
Ratgeber
Barrierefrei bauen: Der Leitfaden für ein sicheres Zuhause
Ein barrierefreies Zuhause bedeutet Lebensqualität, Sicherheit und Selbstständigkeit – heute und in Zukunft. Wer jetzt vorausschauend plant, spart später Zeit, Geld und Nerven. Wir erklären, wie Sie clever barrierefrei bauen oder Ihr Zuhause umbauen.
Warum barrierefrei bauen? Mehr als nur Komfort.
Barrierefreiheit betrifft jeden von uns – früher oder später. Ein Sturz, eine Krankheit oder einfach das Älterwerden können unseren Alltag schlagartig verändern. Planen Sie schon jetzt langfristig, damit Ihre Immobilie zu allen Lebenssituationen passt, wie die KfW empfiehlt.
Die Vorteile auf einen Blick:
- Langfristige Nutzung: Ihr Zuhause wächst mit Ihren Bedürfnissen mit
- Wertsteigerung: Barrierefreie Immobilien sind gefragter denn je
- Kostenersparnis: Frühzeitige Planung vermeidet teure Notlösungen
- Mehr Sicherheit: Weniger Stürze und Unfälle im Alltag
Beim Neubau lassen sich barrierefreie Lösungen besonders kostengünstig integrieren. Aber auch beim Umbau bestehender Immobilien gibt es clevere Lösungen und attraktive Fördermöglichkeiten.
Gesetzliche Vorgaben und Standards
Für private Bauherren gibt es keine Verpflichtung zur Barrierefreiheit. Trotzdem lohnt sich die Orientierung an der DIN 18040-2. Sie definiert konkrete Standards und ist oft Voraussetzung für Förderungen.
Zentrale Vorgaben der DIN 18040-2:
- Türen mindestens 90 cm breit, Flure mindestens 120 cm: So ist genügend Platz für Rollstühle, Rollatoren oder Hilfspersonen.
- Bewegungsflächen mindestens 120 x 120 cm: Besonders wichtig vor Möbeln, Sanitärobjekten und in Verkehrsbereichen.
- Bodengleiche Duschen und unterfahrbare Waschtische: Erleichtern die Nutzung für Menschen mit Bewegungseinschränkung.
- Schalter und Steckdosen in 85-105 cm Höhe: Gut erreichbar im Stehen wie im Sitzen – ohne Bücken oder Strecken.
- Kontrastreiche Gestaltung: Unterstützt Menschen mit Sehbeeinträchtigungen bei der Orientierung.
Die häufigsten Barrieren gezielt beseitigen
In fast jeder Wohnung gibt es Hürden, die im Alltag Probleme machen. Wer sie kennt, kann sie schon beim Bau umgehen oder im Bestand gezielt beseitigen.
Eingangsbereich – sicher ankommen, einfach hineinkommen
Hier entscheidet sich oft, ob jemand ohne Hilfe ins Haus gelangt. Mit diesen Anpassungen wird der Zugang komfortabel und sicher:
- Stufen vermeiden durch Rampen oder ebenerdigen Zugang: Ob über den Haupteingang oder alternativ über eine Terrassentür – wichtig ist, dass der Zutritt barrierefrei möglich ist.
- Breite Haustür (mindestens 90 cm): Erleichtert das Ein- und Ausgehen auch mit Einkaufstaschen, Kinderwagen oder Gehhilfen.
- Rutschfester Belag im Außenbereich: Bietet sicheren Halt besonders bei Nässe oder Glätte.
- Beleuchtung mit Bewegungsmelder: Schafft Orientierung und Sicherheit bei Dunkelheit, ohne zusätzliche Bedienung.
Badezimmer – Funktion und Barrierefreiheit kombinieren
Das Badezimmer ist ein zentraler Ort im Alltag und gleichzeitig einer der gefährlichsten. Mit den richtigen Maßnahmen lässt es sich deutlich sicherer gestalten:
- Bodengleiche Dusche mit Haltegriffen: Vermeidet Stolperkanten und erleichtert den Einstieg auch für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit.
- Unterfahrbares Waschbecken: Ermöglicht die Nutzung im Sitzen, etwa mit einem Rollstuhl oder Hocker.
- Rutschhemmender Boden: Reduziert das Sturzrisiko bei Nässe erheblich und erhöht die Sicherheit für alle Altersgruppen.
- Spiegel in Sitzhöhe: Sorgt dafür, dass sich auch sitzende Personen problemlos sehen und pflegen können.
- WC mit zusätzlichem Platz und Haltemöglichkeit: Erleichtert das Aufstehen und Hinsetzen, besonders bei eingeschränkter Kraft.
Wohn- und Aufenthaltsräume – Bewegungsfreiheit schaffen
In den Wohnräumen zählt vor allem freie Bewegung und einfache Handhabung im Alltag:
- Breite Durchgänge und gute Erreichbarkeit: Erleichtern das Navigieren mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen.
- Höhenverstellbare Küchenmodule: Machen Schränke, Arbeitsflächen und Geräte auch im Sitzen gut nutzbar.
- Klare Raumaufteilung und gute Beleuchtung: Sorgt für Orientierung, Sicherheit und eine angenehme Atmosphäre.
Orientierung und Wahrnehmung unterstützen
Barrierefreiheit endet nicht bei der Mobilität. Auch wer in seiner Wahrnehmung eingeschränkt ist, braucht ein unterstützendes Umfeld:
- Kontraste zur besseren Orientierung: Farb- und Helligkeitsunterschiede zwischen Wänden, Böden und Türen erleichtern die räumliche Wahrnehmung.
- Ausreichend helle, blendfreie Beleuchtung: Sorgt dafür, dass Räume gut ausgeleuchtet sind ohne störende Schatten.
