Ab an die Flinte: Das sollten Sie als Jagd-Anfänger wissen

Jagen ist in! Immer mehr Deutsche wagen den Griff zur Büchse, sei es aus Nachhaltigkeits-, Einkommens- oder Naturverbundenheitsgründen. Gut 400.000 Menschen besaßen im vergangenen Jahr hierzulande einen Jagdschein, das waren fast 7.000 mehr als noch in der Saison zuvor.

Der Jagdsport als Männerdomäne? Schon lange nicht mehr! Laut Deutschem Jagdverband beträgt der Frauenanteil unter den Jägern elf Prozent – Tendenz steigend. Bereits vor rund 1,7 Millionen Jahren sicherten sich Menschen mit dem Jagen ihr Überleben. Nach dem Sesshaftwerden diente es dann hauptsächlich dem Schutz des kultivierten Landes, später war es dem lediglich dem Adel als Freizeitbeschäftigung vorbehalten. Heute soll die Jagd vornehmlich die Wildtierpopulationen regulieren. Und dem Jäger natürlich Spaß machen.

Trotz der steigenden Beliebtheit ist der Einstieg in den Jagdsport jedoch alles andere als einfach. Sie wollen auch auf die Pirsch gehen? Hier lesen Sie, worauf es ankommt, welche Risiken lauern und wie Sie vollumfänglich abgesichert sind. Waidmannsheil!

Inhaber eines Jagdscheins ballern (normalerweise) nicht einfach drauf los

Dass der Jagdsport immer populärer wird, kommt nicht von ungefähr, gibt es doch eine Vielzahl von Gründen, die für einen Jagdschein sprechen. Trotzdem sind auch Sicherheit, Verantwortungsbewusstsein und die richtige Vorbereitung wichtige Faktoren für den Jagderfolg.

Nachhaltigkeit, Regulierung, Natur: Die Vorteile der Jagd

Sie fragen sich, warum man überhaupt Inhaber eines Jagdscheins, also Jäger oder Jägerin, werden sollte? Viele positive Aspekte des Jagdsports kommen einem nicht gleich in den Sinn. Natürlich mögen einige Menschen vor allem die Verbundenheit mit der Natur und sehen im Jagen einen willkommenen Ausgleich vom stressigen Arbeitsalltag. Andere gehen aus Tradition auf die Pirsch oder machen daraus einen Familienausflug. Nun aber zu den „Hard Skills“ der Jagd: In Zeiten von Massentierhaltung und Tierquälerei ist für viele Jagdschein-Anwärter auch die gelebte Nachhaltigkeit ein Pluspunkt. Denn: Essen sie nur das, was sie selbst erlegen, wissen sie genau, dass Tierleid und Antibiotika nicht mit auf dem Teller landen.

Reicht Ihnen nicht? Dann zur wichtigsten Funktion der Jagd, der Regulierung des Wildtierbestands im Wald. Könnten sich die Tiere nämlich ungestört ausbreiten, würden sie durch Verbiss dem Waldnachwuchs und Nutzpflanzen schaden. Zudem könnten sich Seuchen besser ausbreiten. Da doch lieber zur Flinte greifen – aber nicht gleich losballern. Denn klar ist: Jäger töten nicht aus Spaß, sondern zur Regulierung von Arten und zur Erhaltung von Lebensräumen. Ethik spielt im Jagdsport nicht nur eine große Rolle, sie ist sogar gesetzlich im Jagdrecht verankert.

Flinte, Messer, los? So geht der Einstieg als Jäger

Haben wir Sie überzeugt? Oder wollten Sie ohnehin Jäger werden? Perfekt, dann klären wir nun, was Sie für Ihren Einstieg in den Jagdsport alles brauchen.

First things first: Der Jagdschein

Das Jagen ohne das „Grüne Abitur“, wie der Jagdschein auch genannt wird, ist hierzulande grundsätzlich verboten. Tun Sie es trotzdem, droht ein Bußgeld zwischen 500 und 1.500 Euro.

