Sonnenschein statt Pflegeheim – Leben als Rentner im Ausland

Endlich viel Zeit für Unternehmungen – und dann offenbart sich einem nur der Anblick des tristen Winterregens vor dem Fenster, womöglich sogar als Bewohner eines noch tristeren Altenheims. Kein Wunder, dass immer mehr deutsche Rentner den Ruhestand lieber im sonnigen Ausland verbringen möchten. Knapp 248.000 Renten hat die deutsche Rentenversicherung 2020 ins Ausland überwiesen. 2016 waren es lediglich rund 234.000. Auch Sie haben sich schon mal überlegt, lieber am Sandstrand als unter dem Regenschirm zu altern?

Wir zeigen Ihnen drei Möglichkeiten für den Lebensabend in der Sonne und erklären, was es zu beachten gibt. 

Vorteile sonniger Wohnform-Alternativen im Alter

Na klar, Sonne ist immer schöner als Regen. Aber das gute Wetter im Süden bringt auch gesundheitliche Vorteile mit sich. Viele körperliche Probleme im Alter werden besonders im Herbst und Winter spürbar. Daher fliehen viele Ruheständler gerade über die kalten Jahreszeiten in wärmere Gefilde. Den Frühling und Sommer verbringen sie dann wieder in der Heimat.

Dennoch können die klimatischen Auswirkungen auf die eigene Gesundheit auch Grund genug zum "Auswandern vom deutschen Pflegeheim in Paradies" sein. Doch natürlich spielt aber auch Geld eine entscheidende Rolle. Viele Rentner können mit ihrer bescheidenen Rente die zuletzt gestiegenen Lebenshaltungskosten in Deutschland nicht mehr stemmen. Medikamente, Pflege und Co. sind im sonnigen Ausland oft deutlich günstiger. So erfreut sich beispielsweise Bulgarien als Wohnsitz bei den deutschen Ruheständlern zuletzt einer stetig steigenden Beliebtheit.  

Schließlich sind natürlich auch positive Urlaubserfahrungen und der damit verbundene Wunsch, im jeweiligen Land zu leben, Auswanderungs-Auslöser. Um im Herbst des Lebens noch bereits fast vergessene Träume zu verwirklichen. 

Auswandern für Senioren: Top-Ziele für das Wohnen als Rentner

Sie haben noch keine Ahnung, wohin Sie sich Ihre Rente überweisen lassen sollen? Vielleicht reizen ja auch Sie die bisher von deutschen Rentnern favorisierten Ziele. 

Eine deutsche Angewohnheit: Lieber nicht zu weit weg von zu Hause. So leben die meisten Auslands-Ruheständler in der Schweiz und Österreich. Zugegeben, das Argument der geringeren Lebenshaltungskosten scheint für diese Auswanderer keine Rolle zu spielen. Dafür wahrscheinlich eine umso größere für die vielen, die es nach Spanien zieht. Innerhalb Europas sind außerdem Frankreich, die Niederlande und Italien beliebt. Wer den Kontinent verlassen will, wird häufig in den USA oder in Kanada heimisch. Doch es geht auch ganz anders...

Wohn-Idee 1: Kreuzfahrtschiff - "Betreutes" Wohnen der Luxusklasse?

Was sich im ersten Moment verrückt anhört, ist durchaus keine Nischenoption mehr. Ein echtes Beispiel: Die Amerikanerin Angelyn Burk verbringt ihren Ruhestand gemeinsam mit Ehemann Richard bereits auf diversen Kreuzfahrtschiffen. Schlicht deshalb, weil die Reisen für sie günstiger sind als ihr vorheriges Leben im Eigenheim in Seattle. Zwischen den Monaten auf See verbringen sie die kurzen Aufenthalte zu Land in günstigen AirBnBs oder Hotels.

Doch es gibt auch Schiffe, auf denen Sie durchgehend wohnen können. Miete und Kaufpreis der Apartments sind jedoch nicht gerade günstig. Eine Wohnung auf dem zukünftigen Wohn-Kreuzfahrtschiff "MV Narrative" soll umgerechnet zwischen 350.000 und sieben Millionen Euro kosten. Dazu kommen noch Lebenshaltungsgebühren von circa 60.000 bis 186.000 Euro pro Jahr. Klingt viel – ist es auch. Dafür sind jedoch beispielsweise Spa, Sportanlagen, ein Bauernmarkt, ein Kino oder ein 24-Stunden-Zimmerservice inklusive. Senioren aufgepasst: Natürlich gehören auch Ärzte und eine medizinische Versorgung zur Ausstattung des Kreuzfahrtschiffs. Und wenn Sie mal zu Besuch in der Heimat sind, können Sie Ihr schwimmendes Apartment sogar untervermieten. 

