mehrwert und die Ausgabe für einen Steuerberater leicht (und weit) übersteigen.
Selbstständigkeit und Altersvorsorge für Existenzgründer und andere Selbstständige
Ein weiterer Bereich, den viele Unternehmer oder Unternehmerinnen gerade am Anfang Ihrer Selbständigkeit oft außer Acht lassen, ist die Planung der eigenen Altersvorsorge. Mit dem 2005 verabschiedeten Alterseinkünftegesetz hat sich gerade für Unternehmer und Selbständige nämlich vieles verändert. So bietet die gesetzliche Rentenversicherung seither keine ausreichende Absicherung mehr für Selbstständige im Alter und sollte daher keinesfalls Ihre einzige Vorsorgeoption sein!
Immerhin können Sie bereits heute (zumindest grob) Ihre ganz persönliche Rentenlücke berechnen. Mithilfe von kostenlosen Rentenlücken-Rechnern im Internet lässt sich anhand Ihres Geburtsdatums und des letzten/aktuellen Bruttogehalts nämlich ungefähr voraussagen, wie viel Sie netto als Rente im Alter erhalten werden. Und wie viel Ihnen dann zum Beibehalten Ihres aktuellen Lebensstandards fehlen dürfte.
Optionen zur privaten Altersvorsorge für Selbstständige und Existenzgründer
Eine beliebte und oft genutzte Option (vor allem für Selbständige) stellt die sogenannte Rürup-Rente dar. Diese private Altersvorsorge mit staatlicher Förderung kann sogar von der Steuer abgesetzt werden. Im Rentenalter bekommen Sie dann eine monatliche Rente ausbezahlt. Und: natürlich bekommen Sie die auch als Basisrente bekannte private Altersvorsorge bei uns!
In manchen Berufsgruppen ist die gesetzliche Rentenversicherung als Altersvorsorge allerdings Pflicht. Dazu gehören Handwerker, Künstler, Publizisten, Hebammen sowie freiberufliche Lehrer. Ob Sie dazu zählen und was Ihnen droht, wenn Sie den Beitritt in die gesetzliche Rentenversicherung versäumen, erfahren Sie direkt auf der Webseite der Deutschen Rentenversicherung. Befreit von der Versicherungspflicht ist allerdings jeder, der nicht mehr als 450 Euro im Monat durch selbständige Arbeit verdient.
Übrigens: Wer nicht zu den oben aufgeführten Berufsgruppen zählt, kann zwar auch einen Antrag für den Beitritt in die gesetzliche Altersvorsorge stellen. Für viele Menschen stellt sie immerhin als Basisabsicherung (immer noch) eine gute Option dar. Besser ist es aber in den meisten Fällen, sich individuell beraten zu lassen und erst danach eine derart wichtige Entscheidung zu treffen.
Achten Sie zudem darauf, dass Sie als beitrittspflichtiger Existenzgründer oder Existenzgründerin den Beitrittsantrag in die gesetzliche Rentenversicherung spätestens drei Monate nach Aufnahme Ihrer Selbständigkeit einreichen, sonst muss mit Nachzahlungen und eventuellen Bußgeldern gerechnet werden. Für all diejenigen, die nur teilweise und in geringem Umfang selbständig sind, gibt es zudem die Option, freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung zu bleiben.
Wie sparen Gründer, Unternehmer und Selbstständige für das Rentenalter?
Um ausreichend privates Kapital fürs Alter anzusparen, stellen Sie sich am besten ganz ähnliche Fragen, wie bei der schon erwähnten Rücklagenbildung:
- Wie hoch sind meine Einnahmen?
- Wie hoch sind meine Kosten?
Also: Welchen Betrag kann ich monatlich auf die Seite legen, um ein Ansparmodell in privater Sache zu schaffen? In Zeiten rasant steigender Inflationsraten scheint es nicht unbedingt die beste Lösung zu sein, Geld auf dem Sparbuch anzuhäufen. Und trotzdem ist richtiges (!), langfristiges und sicheres Sparen fürs hohe Alter oder für die Ausbildung und Zukunft der eigenen Kinder immer eine gute Idee. Mehr dazu in unserem Ratgeber: Geld richtig sparen mit einer Alternative zum Sparbuch? So klappt´s!