Also lieber rein in die Jagdkurse. Die werden von Landesjagdverbänden oder auch von Jagdschulen in Abend-, Wochenend-, Block- oder Intensivvarianten angeboten. Die Voraussetzungen zur Teilnahme sind dabei nicht gerade anspruchsvoll: Sie müssen lediglich ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis sowie eine ausreichende geistige und körperliche Eignung vorweisen und mindestens 15 Jahre sein (zur Ausstellung des Jagdscheins 16 Jahre). Aber Vorsicht: Minderjährige bekommen nach bestandener Prüfung lediglich einen Jugendjagdschein. Mit dem dürfen Sie zwar jagen, jedoch bis zum 18. Geburtstag nur in Begleitung eines Erwachsenen, der einen gültigen Jagdschein besitzt oder besessen hat.

Die Kosten für den Jagdschein hängen maßgeblich von der Kursvariante ab. Wochenendkurse schlagen hier mit 1.000 bis 2.000 Euro deutlich geringer zu Buche als Blockkurse mit circa 2.600 bis 3.000 Euro. Manche Jagdschulen bieten jedoch Vergünstigungen für Schüler, Studenten, Azubis oder Gruppen an. Und die eigentliche Jagdprüfung? Die gestaltet sich je nach Bundesland oder Jagdschule etwas anders. In der Regel streckt sie sich jedoch über drei Tage: Am ersten Tag werden das Schießen und die Handhabung der Waffe geprüft, am zweiten Tag wartet eine schriftliche und am dritten eine mündliche Prüfung zu Wissen rund ums Jagen. Gar nicht so schwer, oder? Zusammen jagen macht mehr Spaß: Auch volljährige Neu-Jäger sollten zumindest zu Beginn mit „Alten Hasen“ auf die Pirsch gehen. So bekommen sie schnell ein Gefühl für Dos and Don’ts, Richtig und Falsch während der Jagd. Ebenso profitieren Sie als Jagdeinsteiger von der Mitgliedschaft in Jagdverbänden. Warum? Ganz einfach: Sie nehmen an gemeinsamen Events und Aktionen teil, haben kompetente Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, bekommen Hilfe bei der Ausbildung Ihres Jagdhundes und vieles mehr.

Die richtige Ausrüstung für Einsteiger

Mit Ihrem Jagdschein dürfen Sie nun nicht nur legal jagen, sondern auch Langwaffen sowie zwei Kurzwaffen erwerben. Lassen Sie sich hier, wenn möglich, persönlich von örtlichen Büchsenmachern oder Waffengeschäften beraten. Jeder Jäger hat andere Vorlieben, weshalb es nicht DIE beste Jagdbüchse gibt. Was Sie sonst noch brauchen? Natürlich die richtige Kleidung sowie geeignetes Jagdequipment!

Kleidung für Einsteiger

  • Jagdhut: Neben dem Schutz vor Witterungsbedingungen trägt der Jagdhut zur Sichtbarkeit bei, was im Fall eines Unfalls für die Jagdhaftpflichtversicherung relevant sein könnte.
  • Jagdjacke und Jagdhose: Bei der Auswahl dieser Kleidungsstücke sollte auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, Munition und vielleicht ein kleines Jagdmesser sicher zu verstauen.
  • Jagdstiefel: Bei der Wahl der Jagdstiefel könnte auch der Einsatz mit Jagdhunden eine Rolle spielen, die eventuell besondere Anforderungen an das Schuhwerk stellen.
  • Handschuhe: Diese sollten robust genug sein, um im Umgang mit Waffen und Munition Schutz zu bieten.

Equipment für Einsteiger

  • Jagdmesser: Hierbei ist die Beachtung des Waffenrechts und der waffenrechtlichen Voraussetzungen wichtig. Für Jagdschüler und Jungjäger könnten hier unterschiedliche Regelungen gelten.
  • LED-Taschenlampe und -Stirnlampe: Diese sind nicht nur für die Sichtbarkeit wichtig, sondern auch für die Sicherheit bei der jagdlichen Tätigkeit, vor allem wenn die Jagd in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden stattfindet.
  • Fernglas: Ein gutes Fernglas hilft nicht nur beim Aufspüren von Wild, sondern auch beim Einschätzen von Entfernungen, was im Umgang mit Waffen und Munition wichtig ist.
  • Gehörschutz: Der Gehörschutz ist beim Einsatz von Schusswaffen unerlässlich, und es könnten bestimmte gesetzliche Vorschriften oder behördliche Empfehlungen zur Nutzung bestehen.
  • Futteral: Dieses Equipment ist nicht nur für den Schutz der Waffe wichtig, sondern auch zur Einhaltung des Waffenrechts und zur Vermeidung von Schäden, die durch eine Jagdhaftpflichtversicherung abgedeckt sein könnten.
  • Rucksack: In einem gut organisierten Rucksack könnten auch Jagdschein und behördliche Genehmigungen, sowie eventuell benötigte Versicherungsunterlagen transportiert werden.