Damit ist die "MV Narrative" zwar teuer, im Vergleich zu anderen Wohn-Schiffen wie “The World” oder “Utopia” aber immer noch die günstigere Option. Nichtsdestotrotz ist die Aussicht eines Ruhestands auf See wohl eher was für äußerst gut betuchte Rentner. Wer aber im Herbst des Lebens noch möglichst viel von der Welt sehen möchte, ist mit dieser Möglichkeit bestens bedient. 

Auch im Alter noch finanziell gesichert

Okay, mit einer durchschnittlichen privaten Altersvorsorge kann man sich vielleicht keine Suite auf einem Luxuskreuzer leisten, aber vielleicht ja ein schönes Apartment am Mittelmeer. Klar ist: Die gesetzliche Rente reicht längst nicht mehr aus. Ergänzen Sie Ihre Rücklagen deshalb besser früher als später mit den privaten Altersvorsorgeoptionen der Bayerischen!

Wohn-Idee 2: Haus in Bulgarien - Ist das osteuropäische Ausland wirklich so günstig für Senioren?

Viel Strand für wenig Geld – Bulgarien ist innerhalb Europas das wohl beste Ziel für Rentner, die mit ihrem geringen Einkommen hierzulande kaum über die Runden kommen. Es ist das günstigste Land der EU, die Lebenshaltungskosten sind nur halb so hoch wie in Deutschland. So kostet ein Ein-Zimmer-Apartment je nach Lage zwischen 190 und 260 Euro Miete pro Monat. Wer sich am Schwarzen Meer niederlassen möchte, muss eventuell etwas tiefer in die Tasche greifen. Im Vergleich zu deutschen Mieten machen Sie aber auch dort ein Schnäppchen.

Als EU-Bürger haben Sie zudem keinerlei Probleme nach Bulgarien zu reisen und auch dort zu wohnen. Sie müssen sich lediglich innerhalb von drei Monaten bei der Ausländerbehörde Ihres Wohnortes anmelden. Zudem können Sie auch bei Ihrer deutschen Krankenkasse versichert bleiben, müssen aber die dortige medizinische Versorgung in Kauf nehmen, die sich nicht mit dem deutschen Niveau messen kann. Wer es sich daher leisten kann, schließt eine private Langzeit-Auslandskrankenversicherung ab und konsultiert dortige Privatkliniken. 

Wer also für seine schmale Rente möglichst viel Lebensqualität möchte, ist in Bulgarien richtig. Nicht umsonst wird das Land bei deutschen Ruheständlern immer beliebter. Zur Verständigung sollten Sie jedoch mindestens adäquate Englischkenntnisse vorweisen können. Im Optimalfall lernen Sie sogar Bulgarisch. 

Wohn-Idee 3: Senioren-Residenz in Thailand - Wohnen, wo andere Urlaub machen?

Wer ins Ausland will und sich auch um die eigene Pflege im Alter keine Gedanken machen möchte, sollte ein Seniorenheim im Ausland in Erwägung ziehen. Denn die sind oft sogar deutschsprachig, auch ganz weit weg von der Heimat in Spanien oder auch Thailand.  

Im südostasiatischen Land kostet Sie die Heimunterbringung auch vergleichsweise wenig. Grund sind die geringeren Lebenshaltungskosten als in Deutschland. So ist neben Vollpension oft sogar der ambulante oder stationäre Pflegedienst zu einem Bruchteil deutscher Preise möglich. Ein Beispiel dafür: Lanee’s Residenz, geführt vom schweizerisch-thailändischen Ehepaar Jäger. Ein barrierefreier Bungalow mit Vollpension inklusive Vollzeitbetreuung schlägt mit umgerechnet knapp 2.000 Euro pro Monat zu Buche, ohne Pflegeleistungen und (deutschsprachige) Pflegekräfte zahlen Sie nur die Hälfte. Hierzulande müssten Sie für ähnliche Leistungen deutlich mehr hinlegen - auch schnell das Drei- bis Vierfache. 

Zudem überzeugt Thailand mit seinem Klima. Ganzjährig milde Temperaturen helfen besonders bei Altersbeschwerden wie Rheuma. Apropos Gesundheit: In Touristen-Hotspots wie Bangkok kommt die medizinische Versorgung durchaus an europäische Standards heran, dafür hinken die restlichen Gegenden womöglich deutlich hinterher. Es heißt also: genau erkundigen, bevor es losgeht!

Ach ja: Es gibt kein Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und Thailand, Sie sollten also unbedingt eine private Krankenversicherung abschließen.

