Glatteis-Alarm: Gehwege und Straßen sichern und wer im Ernstfall haftet

In den Wintermonaten sind glatte Straßen und überfrierende Nässe oft Ursache für Verkehrsunfälle und gefährliche Situationen auf den Fuß- und Verkehrswegen. Glatteis kann zu einer Vielzahl von Problemen führen, angefangen bei Auffahrunfällen im Straßenverkehr bis hin zu Fußgängern, die auf vereisten Gehwegen stürzen. Ein Unfall durch Glätte ist für viele Verkehrsteilnehmer eine beängstigende Erfahrung und kann teils schwerwiegende Folgen haben. In diesem Beitrag werden wir uns genauer mit den Auswirkungen von Glatteis beschäftigen, die häufigsten Unfallarten erörtern und Tipps und Ratschläge geben, wie Sie am besten vorsorgen und sich im Ernstfall gegen die Folgen schützen können.

Unfälle bei Eisglätte: Wer ist besonders betroffen?

Überfrierende Nässe kann zu einer Vielzahl von Unfällen und Problemen führen. Hier sind einige der häufigsten Unfallarten und betroffenen Gruppen:

  • Kfz-Unfälle: Autofahrer sind sehr von Straßenglätte betroffen. Das Fahren auf vereisten Straßen kann zu rutschigen Bedingungen führen und das Fahrzeug außer Kontrolle geraten lassen. Unfälle können von kleinen Ausrutschern bis hin zu schweren Kollisionen reichen, bei denen Menschen verletzt werden.
  • Fußgänger: Fußgänger sind gefährdet, auf Gehwegen und bei der Überquerung von Straßen auszurutschen und sich zu verletzen. Ältere Menschen und Kinder gehören dabei zu den Hauptrisikogruppen, da sie oft weniger stabil sind und ein höheres Verletzungsrisiko haben. Ältere Menschen haben meist eine geringere Mobilität und sind anfälliger für Stürze auf glatten Gehwegen – Knochenbrüche und Verletzungen treten bei ihnen demzufolge häufiger und schwerwiegender auf.
  • Radfahrer: Radfahrer können auf vereisten Straßen ebenfalls leicht die Kontrolle über ihr Fahrrad verlieren und stürzen. Auch sind Sie von herabfallenden Eisbrocken oder durch Autos gefährdet, die auf vereisten Straßen außer Kontrolle geraten.
  • Hausbesitzer und Mieter: Hausbesitzer und Mieter sind in der Hinsicht stark von Glätte betroffen, da nicht der Vermieter, sondern sie Räumpflicht für die Gehwege und Zufahrten vor ihren Häusern haben.

Um Unglücke und Verletzungen möglichst zu vermeiden, ist es wichtig, sich auf Glatteis gut einzustellen. Fahren Sie als Auto- und Radfahrer langsam und halten Sie genügend Abstand zu anderen Fahrzeugen und Verkehrsteilnehmern. Tragen Sie als Passant stets angemessene Schuhe und Ausrüstung. Sicherheit sollte immer oberste Priorität haben, wenn Eis und Glätte die Straßenbedingungen beeinflussen.

Verkehrssicherungspflicht und wer für Unfälle haftet

Kommt es zu Glatteis-Unfällen, insbesondere im Straßenverkehr, ist die Frage nach der Haftung von entscheidender Bedeutung. Glätte kann zu sehr gefährlichen Situationen führen, bei denen verschiedene Parteien beteiligt sein können. In solchen Fällen ist es wichtig, die Haftungsverteilung zu klären, um festzustellen, wer für die entstandenen Schäden verantwortlich ist und welcher Grad einer Mitverantwortung möglicherweise besteht. Dies kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein und hängt von verschiedenen Faktoren wie Geschwindigkeit, Sichtverhältnissen, Kenntnis der Witterungsbedingungen und getroffenen Sicherheitsmaßnahmen ab. 

Verkehrssicherungspflicht

Die Verkehrssicherungspflicht ist ein rechtliches Konzept, das sicherstellen soll, dass Personen und Eigentum vor möglichen Gefahren geschützt werden. Hier sind einige wichtige Punkte zur Verkehrssicherungspflicht:

