Die neuen CO2-Grenzwerte für Pkw und die Auswirkungen beim Kauf eines Neuwagens

Mit der neuen CO2-Emissionsregelung stehen Autohersteller vor der Herausforderung, neben Diesel und Benzinern auch emissionsfreie Autos wie Elektroautos verkaufen zu müssen. Die ab 2020 geltende Vorgabe von 95 Gramm CO2-Emission pro Kilometer ist sonst nicht zu schaffen und empfindliche Strafen drohen. Das Vorhaben ist umstritten, da einerseits Jobverluste befürchtet werden und andererseits ein dringender Handlungszwang gesehen wird, um mit der steigenden chinesischen Konkurrenz umgehen zu können. Doch was genau sieht die Regelung vor und welche Folgen hat das für Autofahrer? Wir klären auf, was das für die Mobilität, die Automobilindustrie und Sie als Autofahrer bedeutet. 

Neues Gesetz zu CO2-Grenzwerten: Was bedeutet es?

Ab 2020 tritt in der EU eine neue Regelung für CO2-Grenzen in Kraft. Vorgesehen ist, dass der durchschnittliche Grenzwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer für die gesamte Autoflotte eines Herstellers gilt. Die Überschreitung dieses Grenzwertes hat ab 2021 Strafzahlungen und damit (wahrscheinlich) auch Imageschäden für die Hersteller zur Folge. Zudem geht die Regelung aus Brüssel noch weiter: Ab 2030 muss der CO2-Ausstoß nämlich erneut gedrosselt werden, und zwar um weitere 35 Prozent.

Was ändert sich 2020 für Autofahrer?

Sie fahren bereits ein Elektroauto? Dann ändert sich für Sie nicht viel. Autofahrer, die aktuell einen Diesel oder Benziner fahren, müssen in Zukunft dagegen tiefer in die Tasche greifen. Die Idee hinter dem neuen CO2-Preis ist, die Nutzung fossiler Energieträger (dazu zählen Kohle, Öl oder Erdgas) teurer zu machen. Auf diese Weise will die EU die stark steigenden Kosten der Energiewende finanzieren und die angestrebte Klima-Neutralität erreichen. Das betraf bisher vor allem Hausbesitzer und Mieter mit einer Öl- oder Gasheizung. Mit der neuen Regelung sind zukünftig auch die Autofahrer von den neuen CO2-Preisen betroffen.

Alle Autofahrer, die ab 2020 über einen Neukauf nachdenken, sollten sich also gut informieren. Egal wie Sie sich entscheiden, sicher ist, dass die Verbrauchsaufzeichnung bereits vor dem Kauf überwacht worden ist. Ab dem 1. Januar 2020 soll der Realverbrauch von jedem neu entwickelten Fahrzeug aufgezeichnet und auch gespeichert werden. Zu diesem Zweck wurden bereits die in den Fahrzeugen zu verbauenden Bordcomputer genauer gemacht. Die zukünftig erlaubte Abweichung darf dann nur noch bei maximal fünf Prozent des Realverbrauchs liegen. Und das kann sehr genau gemessen werden. Denn der reale Verbrauch wird mithilfe einer On-Board-Diagnose in der jeweiligen Werkstatt festgestellt und weitergegenaufgezeichnet.

Welche Folgen haben die neuen Vorgaben?

Im Zuge des Klimapakets erhebt die Bundesregierung eine kräftige Erhöhung der Kfz-Steuer. Die bisherige Ökosteuer (übrigens schon 20 Jahre alt), die auf Diesel und Benzin erhoben wird, soll gemeinsam mit der Kfz-Steuer den Klimaschutz unterstützen. Seit September 2018 sind die Beiträge der Kfz-Steuer kontinuierlich anhand des neuen Verbrauchs-Messzyklus WLTP angepasst worden.

Was bedeutet die CO2-Steuer zukünftig für Autofahrer?

Das wird im Detail noch entschieden, was natürlich die Frage nach einem passenden Neuwagen für Interessierte zusätzlich erschwert. Klar ist aber, dass Autofahrer, wenn sie kein Elektroauto fahren, zukünftig tiefer in die Tasche greifen müssen. Folgende Möglichkeiten der Besteuerung wären denkbar:

  1. Höhere Spritpreise: Nicht wirklich überraschend, oder? Eine Erhöhung der Spritpreise in Deutschland wäre natürlich die einfachste Möglichkeit, die Einführung der neuen CO2-Steuer umzulegen.
  2. Die Beiträge der Kfz-Steuer werden erhöht: Gar nicht so unwahrscheinlich, schließlich sind Elektroautos von der Kfz-Steuer befreit. Mit der steigenden Anzahl der grünen E-Autos schwinden die steuerlichen Einnahmen.
  3. Eine CO2-abhängige Zulassungssteuer: Schweden macht es mal wieder vor. Unsere Nachbarn aus dem europäischen Norden erheben nämlich beim Kauf eines Neuwagens einmalig eine Zusatz-Steuer, deren Höhe sich nach dem Verbrauch bzw. dem CO2-Ausstoß richtet. Damit könnte die Anschaffung von besonders PS-starken Neuwagen um mehrere tausend Euro teurer werden.
  4. Eine neue „City-Maut“: Sie geistert bereits durch die Nachrichten – und tatsächlich fänden viele deutsche Städte eine CO2-abhängige City-Maut sehr attraktiv. Die Idee dahinter ist klar, denn auf diese Weise würden Staus reduziert und auch der Anteil von Schadstoffen in der Luft könnte deutlich gesenkt werden. Elektroautos wären davon übrigens (wie es aussieht) wieder befreit.

