Eine Person fährt mit dem Motorrad auf einer Straße durch eine Berglandschaft

Motorradfahrer leben gefährlich

(verpd) Motorradfahrer haben nur wenig Möglichkeiten, sich aktiv vor schweren Verletzungen bei einem Verkehrsunfall zu schützen. Zwar hilft eine Schutzkleidung, das Verletzungsrisiko von Kradfahrern zu minimieren, allerdings nur in eingeschränktem Maß, wie eine Studie belegt. Damit es erst gar nicht zum Unfall kommt, hilft jedoch eine umsichtige und regelgerechte Fahrweise.

Letztes Jahr kamen 619 Motorradfahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben. Das waren 6,2 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Zudem gab es 30.800 Nutzer von Motorrädern (Krafträdern mit amtlichen Kennzeichen), im Detail 30.294 Kradfahrer und 506 Beifahrer, die bei Verkehrsunfällen verletzt wurden, was einer Zunahme um 7,7 Prozent entspricht. Dies belegen aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis).

Von allen 31.204 Kradfahrern, die bei einem Unfall mit Personenschäden beteiligt waren, wurden bei fast zwei Drittel der Motorradlenker, konkret 20.371 Kradfahrern, Fahrfehler festgestellt. Davon wiederum waren 16.600 Motorradfahrer auch die Hauptverursacher des Unfalles. Bei 9.367 schweren Motorradunfällen mit verletzten oder getöteten Personen handelte es sich um Alleinunfälle, also Unfälle, bei dem bis auf den Kradfahrer kein anderer Verkehrsteilnehmer am Unfall beteiligt war.

Häufigster Fahrfehler: Überhöhte Geschwindigkeit

Der häufigste Fahrfehler bei unfallbeteiligten Motorradfahrern war eine nicht angepasste Geschwindigkeit. Fast ein Drittel aller Fahrfehler von Kradfahrern, die einen Unfall verursacht oder mit verursacht haben, ist darauf zurückzuführen. An zweiter Stelle liegt ein ungenügender Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern, was rund jeden siebten Fahrfehler betraf. Mehr als jedes zehnte Fehlverhalten eines Kradfahrers, das zu einem Unfall führte oder mit verursachte, betraf einen Fehler beim Überhohlen.

Nach Aussagen von Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), haben rund zwei Drittel aller auf Landstraßen getöteten Motorradfahrer ihren Unfall selbst verursacht.

Dass das tödliche Unfallrisiko für Motorradfahrer hoch ist, zeigen unter anderem folgende Werte: Laut der Destatis-Statistik starben je 100.000 Pkw 3,1 Pkw-Insassen, pro 100.000 Motorräder mit amtlichen Kennzeichen waren es mehr als viermal so viele, nämlich 14,2 Kradfahrer oder -mitfahrer. In Relation zu den gefahrenen Kilometern ist das Risiko, mit einem Motorrad tödlich zu verunglücken, 21-mal höher, als mit einem Pkw als Pkw-Fahrer oder -Insasse bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen.

Keine Knautschzone

Ein Grund für das erhöhte Risiko, einen tödlichen Unfall zu erleiden, von Kradfahrern im Vergleich zu Pkw-Insassen ist, dass Motorradfahrer und -mitfahrer bei einem Sturz keine Knautschzone haben, das heißt, der Unfallschutz eines Autoinsassen ist um ein X-Faches höher als der eines Kradfahrers oder -mitfahrers.

Nach einer aktuellen Studie des UDV kann eine handelsübliche Schutzkleidung mit Protektoren lebensbedrohliche Verletzungen eines Kraftradfahrers nicht mehr verhindern, wenn dieser ab einer Geschwindigkeit von bereits mehr als 25 Stundenkilometern auf ein Hindernis aufprallt.

Selbst Airbag-Jacken, die heute bereits für Kradfahrer angeboten werden, können laut UDV-Studie bei dem genannten Unfallszenario ab einer Geschwindigkeit von etwa 50 Stundenkilometern tödliche Verletzungen nicht abwenden. „Wir müssen klar sagen, dass keine praktikable Schutzkleidung in der Lage ist, bei einem Aufprall mit üblicher Landstraßen-Geschwindigkeit eine tödliche Verletzung zu verhindern“, so Brockmann.

So minimiert man als Kradfahrer sein Unfallrisiko

Grundsätzlich ist jedoch eine möglichst gute Schutzkleidung wichtig, denn damit lassen sich unter anderem schwere Verletzungen wie großflächige Hautabschürfungen bei einem Sturz zum Teil verhindern. Wie gesetzlich vorgeschrieben, gehört auch ein Helm zur notwendigen Equipment.

Allein das Tragen eines Helmes verringert bei einem Motorradunfall laut diversen Studien das Sterblichkeitsrisiko um mehr als 40 Prozent und das Risiko, Kopfverletzungen zu erleiden, sogar um fast 70 Prozent. Laut UDV gilt in Bezug auf das Unfall- und Verletzungsrisiko allerdings: „Das größte Verbesserungspotenzial sitzt auf dem Motorrad.“

Wer sein Unfallrisiko als Kradfahrer minimieren möchte, sollte sich daher an die Verkehrsregeln halten sowie defensiv und umsichtig fahren. Die Geschwindigkeit sollte nicht nur entsprechend der vorgeschriebenen Geschwindigkeits-Begrenzung, sondern auch passend zu den vorliegenden Straßen-, Sicht- und Witterungsverhältnissen gewählt werden. Verkehrsexperten empfehlen zudem Fahrsicherheits-Trainings in regelmäßigen Abständen. Diverse Anbieter solcher Trainings sind im Webauftritt des Deutschen Verkehrssicherheitsrats e.V. (DVR) aufgelistet.