Giardien, Parasiten, Würmer: Welche Krankheiten übertragen unsere Katzen und Hunde?

In Deutschland wird geknuddelt und gekuschelt, was das Zeug hält. Denn wir teilen unsere Wohnungen und Häuser mit insgesamt knapp 35 Millionen Haustieren. Nicht selten sind sie echte Familienmitglieder. Für Nicht-Tierliebhaber ist die Nähe, die einige zu ihren Haustieren haben, aller-dings oft schwer nachvollziehbar. Ein Schlabberkuss mit Hundezunge, zwei Katzen im Bett oder das Hundekörbchen neben der Babywiege im Kinderzimmer: Wie hygienisch ist das eigentlich - und wie gefährlich?

Tatsächlich ist die Sorge nicht ganz ohne. Leider. Denn spätestens seit Corona kennen die meisten Menschen den Begriff der “Zoonose”. Der beschreibt die Tatsache, dass Krankheiten von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbar sein können. Der Weg führt meist über Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten. Und: Die Folgen können (schlimmstenfalls) tödlich sein.

Oft ein Problem: Zu große körperliche Nähe zu Hund, Katze und Meerschweinchen

Experten sind sich einig: Zwischen Mensch und Tier gilt aus genannten Gründen zunächst einmal die Regel: “Küssen verboten!”. Wer Tiere streichelt, sollte sich danach zudem am besten gleich danach sorgfältig die Hände waschen. Dass Zoonosen ernstzunehmende Pandemien auslösen können, ist allerdings nur die Spitze des Eisberges. Denn: Klar sollte sein, dass die Hygieneregeln, die zwischen (kranken) Menschen gelten, auch im Umgang zwischen Mensch und Tier eine wichtige Rolle spielen. Wenn die Katze niest, kann das nämlich genauso ansteckend sein, also Viren verbreiten, wie die Rotznase des Kita-Kinds. 

Aber wie realistisch ist es nun, als Haustierbesitzer oder Haustierbesitzerin (ernsthaft) krank zu werden? Wie kann es passieren – und wer ist besonders gefährdet? Das erfahren Sie jetzt! 

So übertragen Haustiere ihre Krankheiten auf uns!

Allgemein lässt sich sagen: Wer Meerschweinchen, Hamster oder Kaninchen hält, muss selten mit ernsthaften Infektionen rechnen. Ein Kaninchenschnupfen ist auf den Menschen nämlich nicht übertragbar. Hamster können zwar von tropischen Rattenmilben befallen sein. Beißen Sie den Menschen, kann das aber maximal zu leichten, rötlichen Pusteln führen. Doch eine generelle Entwarnung in Sachen Kleintier gibt’s natürlich nicht. Ganz im Gegenteil, wenn es sich um Wildtiere handelt – Stichwort: Zoonose. Wer Igel überwintern lässt, muss wissen, dass sie Hautpilze übertragen können. Auch Salmonelleninfektionen gerade bei Kleinkindern sind bei der Haltung von exotischen (Klein-)Tieren keine Seltenheit.

Im Regelfall sind es aber in Deutschland allein aufgrund ihrer Anzahl die klassischen Haustiere, also Hunde und Katzen, die Parasiten und Krankheiten an Herrchen oder Frauchen (viel häufiger) wei-tergeben, als Sie jetzt vielleicht denken. Hunderäude zum Beispiel ist eine Hautkrankheit, die durch Milben verursacht wird. Infizierte Menschen erkranken dann an der sogenannten Pseudoscabies, die mit Juckreiz und Hautverdickungen einhergeht.

Je näher der körperliche Kontakt, umso höher ist das Ansteckungsrisiko. Besondere Vorsicht ist bei Bissen geboten!

Wie gefährlich sind Speichel, Kratzer und Bisse von Katzen und Hunden?

Das Bakterium Capnocytophaga canimorsus im Hunde- oder Katzenspeichel zum Beispiel kann im Extremfall über eine schwere Blutvergiftung zum Tod führen. Daher sollte man einen Hundekuss oder einen Katzenbiss niemals auf die leichte Schulter nehmen. Die Maulhöhlen der Tiere enthalten viele Keime. Kein Wunder also, dass sich Tierärzte und Tierärztinnen bei der Behandlung gerade von Katzen meist mit Lederhandschuhen schützen.

Unser Tipp: Sollten Sie gekratzt worden sein, waschen Sie den Kratzer direkt aus und desinfizieren Sie auch kleine Wunden. Wurden Sie gebissen, droht dagegen eine lebensbedrohliche Tetanus- oder Tollwut-Infektion. Ab zum Arzt!

Symptome, auf die man nach einem Tierbiss oder Kratzer achten sollte:

Spätestens, wenn sich eine kleinere Biss- oder Kratzwunde entzündet, rötet, anschwillt, überwärmt oder wenn Sie zunehmende Schmerzen empfinden, gehen Sie bitte sofort zum Arzt!

