Ratgeber
Elternsprechtag? So gelingt Lehrern die Vorbereitung auf‘s Elterngespräch
Wenn es für Lehrer zum ersten Elterngespräch geht, ist guter Rat oft teuer. Was für die Vorbereitung auf den Elternsprechtag wichtig ist, lesen Sie darum hier.
Elterngespräch: So bereite ich mich als junger Lehrer im Referendariat richtig vor
Das erste Elterngespräch als Lehrer steht in den meisten Fällen bereits im Referendariat an – denn Verantwortung für junge Lehrer wird bereits in der praktischen Ausbildung großgeschrieben und gilt nicht nur im richtigen Umgang mit den Schülern, sondern auch den Eltern!
Das Problem: Elterngespräche sind eigentlich nie wirklich einfach. Und das ist nicht nur dem individuellen „Spannungsfeld“ zwischen Schüler, Lehrer und Eltern geschuldet.
Meist kommt nämlich auch noch ein latenter Zeitdruck dazu, denn nicht selten reihen sich mehrere Elterngespräche direkt hintereinander. In kurzer Zeit müssen daher nicht nur viele Informationen, Hinweise und Empfehlungen vermittelt werden. Oft muss in den wenigen Minuten zudem auch noch ein Konsens zwischen Eltern und Lehrer her. Spätestens wenn dann noch größere oder kleinere schulische Probleme drohen, heißt es außerdem: Weiterhin ruhig und sachlich bleiben und die eigene Position mit Argumenten strukturiert darlegen!
Wie Sie das als junger Lehrer schaffen? Mit uns. Wir geben Ihnen heute ein paar wirklich sinnvolle Tipps und Tricks sowie einen Leitfaden für das erste Elterngespräch mit auf den Weg.
Gute Atmosphäre im Elterngespräch: Immer wichtig!
Neben zielorientierten Fragen macht vor allem eine aufgeschlossene, gute und ausgewogene Stimmung ein Elterngespräch für alle Beteiligten zu einem wertvollen und konstruktiven Ereignis. Wir haben deshalb gleich mal den ein oder anderen Tipp für eine möglichst positive Atmosphäre zusammengetragen – und dafür auch in die „psychologische Trickkiste“ gegriffen.
Zuvorkommende Begrüßung: Mit dem Überraschungseffekt gleich am ersten Elternsprechtag punkten
Nicht allen Eltern werden Sie bereits persönlich bekannt sein, sondern vielleicht nur über Erzählungen des Kindes. Stellen Sie sich darum immer kurz mit einem gewinnenden Lächeln vor. Eine gute Idee ist es in der Regel, die Eltern nicht im Klassenzimmer oder Lehrerzimmer „antanzen“ zu lassen.
Viel ist oft schon gewonnen, wenn Sie die Eltern stattdessen einfach gleich mal persönlich am Eingang des Schulgebäudes abholen.
Das macht sich für Sie meist gleich doppelt bezahlt. Denn den Weg zum Gesprächsort können Sie mit einem netten Smalltalk über unverfängliche Themen nutzen – und so schon im Vorfeld des eigentlichen Gesprächs einen „kleinen Konsens“ herstellen. Reden Sie deshalb am besten über Gemeinsamkeiten wie die ärgerliche, langwierige Parkplatzsuche oder die eigenen Erinnerungen an die Schulzeit. Haben Sie so bereits das Eis gebrochen, wird sich das im weiteren Verlauf des Gespräches meist auf eine gute Art und Weise bemerkbar machen.
Wahl des Sitzplatzes: Im Elterngespräch auch sitzplatztechnisch auf Augenhöhe bleiben
Verzichten Sie bei der Platzwahl unbedingt auf eine „Eltern-Lehrer-Hierarchie“: Das heißt, setzen Sie sich bitte nicht wie gewohnt hinter das Lehrerpult, während die Eltern auf einem Schülerstuhl Platz nehmen müssen. Nehmen Sie stattdessen alle mit gleichen Stühlen Vorlieb. Noch besser wäre es, wenn im vorbereiteten Raum zum Beispiel ein runder Tisch bereitsteht. Denn nichts ist besser geeignet, um eine faire Gesprächs-Atmosphäre zu unterstreichen. Denn gibt es keine „Ecken und Kanten“, sitzen Sie alle nicht nur ohne Hierarchiestufen zusammen, sondern auch weniger konfrontativ. Das hilft allen Seiten, einen guten und gültigen Kompromiss bei möglichen Problemen zu finden.
Da bekanntlich aber auch der Ton die Musik macht, sollten Sie während des Gesprächs nicht gezwungen oder mit starkem akademischem Duktus – also Fachchinesisch – sprechen. Auch Behörden- und Beamtendeutsch lässt Sie nicht unbedingt freundlich, sondern eher streng und unnahbar wirken. Und das ist wohl nie wirklich produktiv für die Gesprächsatmosphäre und eine verständnisvolle Basis.
Gut zu wissen:
Auch für Lehrer steht ganz oben auf der „Liste der unangenehmen Dinge, die erledigt werden müssen“ wohl die Dienstunfähigkeitsversicherung: Was Sie darüber alles müssen, haben wir Ihnen in einem weiteren Ratgeber zusammengestellt.
Für einen konstruktiven Austausch ist zudem auch eine ungestörte Gesprächsatmosphäre wichtig. Das Klassenzimmer sollte also nur den direkt Beteiligten gehören – und sonst niemandem. Ein ständiges Kommen und Gehen von Dritten ist dagegen eher kontraproduktiv – und könnte schnell als unhöflich wahrgenommen werden.