  • Pflicht zur Gefahrenvermeidung: Personen oder Organisationen, die eine potenzielle Gefahrenquelle schaffen oder unterhalten, müssen angemessene Maßnahmen ergreifen, um zu gewährleisten, dass andere nicht zu Schaden kommen. Dies umfasst eine breite Palette von Situationen, von privaten Grundstücken bis hin zu öffentlichen Bereichen.
  • Keine absolute Sicherheit: Die Verkehrssicherungspflicht bedeutet nicht, dass jede erdenkliche Gefahr ausgeschlossen werden muss. Dies wäre oft unzumutbar und unrealistisch. Stattdessen sollten die Verpflichteten vor allem die Gefahren angehen, die sie erkennen können oder sollten.
  • Verantwortung der Gemeinden: Gemeinden haben Verkehrssicherungspflichten, insbesondere im Zusammenhang mit öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen. Diese schließen die Schneeräum- und Streupflicht gegen Glatteis ein.
  • Prioritäten beim Winterdienst: Bei der Verkehrssicherungspflicht im Winterdienst haben stark frequentierte Straßen und Gefahrenschwerpunkte Vorrang. Dies ermöglicht es, Ressourcen effizient einzusetzen.
  • Haftung bei Einhaltung des Streuplans: Wenn eine Gemeinde einen wirksamen Streuplan erstellt und dementsprechend umgesetzt wird, kann sie bei Glatteisunfällen unter bestimmten Umständen von Haftungsansprüchen befreit sein.
  • Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten: Gerichte berücksichtigen die örtlichen Gegebenheiten und Umstände bei der Bewertung von Haftungsfragen im Zusammenhang mit der Verkehrssicherungspflicht. Dies kann die Relevanz von Straßen und Wegen sowie die zeitliche Planung des Winterdiensts einschließen.
  • Keine Haftung in der Nacht: Gemeinden sind normalerweise nicht dazu verpflichtet, vor sechs Uhr morgens zu räumen und zu streuen. Ausnahmen können gelten, wenn ein erhöhtes Verkehrsaufkommen oder andere Umstände dies erfordern.

Die Verkehrssicherungspflicht ist ein komplexes Rechtsgebiet, das sowohl die Verantwortlichkeiten von Eigentümern als auch von öffentlichen Einrichtungen regelt, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. Die genaue Auslegung kann von Fall zu Fall variieren und erfordert oft eine rechtliche Prüfung.

Eigenverantwortung

Die Eigenverantwortung hat oberste Priorität, insbesondere im Winter. Verkehrsteilnehmer, ob zu Fuß oder motorisiert, müssen sich den Witterungsbedingungen anpassen und Vorsichtsmaßnahmen treffen. Dazu gehören das Nutzen gestreuter Flächen und das Vermeiden von Verkehrsräumen außerhalb der Räum- und Streuzeiten. Im Falle eines Unfalls muss der Verletzte seine äußerste Sorgfalt nachweisen.

Wenn sowohl eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht als auch die Unachtsamkeit des Verkehrsteilnehmers zu einem Schaden führen, wird die Haftung abhängig vom Grad des Verschuldens geteilt. Zum Beispiel wird geprüft, ob der Fußgänger den Zustand des nicht geräumten Weges kannte, ob es notwendig war, den Weg zu nutzen, ob es alternative Routen gab und ob der Fußgänger ausreichend aufmerksam war.

Mithaftung

Ein PKW-Fahrer, der beispielsweise aufgrund von Eisglätte auf einen schleudernden PKW auffährt, kann eine Mithaftung zugewiesen bekommen. Dies basiert auf dem Anscheinsbeweis, dass er seine Geschwindigkeit nicht den Witterungsbedingungen angepasst hat und somit rechtzeitig hätte bremsen oder ausweichen können.

Bei Glatteisunfällen, bei denen der Geschädigte Kenntnis von der besonderen Witterungslage und/oder dem Zustand der Straße hatte, neigt die Rechtsprechung dazu, eine Mithaftung des Geschädigten anzunehmen. Diese Mithaftung kann bei 50 Prozent oder sogar höher liegen.

Um Glatteisunfällen und rechtlichen Auseinandersetzungen zu entgehen, ist es ratsam, sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auf mögliche Glätte vorzubereiten. Dies kann bereits früh morgens durch einen Blick aus dem Fenster erfolgen, um die Wetterlage zu erkennen. In einer eisigen und schneereichen Wetterlage ist es am besten, bei Möglichkeit zu Hause zu bleiben. Zumindest sollten Sie sich auf mögliche Eisglätte einstellen und nur die notwendigsten Fahrten oder Wege unternehmen.

Haftungsquote

Bei Glätteunfällen im Straßenverkehr mit mehreren Beteiligten gilt grundsätzlich, dass jeder Halter in Bezug auf den Geschädigten auf den Ersatz des vollen Schadens haftet. Dies bedeutet, dass jeder Verantwortliche in erster Linie für den gesamten Schaden des Geschädigten haftet. Danach erfolgt jedoch eine Aufteilung der Haftung im Verhältnis der zum Schadensersatz verpflichteten Halter untereinander.

Gemäß dem Straßenverkehrsgesetzes (StVG) ist die Haftung im Verhältnis der beteiligten Fahrzeughalter spezifisch geregelt. Dabei hängt die Verpflichtung zum Schadensersatz und der Umfang des zu leistenden Ersatzes von den Umständen ab, insbesondere davon, inwieweit der Schaden vorwiegend von einem der beteiligten Fahrzeuge oder Fahrer verursacht wurde.

