Winterfahrten mit dem E-Auto

Sinken die Temperaturen unter 0 Grad Celsius, sind Einschränkungen im Straßenverkehr nicht mehr weit. Doch bei den drohenden Gefahren denken wir im Jahr 2022 längst nicht mehr nur an Glätte und Eis. Für frischgebackene Besitzer und Besitzerinnen eines E-Autos kommt nun auch die Sorge hinzu, ob die Batterie überhaupt genug hergibt für eine wohlig warme Fahrt bis zum Ziel. Denn mittlerweile sind auf den winterlichen Straßen Deutschlands rund 517.000 Elektroautos unterwegs. Und deren Reichweite kann sich je nach „Winter-Intensität“ um mehr als 30 Prozent reduzieren.

Doch warum haben eisige Temperaturen eigentlich einen solch erheblichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eines Elektrofahrzeugs? Ganz einfach: Neben dem Stromverbrauch fürs eigentliche Fahren müssen auch Innenräume, Scheiben, Sitze und das Lenkrad mit der Antriebsenergie beheizt werden. Eine kalte Batterie tut sich damit nicht gerade leichter. So hilft auch der beliebte Trick 17 zum Energiesparen, also langsames und vorausschauendes Fahren, nicht wirklich weiter.

Doch was tun? Wir verraten Ihnen, welche Faktoren neben den eisigen Temperaturen für die niedrigere Reichweite verantwortlich sind, wie Sie Einfluss nehmen können und geben ein paar wirklich gute Tipps, um wirklich weiterzukommen! Schon angeschnallt? Super, dann kann es ja losgehen.

Welche Faktoren sorgen für die niedrige(re) Reichweite bei E-Autos im Winter?

Wie gesagt: Bei eisigen Temperaturen lässt sich im Auto so mancher Energieverschwender finden. Größter Verbraucher: Die Luftheizung. Die Radioanlage, das Fahrlicht oder auch die Sitzheizung fallen in puncto Reichweite dagegen deutlich weniger ins Gewicht.

Das ist auch die Erklärung dafür, warum Kurzstrecken im Winter, bei denen das ausgekühlte Elektroauto  für eine kleine Zeitspanne aufgeheizt werden muss, besonders stark zu Buche schlagen. Doch auch bei einer längeren Fahrt im Stadtverkehr und einer Geschwindigkeit von 30 bis 50 km/h muss bei einer Außentemperatur von unter 0 Grad Celsius grundsätzlich mit Reichweitenverlusten von bis zu 50 Prozent gerechnet werden. Der Grund: Nicht nur kurze Fahrten, sondern auch besonders langsames Fahrverhalten treiben den relativen Heizenergieverbrauch im E-Mobil in die Höhe.

Vor allem bei Modellen mit geringer Akku-Kapazität fallen die beschriebenen Reichweitenverluste besonders schwer ins Gewicht. Hiervon sind vor allem ältere Modelle und Kleinstwagen wie der Mitsubishi i-MIEV oder der Smart EV betroffen. Doch keine Sorge: Bei modernen E-Autos sieht das Ganze schon (meist) etwas anders aus. Und die machen mittlerweile einen Großteil der elektrifizierten Blechlawine auf deutschen Straßen aus. Reichweiten von 300 bis 500 Kilometer sind hier die Regel. Mit ein wenig Umsicht sollte so auch im Winter nichts dagegensprechen, eine längere Fahrt anzutreten. Eigentlich.

Denn wenn Ihr E-Auto grundsätzlich draußen (also ungeschützt in der Kälte) geparkt ist, kann das einen unschönen Einfluss auf das Elektrolyt in der Akkuzelle haben. Genauer gesagt: Es wird zähflüssiger. Die Folge: Der Innenwiderstand der Batterie steigt - und sie produziert weniger Strom. Hätten Sie’s gewusst?

Die 3 besten Tipps für weniger Verbrauch trotz Kälte

Wie beim Benzin- oder Diesel-betriebenen Fahrzeug sollten Sie in puncto Winterfahrten also auch mit dem E-Auto einige Tipps berücksichtigen. So gehen Sie nicht nur auf Nummer Sicher. Mit etwas Glück gewinnen Sie auch noch einige Kilometer hinzu!

E-Auto-Tipp #1 für mehr Reichweite im Winter: Seien Sie vorbereitet!

Zunächst sollten Sie in Vorbereitung auf Ihren winterlichen Ausflug Ihre Ladestrategie anpassen. Denn, was Sie bisher vielleicht noch nicht wussten, ab nun jedoch keinesfalls mehr außer Acht lassen sollten: Kalte Akkus laden schlecht! Oder besser gesagt: langsamer. Entsprechend sollten Sie die Ladungen so einplanen, dass Sie direkt nach einer längeren Fahrt (und einer entsprechend vorgewärmten Batterie) mit der der Ladung beginnen.