Wer also bereits Pflege benötigt oder für die Zukunft abgesichert ist, ist in Thailand gut und günstig bedient. Dank deutschsprachiger Einrichtungen ist sogar die Verständigung kein Problem. Und auch die Ausstellung eines Visums zum dauerhaften Aufenthalt geht schnell und einfach – vorausgesetzt, Sie können einen regelmäßig aufs Konto fließenden Geldbetrag von mindestens 1.500 Euro vorweisen. Ansonsten zählen auch Vermögenswerte von 20.000 Euro. 

Darauf sollten Senioren beim Wohnen im Ausland achten!

Egal wo und welches Wohnkonzept, ob in Bulgarien, Thailand oder auf der "Utopia" – die deutsche Rentenversicherung überweist grundsätzlich an jede Bank. Doch Vorsicht: Verlangt Ihre Bank besonders hohe Gebühren für Auslandauszahlungen oder fallen in Nicht-Euro-Staaten Wechselkursverluste an, kann Ihre Rente schnell schrumpfen! Was Sie sonst noch im Blick haben sollten, bevor Sie Ihren Alterswohnsitz ins Paradies verlegen

  • Finanzamt: Auslandsrentner zahlen effektiv mehr Steuern! Heißt im Klartext: Rentner mit Wohnsitz im Ausland müssen zwar weiterhin beispielsweise  Rentensteuer bezahlen, profitieren aber nicht mehr von Steuervergünstigungen wie dem Grundfreibetrag von 9744 Euro pro Jahr. Außerdem dürfen sie steuermindernde Ausgaben wie Krankheitskosten oder Sonderausgaben nicht mehr anrechnen  und auch das Ehegattensplitting ist für ausgewanderte Rentner und Rentnerinnen leider tabu. Wer im Ruhestand auswandert und weiter die deutsche Rente bezieht, zahlt unterm Strich also mehr Steuern als bisher. Unser Tipp: Lassen Sie sich unbedingt rechtzeitig von Ihrem Rentenversicherungsträger beraten und achten Sie darauf, dass Sie jederzeit über eine funktionierende Postanschrift verfügen. 
  • Riester-Rente: Steuervorteile in Gefahr? Einen Spezialfall für exotische Auswanderer stellt die Riester-Rente dar. Wer nämlich in ein Nicht-EU-Land (Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz sind Ausnahmen) zieht, muss sehr wahrscheinlich die erhaltenen staatlichen Förderbeiträge zurückzahlen. 
  • Krankenversicherung: In der EU kein Problem, weiter weg aber auch nicht! Wer im EU-Ausland seine neue Heimat findet, kann ganz normal in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert bleiben. Die zahlt jedoch nur noch für Leistungen in der neuen Heimat. Es zieht Sie eher weiter weg als Europa? Dann sollten Sie sich um eine private Krankenversicherung kümmern.
  • Rente: Sorgen Sie für eine Lebensbescheinigung! Klingt makaber, die deutsche Rentenversicherung muss jedoch wissen, ob zu leistende Rentenzahlungen überhaupt noch gebraucht werden. Daher schickt sie einmal im Jahr eine sogenannte „Lebensbescheinigung“ an ausgewanderte Rentner und Rentnerinnen. Die gilt es dann zu bestätigen und an den Renten-Service zurückzusenden. Und schon erhalten Sie weiterhin wie gewohnt Ihr Geld. In einigen Ländern wie beispielsweise Österreich, der Schweiz, Italien oder Spanien sind Sie übrigens auch von dieser Pflicht befreit. 

Rente im Ausland – Mehr Licht als Schatten

Verbringen Sie Ihren Ruhestand woanders, zahlen Sie also im Zweifel mehr Steuern, können aber dank geringerer Lebenshaltungskosten in vielen Regionen der Welt am Ende sicherlich noch Geld sparen.  

Bei einem Auswanderungswunsch werden Sie also nicht vor unüberwindbare Hürden gestellt. Im Gegenteil, wer im EU-Ausland seine neue Heimat findet, muss sich um beinahe nichts kümmern. Finanziell besser gestellte Rentner haben hier die Qual der Wahl: Lieber ein Häuschen in den Alpen oder eine Finka auf Mallorca? Wer dagegen mit einem geringen Einkommen strauchelt, wird in Nationen wie Bulgarien glücklich. Und gehört dabei plötzlich mindestens zur oberen Mittelschicht. 

Ganz egal wie Ihre persönliche Situation aussieht: Informieren Sie sich rechtzeitig über Ihre Möglichkeiten und die notwendigen Schritte - und sprechen Sie mit Ihren Angehörigen über Ihre Idee.