Ernährungstrend Superfoods: Welche regionalen Alternativen gibt es zu Avocado, Chia & Co.?

Goji-Beeren, Avocados und Chia-Samen: Vor ein paar Jahren noch eine Seltenheit in deutschen Supermärkten, sind die so genannten Superfoods mittlerweile in fast jeder Ladentheke vertreten. Doch woher kommt der plötzliche Aufstieg der angeblichen Gesundheits-Booster?

Nicht unschuldig ist der immer größer werdende Wunsch zur Selbstoptimierung in der Gesellschaft. Schließlich sind ein straffer Bikinibody, strahlende Haut und glänzende Haare die wichtigste Erfolgsgrundlage für viele junge und jung gebliebene Menschen – und damit ein gefundenes Fressen für die Marketingbranche. Denn Influencer, Stars und Sternchen sorgen dafür, dass die Superfoods in aller Munde sind. Und das sprichwörtlich!

Doch nicht jeder ist dem exotischen Trend wohlgesonnen, viele sehen die exotischen Früchte auch kritisch. Schließlich sorgen die weit entfernten Herkunftsländer der Superfoods für lange Transportwege – und damit leider auch einen hohen CO2-Verbrauch.

Kein Wunder, dass besonders kritische Fitnessfreunde auf der Suche nach heimischen Alternativen sind. Aber können Apfel & Co. wirklich mit den Superfoods mithalten?

Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns den Super-Nahrungsmittel-Trend und die regionale Konkurrenz mal ganz genau angeschaut.

Superfoods: Nur schlauer Marketingtrick oder echter Gesundheits-Booster?

Der Stempel „Superfood“ wird immer mehr Lebensmitteln aufgedrückt. Dass der Begriff auf die gesundheitsfördernde Wirkung anspielen soll, ist wohl jedem klar. Welche Inhaltstoffe für den Gesundheits-Boost sorgen sollen hingegen nicht unbedingt. Was steckt also dahinter?

Die – zugegeben – etwas enttäuschende Antwort: Um als Superfood bezeichnet zu werden, muss ein Lebensmittel nicht das Rad neu erfinden. In der Regel soll der Begriff zwar auf gesunde Inhaltsstoffe wie

  • Vitamine
  • Nährstoffe
  • sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe 

anspielen. Diese sind aber auch in herkömmlichen Lebensmitteln enthalten. 

Wunderheiler sind Matcha & Co. also nicht. Zudem können sie in Puncto Umwelt, Verarbeitung und Preis ebenfalls nicht wirklich glänzen:

  • Superfoods sind in der Regel keine heimischen Produkte: Meist stammen die Superfoods aus „exotischen“ Regionen wie Mittel- und Südamerika oder Asien. Bevor wir die Früchte und Samen also in unseren Ladenregalen finden können, legen sie einen weiten Weg per Schiff oder Flugzeug zurück. Die langen Transportwege verbrauchen dabei eine Menge Treibstoff – nicht gerade förderlich für unser Klima.
  • Frische Superfoods: Eher Mangelware! Die exotischen Trendlebensmittel wachsen nicht um die Ecke. Es ist also gar nicht so einfach, sie während des Transports über viele Stunden, Tage oder gar Wochen frisch zu halten. Deshalb werden viele Superfoods nach der Ernte eingefroren, getrocknet oder zu Pulver verarbeitet. Das macht zwar den Transport um einiges einfacher, schmälert aber auch die gesundheitliche Wirkung. Denn bei der Verarbeitung gehen einige Nährstoffe und Vitamine bereits verloren.
  • Viele Inhaltsstoffe, die da gar nicht hingehören: Doch nicht nur der Transport ist fragwürdig. Bereits beim Anbau der Lebensmittel sollte man stutzig werden. So zeigt ein Test der Zeitschrift Ökotest, dass viele der untersuchten Superfoods Pestizide, Mineralöl, Blei oder Cadmium enthalten. Schadstoffe, die während des Anbaus in die Lebensmittel gelangen.

Zudem treiben lange Transportzeiten, eine aufwendige Verarbeitung und die hohe Nachfrage den Preis der beliebten Superfoods immer weiter in die Höhe. Für Sparfüchse sind Chia-Samen und Goji-Beeren also (schon lange) nicht (mehr) gemacht.

Welche heimischen Super-Alternativen gibt es?

Eigentlich wirklich schade, aber der hohe Preis und der immense ökologische Fußabdruck lassen die Superfoods gar nicht mehr so super wirken. Doch damit leider noch nicht genug. Denn auch der erhoffte, positive gesundheitliche Effekt lässt meist zu wünschen übrig. Vor allem, wenn man mit den Früchten und Samen auch gleichzeitig Schadstoffe zu sich nimmt.

