Führerschein in Deutschland machen: Das wird teuer!

Autoland Deutschland: In wohl keinem anderen Staat dieses Planeten haben die Kraftfahrzeuge einen solch hohen Stellenwert wie hierzulande. Auf eine volljährige Bevölkerung von knapp 69,5 Millionen Menschen kommen 48,5 Millionen PKW. Damit besitzen fast 70 Prozent der Erwachsenen in Deutschland ein Auto. Besonders in ländlichen Regionen ist ein Leben ohne den fahrbaren Untersatz kaum denkbar.

Das Problem ist nur: Vor dem Auto kommt der Führerschein! Und für den müssen Fahranfänger erst mal richtig tief in die Tasche greifen.
 

Wie viel kostet ein Führerschein in Deutschland?

Für den Weg zur Fahrlizenz lassen sich Fahrschulen fürstlich entlohnen. Kein Wunder, denn sie unterliegen keiner Gebührenordnung. Das heißt: In der Preiswahl für ihre Leistungen sind sie völlig unabhängig. Die festgelegten Preise müssen dann jedoch für Interessierte öffentlich abrufbar gemacht und natürlich eingehalten werden.

Aktuell würde belaufen sich die Kosten zur Erlangung der Fahrerlaubnis der Klasse B in der Bundesrepublik in der Regel zwischen 1.500 und 2.400 Euro. Doch auch hier hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Denn: Durch die zusätzlichen Hygienemaßnahmen und die kürzlich gestiegenen TÜV-Kosten empfiehlt Rainer Zeltwanger, Vorsitzender des Fahrschulverbands deutscher Fahrunternehmen auf Anfrage des Handelsblatts, zukünftig besser gleich „mit 2.800 bis 3.500 Euro zu rechnen“. Puh!

Die exakte Höhe derv tatschlich fälligen Kosten hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Gut für alle fahrschüler, die diesen Ratgeberbeitrag aufmerksam lesen. Denn mit der richtigen Drehung an der ein oder anderen Stellschraube lässt sich jede Menge Geld sparen. Dazu aber später mehr. Jetzt navigieren wir gemeinsam erst einmal durch die Zusammensetzung der Basis-Führerscheinkosten beim Führerschein der Klasse B.

  • Fahrschulgrundbetrag (Grundgebühr): Rund 200 Euro müssen Fahranfänger für Verwaltung und Theorie-Fahrstunden zahlen. Letztere setzen sich aus zwölf Grundlagen-Fahrstunden und zwei Zusatzeinheiten zu jeweils 90 Minuten zusammen.
  • Lernutensilien: Für Bücher, Übungs-Apps und sonstige Online-Medien werden zwischen 60 und 80 Euro fällig.
  • Pflicht- und Sonderfahrten: Zwölf Fahrstunden zu je 45 Minuten müssen Fahrschüler mit dem Fahrlehrer oder der Fahrlehrerin auf der Straße absolvieren. Davon fünfmal über Landstraßen, viermal auf der Autobahn und dreimal bei Dunkelheit. Die beachtliche Preisspanne für diese zwingen vorgesvhriebenen Übungsstunden liegt zwischen 360 und 720 Euro.
  • Zusätzliche Übungsfahrten: Je nach Fahrtauglichkeit des Fahrschülers oder der Fahrschülerin können nach den Pflichtfahrten noch weitere Übungsstunden nötig sein, um zur Prüfung zugelassen zu werden. Für alle, die sparen wollen, gilt natürlich: Je weniger Übungsfahrten, desto günstiger.
  • Kosten für die theoretische Prüfung: Um die theoretische Fahreignung unter Beweis stellen zu dürfen, müssen Fahrschüler 22,49 Euro zahlen.
  • Kosten für die praktische Führerscheinprüfung: Im Jahr 2021 kostete die praktische Prüfung 116,93 Euro. Wer hier sparen will, sollte besser beim ersten Mal bestehen.
  • Weitere Kosten und Gebühren auf dem Weg zur Fahrerlaubnis: Um einen Führerscheinantrag bei der Straßenverkehrsbehörde stellen zu können, benötigen Fahrschüler dann noch einen Sehtest zum gesetzlichen Preis von 6,43 Euro, einen Erste-Hilfe-Kurs, der zwischen 14,50 Euro und 40 Euro kosten kann sowie ein Passbild, das für fünf bis zehn Euro zu haben sein sollte. Der Preis für den Antrag selbst kann je nach Behörde und Bundesland zwischen 40 und 70 Euro variieren.