Was sollte man beim Kauf eines Neuwagens ab 2020 beachten?

Auch wenn sich die Bundesregierung bemüht die angepriesene E-Mobilität zu fördern, entspricht das nicht unbedingt dem Nutzungsprofil aller Autofahrer in Deutschland. Wir zeigen deshalb, welcher Antrieb sich für wen eignet.

Gut zu wissen:

Die meisten Elektroautos und Pkw mit Brennstoffzelle werden, ganz im Zeichen der Elektromobilität, seit 2016 mit 4.000 Euro von Bund und Herstellern gefördert. Plug-in Hybride erhalten eine Förderungssumme von 3.000 Euro. Die Prämie, die bei Kauf oder Leasing gezahlt wird, gilt bis zum Jahr 2025. 

  1. Diesel: Ein Wagen mit Dieselmotor ist auch weiterhin oft die beste Wahl für Vielfahrer. Gerade auf langen Distanzen sind sie einfach deutlich sparsamer als normale Benziner. Autofahrer, die mit dem Diesel regelmäßig in die Stadt müssen, sind mit einem Modell, das der neuen Abgasnorm Euro 6d-temp oder 6d entspricht, am besten beraten. Der ADAC wies erst kürzlich daraufhin, dass diese Abgasnorm nämlich auch in den nächsten Jahren noch die Einfahrerlaubnis in deutsche Großstädte haben dürfte.
  2. Benziner: Bei diesen Modellen muss unbedingt beachtet werden, dass die Fahrzeuge der neuesten Abgasnorm Euro 6d entsprechen. Diese verfügen nämlich (meistens) über einen Benzin-Partikelfilter, der für die Einhaltung der neuen Grenzwerte benötigt wird. Fakt ist: Benziner sind von der CO2-Steuer am stärksten benachteiligt. Das sollte beim Neuwagenkauf unbedingt bedacht werden.
  3. Erdgas: Generell haben Erdgasautos, die mit CNG fahren (übersetzt Compressed Natural Gas) einen sehr geringen Schadstoffausstoß. Aufgrund des geringen Verbrauchs ist auch der CO2-Ausstoß niedrig. Der größte Nachteil dieses Modells ist aber die bisher nur lückenhafte Tankstellenabdeckung in Deutschland. Die zukünftige Besteuerung von Erdgasautos und die daraus folgenden Pflichten von Autofahrern sind noch unklar. Ebenfalls wichtig: Erdgas gehört zu den fossilen Kraftstoffen und deren Preis wird mit dem CO2-Gesetz weiter steigen.
  4. Autogas (oder Liquefied Petroleum Gas, kurz LPG): Bisher ist das Angebot an Flüssiggas-Autos noch begrenzt und viele Fahrer rüsten privat um. Welche Auswirkungen die CO2-Steuer auf diese Fahrzeuge haben wird, ist noch unklar. Bislang konnten vor allem die geringen Kraftstoffkosten viele von der Umrüstung überzeugen.
  5. Plug-in-Hybride (Plug-in Hybrid Vehicle, kurz PHEV): Diese „Steckdosenhybride“ verfügen über einen Verbrennungsmotor und sind zusätzlich mit einem Elektromotor ausgestattet, weswegen sie lange Strecken rein elektrisch zurücklegen können. Die aktuelle Generation dieser Fahrzeuge befindet sich noch in verschiedenen Testphasen. 2020 wollen noch mehr Hersteller aus der Autoindustrie wie Mercedes, Audi, BMW oder Opel den bereits bestehenden Markt der Hybridfahrzeuge erweitern. Diese Modelle werden übrigens aufgrund der geringen Emissionen mit 3.000 Euro gefördert.
  6. Elektroautos: Fahranfänger, die auf der Suche nach dem ersten Auto und wegen der neuen Emissionsregeln unsicher sind, greifen am besten zu einem Elektroauto. Die E-Autos (dazu gehören auch Brennstoffzellen-Fahrzeuge) sind nicht von Fahrverboten in Innenstädten betroffen und sind klar im Vorteil bei der Einführung von neuen Verbrauchs- und CO-Steuern. Auch dank der Förderungssumme von 4.000 Euro werden diese Autos für viele junge Autofahrer immer attraktiver.

Die Bayerische Experten-Tipp:

E-Autos bieten im Hinblick auf CO2-Emissionen (und die zu erwartenden Steuern, Gebühren etc.) die meisten Vorteile. Ihr Unterhalt ist jedoch abhängig von der Entwicklung der Strompreise. Angesichts der Energie- und Verkehrswende sowie der Debatten über eine kilometerabhängige Maut werden auch die „Stromer“ zukünftig mitzahlen müssen. Trotzdem: E-Autos sind aktuell die wohl beste Wahl, wenn es um Steuervorteile und Emissionswerte geht. Vorausgesetzt natürlich, sie fahren mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen.

Sie liebäugeln mit einem Neuwagen? Dann achten Sie unbedingt auf die Herstellerangaben zu CO2-Werten und darauf, dass das Auto einen niedrigen (Treibstoff-)Verbrauch hat. Denn je höher der Verbrauch ist, desto höher fällt auch der zu erwartende Kostenanstieg aus.