Wenn ein Unfall nicht allein auf einen Beteiligten zurückzuführen ist, wird eine sogenannte Haftungsquote gebildet. Die einzelnen Beteiligten haften dann anteilig entsprechend ihrem Beitrag zur Schadensverursachung. In der Praxis prüft ein Rechtsanwalt sorgfältig, in welcher Höhe Ansprüche des Geschädigten geltend gemacht werden sollten. Eine faire und angemessene Aufteilung der Haftung gemäß den gesetzlichen Bestimmungen ist entscheidend für die Schadensregulierung mit mehreren Beteiligten.

So kommt es nicht zu Stürzen und Unfällen: Tipps zur Beseitigung von Glatteis

Die Beseitigung von Glatteis ist während der winterlichen Monate oft eine Herausforderung, aber von entscheidender Bedeutung, um Unfälle und Verletzungen zu verhindern. Als Privatperson können Sie durch einfache Maßnahmen dazu beitragen, Gehwege und Einfahrten sicher zu halten. Im Folgenden einige Tipps, wie Sie Glatteis effektiv und sicher entfernen können:

  • Frühzeitig handeln: Beginnen Sie mit der Räumung und Entfernung von Glatteis so früh wie möglich, idealerweise unmittelbar nachdem Sie bemerkt haben, dass sich Eis bildet. Glatteis kann sich schnell entwickeln.
  • Umweltverträgliches Streugut: Verwenden Sie nur umweltverträgliches Streugut. Also: Hände weg vom Streusalz, denn das schadet Bäumen und Tieren erheblich. Greifen Sie besser zu günstigen und sehr guten Alternativen wie zum Beispiel Sand, Kies, Sägespänen oder Streumittel mit Umweltzeichen.
  • Räumen Sie Schnee: Halten Sie Gehwege und Einfahrten von Schnee frei. Schnee kann zu einer rutschigen Oberfläche werden und vereisen, wenn er festgetreten oder gefroren ist.
  • Regelmäßige Überprüfung:  Überprüfen Sie Ihre Gehwege und Einfahrten regelmäßig, besonders früh morgens und nach starkem Schneefall. Entfernen Sie Eis und Schnee zeitig und wenn nötig mehrmals täglich.
  • Sicherheitsausrüstung: Tragen Sie rutschfeste Schuhe oder Stiefel und sein Sie vorsichtig, während Sie Schnee und Eis beseitigen. Verwenden Sie bei Bedarf Handschuhe, um Ihre Hände vor Kälte zu schützen.
  • Beachten Sie lokale Vorschriften:  Informieren Sie sich über die örtlichen Vorschriften zur Schneeräumung und Glatteisbeseitigung. In einigen Gemeinden gibt es bestimmte Pflichten und Fristen für Eigentümer.
  • Wiederholte Reinigung: Räumen Sie Schnee und Eis erneut, wenn es tauen und wieder gefrieren könnte. Dies ist besonders wichtig, um die Bildung gefährlicher Eisflächen zu verhindern.

Die Beseitigung von Glatteis erfordert Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Somit können Sie aber die Sicherheit von Fußgängern und die Mobilität auf Ihrem Grundstück gewährleisten.

Bei Unfällen und Stürzen finanziell weich fallen: Abgesichert durch den Winter

Die Beseitigung von Glatteis dient nicht nur der Sicherheit, sondern ist auch in finanzieller Hinsicht von großer Relevanz. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen können Unfälle und Verletzungen auftreten, die mit erheblichen Kosten verbunden sein können. In solchen Situationen spielt der richtige Versicherungsschutz eine entscheidende Rolle.

Ihre Privathaftpflichtversicherung kann eine wichtige Absicherung sein, wenn durch Ihre Vernachlässigung bei der Schneeräumung anderen Personen Schäden entstehen. Diese Versicherung übernimmt in der Regel die Kosten für Verletzungen oder Sachschäden, die Dritten durch Ihre Handlungen oder Unterlassungen entstanden sind.

Eine Unfallversicherung kann auch von Nutzen sein, wenn Sie selbst bei der Glatteisbeseitigung verletzt werden. Je nach Bedingungen Ihrer Police kann diese Versicherung medizinische Kosten, Rehabilitationsaufwendungen und sogar eine Invaliditätsrente decken.

Für Autofahrer ist die Kfz-Versicherung von besonderer Relevanz. Bei einem Unfall im Zusammenhang mit Glatteis werden die Schäden an Ihrem Fahrzeug in der Regel von Ihrer Kfz-Versicherung abgedeckt – vorausgesetzt, Sie haben die entsprechende Deckungsoption gewählt. Es ist ratsam, die Konditionen Ihrer Kfz-Police zu überprüfen und sicherzustellen, dass Sie ausreichend geschützt sind, um mögliche finanzielle Belastungen im Zusammenhang mit Glatteisunfällen zu bewältigen.

Insgesamt ist eine sorgfältige Schneeräumung und Glatteis-Beseitigung nicht nur ein Beitrag zur Sicherheit, sondern auch zu Ihrer finanziellen Absicherung. Die richtigen Versicherungen können Ihnen helfen, die potenziellen finanziellen Folgen von Glatteisunfällen zu bewältigen und dafür sorgen, dass Sie und andere im Falle eines Unfalls angemessen geschützt sind.