- Akustische Signale oder blinkende Anzeigen: Ergänzen klassische Klingeln und machen Informationen auch für schwerhörige Menschen zugänglich.
- Klar erkennbare Raumaufteilungen: Reduzieren Verwirrung durch gut strukturierte Räume und eindeutige Wegeführungen.
Förderung für barrierefreies Bauen: So sparen Sie bares Geld
Die gute Nachricht: Sie müssen die Kosten nicht allein tragen. Verschiedene Förderprogramme unterstützen Sie dabei, barrierefrei zu bauen oder umzubauen.
Pflegekasse: Bis zu 4.180 EUR Zuschuss
Die Pflegekasse kann für Pflegebedürftige der Pflegegrade 1 bis 5 auf Antrag bis zu 4.180 EUR als Zuschuss für Anpassungsmaßnahmen zahlen. Das Beste daran: Anders als bei anderen Pflegekassenleistungen orientiert sich die Höhe des Zuschusses nicht nach dem Pflegegrad.
Wichtige Details:
- Voraussetzung: Anerkannter Pflegegrad (1-5)
- Mehrfachnutzung: Bei mehreren Pflegebedürftigen im Haushalt bis zu 16.720 EUR möglich
- Wiederholbar: Neuer Antrag bei sich ändernder Pflegesituation möglich
- Antragsstellung: Unbedingt vor Beginn der Maßnahmen beantragen
KfW-Förderung: Zinsgünstige Kredite statt Zuschüsse
Das KfW-Zuschussprogramm 455-B „Barrierereduzierung" kann seit Jahresbeginn 2025 nicht mehr beantragt werden. Aber keine Sorge: Alternativ zu dem Investitionszuschuss werden zinsverbilligte Kredite im Programm „Altersgerecht Umbauen – Kredit" (159) bereitgestellt.
KfW-Kredit 159 im Detail:
- Kreditsumme: Bis zu 50.000 EUR pro Wohneinheit
- Zinsvorteil: Deutlich günstigere Konditionen als bei Standardkrediten
- Verwendung: Für Barriereabbau und Einbruchschutz
- Antragstellung: Über Ihre Hausbank vor Baubeginn
So funktioniert die Antragstellung:
- Planung: Maßnahmen durchdenken und Kostenvoranschläge einholen
- Beratung: Professionelle Beratung durch Experten nutzen
- Antrag: Rechtzeitig vor Baubeginn bei der jeweiligen Stelle einreichen
- Durchführung: Nach Bewilligung mit qualifizierten Fachbetrieben umsetzen
Finanzierung clever planen: Baufinanzierung für barrierefreies Bauen
Barrierefrei bauen erfordert eine durchdachte Finanzierungsstrategie. Die Kombination aus Eigenkapital, Fördergeldern und einer soliden Baufinanzierung macht Ihr Vorhaben realisierbar.
Unsere Empfehlung: Sprechen Sie frühzeitig mit Finanzierungsexperten. Die Baufinanzierung der Bayerischen bietet Ihnen:
- Individuelle Beratung für Ihr barrierefreies Bauprojekt
- Attraktive Konditionen für Neubau und Modernisierung
- Flexible Lösungen die sich an Ihre persönliche Situation anpassen
- Kompetente Unterstützung bei der Kombination verschiedener Förderungen
Praktische Tipps für die Umsetzung
- Bestandsaufnahme: Welche Barrieren existieren bereits? Erstellen Sie eine Liste aller problematischen Bereiche.
- Prioritäten setzen: Was ist am dringendsten? Sicherheitsrelevante Maßnahmen haben Vorrang.
- Expertenrat einholen: Sachverständige für Barrierefreiheit konsultieren – ihre Beratung ist oft förderfähig.
- Förderungen prüfen: Alle Möglichkeiten ausschöpfen und Anträge vor Baubeginn stellen.
- Finanzierung sichern: Baufinanzierung frühzeitig klären und verschiedene Angebote vergleichen.
- Qualifizierte Handwerker: Nur Fachbetriebe beauftragen, die Erfahrung mit barrierefreiem Bauen haben.
Typische Stolperfallen bei der Planung vermeiden:
- Zu späte Antragstellung: Förderanträge müssen vor Baubeginn gestellt werden
- Unvollständige Unterlagen: Kostenvoranschläge und Pläne sollten detailliert sein
- Fehlende Fachplanung: Investieren Sie in professionelle Beratung
- Qualitätsmängel: Sparen Sie nicht an der falschen Stelle
Kosten realistisch einschätzen:
- Badumbau komplett barrierefrei: 8.000 - 15.000 EUR
- Treppenlift gerade Treppe: 3.500 - 7.000 EUR
- Treppenlift kurvige Treppe: 8.000 - 12.000 EUR
- Türverbreiterung: 800 - 1.500 EUR pro Tür
- Rampe extern: 1.500 - 4.000 EUR je nach Länge
- Bodengleiche Dusche: 2.500 - 5.000 EUR
Fazit: Barrierefrei bauen zahlt sich aus
Barrierefreies Bauen ist eine Investition in Ihre Zukunft. Mit der richtigen Planung, cleverer Fördernutzung und einer soliden Finanzierung schaffen Sie ein Zuhause, das Sie ein Leben lang begleitet.
Die wichtigsten Punkte:
- Frühe Planung spart Geld und vermeidet spätere Probleme
- Förderungen clever kombinieren und ausschöpfen
- Professionelle Baufinanzierung macht Träume realisierbar
- Qualität zahlt sich langfristig aus
Starten Sie jetzt in Ihr barrierefreies Wohnglück – mit der passenden Finanzierung wird Ihr Traum vom sicheren Zuhause Wirklichkeit.