Unser Tipp: Kombiangebote

Bei einigen Anbietern bekommen Fahrschüler den Erste-Hilfe-Kurs, den Sehtest und das Passbild in einem Rutsch. Das schont in der Regel nicht nur den Geldbeutel, sondern spart auch richtig Zeit.

Spar-Tipps für Fahrschüler: Von der ersten Fahrstunde bis zur Führerschein-Prüfung

Damit ist (leider) schon mal klar: Der Weg auf die deutschen Straßen kann ganz schön teuer werden. Damit man als Fahranfänger jedoch nicht schon vorher einen finanziellen Totalschaden erleidet, kommen hier einige Tipps, mit denen es sich beim Führerschein sparen lässt!

Spart-Tipp #1: Üben spart Geld bei Prüfung und Fahrstunden

Für das individuelle Fahrtalent kann man zwar nichts. Aber: Mit ein wenig mehr Lernaufwand in der App oder mit anderen Theorie-Materialien lässt sich das theoretische Führerscheinwissen für einen Erfolg beim ersten Anlauf locker draufschaffen. Und auch Fahrpraxis kann man bereits im Vorfeld kostenlos sammeln. Hierfür gibt es spezielle Übungsplätze, auf denen Fahrschüler oder Fahrschülerinnen mit Eltern oder Bekannten legal fahren können. Einzige Voraussetzung: Die Begleitperson hat einen Führerschein.

Und bitte nicht vergessen: Außerhalb der speziell dafür vorgesehenen Plätze ist es natürlich verboten, ohne Führerschein zu fahren. Zeigen Fahrschüler durch diese zusätzlichen Fahreinheiten dann bereits nach wenigen Regelfahrstunden die nötige Eignung für die Praxis-Prüfung, kommen keine weiteren Extra-Fahrten - und somit auch keine Extra-Kosten - mehr dazu.

Fahrpraxis im Simulator?

Einige Fahrschulen bieten die Möglichkeit, sich vor der eigenen Jungfernfahrt ohne Druck und Gefahren im Simulator vorzubereiten. Die häufige Behauptung, die dadurch gesparten Kosten der echten Fahrstunden würden die des Simulators übersteigen, lässt sich weder be- noch widerlegen. Fakt ist aber: Fühlt man sich unsicher oder hat sogar Angst, sich direkt auf die Straße zu wagen, ist der Simulator eine gute Vorbereitung.
 

Auch wer die Prüfungen direkt im ersten Anlauf schafft, spart bares Geld. Ein Fehlversuch tut bei der theoretischen Prüfung dem Geldbeutel jedoch nicht ganz so weh wie einer im Praxisteil. Denn fällt man hier durch, heißt es: Zusätzliche Fahrstunden und eine erneute Anmeldegebühr!

Vorsicht Kostenfalle: Bei einigen Fahrschulen müssen Fahrschüler nach misslungener Praxis-Prüfung tatsächlich mehr für zusätzliche Fahrstunden zahlen als vor der Prüfung! Bei wieder anderen ist eine zweite Prüfung ohne zusätzliche Gebühren inklusive. Fahranfänger sollten sich über solche etwaigen Klauseln also unbedingt informieren, bevor sie eine Fahrschule auswählen!
 

