Richtiges Verhalten bei ärztlichen und anderen Notfällen an Weihnachten

Der Tisch ist gedeckt, die Familie zu Besuch und das Weihnachtsfest im vollen Gange. Ausgerechnet jetzt fängt der Backenzahn an zu schmerzen, Oma Rosi verschluckt sich am Truthahn oder Onkel Eberhard übertreibt es mal wieder maßlos mit dem Alkohol? An den Festtagen haben die meisten Arztpraxen geschlossen. In unserem Ratgeber für ärztliche Notfälle an Weihnachten erfahren Sie,

  • woran Sie einen ärztlichen Notfall an den Feiertagen erkennen
  • was Sie als Ersthelfer oder Ersthelferin an Weihnachten selbst tun können (und sollten) und
  • wann an einem Anruf beim ärztlichen Bereitschaftsdienst, dem Notdienst oder einer anderen Notruf-Nummer (Feuerwehr, Giftnotruf etc.)

kein Weg mehr vorbeiführt.
 

Weihnachts-Notfall #1: Zahnschmerzen

Ein Dominostein hier, eine Marzipankartoffel da. An Weihnachten stehen Süßigkeiten besonders hoch im Kurs. Kein Wunder, wenn die Zähne nach dem dutzendsten Lebkuchen rebellieren.  

Ihr Zahnarzt? Natürlich im wohlverdienten Weihnachtsurlaub. Doch es gibt eine gute Nachricht: Zahnärztliche Notdienste sind an allen Festtagen erreichbar. Meist kündigt der eigene Zahnarzt an, welcher Kollege ihn vertritt. Aber auch Online-Suchportale und der Ärztliche Bereitschaftsdienst weisen auf zahnärztliche Notdienste hin.

Schnelle Hilfe bei Unfällen, abgebrochenen oder ausgeschlagenen Zähnen

Wer sich an Omas knuspriger Entenbrust wortwörtlich die Zähne ausgebissen hat, sollte sich schnell zum zuständigen Notdienst aufmachen. Hierbei den abgebrochenen Zahn mit sauberen Händen oder einem Tuch in einen Gefrierbeutel mit H-Milch packen und so transportieren.  

Tipp: Nehmen Sie Ihre aufgeschobenen Termine trotz Angst vor dem Zahnarzt noch vor Weihnachten wahr. So ersparen Sie sich die böse Überraschung an den Feiertagen.  

Weihnachts-Notfall #2: Vergiftungen

Der übliche Weihnachtstrubel: Die hungrigen Mäuler der Verwandtschaft müssen gestopft werden – und es darf bitte nicht zu lange dauern. In der Hektik landet das Hähnchen auch mal halbgar auf dem Teller. 

Beim Verdacht auf eine (leichte) Lebensmittelvergiftung hilft viel Wasser, Tee oder Elektrolyt-Lösungen aus der (Not-)Apotheke. Aber Achtung: Ist Fisch der Auslöser des Unwohlseins oder tritt Fieber oder blutiger Durchfall auf? Dann kontaktieren Sie umgehend den Ärztlichen Bereitschaftsdienst  unter Telefon: 116117

Anderes gilt, wenn Onkel Eberhard mit Rotwein und Schnaps übertrieben hat. Eine Alkoholvergiftung ist hochgefährlich – ab etwa drei Promille besteht akute Lebensgefahr. Kommt es zur Bewusstlosigkeit, müssen Sie schnell handeln: Legen Sie die betroffene Person in die stabile Seitenlage und rufen sie umgehend den Notarzt über Telefon: 112. Versuchen Sie der Person Wasser zu geben und Sie zudem warm und wach zu halten.  

Lieber einmal mehr den Giftnotruf wählen

Bei Verdacht auf Vergiftungen aller Art stehen die Giftnotrufzentralen immer zur Verfügung. Eine Liste der Giftnotruf-Nummern nach Zuständigkeitsbereich gibt es beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Weihnachts-Notfall #3: Verschlucken

Zwei Klopfer auf den Rücken und schon ist alles wieder in Ordnung? Jein. Denn: Verschluckt man sich am Essen, läuft das in der Regel recht glimpflich ab. Gefährlich werden kann es trotzdem.

Die traditionelle Gans oder der Weihnachtskarpfen haben es nämlich leider in sich, sollte man sich an ihnen unglücklich verschlucken. Der Grund: Ihre kleinen, scharfen Knochen oder Gräten können im sprichwörtlich falschen Hals schnell bedrohlich werden. Sind sie verschluckt, sollte man zunächst wirklich auf den Rücken klopfen oder im Notfall den sogenannten Heimlich-Handgriff anwenden. Hierfür umfassen Sie die Person von hinten am Oberbauch und üben Sie einen rückartigen Stoß aus. Das Einnehmen von Abführmittel oder Erbrechen ist dagegen keine gute Idee.  

Heimlich-Manöver

Trotzdem zum Arzt, wenn es nicht besser wird

Ganz wichtig: Wenn nach der erfolgreichen Selbsthilfe weiterhin Symptome wie (schmerzhaftes, anhaltendes) Kratzen im Hals, Würgereiz, Atemnot oder Magenschmerzen auftreten, sollte es doch noch zum Arzt gehen. Denn im Worst Case kann es durch den lebensrettenden Soforteingriff zu innere Verletzungen kommen. Und: Droht der Betroffene am Essenstisch zu ersticken, rufen Sie lieber einmal mehr den Notarzt.
 