Die wichtigste Ausstattung: Die eigene Jagdethik

Der Jagdschein und das richtige Equipment allein machen noch lange keinen guten Jäger. Sie müssen auch das richtige ethische Bewusstsein entwickeln. Im Bereich der Jagd ist hier die Waidgerechtigkeit als teils gesetzlich festgeschriebener, teils moralisch einzuhaltender Kodex zentral.

Das oberste Gebot der Waidgerechtigkeit ist der Respekt vor der Kreatur, vor der Natur und auch vor anderen Jägern. Heißt konkret: Die Jagd ist keinesfalls das reine Töten von Tieren. Jagen bedeutet die Erhaltung und Regulierung von Arten, beispielsweise durch Füttern in strengen Wintern und die Verhinderung von Überpopulation. Auch die Pflege und Verbesserung von Lebensräumen durch Nistkästen oder Ruhezonen für das Wild sowie die Aufzucht verwaister Jungtiere fällt in den Aufgabenbereich der Jäger.

Vor allem aber bedeutet Jagen eines: Die Verhinderung vermeidbaren Leidens für die Tiere. Als Jäger müssen Sie Wild, das Sie erlegen wollen, sinnvoll aussuchen und sicherstellen, dass weder Setz- und Brut- noch Schonzeiten verletzt werden. Weiterhin dürfen Sie bestimmte Waffen und Munition nur in bestimmten Fällen einsetzen.

Safety first: So geht sicheres Jagen

Keine Sorge, Verletzungen oder Todesfälle beim Jagen sind hierzulande die absolute Ausnahme. Autofahren, Bergsteigen und – aufgepasst – der Hausputz, sind deutlich gefährlicher als die Jagd. Trotzdem: Sie führen eine tödliche Waffe mit sich, Sicherheitsmaßnahmen sind also Pflicht.

Sicherheit mit der Waffe

Regel Nummer eins beim Umgang mit Büchse und Flinte: Behandeln Sie sie immer so, als ob sie geladen wäre. Natürlich sollte sie das nicht sein. Besonders bei Positionsveränderungen muss die Waffe ungeladen, im Auto zusätzlich in einem Futteral verstaut sein. Sie haben Ihr Ziel gefunden? Achten Sie darauf, das Gewehr bis zum letzten Moment gesichert zu lassen und Ihren Finger erst kurz vor dem Abschuss an den Abzug zu legen.

Nun aber nicht einfach losballern! Die Absicherung Ihrer Schießumgebung hat allerhöchste Priorität. Bevor Sie schießen müssen Sie nicht nur Art und Geschlecht Ihres Ziels genau identifizieren können, sondern auch sichergehen, dass niemand sonst in Gefahr gebracht wird. Landmaschinen oder Autos in der Nähe des Schussfeldes sind Hinweise auf Menschen in der Umgebung. Hier gilt: Nicht schießen! Zudem sollten sie stets nach unten in Richtung Boden zielen, sodass die Erde einen natürlichen Kugelfang darstellt. Achten Sie auf einen festen Stand, auch bei schlammigem Boden. Dann erst Feuer frei!

Sonstige Sicherheitsmaßnahmen

Auch wenn Sie korrekt handeln, mit den Fehlern anderer müssen Sie immer rechnen. Deshalb gilt, wenn Sie mit anderen Jägern auf die Pirsch gehen: Bleiben Sie stets sichtbar, beispielsweise durch Signalkleidung, und behalten Sie die Positionen der anderen im Blick.

