Große und kleine Warnprogramme, die Sie kennen sollten!

Wenn unsere Großeltern in jungen Jahren in die Zukunft hätten blicken können, hätten sie sich wohl darüber gewundert, was wir da heute alle und ständig in der Hand haben: Ein flaches Gerät, genutzt zur Kommunikation in Echtzeit, als Nachrichtendienst, Medienarchiv, Foto- und Videokamera – und jüngst sogar als “Eintrittskarte” fürs Shoppen (Corona-Impfbescheinigung sei Dank).

Trotz aller Nachteile, die die ständige Erreichbarkeit und Ablenkungsgefahr mit sich bringen – Smartphones sind einfach ungeheuer praktisch. Nicht zuletzt, weil sie gut auf uns aufpassen können. Zum Beispiel, wenn sie uns vor dem Risiko einer Virusinfektion warnen. Oder einer Bombenentschärfung in der Nachbarschaft. Oder einem Unwetter.

Doch wie findet man unter den vielen Apps, die uns vor Gefahren schützen wollen, die wirklich notwendigen? Und was gibt es bei der Installation und in Sachen Datenschutz zu beachten? Das erfahren Sie hier!
 

Corona-Warn App: Nutzung auch nach der Pandemie?

Fangen wir mit der App an, die die meisten von uns nur allzu gut kennen: Die Corona-Warn App. Herausgegeben vom Robert Koch-Institut (RKI) setzt sie auf Bluetooth-Technologie und der so genannten “Exposure Notification API”. Letztere ist eine Programmierschnittstelle, die exklusiv registrierten staatlichen Gesundheitsbehörden zur Verfügung steht.

Das Ziel: Infektionsketten erfassen und nachverfolgen. Wenn eine Person in Ihrer Nähe war, die sich in der App als Corona-positiv geoutet hat, so bekommen Sie als Nutzer oder Nutzerin eine entsprechende Warnung. Dann heißt es achtsam sein, testen, gegebenenfalls Quarantäne. Außerdem können in der Corona-Warn App digitale Impfzertifikate angezeigt werden.

Entwickler und Behörden versprechen, dass die Identität der rund 30 Millionen Nutzer und Nutzerinnen absolut geheim bleibt. Überlegt wird aber, die Corona-Warn App über die Pandemie hinaus zu nutzen. Möglichweise wird sie später sogar mit den Warn-Apps NINA und Katwarn zusammengeführt.
 

NINA und Katwarn: Alarm im Katastrophenfall

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat knapp 200 Menschen das Leben gekostet. Hätte ein Alarm auf den Handys der Betroffenen ein solches Ausmaß der Katastrophe verhindern können? Immerhin sind die Apps NINA und Katwarn genau dafür da. Doch: Auch 2021 allerdings funktionierten sie nicht immer flächendeckend und rechtzeitig. So standen einige Mobilfunkstationen, die das Signal übertragen sollten, in der Flut unter Wasser oder hatten keinen Strom.

Der Alarm, den die beiden Warn-Apps verteilen, kommt über das Warn-System des Bundes, dem Katastrophen- und Zivilschutz. Auch regionale Leitstellen schicken Warnungen zum Beispiel des Deutschen Wetterdienstes (DWD) oder Hochwasserinformationen aus den Bundesländern weiter. Sowie Meldungen von Polizei und Feuerwehren. Dazu muss man in der App seinen Standort markieren und bekommt die Meldungen dann per Push-Nachricht.

NINA ist inzwischen knapp 10 Millionen Mal heruntergeladen worden. Sie und die vom Fraunhofer-Institut entwickelte Kat(astrophen)warn-App bekommen aber nicht nur dieselben Meldungen. Beide geben auch wichtige Handlungsempfehlungen für den Notfall. Bei letzterer haben Sie jedoch zusätzlich die Möglichkeit, sich auf Wunsch nur themenbasierte Meldungen wie zum Beispiel zur Auslastung bei Großveranstaltungen anzeigen zu lassen.

Neben NINA und Katwarn gibt es zudem noch eine ganze Reihe an kleineren und regionalen Katastrophen-Warn-Apps. Sie bekommen meist alle Infos, die auch NINA oder Katwarn kennen, bieten aber weitere Features wie zum Beispiel eine Wildwarner-Funktion.

Unser Tipp: Weil der Datenaustausch zwischen den Apps manchmal nicht ganz reibungslos funktioniert, schadet es nicht, einfach zwei oder gleich drei der keinen Warnprogramme auf dem eigenen Smartphone zu hinterlegen.

Biwapp: Kommunal-Alarm zu Schule und Verkehr

Lokale Informationen wie Hinweise zu geschlossenen Schulen, Fahndungsaufrufe der Polizei oder gesperrte Straßen sollen über die App Biwapp (Bürger Info- und Warn-App) einlaufen.

Hilfreich, wenn man den Rettungsdienst alarmieren muss: Über eine Notruf-Funktion lassen sich die ungefähre Adresse oder die Koordinaten des aktuellen Standorts anzeigen. In der Notruf-Ansicht werden Ihnen zudem gleich die fünf wichtigen W-Fragen für den Notfall in Erinnerung gerufen.

Die Meldungen, die Sie über Biwapp erhalten, werden direkt von den offiziell zuständigen Institutionen wie Katastrophenschutzbehörden, Kommunen und Städten sowie deren Leitstellen versendet.

Sie können außerdem mehrere Orte auswählen, zu denen Sie Meldungen wichtig finden. Damit bleiben Sie auch auf dem Laufenden, wenn Sie gerade selbst nicht in der Heimat oder der Gefahrenzone sind.

