Bewusst einkaufen: Tipps, wie’s wirklich funktioniert!

Das zehnte Kleid im Schrank, die fünfte Packung Müsli oder eine zweite Kaffeemaschine in der Küche? Das Kaufverhalten vieler Menschen richtet sich (zumindest gefühlt) frei nach dem Motto: „Mehr ist mehr!“ Eigentlich kein Wunder, denn schließlich locken günstige Preise und unschlagbare Angebote in so gut wie allen Läden und Onlineshops. 

Dass viele der vermeintlichen Schnäppchenkäufe nach einigen Tagen in der hintersten Ecke des Schranks landen, schadet jedoch nicht nur dem Geldbeutel. Der unbegrenzte Kaufrausch zieht auch andere Konsequenzen nach sich. Schließlich kommen die unschlagbaren Preise meist nicht von ungefähr. Hinter den Angeboten stecken häufig schlechte Arbeitsbedingungen und umweltschädliche Produktionsweisen.

Grund genug, das eigene Kaufverhalten umzukrempeln, oder? Doch das fällt vielen von uns leider alles andere als leicht. Der Grund: Den Konsum nachhaltig auf Second-Hand-Läden, Flohmarktkäufe und Bioläden zu beschränken ist zwar effektiv, jedoch auch ziemlich aufwändig, meist relativ unpraktisch und damit eher selten von (langfristigem) Erfolg gekrönt. 

Denn Hand aufs Herz: Über Nacht ist (fast) noch niemand vom Shopaholic zum Umweltretter geworden.

Doch was ist die Alternative? Wir sagen: Kaufen mit Köpfchen ist die Lösung! Denn wer bewusst einkauft, kann auch ohne enormen Verzicht etwas für den Geldbeutel, die Umwelt und eine bessere, fairere Welt tun. Sie möchten die ersten, kleinen Schritte zum bewusste(re)n Konsum wagen? Wir zeigen, wie’s geht!

Bewusst-Einkaufen-Tipp #1: Erst fragen, dann kaufen

Wenn wir das rote Angebotsschild und den reduzierten Preis erblicken, ist es oft schon um uns geschehen. In der Regel reichen nämlich schon kleine Reize, um unsere Kauflust heraus zu kitzeln. Dann landet schnell mal etwas im Einkaufswagen, was man eigentlich gar nicht braucht. Um diese Impulskäufe zu umgehen, heißt es: Nicht sofort groß zuschlagen!

Denn um herauszufinden, was Sie wirklich brauchen und was nicht, sollten Sie sich vor dem Kauf die folgenden Fragen stellen:

Ist neu wirklich besser als alt?

Ob Kleidung, Elektrogeräte oder andere Schnäppchen – oft ist uns schon auf der Heimfahrt von der Shoppingtour bewusst, dass der ein oder andere Kauf nicht hätte sein müssen. Denn wenn wir ehrlich sind, landet das zwanzigste weiße Shirt oft auf direktem Wege in den ewigen Tiefen des Kleiderschranks. Und auch die auf den ersten Blick verlockenden Elektrogeräte werden meist schnell wieder durch das altbewährte Pendant ersetzt. 

Ist Ihnen das schon vor dem Kauf klar, sparen Sie sich nicht nur Geld, sondern auch den Platz daheim. Denken Sie deshalb, bevor es an die Kasse geht, über Situationen nach, in denen Sie genau dieses Produkt gebrauchen könnten. Fällt Ihnen ein ähnliches Produkt ein, das Sie bereits besitzen, sollten T-Shirt, Elektrogerät & Co. dagegen lieber im Ladenregal bleiben. Das Schöne: Sie schonen damit nicht nur Ihren Geldbeutel, sondern tun auch aktiv (oder besser: passiv) etwas für den Umweltschutz.  Denn wer weniger neu kauft verbraucht weniger Ressourcen – und das entlastet das angespannte Ökosystem.

Werde ich das Produkt oft verwenden?

Ein außergewöhnliches Kleid für einen besonderen Anlass, der übergroße Topf für das Familienessen oder das orientalische Gewürz für ein neues Rezept – manchmal benötigt man Produkte, die nicht gerade mal Zuhause rumliegen. Ist das der Fall, geht der erste Weg in der Regel in den entsprechenden Laden. Ist der Anlass des Kaufs wieder vorüber, findet der Neukauf dann meist nur noch wenig Gebrauch. 

Fällt Ihnen also auf, dass das eben noch so nötige Produkt eigentlich nur ein One-Hit-Wonder ist, schwindet die Kauflust schnell wieder. Dann gilt: Fragen Sie Freunde, Nachbarn oder Familie, ob Sie sich das Produkt leihen können. So sparen Sie Geld und können den unnötigen Kauf bewusst vermeiden.

