Silver Worker: Jobwechsel im Alter – so funktioniert's!

Ob gewollt oder ungewollt – ein Berufswechsel im Alter kann frischen Wind in die letzten Arbeitsjahre bringen. Schließlich bietet ein ungewohntes Umfeld mit neuen Aufgabenstellungen auch Abwechslung und zusätzliche Herausforderungen. Ganz so leicht gestaltet sich die Jobsuche für die sogenannten Silver Worker, also die Arbeitnehmer der Generation Ü50, jedoch nicht (immer). Schuld daran ist unter anderem die spezielle Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt, die einige Nachteile für Silver Worker mit sich bringt: 

  • Ältere Arbeitnehmer bringen reichlich Erfahrung und Vorwissen aus dem bisherigen Berufsleben mit – und das solle angemessen entlohnt werden. Das ist auch Arbeitgebern bewusst, sodass sie lieber auf jüngere, unerfahrene Berufseinsteiger zurückgreifen. Die kosten nämlich deutlich weniger.
  • Auch die Nähe zum Rentenalter schreckt Arbeitgeber häufig davon ab, ältere Bewerber einzustellen. Schließlich bleiben junge Mitarbeiter dem Unternehmen rein rechnerisch länger erhalten und werden deshalb im Bewerbungsprozess gerne bevorzugt.
  • Einige Arbeitgeber schätzen jüngere Bewerber als lernfähiger ein, sodass sie diese durch Schulungen oder Fortbildungen besser an das Unternehmen anpassen können. Diese Lernfähigkeit wird Bewerbern der älteren Generation – auch unbegründet – häufig erstmal grundsätzlich abgesprochen. 

Zum Scheitern verurteilt ist die Arbeitssuche für die Best Ager dennoch nicht. Schließlich warten auf dem Arbeitsmarkt nicht nur Nachteile für die Silver Worker. Denn die Jobsuche im Alter bringt auch echte Chancen mit sich. Welche das sind und wie Sie diese richtig einsetzen, zeigen wir jetzt!

Drei Schritte zum Erfolg für den Jobwechsel im Alter

Auch auf dem modernen Arbeitsmarkt gilt: Der erste Eindruck zählt. Geben Sie also schon beim Schreiben der Bewerbung alles! Die drei wichtigsten Schritte, auf die Sie dabei achten sollten, folgen jetzt.

Schritt 1: Finden Sie die richtigen Angebote für einen Jobwechsel

Während vor einigen Jahren noch Zeitungsanzeigen den Weg zu einem neuen Job bereitet haben, spielt heute auf Internetplattformen die Musik. So finden Sie über Google eine nahezu unendliche Auswahl an Jobvorschlägen, während Ihnen die Zeitung heute lediglich eine begrenzte Vielfalt liefert. 
Das bedeutet: Verlegen Sie den Fokus Ihrer Arbeitssuche ins World Wide Web. Denn damit potenzieren Sie nicht nur Ihre Auswahlmöglichkeiten. Die Jobsuche über Online-Plattformen zeigt Ihrem zukünftigen Arbeitgeber auch, dass Sie sich dem modernen Arbeitsmarkt anpassen. Machen Sie sich hierfür am besten mit (mindestens) den folgenden Internetangeboten vertraut:

  • Xing und LinkedIn: Hierbei handelt es sich um die führenden sozialen Netzwerke der modernen Arbeitswelt. Dahinter steht ein ähnliches Konzept, wie es etwa Facebook nutzt. Bei der kostenlosen Anmeldung erstellen Sie sich ein Profil, bestehend aus Ihren beruflichen Qualifikationen und Meilensteinen. Basierend auf diesen Informationen bieten Ihnen die Plattformen anschließend passgenaue Jobvorschläge an. Zudem können Sie sich hier mit anderen Arbeitnehmern, Arbeitgebern, sowie Unternehmen verbinden und somit Ihr eigenes Netzwerk online aufbauen und vertiefen.
  • StepStone und Indeed: Auch diese Internetseiten bieten eine große Angebotsvielfalt. Die Angabe persönlichen Daten fällt allerdings (erstmal) weg, sodass Sie sich auch ohne Anmeldung auf Arbeitssuche begeben können. Dabei helfen Ihnen verschiedene Filtermöglichkeiten, wie etwa Ort und Branche Ihrer Job-Präferenzen.
  • Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit: Auch dieses staatliche Internetangebot kann Sie zu Ihrem Traumjob führen. Während die Bedienungsfreundlichkeit der Plattform etwas (nennen wir es mal) „gewöhnungsbedürftig“ anmutet, ist die Auswahl an offenen Stellen dafür umso größer.