Gefährliche Parasiten bei Katze & Hund: Ursachen, Symptome & Übertragungswege

Wurmarten wie Hakenwürmer, Spulwürmer und Bandwürmer sind bei Haustieren häufig zu finden – aber auch Menschen kommen für die Parasiten durchaus in Frage. Gerade Tiere, die Aus-lauf im Freien haben, können sich schnell infizieren. Über Eier in ihrem Kot landen die Würmer dann im Organismus des Menschen und können dort schwere gesundheitliche Schäden verursachen

Würmer sind ein echtes Haustier-Problem

Zu einem der gefährlichsten Parasiten gehört der Fuchsbandwurm. Er ruft bei Haustieren in der Regel keine Symptome hervor, kann aber für Menschen lebensgefährlich sein, da er die Leber angreift (Echinokokkose). Generell gibt es keine eindeutigen Symptome, an denen Sie erkennen können, ob ein Mensch unter einem Wurmbefall leidet. Oft zeigen sich auch bei den Haustieren selbst erst bei fortgeschrittenem Befall erste Beschwerden wie:

  • (teils blutiger) Durchfall
  • Erbrechen
  • Verstopfung
  • mangelnder Appetit
  • Gewichtsverlust, getrübte Augen, Entwicklungsstörungen
  • Juckreiz am Anus (“Schlittenfahren” bei Hunden oder Katzen)
  • Aufgeblähter Bauch

Übrigens: Wenn Sie Haustiere haben und unter Mangelerscheinungen oder unter Blutarmut leiden, haben Sie das Thema “Würmer” besser auch im Kopf. Denn ein Wurmbefall in Magen und Darm kann zu einem Nährstoffentzug führen. Und: Häufig sind die Würmer auch im Hundekot zu erkennen.

Giardien können Hund wie Katz befallen

Giardien sind einzellige Parasiten. Sie gehören weltweit zu den am häufigsten vorkommenden Parasiten und können verschiedene Arten von Haustieren befallen. Eine Giardien-Infektion beim Hund wird als Giardiose bezeichnet - und kommt besonders häufig bei Welpen vor. Sie kann eine Darmentzündung auslösen. Die Infektion kann theoretisch auch auf den Menschen übertragen werden.

Bei vielen Tieren verläuft eine Giardien-Infektion vollkommen symptomlos. Und genau dann können sie Menschen unbemerkt anstecken. Folgendes ist insbesondere bei jungen Haustieren im Fall einer Giardien-Infektion öfter zu beobachten – und kann dann auch bei Menschen auftreten, die sich die Parasiten eingefangen haben:

  • starker, wässriger Durchfall, Erbrechen
  • schleimiger, blutiger Kot
  • Blähungen
  • Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
  • Lustlosigkeit
  • leichtes Fieber

Bakterielle Infektionen, Allergien, (übertragbare) Krankheiten

Eine Allergie ist ganz grundsätzlich eine krankhafte Abwehrreaktion des Immunsystems auf einen eigentlich harmlosen Umweltstoff. Bei der Haustierallergie reagiert das menschliche Immunsystem vor allem auf die Haare des Tieres, an denen Eiweißteilchen wie Schweiß, Speichel oder Urin hängen – die sogenannten Allergene. Die Abwehrreaktion kann heftig ausfallen. was nicht so viele Menschen wissen: Nicht nur Haustiere mit Haaren können allergische Reaktionen auslösen. Auch Vögel können Allergene verbreiten. Wichtig: Allergischen Reaktionen können sich zu einem allergischen Asthma ausweiten.

  • Juckreiz und Kribbeln in Auge und Nase, gerötete oder tränende Augen
  • Empfindliche Haut und Hautausschlag
  • Husten, Kurzatmigkeit und Atemnot

Toxoplasmose wird (meist) von Katzen übertragen

Im Zusammenleben mit Haustieren in Deutschland gilt der parasitäre Einzeller „Toxoplasma gondii“ zu den bedrohlichsten. Besonders gefährlich wird es für Menschen, deren Immunsystem ange-schlagen ist oder die schwanger sind – und Katzenbesitzer. Denn die Katze ist der Wirt dieses Parasiten und die Ansteckung erfolgt direkt übers Tier. Besonders junge Katzen sind häufig massenhaft mit Toxoplasmen befallen.

Die meisten Katzen zeigen nur leichte Symptome. Dazu gehört leichter Durchfall und kurzes Fieber. Auch beim Menschen kann eine Infektion mit Toxoplasmose symptomfrei verlaufen. Manchmal kommt es aber auch zu Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Müdigkeit. Und: Menschen mit geschwächter Immunabwehr können unter stärkeren Beschwerden lei-den. Sämtliche Organe und vor allem auch das Gehirn können betroffen sein – das geht bis hin zu Lähmungen, epileptische Anfälle oder Verhaltensänderungen.