Ein wichtiges Fazit können wir also schon vorab ziehen: Superfoods sind wohl eher Teil eines Marketing-Hypes als echte Gesundheits-Booster. Zwar enthalten Sie einige Nährstoffe und Vitamine, die Nachteile der exotischen Trendlebensmittel überwiegen jedoch deutlich.

Nichtdestotrotz ist eine gesunde Ernährung auch unabhängig von Schönheitswahn und Superfoods wichtig. Wenn man die negativen Aspekte der Superfoods umgehen möchte, muss also eine Alternative her.

Dabei sind regionale Produkte ganz weit vorne im Rennen. Schließlich entfallen hierbei der lange Transportweg – und damit auch die nötige Verarbeitung der Beeren, Pflanzen und Samen. Auch die heimischen Anbaubedingungen sind auf Feldern um die Ecke meist deutlich unbedenklicher als in den Herkunftsländern der Superfoods. Denn besonders Bio-Landwirte haben es hierzulande mit strengeren Regelungen zu tun, die gleich eine ganze Reihe an „üblichen“ Superfood-Schadstoffen auf den Feldern ausschließen.

Gesunde Super-Beeren aus der Heimat: Tolle Alternativen für Goji & Co.

Acai- oder Goji-Beeren sind besonders beliebte Superfoods. Getrocknet oder als Pulver verarbeitet gelangen die Früchte aus Südamerika und Asien in unsere heimischen Supermärkte. Hierzulande geben Fitnessfanatiker die exotischen Beeren am liebsten in das morgendliche Müsli oder in den After-Workout-Smoothie.

Die sogenannte Acai-Bowl, ein Gericht aus gefrorenen und pürierten Acai-Beeren, löste sogar einen regelrechten Instagram-Hype aus. Bei Influencern ist dieses Superfood-Frühstück jedenfalls nicht mehr wegzudenken.

Was soll die exotischen Superfood-Beeren so gesund machen?

  • Acai-Beeren sind reich an Anthocyanen, ein sekundärer Pflanzenstoff, der den Beeren ihren dunkelroten Ton gibt. Anthocyane sind antioxidativ und gelten deshalb als besonders effektive „Radikalenfänger“. Indem die exotische Beere also freie Radikale bekämpft, kann Sie die Alterung der Zellen verlangsamen. Fitnessfanatiker versprechen sich dadurch vor allem eine straffe, jung gebliebene Haut. Die roten Beeren sind jedoch auch besonders kalorienreich, was an ihrem Fettanteil von über 50 Prozent liegt.
  • Die Goji-Beere enthält gleich mehrere gesundheitsfördernde Nährstoffe. Unter anderem Eisen, das in größeren Mengen sonst nur in Fleisch vorkommt. Deshalb soll die Goji-Beere eine effektive Ergänzung für Vegetarier und Veganer sein. Zudem kann die orangefarbene Beere als Vitaminquelle punkten. Denn die Vitamine A, C und E findet man hier in größeren Mengen. Bei den angeblichen Super-Beeren ist jedoch Vorsicht geboten: Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte kann es zu Wechselwirkungen zwischen Gojis und blutgerinnungshemmenden Medikamenten kommen.

Regionale Alternativen: Heidel- und Johannisbeeren

  • Die Acai-Beere punktet also vor allem mit ihrer großen Menge an Anthocyanen. Hier kann jedoch auch eine heimische Beere mithalten. Denn die heimische Heidelbeere gehört zu den Früchten mit den höchsten Anthocyanwerten und verspricht somit die gleiche Wirkung wie die angepriesene Acai-Beere. Zudem enthält die Heidelbeere wesentlich weniger Fett – das unterstützt auch auf dem Weg zur Bikinifigur.
  • Und auch die Goji-Beere ist kein unersetzbares Wundermittel. Ihr größter Konkurrent: Die schwarze Johannisbeere. Und das nicht umsonst! Die schwarze Johannisbeere ist nämlich ein echter Nährstoff-Allrounder. So kann sie nicht nur mit denselben Vitaminen wie die Goji-Beere punkten. Auch ihr Eisengehalt ist höher als bei den meisten Früchten.

Wieso also exotische Beeren kaufen, wenn es die gleiche Gesundheitswirkung auch um die Ecke gibt? Genau!

Heimische Super-Samen: Nicht nur Leinsamen sind ein tolles Superfood

Auch unter den Samen werden exotische Varianten immer beliebter. Ganz vorne im Rennen: Chia und Quinoa. Die südamerikanischen Samen verwenden Gesundheitsfanatiker hierzulande sehr flexibel. Während Chia oft im Müsli und Brot landet oder auch mal als Pudding verarbeitet wird, muss Quinoa als Alternative zu vielen regionalen Getreidesorten herhalten.

Was soll die exotischen Samen so gesund machen?