Absicherung der eigenen Arbeitsleistung nicht vergessen!
Darüber hinaus ist es natürlich auch ratsam, die eigene Arbeitsleistung in den Jahrzehnten bis zum Rentenalter über eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Je früher Sie sich in dieser Hinsicht um eine Versicherung kümmern, desto besser – denn die Prämien steigen, je älter Sie werden.
Wenn die Selbstständigkeit als Existenzgründer zur Verlustrechnung wird
Wer sich beispielsweise als Dienstleister oder Berater selbständig macht, sollte sich zudem unbedingt um eine Vermögensschadenhaftpflicht kümmern. Denn schon beim kleinsten Fehler oder falscher Beratung kann Ihr Kunde Sie in die Verantwortung für seinen Vermögensschaden ziehen. Aber auch für andere Branchen und Serviceleistungen sind grundlegende Business-Versicherungen wie eine gewerbliche Haftpflichtversicherung ein absolutes Muss. Selbständige, die sich nicht absichern, haften nämlich in der Regel nicht nur mit dem Unternehmens-, sondern auch mit ihrem Privatvermögen - und das meist unbegrenzt!
Gut zu wissen: Haftpflicht passend zur Branche wählen!
Natürlich ist nicht jedes Business gleich. Welche Gewerbeversicherungen wir für Unternehmen anbieten erfahren Sie in unserer Gewerbewelt.
Krankenversicherung: Kein Weg zurück? Doch, nur etwas komplizierter...
Kommen Sie trotz guter Planung und Vorsorgeregelungen dennoch irgendwann zu dem Entschluss, dass die Selbständigkeit nicht der richtige Weg für Sie ist, so können Sie Ihren Betrieb wieder auflösen und in ein Angestelltenverhältnis zurückkehren. Bei dieser Phase gilt zu beachten, dass Sie Ihre private Krankenversicherung aus dem Unternehmertum wieder in die gesetzliche Krankenversicherung umwandeln können - vorausgesetzt, Ihr neues Angestellten-Gehalt übersteigt nicht die Versicherungspflichtgrenze von aktuell (2022) 64.350 Euro pro Jahr. Für viele ist der Komfort und die zusätzlichen Leistungen, die eine private Krankenversicherung darstellt, jedoch ohnehin etwas, das sie auch als Angestellter oder Angestellte nicht mehr missen wollen.
Die richtige Rechtsform bei der Gründung eines Unternehmens wählen
Abschließend wollen wir nun noch die Frage beleuchten, welche Unternehmensformen zur Auswahl stehen. Hier unterscheiden sich die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und die Aktiengesellschaft (AG) als sogenannte Kapitalgesellschaften zunächst schon einmal ganz grundsätzlich in der Höhe des Startkapitals. Für GmbHs ist ein Startkapital von 25.000 Euro erforderlich, während für eine AG sogar mindestens 50.000 Euro vonnöten sind.
Falls Sie als Einzelunternehmer erstmal ohne oder mit nur geringem Kapital starten wollen, können Sie das jedoch auch schon mit einem "einfachen" Gewerbeschein tun. Diesen bekommen Sie bei der zuständigen Gemeinde Ihrer Meldeadresse nämlich schon für 20 Euro (bis zu 60 Euro, je nach Stadt). Übrigens: Wer auch als Einzelunternehmer oder Einzelunternehmerin den eigenen (Wunsch-)Firmennamen offiziell ins Handelsregister eintragen lassen möchte, um damit noch seriöser aufzutreten, kann das bereits für 30 Euro zusätzlich erledigen.
Neben dem (voll mit dem privaten Vermögen) haftenden Einzelunternehmen stehen zudem noch andere Rechtsformen wie beispielsweise die Unternehmergesellschaft (UG), oft auch "kleine GmbH" genannt, zur Wahl. Ihr größter Vorteil ist, dass man trotz geringem Startkapital gründen kann und dennoch nicht mit dem privaten Vermögen haftet. Die UG hat allerdings auch gerade deshalb nicht unbedingt den Ruf des vertrauenswürdigsten Partners in der Geschäftswelt.