Weihnachts-Notfall #4: Schnitt- und Brandwunden

Alles keine Seltenheit: Das Wintergrillen endet mit einer fetten Brandblase oder statt dem Gemüse schneidet man sich in den Finger. Glücklicherweise lassen sich kleine Brandverletzungen jeglicher Art in der Regel gut selbst behandeln. Brandwunden sollten Sie fünfzehn Minuten lang unter fließendem Wasser kühlen und dann mit einem nicht selbstklebenden (!) Verband (auch Gazeverband genannt) versorgen. Schnittwunden heilen am besten leicht ausgespült, desinfiziert und mit einem Pflaster verschlossen.  

Bitte nicht machen: Aufstechen von Blasen und auch das altbekannte „Aua wegpusten“ fördern die Keimbildung in der Wunde. Tiefe, großflächige oder stark blutende Verletzungen sind dagegen immer ein Fall für den Notruf oder den Weg in die Notaufnahme.  

Weihnachts-Notfall #5: Corona-Symptome

Schlechte Nachricht: So ganz verschonen wird uns Corona wohl auch dieses Jahr zur Weihnachtszeit nicht.  

Beim Auftreten der bekannten Symptome lassen Sie das Familienessen am besten ausfallen. Isolieren und testen Sie sich zeitnah. Werden die Beschwerden schlimmer, wenden Sie sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst (116117). Aber bitte nicht ohne telefonische Absprache dort aufschlagen. Bei leichten Symptomen hilft die Hausapotheke.

Und noch immer gilt: Kommen schwere Atemnot oder hohes Fieber dazu, sollten Sie allerdings den Notarzt (112) rufen.   

Weihnachts-Notfall #6: Psychische Probleme

Friede, Freude, Eierpunsch? Gilt nicht für alle. Depressionen und Co. nehmen keine Rücksicht auf die Feiertage. Im Gegenteil: Auslöser sind manchmal gerade die.  

Doch Sie sind damit nicht allein: Auch an Weihnachten ist die Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 111 0 111 rund um die Uhr, kostenlos und anonym erreichbar. Ansprechpartner ist zudem der Ärztliche Bereitschaftsdienst (116117)

Sie stehen kurz davor, sich selbst zu schaden? Oder jemand droht, sich etwas anzutun? Wählen Sie den Notruf (112) oder suchen Sie schnellstmöglich die nächste Notaufnahme auf.  
 

Sonstige Notfallsituationen: Lieber einmal mehr zum Arzt!

Akute, potenziell lebensbedrohliche Verletzungen oder Symptome wie schwere Atemnot, starke Blutungen oder plötzlich auftretende Bewusstlosigkeit stellen immer medizinische Notfälle dar und erfordern einen Notarzt (112). 

Alkohol ist nicht nur an Weihnachten ein Problem für Sie oder Angehörige?

Die telefonische Beratung zur Suchtvorbeugung ist – auch an den Weihnachtsfeiertagen – von 10 bis 18 Uhr unter der Nummer 0221-892031 erreichbar. 

Typische „Wehwehchen“ an Weihnachten sind meist kein "Notfall!

Das Festessen war wie immer lecker – aber alles andere als leicht bekömmlich. Beim Versuch den Christbaum gerade zu rücken, zwickt es – im Rücken – und die Hände schmerzen vom Plätzchenteigkneten. Magenbeschwerden, Völlegefühl oder Sodbrennen vom übermäßigen Essen benötigen keinen Arzt. Oft hilft hier schon ein ausgiebiger Verdauungsspaziergang oder trockenes Brot. Für länger andauernde Beschwerden gibt es säurebindende Gele aus der Apotheke. Tipp: Auf den „Verdauungsschnaps“ nach dem Essen sollten Sie lieber verzichten!

Auch Rückenschmerzen oder Sehnenscheidenentzündungen belasten in der Weihnachtszeit häufiger als sonst. Hierbei gilt: Schonen und Ruhigstellen hilft. Eine weitere Möglichkeit zur Linderung sind Schmerzmittel. Ein überhasteter Besuch in der Notaufnahme ist aber (meist) nicht nötig.
 

Hausapotheken-Check - am besten noch vor Weihnachten

An Heiligabend zur nächsten Notapotheke rennen? Muss nicht sein. Daher lohnt es sich, schon vorher die eigene Hausapotheke zu updaten. Wir geben einen Überblick, welche Mittel Sie unbedingt im Haus haben sollten:  

  • Verbandskasten, Splitterpinzette, Fieberthermometer, Einweghandschuhe 
  • Vorrat der persönlichen – vom Arzt verschriebenen – Medikamente  
  • Schmerz- und fiebersenkende Medikamente 
  • Arzneimittel gegen Durchfall, Übelkeit und Erbrechen 
  • Medikamente gegen Erkältungskrankheiten  
  • Haut- und Wunddesinfektionsmittel  
     

Notfallnummern im Überblick

  • 112 – Notruf  
  • 116117 – Ärztlicher Bereitschaftsdienst 
  • 0800 111 0 111 – Telefonseelsorge 
  • (Vorwahl) + 192 40 – Giftnotruf (außer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen (-Anhalt), Thüringen: 0361 730 730)