Gut zu wissen:

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Borreliose-Infektion: Das Haustier als Zecken-Lieferant

Katzenbesitzer und -besitzerinnen sind laut RKI besonders gefährdet, sich eine bakterielle Borreliose-Infektion einzufangen. Die Tiere streifen durchs hohe Gras und Gebüsch – und dann die Zecken beim Schmusen an Möbeln oder direkt am Menschen ab. Rund ein Drittel der Zecken wiederum tragen neben anderen Bakterien jene der Art “Borrelia burgdorferi” mit sich. Und dann wird's leider ziemlich schnell ziemlich ernst.

Eine Borreliose-Infektion kann verschiedenste Symptome auslösen. Typisch ist die sogenannte Wanderröte, eine mindestens 5 cm große ringförmige Hautrötung, die sich über Tage langsam nach außen verbreitet. Später folgen allgemeine Krankheitserscheinungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, leichtes Fieber und Schweißausbrüche. Später können die Haut, das Nervensystem, die Gelenke und das Herz betroffen sein.

Tollwut: Vom Fuchs zum Hund zum Mensch?

Die Tollwut ist eine virale Infektion, die einen schweren Verlauf nach sich ziehen kann und über den Speichel übertragbar ist. Tiere, die ins Freie gehen, können sich also prinzipiell anstecken und das Virus auf den Menschen übertragen. Allerdings: Seit 2008 gilt Deutschland als frei von terrestrischer Tollwut.

Ansteckende Pilzinfektionen beim Haustier

Pilze, die sich am oder im menschlichen Körper ansiedeln, heißen Mykose. Sie können verschiedene Krankheiten verursachen und vom Haustier auf den Menschen übergehen. Dafür reicht eine bloße Berührung.
Die bekanntesten:

  • Hefepilze, die vor allem Lungenentzündungen auslösen können
  • Fadenpilze, die Haut, Rumpf, Haare und Nägel befallen können
  • Allgemeine Pilzinfektionen, die zu starkem Juckreiz und Haarausfall führen können

Katzen, die unter anhaltendem Nasen- und Augenausfluss leiden, sollten schnell zum Tierarzt. Sie könnten Träger der Kryptokokkose sein, die sogar zum Lungeninfekt führen kann. Beim Menschen zeigt sich eine Hautpilz-Erkrankung durch einen stark juckenden Ausschlag, der hochansteckend ist. Vor allem bei Kindern ist oft die Kopfhaut betroffen. Die Entzündungsherde sind häufig mit feinen Schuppen bedeck. Haare brechen an den betroffenen Stellen kurz über der Hautoberfläche ab.

Krank durchs Haustier: Immungeschwächte, Kinder und Schwangere sind besonders gefährdet

Besonders eine Neuerkrankung mit „Toxoplasmose” ist während der Schwangerschaft gefährlich. Über 300 Neugeborene kommen in Deutschland jährlich mit klinischen Symptomen der Krankheit zur Welt – auch im neurologischen Bereich. Kinder sind ihren Haustieren meist noch näher als Erwachsene und daher anfälliger für Allergien oder Parasiten. Ein Wurmbefall kann vor allem für ältere und immunschwache Menschen problematisch werden – und schwerwiegende Krankheitssymptome auslösen. Etwa eine Zystenbildung in der Leber und anderen Organen.

Was tun, um nicht vom Haustier krank zu werden?

Spätestens durch die Corona-Pandemie haben wir verinnerlicht, was hilft: Wer sich vor einer ansteckenden Infektion schützen will, hält zumindest Abstand und wäscht sich regelmäßig die Hände. Hier ein paar weitere wichtige Tipps, damit Sie und Ihr Haustier möglichst gesund bleiben:

  • Halten Sie Ihr Zuhause und Auto möglichst sauber, reinigen Sie Näpfe, Katzentoiletten, etc. regelmäßig und bei 60 Grad (Waschmaschine oder Dampfreiniger)
  • Achten Sie darauf, dass ihr Tier sauber ist – gerade im Afterbereich; baden Sie Ihren Hund regelmäßig
  • Gehen Sie regelmäßig zum Tierarzt, u.a. zum Entwurmen
  • Rohes Fleisch kann keimbelastet sein – wägen Sie bei der Fütterung Vor- und Nachteile ab
  • Behandeln Sie Ihr Haustier regelmäßig gegen Zecken und Flöhe
  • Achten Sie auch auf Infektionskrankheiten, die in Ihrer (Urlaubs-)Region relevant sind und sorgen Sie für einen entsprechenden Schutz(-Impfung)
  • Sammeln Sie Hundekot auf, um eine Ausbreitung möglicher Infektionen zu verhindern und reduzieren Sie Kontakte zu anderen Tieren
  • Halten Sie Tiere von den Spielorten von Kindern fern (z.B. Sandkasten)