Schritt 2: Machen Sie sich bei der Jobsuche Ihrer Stärken bewusst

Der leider wieder zunehmende Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt kann entmutigend sein. Keine Frage. Doch genau deshalb müssen Sie sich als Silver Worker noch einmal deutlicher bewusst machen, welche Fähigkeiten Sie auszeichnen, um diese authentisch vor potenziellen Arbeitgebern präsentieren zu können. Dabei gilt es, besonders die Kompetenzen zu betonen, welche Sie von jüngeren Konkurrenten abheben. Einige Denkanstöße gefällig? Bitteschön:

  • Als älterer Bewerber können Sie mehr Lebenserfahrung und Berufserfahrung vorweisen.
  • Da Ihr Renteneintritt näherkommt, warten Sie in Ihrem Beruf nicht mehr auf das nächstbessere Angebot und bleiben somit loyal gegenüber Ihrem potenziellen Arbeitgeber. 
  • Ihr Alter schlägt sich auch positiv in Ihrer emotionalen Reife und Menschenkenntnis nieder – oder sollte das zumindest. Das lässt Sie (erwartungsgemäß) auch mit Konflikten und Rückschlägen besser umgehen. 

Achten Sie jedoch darauf, in Ihrer Bewerbung nur die zur Jobausschreibung passenden Stärken zu betonen. Schließlich kann die Selbstbeschreibung sonst schnell selbstverliebt und unreflektiert wirken. 
 

Schritt 3: Passen Sie Ihre Bewerbungsfoto den heutigen Gegebenheiten an

Nicht nur die Wege der Arbeitssuche haben sich verändert. Auch die Anforderungen der Arbeitgeber gehen mit der Zeit. Um dabei nicht von jüngeren Konkurrenten in den Schatten gestellt zu werden, sollten Sie Ihre Bewerbung entsprechend anpassen. Denken Sie dabei auch an Ihr Bewerbungsfoto. Schließlich hat dieses einen besonders großen Einfluss auf den ersten Eindruck und bietet bei guter Umsetzung einen hervorragenden Eisbrecher im kommenden Vorstellungsgespräch.

Und bevor Sie jetzt fragen: Ja, rein rechtlich können Sie das Bewerbungsfoto heute auch ganz weglassen – und dürfen deshalb nicht benachteiligt werden.

Hat Ihr bisheriges Foto schon einige Jahre auf dem Buckel? Dann wird es höchste Zeit für ein neues Business Portrait. Achten Sie bei dieser Gelegenheit auf eine moderne und angemessene Gestaltung. Eine grimmige Miene vor einer graumelierten Betonwand überzeugt heutzutage keinen Arbeitgeber mehr. Mit einem sympathischen Lächeln vor einem dynamischen Hintergrund, etwa einem modernen Gebäude, können Sie hingegen nichts falsch machen. 

Kleiner Tipp: Werfen Sie vor dem Fototermin einfach einen Blick auf die Webseiten Ihrer Wunscharbeitgeber. In den meisten Fällen stellt sich das Team dort auf Fotos vor. Orientieren Sie sich einfach daran – und schon sollte alles passen. 

Gut zu wissen:

Je nach Altersgruppe gibt es spezielle Checklisten mit Bewerbungstipps, die bei der Zusammenstellung der passenden Bewerbungsunterlagen helfen. Bewerbungsportale wie stepstone.de oder indeed.de bieten darüber hinaus auch Tipps für Fachkräfte aus jedem Bereich und zeigen dabei auf, was es bei der beruflichen Neuorientierung zu beachten gibt.

