
Ratgeber
Psychische und mentale Gesundheit: Kann man die Seele stärken?
Psychische Krankheiten nehmen in unserer Gesellschaft zu. Klimawandel, Energiekrise und beruflicher Stress fordern ihren Tribut. Hilfe bei mentalen Herausforderungen.
Negativtrend: Immer mehr psychische Probleme
Beim Aufstehen fehlt die Kraft. Die Nächte werden schlafloser. Soziale Kontakte schwinden und beruflicher Erfolg rückt in weite Ferne. Symptome psychischer Krankheiten sind vielfältig und leider der Alltag vieler Menschen.
Deutlich über 300 Krankheitstage je 100 Versicherte aufgrund von psychischen Erkrankungen gab es 2024. Dies ist fast dreimal so viel wie zur Jahrtausendwende. Allein Depressionen waren für rund 180 davon verantwortlich, zeigt der DAK-Psychreport.
Psychische Gesundheit hat nichts mit Charakterschwäche zu tun
Das Wichtigste zuerst: Die eine psychische Erkrankung gibt es ebenso wenig wie die eine Behandlung für mentale Leiden. Klassische Erkrankungen werden aus eindeutigen Symptomen diagnostiziert und meist vorhersehbar behandelt. Der Körper heilt oft nach bewährten Mustern, der Geist hingegen ist bei jedem Menschen anders. Psychische Erkrankungen sind keine Generationskrankheit; sie können jede Person in jedem Alter treffen.
Zahlreiche Faktoren setzen psychischer Gesundheit zu
Ob Energierise, Kriege, der Klimawande, Geldsorgen oder eine genetische Vorbelastung: Psychische Erkrankungen können viele verschiedene Ursachen haben. Diese können gesellschaftlich oder individuell bedingt sein. Aber ein Ausdruck von Schwäcke sind sie nicht!
Häufige psychische Erkrankungen und ihre Symptome
- Borderlinesyndrom
Betroffene leiden oft an Impulsivität und Instabilität. Gefühle, Gedanken und Einstellungen können sich in kürzester Zeit ändern, wobei der Alltag durch die nicht ausgeglichene psychische Gesundheit für die Betroffenen massiv eingeschränkt wird. - Abhängigkeitserkrankungen
Die Abhängigkeit von Alkohol, Nikotin oder anderen Drogen betrifft meist nicht nur den Körper, sondern auch die mentale Gesundheit. Leben und Verhalten werden von der Abhängigkeit bestimmt. - Essstörungen
Diese Erkrankung hat viele Formen – von Magersucht über Bulimie bis zur Binge-Eating-Störung. Oft entstehen Mischformen mit vielfältigen Ursachen. Betroffen sind nicht nur Jugendliche, sondern Menschen jeden Alters. - Burnout
Ein Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung. Der Energieverlust führt zu Konzentrationsschwächen, seelischem Ungleichgewicht und starken Alltagseinschränkungen. - Depressionen
Eine schwere seelische Erkrankung, bei der sich Betroffene niedergeschlagen, antriebslos und erschöpft fühlen. Sie ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen mit unterschiedlichen Erscheinungsformen. - Panikattacken
Starkes Herzrasen, Angst, Atemnot und Schwindel deuten auf Panikattacken oder Panikstörungen hin. Oft dauern die akuten Probleme nur wenige Minuten an, führen aber dennoch zu schlimmen Ängsten und Phobien. - Selbstverletzung
Bewusstes selbstverletzendes Verhalten entsteht oft bei Jugendlichen aufgrund dauerhafter seelischer Belastungen. Typisch sind beispielsweise Ritzungen am Unterarm.
Eine einfache Symptom-Zuordnung ist weder ausreichend noch verlässlich. Und: Selbstdiagnose über das Internet ist meist keine gute Idee.
Haben Sie schon einmal mit Bauchschmerzen auf der Couch gelegen und sind nach kurzer Internetrecherche panisch geworden? Eine Suchmaschine oder ein KI-Tool sind keine guten Diagnostiker und ersetzen keinen Besuch bei einem Arzt oder einer Ärztin.
Das Wichtigste: Nehmen Sie psychische Krankheiten genauso ernst wie körperliche. Der erste Schritt bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte immer professioneller Rat durch einen Experten mit medizinischer Zulassung sein.
Was kann helfen? Was nicht?