Blitz und Donner: (Un-)Wetter-Apps

Zahlreiche Wetter-Apps sind dafür da, Wetterphänomene abzubilden und vorauszusagen – weit über mögliche Unwetter hinaus. Für Outdoor-Sportler sind Meldungen zum Beispiel zur Waldbrand- und Lawinengefahr in bestimmten Gebieten nicht uninteressant. Wer vor Überschwemmungen und Hochwasser zittert, kann sich über die App Meine Pegel des länderübergreifendes Hochwasserportals örtlich differenzierte Informationen zu Seen und Flüssen einholen – mit meist nur 5 bis 20 Minuten Echtzeit-Verzögerung.

Auch praktisch: Stauvorhersage in der App

Viele Apps, die vor Staus auf den Straßen warnen, hatten seit der Einführung der „Allerwelts-App“ Google Maps einen schweren Stand. Schließlich verfügt Google über eine derart gigantische Menge an Verkehrs- und Kartendaten, sodass die kostenlose App des Suchmaschinen-Giganten aus Silicon Valley eigentlich immer weiß, wo sich gerade irgendwo auf der Welt ein Stau bildet – und wie er sich umfahren lässt.

Wer es trotzdem gerne ein wenig regionaler, kleiner und „sozialer“ mag, kann beispielsweise auf Apps wie Waze zurückgreifen, in der sich die gleichnamige Autofahrer-Community in Echtzeit über ideale Verkehrsrouten oder die günstigste Autobahntankstellen austauscht.
 

Smart Home-Apps für ein noch sichereres Zuhause

Mit so genannten Smart Home-Applikationen hat man die Möglichkeit, auch das eigene Zuhause noch besser zu schützen und Gefahren frühzeitig zu erkennen. Was ausgeklügelte Lösungen wie das Grohe Sense System so alles können, haben wir daher auch mal zusammengefasst.

Was muss ich tun, damit die Warn-App sicher warnen kann?

Warn-Apps laufen nur auf modernen Smartphones und brauchen immer eine Internetverbindung. Und: Wenn das Handy im Ruhemodus ist, kann es sein, dass auch die Warn-Apps es nicht aufwecken!

Unser Tipp: Aktivieren Sie die Benachrichtigungsfunktion ihres Smartphones und stellen Sie sicher, dass sie nicht durch bestimmte Modi blockiert wird. Geben Sie, wenn nötig, den offiziellen Apps die Erlaubnis, auf ihre Standortdaten (GPS) oder Bluetooth zuzugreifen.

Denken Sie aber trotzdem immer daran: Ist der Akku leer, kann natürlich keine Warnmeldung durchkommen!
 

Standort- und Kontaktdaten übermitteln – hilfreich oder gefährlich?

Wenn Sie skeptisch sind: Ja, dass Sie in den meisten Warn-Apps Ihre Standortdaten preisgeben, kann prinzipiell dazu führen, dass über das Betriebssystem Ihres Handys nach und nach ein komplettes Bewegungsprofil von Ihnen erstellt wird. Um zu erfahren, was gerade in Ihrer Nähe passiert, handelt es sich hierbei allerdings um eine notwendige Einstellung.

Eine Möglichkeit, um die permanente Datenübertragung wenigstens etwas einzuschränken: Prüfen Sie doch einfach mal in den jeweiligen App-Einstellungen, ob sich zumindest die dauerhafte Standortübertragung auf eine regelmäßige Übermittlung – beispielsweise einmal pro Stunde - heruntersetzen lässt. Besser als nichts, oder?

Trotzdem bleibt natürlich immer ein gewisses Datenleck-Risiko. Vor allem dann, wenn Bewegungs- und Kontaktdaten zusammenkommen und womöglich für gewerbliche Zwecke genutzt werden sollen. Um das zu verhindern, sollten Sie daher immer einen kritischen Blick auf die beschriebenen Zwecke der Datenverwendung in den jeweiligen AGB werfen – und die Hände am besten gleich von allen (privaten bzw. nicht offiziellen) Apps lassen, die Ihnen irgendwie fragwürdig vorkommen.

Cell Broadcast und Sirenen: Machen die geplanten Warn-Alternativen bald alle Apps überflüssig?

Um gezielt und lückenlos zu warnen, will die Bunderegierung im Katastrophenfall künftig mit zusätzlichen Push-Nachrichten warnen – unabhängig von digitalen Apps. Setzen will man dabei auf die Technik des so genannten Cell Broadcast.

Das Prinzip: Um mobilen Empfang zu haben, muss sich jedes Handy zunächst mit der lokalen Mobilfunkzelle – einem bestimmten, räumlich sehr begrenztem Abdeckungsgebiet – verbinden. Alle Handys, die sich in einer bestimmten Mobilfunkzelle befinden, können dann im Ernstfall mit einer warnenden Textnachricht versorgt werden – ganz ohne App oder zusätzliche Internetverbindung.

Ganz neu ist diese Warntechnik übrigens nicht. So wird Cell Broadcast etwa in den USA oder den Niederlanden bereits erfolgreich genutzt. Bei uns musste jedoch zunächst das Telekommunikationsgesetz entsprechend angepasst werden, um die ungefragte Übertragung der Notfall-Nachrichten an alle betroffenen Endgeräte rechtlich zu ermöglichen.

Bis die flächendeckende Warntechnik per Textnachricht also auch bei uns zur Verfügung steht (und funktioniert), könnten also noch einige Monate vergehen. Bis dahin sind und bleiben die genannten Warn-Apps neben Radio, Fernsehen und Sirenen eine zentrale und gute Möglichkeit, auch im Notfall schnell und zielgerichtet Bescheid zu wissen.