Ist Clean Eating auch für Kinder eine gute Idee?

Clean Eating gehört neben Zero Waste zu den größten Dauer-Trends bei umwelt- und naturbewussten jungen Menschen. Während sie einmal versuchen, auf Plastik- und Verpackungsmaterial beim Einkaufen zu verzichten, legen sie beim anderen Trend ganz bewusst Wert auf eine zielgerichtete, gesunde und möglichst „ursprüngliche“ Ernährung.

Grund genug für uns, den erstmal recht sinnvoll klingenden Ernährungstrend einmal genauer unter die „Machbarkeits-Lupe“ zu nehmen.  Dabei beantworten wir dann auch die Frage, ob Clean Eating sogar etwas für die ganze Familie mit (kleinen) Kindern ist – oder vielleicht doch besser nur bei den Erwachsenen zum bestimmenden Faktor bei der Einkaufs- und Ernährungsplanung werden sollte. Denn Sie werden es sicherlich ahnen: Wie so oft gibt es auch hier jede Menge Vor- und Nachteile, die Sie abwägen sollten.

Was ist Clean Eating?

Eigentlich ist es ganz einfach: Wer beim Ernährungstrend „Clean Eating“ mitmacht, der setzt beim Essen und Kochen ausschließlich auf (möglichst) naturbelassene und unverarbeitete Lebensmittel – und kocht dann selbst mit diesen frisch. Verfechter der „neuen“ Nahrungsmittelbewegung setzen im Alltag sozusagen auf eine Philosophie der „sauberen“ Ernährung, um den eigenen Lebensstil damit spürbar gesünder zu gestalten. 

Im Vergleich zu einer „normalen“ Diät geht es beim einer Nahrungsumstellung auf „Clean Eating“ allerdings nicht unbedingt darum, auf Kalorien zu verzichten, um damit gegen das (fast schon obligatorische) "Corona-Hüftgold" anzukommen. Denn Abnehmen ist beim Clean Eating nicht das erste Ziel, höchstens ein positiver Nebeneffekt – dazu sagen wir später aber noch mehr. Clean Eater wollen ihrem Körper dagegen vor allem ein gutes Gefühl vermitteln, indem sie auf Inhalts- sowie Zusatzstoffe verzichten, die ihrer Meinung nach nichts in einer gesunden und „sauberen“ Ernährung zu suchen haben. Oder anders ausgedrückt: man darf im Grunde alles essen - solange es „organisch“ ist. 

Verzichtet wird stattdessen auf (stark) verarbeitetes Essen und Produkte mit künstlichen Zusätzen, also vor allem industriell hergestellte und verarbeite Lebens- und Nahrungsmittel. Fertigpizza oder Chips aus der Tüte kommen daher eher nicht auf den Clean Eating-Tisch.

Was müssen Sie über Zusatzstoffe wissen?

In Deutschland gibt es etwa 330 zugelassene Zusatzstoffe für Lebensmittel. Clean Eater versuchen nun, auf diese zu verzichten. Die Stoffe sind zwar durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) getestet und eigentlich als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. 

Doch gerade bei Kindern sollten Sie die Aufnahme einiger Zusatzstoffe begrenzen. Denn bei ihnen ist die festgelegte Tageshöchstdosis, der so genannte ADI-Wert, häufig schnell erreicht. Das gilt besonders für Farbstoffe wie E 102 oder E 122. Die können bei (kleinen) Kindern nämlich beispielsweise zu Hyperaktivität oder Aufmerksamkeitsstörungen führen und sind vor allem in Brause, Pudding und Knabberartikeln enthalten. Auch für die Verbraucherzentrale ist darum bei Zusatzstoffen grundsätzlich weniger mehr und sie empfiehlt daher:

  • Möglichst viele Speisen selbst frisch und gesund zuzubereiten, um somit weniger Zusatzstoffe aufzunehmen.
  • Beim Einkauf Lebensmittel zu wählen, die wenig Geschmacksverstärker und Aromen enthalten.
  • Auf eine einseitige Ernährung mit Süßstoffen aus industriell verarbeiteten Lebensmitteln zu verzichten, da bei den Malzeiten sonst unbedenkliche Mengen überschritten werden könnten.
  • Im Zweifel zu Bio-Lebensmitteln greifen, da hier in der Regel weniger Zusatzstoffe zugesetzt sind.

Das heißt konkret: Clean Eating kann gerade für Eltern eine gute Möglichkeit sein, ihre Kinder so zu ernähren, dass ihre Aktivität und Aufmerksamkeit nicht negativ beeinträchtigt wird.

Was meint der ADI-Wert?

Der ADI-Wert (acceptable daily intake) gibt die tolerierbare Tagesdosis von Lebensmittelzusatzstoffen an, die von einem Menschen ein Leben lang täglich ohne negative Auswirkungen auf die Gesundheit aufgenommen werden können.

Welche Lebensmittel sind beim Clean Eating erlaubt?