Genauso, wie man längere Fahrten mit Benziner oder Diesel sicherheitshalber mit vollem Tank angeht, sollten Sie den Akku Ihres E-Autos besser einmal zu viel als zu wenig laden. Konkret bedeutet das: Um auf der sicheren Seite zu sein, empfiehlt es sich vor allem im Winter, den Akku auf jeden Fall in der Nacht vor einer geplanten längeren Fahrt komplett aufzuladen. Auch wenn die Restreichweite eigentlich noch genügt hätte.

Und, wie oben schon erwähnt: Ein warmer Akku gibt mehr Strom, also lieber in der Garage als davor parken!

Tipp #2 für mehr Reichweite im Winter: Andere Heizquellen in Elektroautos nutzen!

Um der Luftheizung als Energieschleuder ein Schnippchen zu schlagen, könnten Sie einfach andere Heizquellen nutzen. Denn Sitz- sowie Lenkradheizung und auch die Heizdrähte in der Windschutzscheibe arbeiten effizienter. Wenn draußen Minusgrade herrschen und Sie immer noch im T-Shirt hinterm Steuer sitzen, sollte das ein klares Indiz für die Verbesserung Ihrer Heiztaktik sein!

Ziehen Sie also besser noch eine zusätzliche Schicht an und achten Sie darauf, dass Fenster und Türen nicht länger offenstehen als unbedingt notwendig.

Wer kann, sollte die Heizung am besten schon dann starten, wenn das Auto noch am Strom hängt – und damit die Batterieladung für die anstehende Fahrt „unberührt“ lassen.

Tipp #3 für mehr Reichweite im Winter: Punktuell heizen im Innenraum!

Auch viele Autohersteller haben die Innenraumheizung als Übeltäter erkannt. Daher bieten einige Modelle mittlerweile eine Sparfunktion, bei der vorwiegend der Fahrerplatz beheizt wird. Würden Sie nicht auch gerne die warme Handtasche auf dem Beifahrersitz gegen ein paar Zusatzkilometer tauschen? Dachten wir uns, daher legen wir Ihnen ans Herz, diese Einstellung (wenn verfügbar) zu nutzen, wenn Sie allein im Auto sind.

Sollten Sie nach dieser Funktion in Ihrem Elektrofahrzeug vergeblich suchen, bleibt Ihnen alternativ noch, die Heizung auf Umluft zu schalten. Denn im Umluftbetrieb wird der Innenraum schneller - und vor allem energiesparender - auf die gewünschte Temperatur erwärmt.

An dieser Stelle jedoch noch eine obligatorische und eindringliche Warnung: Energiesparen sollte niemals auf Kosten der Sicherheit gehen!

Achten Sie also darauf, dass die Scheiben stets eis- und beschlagfrei sind. Und auch bei Dämmerung oder anderweitig eingeschränkten Sichtverhältnissen sollte keinesfalls an der Sicht gespart werden.

Panne und Stau – frieren im Elektroauto?

Für ein Elektroauto gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie für einen normalen Verbrenner-Pkw. So gehört gerade auf längeren Fahrtstrecken im Winter eine Decke pro Insasse ins Auto! Wer zudem auf Heißgetränke in Thermo-Flaschen setzt, ist ideal auf die winterlichen Wetterbedingungen und mögliche Supergau-Szenarien vorbereitet. Denn irgendwo im Nirgendwo bei Dunkelheit und Schneegestöber und mit einer leeren Autobatterie zu stranden, ist vermutlich für die Wenigsten eine besonders freudvolle Vorstellung.

Objektiv betrachtet ist die Gefahr für E-Auto-Fahrer und -Fahrerinnen jedoch nicht höher als für jene mit einem Benzin- oder Diesel-Fahrzeug – zumindest dann nicht, wenn sie sich ausreichend mit ihrem Auto auseinandergesetzt haben. Das Gerücht, dass Elektroauto-Fahrer im winterlich-nächtlichen Superstau womöglich erfrieren müssten, weil die Batterie schon nach einigen Minuten den Geist aufgibt, ist dann vom Tisch.

Ein Versuch des ADAC bestätigt das. Dabei wurden zwei Elektrofahrzeuge, ein Renault Zoe und eine VW e-up, nachts bei Temperaturen von -9 bis -14 Grad abgestellt. Die Innentemperatur wurde auf angenehme 22 Grad gestellt. Wie der nächste Morgen zeigt, waren nach zwölf Stunden beim Renault nur etwa 70 Prozent und beim VW etwa 80 Prozent des Akkus verbraucht. Die Heizung darf also trotz eisiger Temperaturen auch bei Stau und Pannen auf Wohlfühltemperaturen laufen.

Gut zu wissen:

Als Faustregel für einen maximalen Stromverbrauch sollten Sie für die Heizung 3 Kilowatt pro Stunde einkalkulieren. Da sich dieser Verbrauch für ein entsprechend vorgeheiztes Fahrzeug zudem deutlich reduziert, reicht der Stromvorrat auch bei einem nur halbvollen Akku für mehrere Stunden!