Spar-Tipp #2: Die richtige Fahrschule im richtigen Bundesland wählen

Ja, richtig gelesen: Es gibt je nach Bundesland preisliche Unterschiede bei den Führerscheinkosten. Ganz oben auf der Preisskala stehen Bayern und Baden-Württemberg, wo der Führerschein 2020 im Durchschnitt 2.000 Euro kostete. Geld sparen können Fahranfänger dagegen in Berlin, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt. 2020 zahlte man hier lediglich rund 1.300 Euro, mittlerweile dürfte jedoch auch diese Summe gestiegen sein. 

Wer also an einer Ländergrenze wohnt, sollte sich daher unbedingt über das Preisgefälle informieren. Doch Vorsicht: Ohne Probleme funktioniert das nur in der Umgebung des eigenen Wohnorts! In Deutschland müssen Fahrschüler nämlich in der Nähe Ihres Wohnsitzes Fahrstunden und Prüfung ablegen, um später kein Sicherheitsrisiko darzustellen. Wer jedoch einen (glaubhaften) guten Grund (z.B. einen Wohnungswechsel oder eine weit entfernte Arbeitsstätte) vorweisen kann, um woanders den Führerschein zu machen, bekommt aber üblicherweise keine Steine vom zuständigen Straßenverkehrsamt in den Weg gelegt. 

Ach ja: Auch in der unmittelbaren Umgebung Ihres Wohnsitzes können sich die Preise der Fahrschulen unterscheiden. Da diese jedoch verpflichtet sind, die Preisstrukturen offenzulegen,lohnt sich auch hier der genaue Vergleich. Dabei sollte man zudem immer die folgende Faustfotrmel für geringere Führerscheinkosten im Hinterkopf haben: Lieber einen geringeren Preis pro Fahrstunde als eine niedrige Grundgebühr wählen! Denn Letztere zahlt man nur einmal, im Durchschnitt brauchen Fahrschüler aber 25 bis 40 Fahrstunden bis zur Prüfung.

Spar-Tipp #3: Den Führerschein vom Arbeitgeber zahlen lassen

Der Chef oder die Chefin zahlt den Schein? Das wäre der Optimalfall! Besonders spart man, wenn der Arbeitgeber die Führerscheinkosten aus „eigenbetrieblichem Interesse“ übernimmt, dem Fahrschüler also kein privates Eigeninteresse am Erwerb der Fahrerlaubnis unterstellt werden kann. Denn dann gilt die Zahlung nicht als Arbeitslohn und ist für den oder die Fahranfänger/in steuerfrei.

Großer Wermutstropfen: Beim Führerschein der Klasse B ist ein solches Szenario leider eher unwahrscheinlich. Wer jedoch im Rahmen des Jobs beispielsweise einen LKW-Führerschein machen möchte, hat dagegen recht gute Chancen.

Spar-Tipp #4: Führerschein mit 17 Jahren und bei der Versicherung sparen

Das begleitete Fahren ab 17 Jahren gibt nicht nur zusätzliche Praxiserfahrung auf der Straße. Es verschafft Ihnen auch eine günstigere Kfz-Versicherung. Denn wer seinen Führerschein bereits länger besitzt und das auch noch unfallfrei, der darf sich über niedrigere Versicherungsbeiträge freuen. So zahlen Fahranfänger, die durch das begleitete Fahren bereits Erfahrung hinter dem Lenkrad sammeln konnten, im Durchschnitt 31 Prozent weniger für ihre Kfz-Versicherung.

Die Kosten für den Führerschein an sich sind jedoch auch in jüngerem Alter dieselben.

Spartipps zur Autoversicherung: Hier erfahren Sie, welche Versicherungen für Fahranfänger wirklich notwendig sind und wie Sie bei der Kfz-Versicherung noch mehr Geld sparen können.

Wie man es auch dreht und wendet: Der Führerschein ist keine günstige Angelegenheit. Mit ein bisschen Recherche und Eigeninitiative sparen Fahranfänger jedoch eine beachtliche Summe. Und wer weiß: Vielleicht ist ja damit nach bestandener Prüfung sogar ein eigenes Auto drin.