Wer auf Konserven, „Dosenfutter“ und eine lange Zutatenliste bei verpackten Lebensmitteln verzichtet, muss sich um eine ausgewogene, gesunde Ernährung überhaupt keine Gedanken machen. Die Auswahl an Nahrungsmitteln bleibt nämlich auch für „saubere“ Esser sogar in einem ganz normalen Supermarkt mehr als riesig: Vollkornprodukte, Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte, (mageres) Fleisch oder frischer Fisch, Milch oder regionales Superfood wie Nüsse sind nur ein kleiner Teil der „erlaubten“ Produktpallette. 

Natürlich bleiben darüber hinaus auch Getränke wie Mineralwasser, frischer Kaffee und Tee weiterhin erlaubt. Das ist keine Frage. Lediglich das übliche Junk- und Fast Food ist absolut tabu. Und das ist dann oft ein Grund, weshalb Sie beim Clean Eating auch an Gewicht verlieren. 

Wer nämlich hochgezuckerten, gesüßten Getränken und salzigen, fettreichen Lebensmitteln „aus der Tüte“ abschwört, verbessert in der Regel auch die eigene Kalorienbilanz – ganz ohne lästiges Punktezählen. Das sorgt gleichzeitig für mehr Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe und damit oft zusätzlich für ein besseres, ausgewogeneres Körpergefühl.

Machbarkeit von Clean Eating für Familien mit Kindern

Da im Gegensatz zu einer veganen oder vegetarischen Ernährung beim Clean Eating alles erlaubt ist, was nicht aufwendig von der Lebensmittelindustrie weiterverarbeitet, aufgepimpt oder haltbarer gemacht wurde, droht bei diesem Ernährungstrend in der Regel überhaupt kein Mangel an Nährstoffen. Ganz im Gegenteil. Denn für Eltern und Kinder bleibt ja alles essbar, was ein gesunder Körper braucht: Kohlenhydrate, Eiweiß, Fette, Vitamine & Co. 

Trotzdem gibt es Vor- und Nachteile für Familien mit Kindern, die wir natürlich nicht unterschlagen wollen:

Vorteile für Familien mit Kindern beim Clean Eating

Vergleicht man ungesundes Junkfood oder industriell stark verarbeitete Lebensmittel mit naturbelassenen Mahlzeiten, so ist der Vitamin- und Mineralstoffgehalt beim „sauberen“ Essen in der Regel deutlich höher. Auf lange Sicht kann die Aufnahme von mehr und besseren Vitalstoffen das körperliche und geistige Wohlbefinden erhöhen.

Zudem kochen Sie als Clean Eater natürlich viel mehr selbst. Das führt dann im besten Fall dazu, dass auch Ihre Kinder einen guten und bewussten Umgang mit Lebensmitteln lernen und sicherlich auch sorgfältiger damit umgehen können. Gerade für Kinder kann das sehr inspirierend sein. Ähnliches gilt für den Einkauf: Kinder lernen so ganz von selbst eine Art „Lebensmittelampel“ kennen, wissen früh über die Vor- und Nachteile von Inhaltsstoffen Bescheid.

Nachteile für Familien mit Kindern beim Clean Eating

Wer die Ziele beim Clean Eating sich, seiner Familie oder den Kindern zu hochsteckt, kann dabei schnell scheitern. Denn gerade Leckereien wie Schokolade sind eigentlich nicht erlaubt. Wer darum Lust auf Clean Eating hat, sollte den Ernährungstrend gerade am Anfang vielleicht nicht zu streng leben, sondern sich lieber schrittweise steigern – und auch einmal davon abweichen dürfen. Wenn Verzicht und Disziplin nämlich zu groß werden, droht die Ernährungsumstellung schneller zu scheitern, als man denkt.

Zudem braucht man ein hohes Maß an Organisationskompetenz. Wenn auf Tiefkühlpizza & Co. verzichtet wird, bedeutet das im Umkehrschluss mehr Aufwand und Zeit für Kochen und Einkauf. Clean Eating ist damit vor allem eins: sehr zeitaufwendig. Hier hilft dann oft ein Wochenplan, der die Mahlzeiten schon auf die kommenden Tage verteilt. Für „zwischendurch“ ist der saubere Ernährungsstil dagegen leider eher nichts.

Clean Eating: Eine Idee für meine Familie?

Ob Clean Eating nun etwas für Sie is(s)t oder nicht, können am Ende nur Sie selbst entscheiden. Auf jeden Fall ist die Ernährungsweise nicht ganz so „enthaltsam“ wie ein vegetarischer oder gar veganer Speiseplan. Ihnen ist mehr erlaubt, Ihnen bleibt bei der Auswahl der Nahrungsmittel mehr Spielraum. 

Wir sagen darum: Wenn Sie denken, dass Clean Eating etwas für Sie und Ihre Lieben sein könnte, dann probieren Sie´s doch einfach aus!