Was ist die Pflegelücke?

Die Menschen werden immer älter, bleiben dabei jedoch nicht unbedingt gesund. Die Folge: Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt. Laut Statistischem Bundesamt waren im Dezember 2023 über fünf Millionen Menschen pflegebedürftig, fast doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Und die Kurve zeigt auch laut Statistiken von Krankenversicherungen weiter nach oben.

Jeder, der gesetzlich krankenversichert ist, zahlt automatisch in die soziale Pflegeversicherung und jeder privat Krankenversicherte muss eine private Pflegeversicherung abschließen. Das Problem: Vor allem bei gesetzlich Versicherten übersteigen die Kosten, die im Pflegefall auf Betroffene oder ihre Angehörigen zukommen können, die gesetzlichen Leistungen deutlich.

Die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und den Eigenanteil an den Pflegekosten können sich leicht auf über tausend Euro monatlich summieren. Gleichzeitig sorgen nur Wenige zusätzlich privat vor. Dies erklärt, warum Fachleute vor der Pflegelücke warnen.

Im Folgenden erklären wir, wie Sie die Pflegelücke mit Hilfe einer privaten Pflegeversicherung verringern können.

Pflegegrade und Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung

Bevor wir uns einen Überblick über die verschiedenen Formen der Pflege in Deutschland verschaffen, soll es um die Bestimmung des Pflegegrads für Menschen mit körperlichen Erkrankungen oder Behinderungen gehen. Denn erst, wenn der Pflegegrad des Versicherten bekannt ist, kann die richtige Hilfe gefunden werden. Und danach richtigen sich letzten Endes die Kosten.

Also: Der jeweilige Pflegegrad gibt an, wie hoch die Pflegebedürftigkeit der oder des Betroffenen ist. Früher gab es dafür drei Pflegestufen. Seit 2017 erfolgt die Abstufung genauer und unterteilt sich in fünf Pflegegrade. Dazu wird ein entsprechendes Gutachten erstellt, das verschiedene Faktoren berücksichtigt. Etwa, ob oder inwieweit sich der oder die Pflegebedürftige noch selbst versorgen kann. Auch Krankheiten wie Demenz oder Alzheimer sind Faktoren für die Einteilung in Pflegegrade.

Nach dem Pflegegrad bestimmt sich dann schließlich die Höhe des Pflegegeldes, das die Pflegekasse zahlt. Maximal, also für Pflegegrad 5 auf vollstationärer Pflege, sind das im Jahr 2024 gerade einmal 2.005 Euro.

Die Pflegeleistungen erhalten nicht nur Personen, die Kosten wie die stationäre Aufnahme in einem Senioren- oder Pflegeheim tragen müssen. Auch pflegende Angehörige können davon profitieren, um damit Sachleistungen finanziell zu begleichen.

Weitere Möglichkeiten für Menschen, die ihren Alltag nicht (mehr) allein bewältigen können, sind betreutes Wohnen, eine ambulante oder die Tages-Pflege durch einen Pflegedienst zu Hause.

Pflegegrade und Leistungen im Überblick:

  • Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigungen – kein Pflegegeld, aber finanzielle Zuschüsse für Hilfsmittel und Versorgung durch die Pflegekasse.
  • Pflegegrad 2: Die gesetzliche Pflegeversicherung zahlt bis zu 332 Euro/Monat Pflegegeld (ambulant), abhängig vom Vertrag und der Unterstützung durch Pflegepersonen.
  • Pflegegrad 3: Pflegegeld bis 572 Euro/Monat (ambulant) oder finanzielle Zuschüsse für häusliche Pflege, je nach Krankenversicherung.
  • Pflegegrad 4: Pflegegeld bis 764 Euro/Monat (ambulant) und höhere Leistungen für Pflegebedürftige, die in einem Pflegeheim betreut werden.
  • Pflegegrad 5: Pflegegeld bis 947 Euro/Monat; Sachleistungen und vollstationäre Pflege bis zu einem Betrag von 2.005 Euro – eine wichtige Unterstützung, um Pflegekosten zu decken.

Wichtig: Leistungen können individuell beantragt werden, je nach Bedarf.

Welche Kosten entstehen bei Pflegebedürftigkeit?

Wie erwähnt, ist die Pflegeversicherung als Teilkostenversicherung angelegt. Es bleibt immer ein Eigenanteil. Den muss der oder die Pflegebedürftige zunächst selbst zahlen, aus Einkommen z.B. aus der Rente und/oder dem Vermögen. Reicht das Geld dafür nicht, werden die nächsten Verwandten, also Eltern, Ehepartner oder Kinder (und indirekt deren Ehepartner), herangezogen.

Immerhin: Kinder, die jährlich weniger als 100.000 EUR brutto verdienen, müssen jedoch nichts zum Unterhalt der Eltern beitragen (Stand 2024). Können die Unterhaltspflichtigen nicht zahlen, springt das Sozialamt ein.

Laut Verband der Ersatzkassen liegt der Eigenanteil für Pflegeheimkosten im ersten Aufenthaltsjahr bei 2.871 EUR. Ab dem vierten Jahr beträgt die Eigenbeteiligung dann 1.865 EUR. Wer nun allerdings denkt, solchen Kosten mit häuslicher Pflege, sollte sie denn überhaupt möglich sein, ausweichen zu können, der täuscht sich: Die Pflegelücke bleibt auch außerhalb der Betreuung, zum Beispiel im Seniorenheim, sehr groß.