Ist der Kauf nur ein Kompromiss?

Daheim schon alles abgesucht und leihen funktioniert auch nicht? Dann können Sie den Neukauf ohne schlechtes Gewissen in Angriff nehmen. Bevor Sie den Geldbeutel zücken, sollten Sie sich jedoch noch folgende Frage stellen: Ist das Produkt wirklich das, was ich brauche – oder nur ein Kompromiss? 

Benötigt man ein neues Produkt, ist es verlockend, das erstbeste Angebot auch sofort mit nach Hause zu nehmen. Auch, wenn es oft nur eine Alternative zum Traumprodukt ist. Einen Kompromiss-Kauf sollten Sie jedoch in jedem Fall vermeiden. Denn begegnet Ihnen nach dem Kauf doch noch Ihre erst Wahl, bleibt die zweite Wahl schnell links liegen.

Bewusst-Einkaufen-Tipp #2: Wer billig kauft, kauft zweimal?

Bewusst einzukaufen bedeutet also, genau zu überlegen, was in den Einkaufswagen kommt – und was eben nicht. Dazu gehört auch, sich eher bewusst für qualitativ hochwertige Produkte zu entscheiden. Denn was nützt Ihnen ein Neukauf, wenn Sie diesen aufgrund mangelnder Qualität schon bald wieder austauschen müssen? Das ist nicht nur für Sie als Verbraucher mega ärgerlich, sondern auch alles andere als ein nachhaltiger Konsum – denn für die Erzeugung gingen einige Ressourcen drauf.

Qualität vor Quantität bei… Kleidung

Onlineshops, Discounter und Läden sind vollgestopft mit Kleidung in jeder erdenklichen Form und Farbe. Etwas Passendes zu finden ist im Textilbereich deshalb nicht allzu schwer. Umso komplizierter ist es jedoch, hierbei gute Qualität zu erkennen. Denn auch wenn Pullover, Jeans oder Shirt mit weichem Stoff und satten Farben punkten können, kann das scheinbar hochwertige Kleidungsstück nach der ersten Wäsche schon völlig anders aussehen.

Das bringt Frustration mit sich. Schließlich hat man so nicht nur umsonst Geld ausgegeben, sondern muss sich auch erneut auf die Suche nach einem passenden Kleidungsstück begeben. Die Folge: Der Kleiderschrank füllt sich mit immer mehr Klamotten, die Sie nicht gebrauchen können.

Anders sieht es aus, wenn Sie von Anfang an auf Qualität setzen. Das muss nicht heißen, dass Sie nur noch bei teuren Marken einkaufen. Die sind nämlich auch nicht immer besser oder bewusster – leider manchmal sogar ganz im Gegenteil. 

Wenn Sie die folgenden Tipps beachten, finden Sie jedoch auch bei H&M, Esprit & Co. Stücke, die Ihnen langfristig Freude bereiten.

  • Mindestens eine Naturfaser
    Im Gegensatz zu Klamotten aus reinen Kunstfasern sind gemischt genähte Stücke aus Polyester und Wolle, Leinen, Baumwolle oder Seide (also aus freundlichen Naturfasern) überhaupt kein Problem. Gemischt kann Polyester die negativen Eigenschaften der natürlichen Materialien nämlich sogar ausgleichen. So sorgt ein Gemisch aus Viskose und Polyester etwa für langlebigere Farben und bessere Haltbarkeit. Aus welchem Stoff Ihr neues Lieblings-Kleidungsstück besteht, können Sie dabei schnell am eingenähten Label erkennen.
  • Lieber kein Acryl
    Auf die Kunstfaser Acryl sollten Sie gänzlich verzichten. Das fühlt sich zwar oft wollartig und weich an, bringt Ihnen aber meist nur kurze Zeit Freude. Denn das künstliche Material speichert nicht nur keine Wärme und ist damit für bekennende „Frostbeulen“ ein absolutes No-Go. Es fängt in der Regel auch schnell an zu fusseln. Gefällt Ihnen ein Kleidungsstück aus Acryl besonders gut, sollten Sie vor dem Kauf deshalb zumindest testen, ob das Produkt fusselanfällig ist. Reiben Sie den Stoff hierfür etwa zehn Sekunden aneinander. Bilden sich dabei schon Fussel, sollten Sie es lieber im Laden lassen.
  • Machen Sie den Qualitäts-Check!
    Auch die Verarbeitung sagt viel über die Qualität aus. Bei Baumwolle sollten Sie vor allem den Fadenlauf genau unter die Lupe nehmen. Verläuft dieser nicht gerade, sondern diagonal zur Webkante, ist das kein gutes Zeichen. Denn dann verzieht sich die Seitennaht. Und damit leider der gesamte Schnitt des Kleidungsstücks spätestens nach einigen Waschgängen erheblich. Stellen Sie zudem die Nähte auf die Probe, indem Sie diese leicht auseinanderziehen. Werden dabei feine Löcher an der Naht sichtbar, wurde diese unsauber vernäht - das bedeutet für die Haltbarkeit der Klamotten nichts Gutes.