Ziele im Elterngespräch: Darauf kommt es für Sie als Lehrer in der Vorbereitung des Gesprächs an
Im Vorfeld des Gesprächs sind vor allem zwei Ebenen wichtig: Zum einen die Sachebene, zum anderen die Beziehungsebene. Zu einer guten Vorbereitung gehört daher, sich damit schon beschäftigt zu haben. Auch der Gesprächsanlass wird ja meist mit einer der beiden Ebenen im Zusammenhang stehen. Der folgende Fragenkatalog soll Ihnen dabei ein hilfreicher Leitfaden sein.
Sachebene: Wichtige Fragen zum Sozialverhalten vorbereiten
- Welche Verhaltensweisen des Kindes haben Sie im Unterricht oder Schulalltag als problematisch wahrgenommen – und in welchen Situationen hat sich das bemerkbar gemacht?
- Hat das Verhalten des Schülers Einfluss auf die Klasse und einzelne Mitschüler?
- Welchen Einfluss hat das Verhalten des Schülers auf sich und seine Leistungen?
- Welche Maßnahmen haben Sie getroffen, um (positiven) Einfluss auf den Schüler zu nehmen?
Unser Tipp: Da es auf der Sachebene vor allem darum geht, Beobachtungen auszutauschen, sollten Sie hauptsächlich mit Ich-Botschaften arbeiten, anstatt dem Schüler konkrete Eigenschaften zuzuschreiben, die Verhaltensweise somit lediglich beschreiben. Machen Sie dabei gleichzeitig klar, dass das Ihre (subjektive) Perspektive ist. Es muss also keine Allgemeingültigkeit für das Kind vorliegen, die auf alle Lehrer und alle Situationen zutrifft. Denn Kollegen und andere Lehrkräfte werden den Schüler vielleicht ein wenig anders wahrnehmen. Das ist ganz normal.
Sachebene: Wichtige Fragen zum Leistungsstand vorbereiten
- Welche guten Eigenschaften sind Ihnen am Schüler aufgefallen?
- Wie haben sich die Leistungen des Kindes seit Beginn des Schuljahres entwickelt?
- Was sind die nächsten Schritte in der Lernentwicklung?
Dazu sollten Sie sich vor dem Elternsprechtag bewusst machen, mit welchem Gefühlen Sie in das Gespräch gehen – und diese dann bestmöglich ausblenden. Denn als Lehrer sollten Sie immer sachlich und neutral bleiben. Da auch die Eltern mit Erwartungen und Stimmungen in das Gespräch gehen (und Ihnen damit begegnen) könnte es sonst sehr emotional werden. Überlegen Sie sich darum vor dem Elterngespräch immer nochmal kurz, welche (schwierigen) elterlichen Emotionen Ihnen begegnen könnten.
Wichtig ist aber ohnehin, dass immer der Schüler im Fokus des Gespräches steht. Also nicht Ihre pädagogischen Lehrmethoden oder die Klassengemeinschaft. Geben Sie den Eltern daher konstruktives Feedback zu deren Themen und Fragen. Rückfragen sind im Gespräch auch immer eine gute Methode. Mit Fragen wie „Sehe ich das richtig?“ oder „Haben Sie denselben Eindruck?“ können Sie sich zudem stets vergewissern, ob das Gespräch auf einem guten Weg ist.
Checklisten-Vorlage für Zielvereinbarungen: So ziehen Sie mit den Eltern auch nach dem Gespräch an einem Strang!
Neigt sich das Eltern-Lehrer-Gespräch dem Ende zu, sollten Sie schließlich konkrete Lösungen für die angeschnittenen Herausforderungen fokussieren. Am besten formulieren Sie mit den Eltern des Schülers gemeinsam Vorschläge und Vereinbarungen. Optimalerweise finden Sie gemeinsam mit den Eltern deshalb Antworten auf die folgenden Fragen:
- Welche verständlichen Maßnahmen im Elternhaus und in der Schule könnten dem Schüler helfen, damit die Ursachen des Problems behoben werden?
- Wann findet der nächste Gesprächstermin statt, um über die Fortschritte Rücksprache zu halten?
Unser Tipp: Legen Sie mit den Eltern dabei stets Ziele fest, die „smart“ sind!
Die gemeinsam vereinbarten Veränderungen sollten diesem Leitsatz zufolge zum einen möglichst spezifisch, das heißt konkret und möglichst genau, formuliert werden. Ebenfalls müssen die Ziele mess- und überprüfbar sein. Dazu müssen sie von Eltern, Lehrer und auch dem Schüler akzeptieren werden – und natürlich erreichbar, also realistisch sein. Außerdem muss der Zeitpunkt, zu dem das Erreichen der Ziele überprüft wird festgelegt, also terminiert, werden. Denn nur dann lässt sich im Nachhinein auch wirklich klar feststellen, ob die gemeinsamen Anstrengungen zum Wohle des Kindes erfolgreich waren.
Damit das geschieht, sollten Sie mit den Erziehungsberechtigten zum Abschluss des Gesprächs gemeinsam einen Leitfaden zur Zielerreichung erarbeiten. Doch keine Sorge: Mit unserer „Checkliste Elterngespräch“ geht das ganz schnell – zudem muss sie nur ausgedruckt werden und ist schon einsatzbereit. In der Checkliste können Sie dann nicht nur schriftlich festgehalten, für welchen Zeitraum welche Maßnahmen von den Eltern und Ihnen als Lehrer im Gespräch zur Umsetzung beschlossen wurden. Sondern auch, wann ein erneutes Lehrergespräch stattfinden soll.
Da die zu erreichenden Ergebnisse gemeinsam beschlossen und festgehalten werden, stellen Sie damit in der Regel auch (fast schon beiläufig) den so wichtigen Abschluss-Konsens zum Ende des Elterngesprächs sicher.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre ersten Elterngespräche – und auch den ersten Elternabend!