So müssen ambulante Pflegedienste, barrierefreies und betreutes Wohnen, Medikamente, Therapien und Pflegehilfsmittel wie Pflegebett oder Treppenlift bezahlt werden. Nicht zuletzt sinkt das Einkommen derer, die ihren Vollzeitjob aufgeben müssen, um Angehörige daheim zu betreuen.

Nicht verwunderlich: Die Pflegelücke zieht Familien in Deutschland nicht selten in die Schuldenfalle. Eine private Pflegeversicherung wird daher immer wichtiger.

Formen der private Pflegezusatzversicherung: Wie ergänzt sie die gesetzliche Pflegeversicherung?

Eine private Pflegeversicherung kann dabei helfen, die finanzielle Lücke zwischen den Pflegekosten und den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung zu schließen. Je nach Bedarf kann eine der folgenden drei Varianten einer privaten Pflegeversicherung für Sie sinnvoll sein:

Pflegetagegeldversicherung als beliebteste Pflegeversicherung

Besonders beliebt sind Versicherungen für ein Pflegetagegeld, die dem oder der Betroffenen ein im Vorfeld vereinbartes Tagegeld im Pflegefall zusichern. Der gezahlte Tagessatz richtet sich nach dem jeweiligen Pflegegrad und kann bei entsprechenden Verträgen, frei genutzt werden. Etwa für die Unterstützung der Pflege zu Hause oder die Kosten einer Pflegeeinrichtung. Hierfür gibt es auch staatlich geförderte Tarife.

Pflegekostenversicherung

Bei der Pflegekostenversicherung zahlt der Versicherer nur nachgewiesene Pflegekosten, die in Ihren Eigenanteil fallen. Je nach abgeschlossener Pflegekostenversicherung werden die Kosten komplett, zur Hälfte oder bis zu einer vereinbarten Höchstgrenze übernommen. Die Definition davon, was alles unter Pflegekosten fällt, findet sich meist im Katalog der gesetzlichen Pflegeversicherung.

Pflegerentenversicherung

In die Pflegerentenversicherung fließen verglichen mit den anderen Formen oft die höchsten Beiträge. Im Pflegefall erhalten Sie entweder direkt die vereinbarte Leistung oder die Rentenhöhe richtet sich nach der jeweiligen Pflegstufe. Die Verträge in der Pflegerentenversicherung sind meist aussetz- oder kündbar.

Wichtig: Sie können keine Pflegeversicherung für Ihre Eltern abschließen. Es ist aber dringend geboten, dass Sie sich mit Ihren Eltern über das Thema Pflegebedürftigkeit unterhalten. Auch für die eigene Pflegebedürftigkeit sollten Sie frühzeitig vorsorgen, damit Ihre Angehörigen nicht die Kosten für Ihre Pflege übernehmen müssen.

Wann und für wen lohnt sich die private Pflegeversicherung als Ergänzung zur gesetzlichen?

Ob Sie im Alter pflegebedürftig sein werden, ob es Ihre Eltern sind? Wir wissen es natürlich nicht. Statt dem Blick in die Glaskugel wollen wir Ihnen zum Abschluss daher einige Fragen an die Hand geben, mit denen Sie Ihren Bedarf an einer Pflegeversicherung auf den Prüfstand stellen können.

  1. Können Sie auf hohe Ansprüche aus der privaten oder gesetzlichen Pflegeversicherung hoffen?
  2. Können Sie auf hohe Ansprüche aus der privaten oder gesetzlichen Rente hoffen?
  3. Haben Sie eine eigene Immobilie, die monatlich Mieteinnahmen abwirft?
  4. Welchen Betrag können Sie über viele Jahre monatlich für Pflegekosten aufbringen, ohne in finanzielle Nötige zu gelangen?
  5. Welche Form der Betreuung würden Sie im Pflegefall – ambulant oder stationär, und wie unterstützt Sie dabei die Pflegekasse oder Krankenversicherung?
  6. Wäre Ihnen die Betreuung durch eine Pflegeperson in einer Pflegeeinrichtung wichtig?

Egal wie Sie die Fragen beantworten, denken Sie daran: Je jünger sie sind und je weniger Vorerkrankungen Sie haben, desto niedriger ist meist der Beitrag für eine private Pflegeversicherung.

Vorsorge für den Pflegefall zahlt sich aus – mit einer Pflegezusatzversicherung und kluger Planung

Die Versorgungslücke in der Pflege stellt eine reale und wachsende Herausforderung dar, die Betroffene und Angehörige gleichermaßen betrifft. Die gesetzliche Pflegeversicherung bietet nur eine Grundabsicherung, und hohe Eigenanteile können schnell zur finanziellen Belastung werden. Um diese Lücke zu schließen, ist eine private Pflegezusatzversicherung eine wichtige und zukunftssichere Option.

Denken Sie daran: Je früher Sie sich absichern, desto günstiger sind häufig die Beiträge und desto größer ist im Ernstfall die finanzielle Entlastung für Ihre Familie. Dabei sichern Sie sich nicht nur für den Fall einer Pflegebedürftigkeit ab, sondern bewahren sich auch die Möglichkeit, Ihre Pflege individuell zu gestalten – ob zu Hause oder in einer guten Pflegeeinrichtung. Vorsorge heute schafft Sicherheit für morgen – und sichert nicht nur Ihre Lebensqualität, sondern auch die Ihrer Angehörigen.