Das größte Problem: Professionellen Rat zu finden ist schwierig. Nicht nur kann der erste Schritt von Zweifeln geprägt sein – Therapieplätze sind in Deutschland auch schwer zu finden. Zu groß ist die Nachfrage, zu gering das Angebot.
Einfache Tipps aus sozialen Medien oder dem Internet stellen oft keine ausreichenden Maßnahmen dar, um psychischen Leiden zu begegnen. Sport treiben gilt als hilfreicher Tipp gegen Depressionen. Körperliche Aktivität hat durchaus positive Wirkung auf unseren Geist. Dennoch ist Sport kein Allheilmittel.
Stattdessen sollten Sie professionellen Rat suchen – etwa bei speziell eingerichteten Anlaufstellen.
Anlaufstellen für betroffene Personen – und ihre Mitmenschen
Hilfe und Beratung gibt es viel. Doch die Überwindung ist meist schwer: Wie etwas einer anderen Person erklären, was man selbst noch nicht versteht? Dennoch ist eine der ersten Schritte immer ein Gespräch mit einer Vertrauensperson. Es geht nicht darum, Gefühle erklären zu können, sondern sie auszusprechen.
Ihr Hausarzt kann erste Hilfestellungen geben und eine Überweisung für eine Psychotherapie ausstellen. Die Wartelisten sind lang, doch es lohnt sich. Eine Therapie ist die professionellste Hilfe, die Sie bekommen können.
Andere Adressen können ebenfalls helfen – zumindest in einem ersten Schritt oder wenn die Zeit drängt. Probieren Sie aus und finden Sie Ihren Weg. Den einen richtigen Weg gibt es nicht.
- Krisentelefon der Seelsorge
24 Stunden täglich, anonym und kostenlos unter 0800-1110111 oder 0800-1110222. Für Menschen mit muslimischem Hintergrund: 030-443509821. - Die Nummer gegen Kummer
Speziell für Kinder und Jugendliche, montags bis samstags 14-20 Uhr unter 116 111. - Krisenchat
Für Personen unter 25 Jahren über www.krisenchat.de, WhatsApp oder SMS. Rund um die Uhr erreichbar, teilweise auch auf Türkisch. - Selbsthilfegruppen
Falls das Telefon oder der Chat sich nicht richtig anfühlen und man eher nach persönlicherem Kontakt strebt, helfen Selbsthilfegruppen. Unter www.schon-mal-an-selbsthilfegruppen-gedacht.de können passende Gruppen gefunden werden.
Berufsunfähigkeitsversicherung bei psychischen Erkrankungen
Psychische Erkrankungen sind längst kein Tabuthema mehr – und das ist gut so. Während medizinisch notwendige Therapien sowohl von der gesetzlichen als auch von privaten Krankenkassen übernommen werden, stellt sich beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) die Frage: Wie gehen Versicherer mit psychischen Vorerkrankungen um?
Warum BU-Schutz gerade heute wichtig ist
Die Arbeitswelt wird immer anspruchsvoller. Psychische Belastungen nehmen zu und führen häufiger zu Arbeitsausfällen. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die umfassenden Schutz bietet, wird daher immer wichtiger – auch und gerade für den Bereich der psychischen Gesundheit.
Was Sie über Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen wissen sollten
Versicherer bewerten Anträge von Personen mit therapeutischer Vorgeschichte individuell. Je nach Anbieter und Einzelfall können dabei unterschiedliche Szenarien eintreten:
- Reguläre Annahme des Antrags
- Annahme mit Risikozuschlag
- Ausschluss psychischer Erkrankungen
- Zeitweise Zurückstellung des Antrags
Jeder Fall ist einzigartig
Psychische Erkrankungen sind so individuell wie die Menschen, die davon betroffen sind. Eine Therapie nach einer schweren Trennung unterscheidet sich grundlegend von einer chronischen Depression. Moderne Versicherer erkennen diese Unterschiede und bewerten jeden Antrag entsprechend.
Bei der Bayerischen ist eine Psychotherapie kein pauschaler Ablehnungsgrund
Durch einen kurzen Selbsttest auf dieser Seite können Sie herausfinden, ob Sie trotz psychischer Erkrankungen eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können. Alternativ können Sie sich an einen Berater oder eine Beraterin wenden und gemeinsam eine Risikovoranfrage bei uns stellen.