Qualität vor Quantität bei… Lebensmitteln

55 Kilogramm – das ist die Menge an Lebensmitteln, welche jährlich pro Kopf in Deutschland einfach im Müll landet. Nicht nur Obst und Gemüse ist dabei (und passt in den großen Mengen leider auch gar nicht mehr in die heimische Öko-Recycling-Wurmkiste), sondern auch Fleisch & Co. Eine stattliche Summe – besonders, wenn man bedenkt, dass etwa die Hälfte des Abfalls noch essbar wäre. 

Doch wie können wir dieser Verschwendung mit bewussterem Einkaufen entgegenwirken?

Die schlechte Nachricht vorweg: Leider helfen uns die Stichworte „ökologisch“, „nachhaltig“, „Bio“ und „Fair Trade“ hier nur wenig weiter. Schließlich ist es erst einmal egal, woher die (frischen) Lebensmittel kommen, wenn sie danach im Mülleimer landen. 

Einen echten Unterschied in der Lebensmittel-Verschwendung machen jedoch die folgenden Bewusst-Einkaufen-Tipps:

  • Einkaufen mit Plan sorgt für weniger „Ausschuss“
    Das bedeutet: Checken Sie vor dem Einkaufen Ihren Vorrat. Was wartet noch im Schrank, wie steht es um das Mindesthaltbarkeitsdatum? Und was wird bald leer? So vermeiden Sie, dass sich die fünfe Nudelpackung oder die zehnte Dose Tomatensoße bei Ihnen stapeln. Planen Sie zudem, was die nächsten Tage auf den Tisch kommen soll. Denn wissen Sie schon genau, wie die Lebensmittel verarbeitet werden sollen, bleibt am Ende nichts mehr übrig. Schreiben Sie also eine Einkaufsliste. So vermeiden Sie Spontaneinkäufe, die letztendlich in den Tiefen des Kühlschranks schlecht werden.
  • Verpackungsfrei einkaufen ist gar nicht so schwer
    Ob Single-Haushalt oder Großfamilie – gerade im Supermarkt bleibt die Verpackungsgröße immer gleich: Riesig! Das führt dazu, dass von vielen Lebensmitteln nur die Hälfte gebraucht wird und der Rest im Müll landet. Eine mögliche Alternative liegt in Läden, die Lebensmittel plastikfrei und unverpackt verkaufen. So können Sie die benötigte Menge selbst bestimmen, sodass am Ende auch nichts übrigbleibt. Damit werfen Sie nicht nur weniger weg, sondern sparen auch Verpackungsmüll ein. Die Umwelt dankt es Ihnen – sogar mit Zero-Waste-Putzen kann man dabei übrigens schnell viel erreichen!
  • Mit Grundnahrungsmitteln perfekte „Resteessen“ zaubern
    Denn Nudeln, Reis & Kartoffeln können Sie mit fast allem kombinieren. Sind also noch Gemüse, offene Konserven oder andere Reste vom letzten Kochen übriggeblieben, können Sie zusammen mit einem Grundnahrungsmittel schnell ein neues Gericht zaubern. Und das sind meist die Leckersten!
  • Bei Fisch besonders bewusst einkaufen lohnt sich
    Welchen Fisch Sie mit wirklich gutem Gewissen essen können, haben wir uns in unserem „Fisch-Einkaufen"-Ratgeber angeschaut. Ansonsten gilt auch hier: kaufen Sie nur so viel, wie Sie wirklich verarbeiten und verbrauchen können. Denn gerade Fisch hält sich bekanntlicherweise ja nicht allzu lange.
  • Besser regional und lokal einkaufen
    Nicht nur weniger Plastik ist eine altbekannte und gute Sache, sondern natürlich auch das saisonale und regionale Einkaufen. Klingt langweilig? Keineswegs! Denn Sie glauben ja nicht, was es hier alles für tolles Superfood vor Ort gibt – und das ist nicht nur genauso gesund wie die werbeträchtigen Exoten wie Chia & Co. Die kürzeren Transportwege schonen auch die Umwelt... und Ihr Gewissen!