Welche Unterstützung bietet der Staat?

Dass die Arbeitssuche für ältere Bewerber durchaus schwieriger sein kann, hat auch der Gesetzesgeber erkannt. Daher gibt es verschiedene Maßnahmen zur Unterstützung von Silver Workern – und für Arbeitgeber, die verstärkt älteren Personen den Einstieg in ihr Unternehmen ermöglichen. Dabei sind besonders die folgenden Förderungsmöglichkeiten relevant:

#1 Geförderte Weiterbildung für Silver Worker

In Zeiten der Digitalisierung und der dynamischen Entwicklung des Arbeitsmarkts wird älteren Arbeitnehmern oft eine veraltete Qualifikation vorgeworfen, die den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird. Das verschlechtert die Einstellungschancen der Silver Worker auf den ersten Blick. Um diesem Problem entgegen zu wirken, fördert der Gesetzgeber deshalb Weiterbildungsmaßnahmen, die zu einer Verbesserung der Einstellungschancen führen. 

Unser Tipp: Haben eine bestimmte Weiterbildung im Auge, sollten Sie sich mit der Agentur für Arbeit in Verbindung setzen. So erfahren Sie, ob Sie bei der Weiterbildung unterstützt oder gar gefördert werden können. Ist das der Fall, übernimmt die Arbeitsagentur beispielsweise Fahrt- oder Lehrgangskosten. Zudem wartet seit 2016 auch ein weiterer finanzieller Anreiz auf Sie: Schließen Sie die Weiterbildung erfolgreich ab, steht Ihnen eine zusätzliche Weiterbildungsprämie über 2.500 Euro zu.

Doch Achtung: Voraussetzung hierfür ist eine Weiterbildung über mindestens zwei Jahre, die zu einem Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf führt.

#2 Der Existenzgründerzuschuss für Silver Worker

Auch für die Selbstständigkeit ist es nie zu spät. Schließlich können Geschäftsideen auch im höheren Alter noch zu echten Erfolgsgeschichten führen. Möchten Sie den Schritt in die Selbstständigkeit tatsächlich wagen, steht Ihnen der Staat auch hier finanziell zur Seite.

Mit dem Existenzgründerzuschuss wird Empfängern des Arbeitslosengelds I, die noch mindestens 150 Tage Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, unter die Arme gegriffen – sollten diese Ihre Geschäftsidee in der Selbstständigkeit umsetzen wollen. Die Höhe und Dauer der Förderung ist dabei von Fall zu Fall unterschiedlich, wird aber in er Regel für höchstens 15 Monate gewährt.

#3 Der Eingliederungszuschuss für Silver Worker

Um die Stellenbesetzung durch ältere Personen auch für Arbeitgeber attraktiver zu machen, bietet der Gesetzgeber den Eingliederungszuschuss an. Dabei können Arbeitgeber für einen Zeitraum von bis zu 36 Monaten bis zu 50 Prozent des Arbeitsentgelts als Zuschuss erhalten, wenn sie Arbeitsuchende im Alter jenseits der 50 einstellen. Damit der Eingliederungszuschuss bewilligt (und auch nicht zurückgefordert) wird, müssen zudem folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Zum einen gilt die sogenannte Nachbeschäftigungspflicht. Damit muss der Arbeitnehmer mindestens solange regulär bei dem Arbeitgeber beschäftigt sein, wie dieser zuvor durch den Eingliederungszuschuss gefördert wurde. 
  • Zudem muss der Arbeitnehmer zuvor mindestens sechs Monate arbeitslos gewesen sein und in dieser Zeit Arbeitslosengeld I oder Arbeitslosengeld II bezogen haben.
  • Die Bezuschussung müssen Arbeitnehmer oder Arbeitgeber zusätzlich vor dem Beginn des Arbeitsverhältnisses beim Jobcenter beantragen.