Negativtrend: Immer mehr psychische Probleme mit der Gesundheit

Beim Aufstehen fehlt die Kraft. Die Nächte an Schlaf werden kürzer. Soziale Kontakte schweifen ab und beruflicher Erfolg war gestern. Symptome psychischer Krankheiten sind vielfältig und leider aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie warnt vor den Folgen und berichtet von einem Rekordhoch im Jahr 2022 bei psychisch bedingten Fehltagen im Beruf. Dabei lagen die Fehlzeiten um 48 Prozent höher als noch vor zehn Jahren. Kriege, Pandemie, Klimawandel oder enormer Leistungsdruck sind nur einige der möglichen Ursachen. Es zeigt sich, dass psychische Erkrankungen eine immer größere Rolle einnehmen – nicht nur im Berufsleben.

Psychische Gesundheit hat nichts mit Charakterschwäche zu tun

Das Wichtigste zuerst: Die "eine" psychische Erkrankung gibt es genauso wenig wie die "eine" Behandlung für mentale Leiden. Eben in dieser Definitionslosigkeit liegt eine der Schwierigkeiten. Wie etwas behandeln, was bei jedem Menschen anders ist? Klassische Erkrankungen werden aus simpleren Symptomen diagnostiziert, mit einer dafür entwickelten Methode behandelt und verlaufen bei den meisten Menschen gleichermaßen. Der Körper heilt meist (relativ) vorhersehbar, der Geist hingegen kann völlig unterschiedlich sein. Klar unterscheiden unsere Fingerabdrücke uns voneinander, doch erst das Innere macht uns doch zu dem, was wir sind. Deswegen sollte man psychische Erkrankungen auch keinesfalls als „Generationskrankheit“ oder als eine „Schwäche im Charakter“ verharmlosen. Sie müssen ernst genommen werden, denn sie gehören zu uns. Genau wie es unser Fingerabdruck tut.

Die mentalen Beschwerden reichen über Angststörungen und Depressionen bis hin zu Suchterkrankungen oder Essstörungen. Eins ist dabei leider sicher – sie beeinflussen Geist und Körper. Der Alltag schränkt sich erschreckend ein, Gefühle der Einsamkeit übernehmen einen und der Teufelskreislauf beginnt. Insbesondere in den jüngeren Generationen sind Zusammenhänge zu erkennen. Die WHO berichtet, dass Suizid die vierthäufigste Todesursache bei Menschen zwischen 15 und 29 Jahren ist. Die Ursachen für diese erschreckende Zahl sind ebenso vielfältig.

Zahlreiche Faktoren setzen psychischer Gesundheit zu

Die Pandemie hat Jugendliche und junge Erwachsene vor eine nicht vorhersehbare Herausforderung gestellt. Der Klimawandel nimmt immer extremere Gestalt an und mündet zunehmend in ausgeprägten Zukunftsängsten. Zeitgleich liegen mögliche Ursachen auch im beruflichen Leistungsdruck oder in Traumata im Kindesalter. Missbrauch, Mobbing oder weitere schwierige soziale Hintergründe sind nur wenige Beispiele. Wichtig bei all dem ist: Psychische Erkrankungen spielen eine gesellschaftliche Rolle und sind keine individuelle Schwäche!

Was sind psychische Erkrankungen und wie erkennt man sie?

Namen für psychische Krankheiten gibt es viele. Doch selten tritt dabei nur eine dieser Formen auf. Sie ergänzen und verstärken sich gegenseitig, was eine genaue Einteilung schwierig macht. Symptome und äußere Erscheinungsbilder können genauso unterschiedlich sein wie die Krankheitsbilder. Deswegen ist es wichtig, einige der Kategorien zu kennen, um Hilfe zu bekommen - oder selbst helfen zu können.