  • Chia-Samen feiert man in der Gesundheitswelt vor allem für ihre hohen Mengen an Ballaststoffen. Da die Samen deshalb besonders lange sättigend wirken, sind sie oft fester Bestandteil in Diäten. Zudem punktet Chia mit Omega-3-Fettsäuren, die den Blutdruck senken können.
  • Quinoa hilft vor allem bei einer Gluten-Unverträglichkeit. Die Samen enthalten nämlich keinerlei Gluten und können deshalb sorglos als Reis- oder Nudelersatz fungieren.

Gibt es regionale Alternativen?

  • Als Alternative zu Chia-Samen haben die heimischen Felder gleich zwei Optionen in Petto. Leinsamen versorgen Sie nicht nur mit ausreichend Ballaststoffen, sondern können auch mit Proteinen und Vitamin B glänzen. Kürbiskerne sind nicht nur ballaststoffreich, sondern bringen auch einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren mit sich.
  • Was Quinoa kann, können regionale Produkte auch. Denn für Menschen mit Glutenunverträglichkeit eignet sich auch Hirse besonders gut. Hier ist jedoch Vorsicht beim Herkunftsland geboten. Denn Hirse wird oft – wie es beim exotischen Quinoa der Fall ist – importiert. Deshalb sollten Sie beim Einkauf auf Hirse aus Deutschland achten!

Regionale Super-Pflanzen: Es gibt gesunde Alternativen

Avocados sind mittlerweile überall zu finden – ob in ihrer ursprünglichen natürlichen Form im Supermarkt oder auch als Guacamole und Avocado-Toast in hippen Cafés und Restaurants. Weniger bekannt ist hingegen der Moringa, ein Meerrettichbaum aus Nordindien. Dennoch wird er zuletzt immer präsenter – auch in heimischen Supermärkten. Fitness-Influencer geben die Pflanze in Pulverform am liebsten in ihre Smoothies.

Was soll die tropische Frucht und den exotischen Baum so gesund machen?

  • Wir müssen zugeben: Die Avocado ist ein echter Alleskönner. Ob zubereitet als Rezept oder pur. Das liegt besonders an ihren gesunden Fetten. Diese sollen das Risiko für Osteoporose, Herz-Kreislauf-Probleme und Entzündungen verringern können – und das ganz ohne einen erhöhten Cholesterinspiegel oder unnötige Kalorien, so wie es bei abgefüllten Fetten der Fall ist.
  • Auch Moringa scheint auf den ersten Blick ein echtes Superfood zu sein. Mit zahlreichen Mineralien, Vitaminen und Antioxidantien soll die Pflanze fitter und gesünder machen. Durch die Verarbeitung zu Pulver gehen jedoch viele Nährstoffe bereits verloren, bevor sie unsere Smoothies schmücken können.

Welches heimische Superfood ist eine Alternative?

Welches heimische Superfood ist eine Alternative

  • Die Avocado punktet mit ihren gesunden Fetten – hat jedoch auch einen weiten Weg, etwa aus Mexiko oder Chile, hinter sich. Umso besser, dass auch regionale Produkte mit guten Fetten glänzen können. Besonders Walnüsse könnten der exotischen Avocado den Rang ablaufen. Diese enthalten nämlich mindestens dieselbe Menge an gesunden Fetten, sind jedoch auf heimischen Bäumen zu finden. Der lange Weg fällt bei der Supernuss also weg.
  • Auch beim Moringa macht ein regionales Superfood dem exotischen Gewächs große Konkurrenz: Gemüse wie Rote Beete ist auf Tellern keine Seltenheit und bringt ähnlich wertvolle Nährstoffe mit sich. Sie ist im Gehalt reich an Nährstoffen wie Mineralstoffen, Vitaminen und kann durch ihre Anthocyane auch mit vielen Antioxidantien glänzen. Betrachtet man den Nährstoffgehalt, sind Moringa und rote Beete also zum Verwechseln ähnlich. Der Beeten-Vorteil: Sie wächst und gedeiht auch auf deutschen Feldern.

Warum in die Ferne schweifen…

Heimische Alternativen machen den trendigen Superfoods also ganz schön Konkurrenz. Denn entgegen der Vermarktung von Chiasamen, Goji-Beeren & Co. sind die exotischen Produkte keine Wunderheiler. Ganz im Gegenteil! Man kann Sie einfach durch Heidelbeeren, Leinsamen und andere heimische Gewächse ersetzen.

Lassen Sie sich also in Zukunft nicht von geschicktem Marketing und überzeugenden Influencern beirren und greifen Sie zu leckeren Produkten wie heimischem Obst und Gemüse. Das tut durch mehr Nachhaltigkeit nicht nur der Umwelt, sondern auch Ihrem Geldbeutel gut.