Experteninterview: Dienstunfähigkeitsversicherung für Soldaten

Gerade bei Versicherungen, die Ihr Leben oder Ihre Arbeitskraft absichern, ist eine gute Beratung das A und O. Wir haben unseren Biometrie-Experten Panos Kalantzis gebeten, uns die wichtigsten Fragen zur Dienstunfähigkeitsversicherung für Soldaten und Soldatinnen zu beantworten – praxisnah, verständlich und auf Basis seiner langjährigen Expertise.

Über Panos Kalantzis

Panos Kalantzis ist seit über drei Jahrzehnten in der Versicherungsbranche tätig und seit 2019 als Biometrie-Spezialist bei der Bayerischen. In seiner Funktion betreut er Vertriebspartner im süddeutschen Raum und ist Ansprechpartner für Spezialfragen zur Beamtenabsicherung und Dienstunfähigkeit. Seine Leidenschaft gilt der Absicherung von Menschen gegen die finanziellen Folgen des Verlustes ihrer Arbeitskraft.

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Biometrie-Spezialist Panos Kalantzis

Guten Tag, Herr Kalantzis. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen. Eine Frage, die viele Soldaten und Soldatinnen sich stellen, ist: Brauche ich eine besondere Absicherung für den Fall der Berufs- oder Dienstunfähigkeit oder reicht eine „normale“ Berufsunfähigkeitsversicherung aus?

Panos Kalantzis:
Das Tarifangebot im deutschen Versicherungsmarkt lässt sich in zwei Gruppen unterteilen: Berufsunfähigkeitsversicherungen mit und ohne eine Dienstunfähigkeitsklausel (DU-Klausel).

Der entscheidende Unterschied liegt in der Definition des Versicherungsfalls. Berufsunfähigkeit ist nicht gleichbedeutend mit Dienstunfähigkeit. Sicherlich gibt es viele Fälle, bei denen beide Definitionen erfüllt sind – aber eben nicht alle. Selbst wenn man unterstellt, dass jeder dienstunfähiger Soldat auch berufsunfähig wäre, gilt: Die Entscheidung, ob ein Soldat oder eine Soldatin dienstunfähig ist oder nicht, wird vom Truppenarzt getroffen.

Fehlt im Versicherungsvertrag eine DU-Klausel, muss die versicherte Person selbst den vollständigen Nachweis erbringen, dass eine bedingungsgemäße Berufsunfähigkeit vorliegt.

 

Sind die im Markt angebotenen DU-Klauseln einheitlich oder gibt es Unterschiede?

Panos Kalantzis:
Man unterscheidet zwischen „echter“ und „unechter“ DU-Klausel: Bei der „echten“ DU-Klausel wird der Eintritt des Versicherungsfalls durch die truppenärztliche Entscheidung nachgewiesen. Bei der „unechten“ genügt diese Entscheidung nicht. Der oder die Versicherte muss zusätzlich nachweisen, dass bedingungsgemäße Dienstunfähigkeit vorliegt.

Nur die echte DU-Klausel bietet also einen Mehrwert, weil dadurch eine doppelte Leistungsprüfung vermieden wird.

 

Worauf sollten Soldaten bei der Tarifauswahl außerdem achten?

Panos Kalantzis:
Während der aktiven Dienstzeit ist wichtig, dass Auslandseinsätze im Rahmen des passiven Kriegsrisikos versichert sind. Gerade da wird der wertvolle Versicherungsschutz benötigt.

Hinzu kommt: Für die Mehrheit der Zeitsoldatinnen und -soldaten steht fest, dass sie nach Ablauf ihrer Verpflichtung (sog. Dienstzeitende) in ein ziviles Berufsleben wechseln. Deshalb sollte der private Vertrag maximale Flexibilität und Rechtssicherheit auch für die Zeit nach der Bundeswehr gewährleisten.

 

Ist die Absicherung gegen Berufs- und Dienstunfähigkeit teurer für Soldaten?

Panos Kalantzis:
Innerhalb der Bundeswehr gibt es mehr als 1.000 unterschiedliche Berufe. Der Beitrag einer Dienstunfähigkeitsversicherung für Soldaten ist für die meisten Berufsbilder höher im Vergleich zu einer Berufsunfähigkeitsabsicherung im zivilen Pendant. Das hängt mit dem erhöhten Risiko zusammen, dem alle Soldatinnen und Soldaten ausgesetzt sind.

Umso wichtiger ist es, dass das Versicherungsunternehmen nach dem Dienstzeitende das berufliche Risiko dann neu bewertet, ohne die Gesundheit erneut prüfen zu müssen.

 

Zu welchem Zeitpunkt sollten Soldaten diesen Versicherungsschutz abschließen?

Panos Kalantzis:
Wie immer gilt: je früher, desto besser. Die Versicherbarkeit der Soldaten hängt nicht nur von ihrem Gesundheitszustand ab, sondern auch von der Verwendung innerhalb der Truppe. Bestimmte Verwendungen (z.B. Piloten/Pilotinnen, Minentaucherinnen und -taucher oder Spezialkommandos) sind mit so hohen Risiken verbunden, dass sie nur im Rahmenvertrag der Bundeswehr versicherbar sind.

Entscheidet sich dagegen ein Soldat schon während der Grundausbildung für eine Dienstunfähigkeitsabsicherung, also bevor eine besonders gefährdete Verwendung vorliegt, so hat er eine größere Auswahl und kann seine Absicherung individueller gestalten.

 

Sehr geehrter Herr Kalantzis, wir bedanken uns für das Gespräch!