Zudem stellen Krankheitserreger an erlegten Tieren eine nicht zu unterschätzende Gefahr da. Tragen Sie daher beim Verwerten Ihrer Beute immer Handschuhe, untersuchen Sie das Wild vor dem Verzehr auf Ungeziefer oder Anzeichen von Krankheiten und Waschen Sie sich nach getaner Arbeit gründlich die Hände.

Versicherungen für Jäger

Sie kennen es sicherlich: Manchmal helfen auch die umfassendsten Sicherheitsmaßnahmen nichts. Um deshalb im Unglücksfall abgesichert zu sein, kommen hier die wichtigsten Versicherungen für Jäger.

  • Jagdhaftpflichtversicherung: Die gesetzlich vorgeschriebene Jagdhaftpflichtversicherung bietet Schutz, falls während der Jagd Personen oder deren Besitz beschädigt werden. Auch Schäden durch Ihre Jagdhunde oder von Ihnen veräußertes Wildbret sind in der Regel abgedeckt. Die Beantragung eines Jagdscheins setzt den Nachweis einer solchen Versicherung voraus. Es ist daher eine wichtige Voraussetzung für alle angehenden Jäger und Jagdschüler, sich mit den Bestimmungen dieser Versicherung vertraut zu machen.
  • Jagd- und Sportwaffenversicherung: Ihre Waffen und das dazugehörige Zubehör wie Munition, sind ein zentraler und teurer Teil Ihrer Ausrüstung. Mit einer Jagd- und Sportwaffenversicherung schützen Sie sich gegen Schäden, Zerstörung oder Verlust Ihrer Flinten und Büchsen. Dieser Schutz erstreckt sich häufig auch auf Ihre gesamte Jagdausrüstung, vom Fernglas bis zur Bekleidung. Die Einhaltung der waffenrechtlichen Bestimmungen und die sichere Aufbewahrung der Waffen können dabei helfen, den Versicherungsschutz zu gewährleisten und behördlichen Anforderungen zu entsprechen.
  • Unfallversicherung: Die Jagd und der Aufenthalt im Wald bergen Risiken, sei es durch unebenes Terrain, Zecken oder herabfallendes Geäst. Während Jagdunternehmer und Berufsjäger gesetzlich bei der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft gegen Jagdunfälle versichert sind, besteht für Privatjäger, die aus Passion jagen, eine Lücke im Versicherungsschutz. Eine private Unfallversicherung kann hierbei sinnvoll sein, um sich gegen die finanziellen Folgen von Unfällen abzusichern.
  • Rechtsschutzversicherung: Im Falle von Rechtsstreitigkeiten, beispielsweise mit Spaziergängern, Grundstücksbesitzern oder auch im Zusammenhang mit waffenrechtlichen Fragen, kann eine Rechtsschutzversicherung von großem Nutzen sein. Auch bei Streitigkeiten im Zusammenhang mit der Jägerprüfung oder anderen behördlichen Genehmigungen kann eine Rechtsschutzversicherung hilfreich sein. Sie ermöglicht es, rechtliche Auseinandersetzungen zu führen, ohne dass die Kosten eine unüberwindbare Hürde darstellen.

Fazit: Erfolg durch Vorbereitung und Verantwortungsbewusstsein

Sie wissen nun: Jagen ist Natur- und Artenschutz und nicht bloß Tiere töten. Und gerade das macht den Jagdsport so reizvoll. Nur wer ethisch, verantwortungs- und respektvoll handelt, bekommt und verdient sich den Jagdschein.

Alle moralischen Grundsätze schützen jedoch nicht vor Schäden und Unfällen auf der Jagd. Wer hier gut vorbereitet und stets aufmerksam ist, minimiert das Risiko. Auch die stetige Weiterbildung und Reflexion der eigenen Jagdtätigkeit hilft, sich selbst zu verbessern und etwaige Fehler nur einmal zu machen. Trotzdem gilt natürlich: Bestimmte Versicherungen sind und bleiben unverzichtbar für Ihre Jägertätigkeit.

Sie wollen noch immer Jäger werden? Oder sogar mehr denn je? Dann nichts wie los zum nächsten Jagdverband! Na klar, auf Einsteiger kommen erst mal hohe Kosten zu. Doch wenn es dann endlich auf die Pirsch geht, werden Sie merken: Es hat sich gelohnt!