Häufige(re) psychische Krankheiten und gängige Symptome

  • Borderlinesyndrom
    Betroffene leiden oft an Impulsivität und Instabilität. Gefühle, Gedanken und Einstellungen können sich in kürzester Zeit ändern, wobei der Alltag durch die nicht ausgeglichene psychische Gesundheit für die Betroffenen massiv eingeschränkt wird.
  • Abhängigkeitserkrankungen
    Auch die Abhängigkeit von einer Substanz wie Alkohol, Nikotin oder andere Drogen betrifft meist nicht nur den Körper, sondern auch die mentale Gesundheit. Das Leben und die eigenen Verhaltensweisen werden dann von der Anhängigkeit bestimmt.
  • Essstörungen
    Diese psychische Krankheit hat viele Erscheinungsformen. Ob Magersucht, Bulimie oder die Binge-Eating-Störung. Auch hier entstehen oft Mischformen und die Ursachen dieses mentalen Leidens reichen über viele Faktoren hinweg. Betroffen sind zwar auch viele Jugendliche, doch kann eine Essstörung in jedem Alter auftreten.
  • Burnouts
    Burnouts sind ein Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung. Der hohe Energieverlust führt zu Konzentrationsschwächen, seelischem Ungleichgewicht und zu starken Einschränkung des Alltagslebens.
  • Depressionen
    Eine schwere seelische Erkrankung, wodurch sich Patienten oft extrem niedergeschlagen, antriebslos und erschöpft fühlen. Sie ist eine der häufigsten Erscheinungsformen psychischer Erkrankungen und kann sich unterschiedlich zeigen.
  • Panikattacken
    Starkes Herzrasen, Angst, Atemnot und Schwindel deuten auf Panikattacken oder Panikstörungen hin. Oft dauern die akuten Probleme nur wenige Minuten an, führen aber dennoch zu schlimmen Ängsten und Phobien.
  • Selbstverletzung
    Bewusstes selbstverletzendes Verhalten entsteht oft bei Jugendlichen aufgrund dauerhafter seelischer Belastungen. Typisch sind beispielsweise Ritzungen am Unterarm.

Ausdruck finden psychische Erkrankungen noch durch viele weitere Punkte. Wer sich genauer mit den Erkrankungen vertraut machen will, sollte jedoch unbedingt mit einer gewissen Vorsicht vorgehen. Eine einfache Zusammenführung „üblicher“ Symptomatiken (so wie gerade eben) ist weder ausreichend noch belastbar. Und: Einfach nur zu googlen ist meist auch keine gute Idee!

Der Grund: Bestimmt haben Sie auch schon einmal mit einfachen Bauchschmerzen auf der Couch gelegen und nach einer kurzen Runde am Smartphone daran gezweifelt, ob Sie am nächsten Tag überhaupt noch leben? Genau. Dr. Google ist schlicht und einfach kein guter Diagnostiker – und noch ein viel schlimmerer Therapeut.

Das Wichtigste ist trotzdem: Nehmen Sie psychische Krankheiten genauso ernst wie physische! So liegt auch auf der Hand, worin der erste Schritt beim Verdacht auf eine Erkrankung liegen sollte: Im professionellen Rat durch einen Experten oder einer Expertin – mit echter medizinischer Zulassung.

Was kann helfen? Was nicht?

Das aktuell wohl größte Problem: Professionellen Rat zu finden ist nicht immer leicht. Nicht nur, dass der erste Schritt von Zweifeln geprägt sein kann. Therapieplätze sind in Deutschland auch immer schwieriger zu finden! Zu groß ist die Nachfrage und zu gering das Angebot. Übrigens stellen simple Tipps und Tricks, wie sie vor allem in sozialen Medien oder im Internet verbreitet werden, oft keine ausreichenden Maßnahmen dar, um einem psychischen Leiden wieder Herr (oder Frau) zu werden.

So gilt „Sporttreiben“ zum Beispiel als einer der hilfreichsten Tipps gegen Depressionen im Internet. Kein Wunder, denn körperliche Aktivität hat durchaus eine nicht zu verachtende positive Wirkung auf unseren Geist. Dennoch ist Sport keinesfalls ein Allheilmittel – und kann im schlechtesten Fall selbst wieder in eine Abhängigkeitserkrankung führen.

Um es noch einmal ganz klar zu sagen: Mit psychischen Leiden ist nicht zu spaßen und eine Selbsttherapie ist nicht angeraten. Stattdessen gilt es, professionellen Rat zu suchen. Etwa bei speziell dafür eingerichteten Anlaufstellen.

Anlaufstellen für betroffene Personen – und ihre Mitmenschen

Hilfe und Beratung gibt es glücklicherweise viel. Doch ist die Überwindung dazu meist schwer: Wie etwas einer anderen Person erklären, was man selbst noch nicht ganz verstanden hat? Dennoch ist eine der ersten Anlaufstellen immer das Sprechen mit einer Vertrauensperson. Es geht nicht darum, die eigenen Gefühle und Gedanken erklären zu können, sondern vielmehr darum, sie auszusprechen. Vertrauenspersonen, egal um wen genau es sich handelt, können also schon erste professionelle Hilfe sein.

Der Hausarzt oder die Hausärztin nehmen eine ähnliche Rolle ein, solange man sich mit ihnen wohlfühlt. Sie können erste Hilfestellungen geben und eine Überweisung oder eine Diagnose für eine Psychotherapie ausstellen. Die Wartelisten dafür sind lang, die Geduld oft nicht ausreichend. Zurecht. Dennoch lohnt es sich. Eine Therapie ist und bleibt die professionellste Hilfe, die man bekommen kann.

Neben diesen Optionen können auch andere Adressen helfen - zumindest in einem ersten Schritt oder wenn die Zeit wirklich drängt. Es kommt immer darauf an, mit wem oder was man sich wohlfühlt. Stellen Sie sich selbst diese Frage, probieren Sie sich aus und finden Sie Ihren Weg. Denn es gilt immer noch: Den einen richtigen Weg gibt es nicht.

  • Krisentelefon der Seelsorge
    Betroffene mit mentalen Problemen, seelischen Leiden oder in psychisch und gesundheitlich besonders herausfordernden Situationen bekommen unter der Telefonhotline der Seelsorge direkte Hilfe. Sie ist 24 Stunden am Tag anonym und kostenlos zu erreichen. Unter den Rufnummern 0800-1110111 oder 0800-1110222 ist spontane Hilfe nur ein Anruf entfernt. Zudem gibt es unter der Rufnummer 030-443509821 eine Anlaufstelle für Menschen mit muslimischem Hintergrund.
  • Die Nummer gegen Kummer - speziell für Kinder und Jugendliche!
    Speziell für Kinder und Jugendliche gedacht hilft die Nummer gegen Kummer bei Anliegen. Immer montags – samstags von 14 – 20 Uhr kann auch hier kostenlos und anonym angerufen werden. Die Mitarbeitenden sind unter der Rufnummer 116 111 zu erreichen.
  • Krisenchat
    Für Personen unter 25 Jahren eignet sich auch der Krisenchat als mögliche erste Anlaufstelle. Insbesondere dann, wenn man erstmal nur chatten will. Rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, sind die Mitarbeitenden erreichbar. Über die Website www.krisenchat.de, per WhatsApp oder SMS. Beratungen finden momentan auch teilweise auf Türkisch statt. 
  • Selbsthilfegruppen
    Falls das Telefon oder der Chat sich nicht richtig anfühlen und man eher nach persönlicherem Kontakt strebt, helfen Selbsthilfegruppen. Unter www.schon-mal-an-selbsthilfegruppen-gedacht.de können passende Gruppen gefunden werden.

Psychische Erkrankungen und Versicherung: Therapie als Kostenfaktor?

Es ist bestimmt keine Überraschung, aber psychische Erkrankungen spielen natürlich auch im Versicherungsleben eine Rolle. Das Wichtigste zu wissen: Medizinisch notwendige (und meist auch alle sonstige "sinnvollen") Therapien werden sowohl von der gesetzlichen als auch von privaten Krankenkasse übernommen

Im Rahmen einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) kann das jedoch je nach Anbieter leider schon ganz anders aussehen. Teilweise werden Personen, die schon einmal in therapeutischer Behandlung waren, nicht mehr ohne weiteres von allen Versicherern in eine BU aufgenommen. Manchmal werde Betroffene dann einfach komplett abgelehnt - oder es wird womöglich nur die Physis versichert. 

In Zeiten von steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen und dadurch resultierenden Fehlzeiten im Arbeitsleben, sieht man das Problem deutlicher. Burnouts oder andere Erkrankungen führen oft zu Ausfällen im Berufsleben. Eine BU, die auch die Psyche abdeckt, ist demnach von Vorteil. 

Wir meinen daher: Eine Psychotherapie sollte kein pauschaler Ablehnungsgrund für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sein. Schließlich sind die Auslöser, Gründe und Verläufe psychischer Erkrankungen und deren Behandlungen individuell verschieden. Eine verletzende Trennung, tiefe Trauer für eine geliebte Person, Verlust von Anerkennung im Privat- oder Arbeitsleben - diese Krisen kennen alle und auch dafür darf man auf Hilfe bauen. Die auslösenden Situationen sind dabei oft nicht von Dauer, genauso wenig wie die daraus resultierenden Krankheiten. 

Auf die Bedeutsamkeit von psychischen Erkrankungen und deren Auswirkungen auf das Berufsleben sollten Versicherungen also reagieren - und tun das glücklicherweise auch zunehmend. Manche nehmen Betroffene wieder auf, wenn sie fünf Jahre lang nicht mehr in Behandlung war. Wieder andere prüfen Anträge so individuell, dass sich beispielsweise die oben beschriebenen gravierenden Situationen erkennen - und damit einordnen - lassen.

Bei der Bayerischen ist eine Psychotherapie kein pauschaler Ablehnungsgrund für einen BU-Antrag

Durch einen einfachen und schnellen Online Quick Check können Anträge für eine BU bei der Bayerischen gestellt werden, die nicht aufgrund Ihrer psychischen Verfassung von vorneherein als unmöglich erscheinen. Dabei werden alle Anträge individuell von Fachexperten und -expertinnen geprüft. Außerdem ist es für die Bestätigung eines Antrages nicht bedeutend, ob die betroffene Person sich noch in therapeutischer Behandlung befindet oder nicht. 

Sich trotz vorangegangenen Problemen mit der eigenen psychischen Gesundheit über eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit zu informieren, lohnt sich also. Auch bei uns.