Zusatzversicherungen – überflüssig oder richtig sinnvoll?

Jeder will im Krankheitsfall gut versorgt sein. Neben der gesetzlichen Krankenversicherung existieren daher freiwillige private Zusatzversicherungen, die den eigenen individuellen Nutzen für die Gesundheit optimieren sollen. Aktuelle Statistiken zeigen, wie sehr die privaten Zusatzversicherungen florieren – allein in Deutschland bestehen aktuell etwa 26 Millionen der Extrapolicen. 

Doch auch hier ist mal wieder Vorsicht die Mutter der Porzellankiste – oder so ähnlich: Wenn Sie gerade auf der Suche nach der passenden Zusatzversicherung sind, sollten Sie die zahlreichen Angebote vor Abschluss unbedingt hinsichtlich ihrer Höhe, einer anfallenden Gesundheitsprüfung und der Absicherung von Kostenübernahmen (sozusagen sprichwörtlich) auf Herz und Nieren prüfen.

Krankenzusatzversicherung: Was das ist – und wem sie (wirklich) nützt!

Viele gesetzlich Krankenversicherte wollen mehr (oder bessere) Leistungen, als die „normale“ Krankenkasse Ihnen bieten kann. Da die Krankenkassen laut Sozialgesetzbuch aber das „Maß des Notwendigen“ nicht überschreiten dürfen, bleibt vielen nur der Griff zu passenden Zusatzversicherungen. 

Ist das finanzielle Risiko überschaubar, so ist die Versicherung für Sie nicht unbedingt notwendig. Das gilt insbesondere häufig für Brillenversicherungen oder andere Kostenerstattungstarife, bei denen der Schadens- oder Erstattungsbetrag eher klein (und selten) ist. Auch Stiftung Warentest stimmt uns hier zu. Zusatzversicherungen sollten Sie zudem immer auch auf Ihre individuelle Situation abstimmen.

Die Bayerische-Expertentipp:

Machen Sie den Realitäts-Check! Ein wichtiger, grundlegender Tipp von uns an alle gesetzlich Versicherten, die mehr wollen: Fragen Sie sich vor dem Abschluss einer Zusatzversicherung immer zunächst was passieren würde, wenn Sie im zusätzlich versicherten Bedarfsfall die Kosten der Behandlung oder Zusatzleistung selbst tragen müssten. Ist das finanzielle Risiko eher gering oder bezahlen Sie die drohenden Kosten eher „aus der Portokasse“, ist eine Zusatzversicherung eher überflüssig.

Wir zeigen Ihnen daher die wichtigsten privaten Krankenzusatzversicherungen, die je nach Lebenssituation und „Schutzbedürfnis“ wirklich Sinn machen:

  1. Zahn-Zusatzversicherung: Eine zahnmedizinische Behandlung kann leider sehr schnell sehr teuer werden. Besonders dann, wenn es um Implantate, Kronen oder Brücken geht. Sollten Sie also zu anfälligen Zähnen neigen, könnten Ihre Zahnarztkosten schnell nicht mehr ausreichend durch Ihre gesetzliche Krankenversicherung gedeckt sein. Für viele ist daher der Abschluss einer Zahnzusatzversicherung häufig erste Wahl in Sachen „Private Versicherungs-Addons“. Je nachdem, welchen Tarif Sie gewählt haben, lässt sich damit die Kassenleistung sogar für höherwertigen Zahnersatz auf bis zu 90 Prozent aufstocken. Die Zahnzusatzversicherung kann sich für Sie also lohnen. Zudem sind oft auch gleich noch weitere praktische Zusatzleistungen enthalten, etwa die Kostenübernahme für regelmäßige professionelle Zahnreinigungen (PZR). Denn die werden von der gesetzlichen Krankenversicherung oft auch nicht bezahlt. Wir sagen: Das können Sie machen!
  2. Krankenhaus-Zusatzversicherung: Leider lassen sich Krankenhaus-Aufenthalte nicht immer vermeiden. Wer will, dass auch hier der eigene Anspruch über die gesetzliche Leistung hinausgeht, ist mit einer passenden Krankenhauszusatzversicherung gut beraten. Denn damit können auch Kassenpatienten beispielsweise in den Genuss der vielbeschworenen „Chefarzt-Behandlung“ kommen. Doch auch Ein- oder Zweibettzimmer lassen sich auf diese Weise zum gesetzlichen Versicherungsschutz zubuchen. Ihnen ist die freie Wahl des Krankenhauses besonders wichtig? Auch dieses Mitspracherecht lässt sich über eine entsprechende Erweiterung realisieren – eine Ausnahme bilden meist nur spezielle Privatkliniken. Kleiner Wermuttropfen: Nach einer schweren Erkrankung wie Krebs oder einem Schlaganfall ist es nicht mehr ganz so einfach, eine entsprechende Krankenhaus-Zusatzversicherung abzuschließen. Gleiches gilt für chronische Probleme wie Bluthochdruck oder Adipositas.
  3. Reiseversicherung für das Ausland: Eine Auslandsreise-Krankenversicherung (ja, das ist wirklich ein ziemlich langes Wort, sorry!) ist für alle wichtig, die gerne ins Ausland reisen und nicht auf den passenden Versicherungsschutz verzichten möchten. Das gilt nicht nur für weltweite Reisen, sondern auch für einen Urlaub innerhalb Europas. Denn die Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse sind trotz üblicher Versicherungskosten-Abkommen zwischen den europäischen Staaten leider ziemlich begrenzt. Das gilt in geringerem Umfang oft sogar auch für Privatversicherte. Die Zusatzversicherung für die Krankheitsfälle im Ausland übernimmt deshalb alle (zusätzlichen) Kosten einer akuten medizinischen Behandlung während und auf Ihren Reisen. Ebenso sorgt sie meist (zumindest bei medizinischer Notwendigkeit) sogar für den Rücktransport nach Deutschland. Eine gute Auslandsreise-Krankenversicherung kostet zudem nicht viel. Wir sagen: Kann sich lohnen!
  4. Pflege-Zusatzversicherung: Die Kosten für die Betreuung und die medizinische Versorgung im Pflegefall lassen sich in der Regel schon heute nicht mehr komplett durch die gesetzliche Pflegeversicherung auffangen. Um das Problem zu beheben, bietet sich deshalb auch hier ein passender Zusatzschutz an. Eine Pflege-Ergänzungsversicherung (und schon wieder so ein Wortungetüm, Entschuldigung!) bezuschusst nämlich nicht nur Ihre Pflegekosten in den eigenen vier Wänden oder in einem Heim. Sie können sich häufig alternativ auch einen monatlichen Fixbetrag auszahlen lassen, um Ihre Mehrkosten selbst zu decken. Kurz gesagt: Mit einer privaten Pflegezusatzversicherung werden Sie im Fall der Fälle privat deutlich weniger zur Kasse gebeten. Sie können sich, je nach Versicherer, sogar eine Pflegeheimgarantie zusichern lassen. Denn auch hier werden die Plätze durch den demografischen Wandel leider immer knapper – und damit regelrecht umkämpft. Wir sagen: Das können Sie machen!
  5. Krankentagegeld-Versicherung: Vor allem für Selbstständige rentiert sich zudem eine ordentlich kalkulierte Krankentagegeldversicherung. Denn sie haben – als meist privatversicherte Nicht-Angestellte – keinen Anspruch auf das gesetzlich geregelte Krankengeld. Mit der entsprechenden Krankentagegeldversicherung können aber auch sie sich auf eine Lohnfortzahlung von in der Regel bis zu 42 Tagen verlassen. Empfindliche Einkommenslücken können somit verhindert und laufende Kosten weiterhin bedient werden. Noch ein Tipp: Auch wenn Ihr Einkommen als Angestellter über der Beitragsbemessungsgrenze liegt, sollten Sie sich über eine zusätzliche Krankentagegeldversicherung Gedanken machen!

Die beliebtesten privaten Zusatzversicherungen der Deutschen auf einen Blick

Diebayerische Ratgeber Individuelle Zusatzleistungen Verteilung

Neben diesen fünf wichtigen Tarifen, die Sie kennen und je nach individuellem Bedarf auch Nutzen sollten, gibt es zudem noch eine Menge weiterer Zusatzversicherungen, deren Nutzen aber noch einmal von deutlich individuellerer Natur ist. Sie verstehen, was wir meinen, oder?

Stehen Sie beispielsweise alternativen Behandlungsmethoden sehr aufgeschlossen gegenüber, gibt es auch hierfür geeignete Zusatz-Bausteine. Gehen Sie etwa gerne zum Heilpraktiker, kann sich das lohnen – allerdings meist nur dann, wenn Sie diesen Service wirklich regelmäßig nutzen.

Auch die Kosten für zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen wie etwa die so genannten „Manager-Checkups“ können Sie mit einem entsprechenden Versicherungsbaustein abdecken. Hierbei geht es meist um individuelle Gesundheitsleistungen, auch IGeL genannt. Legen Sie also großen Wert auf häufige und besonders umfassende Vorsorge, ist ein solcher Zusatzbaustein wie für Sie gemacht. Doch natürlich gilt auch hier: So richtig lohnt sich das Ganze nur dann, wenn Sie die Leistungen auch wirklich gewissenhaft und regelmäßig in Anspruch nehmen. Einen einmaligen intensiven Checkup zahlen Sie dagegen wohl lieber einfach aus eigener Tasche.

Sind Sie bereits ein wenig älter und haben wenig Verwandtschaft, die sich im Bedarfsfall um sie kümmert, so kann Ihnen eine spezielle Senioren-Unfallversicherung eine große Unterstützung sein. Denn die stattet Sie nach einem Unfall nicht nur finanziell besser aus. Sie organisiert und finanziert auch Hilfeleistungen durch Dritte, sorgt also beispielsweise für eine verlässliche Einkaufs- oder Putzhilfe, die Ihnen grundlegende Arbeiten abnimmt.

Private Kranken-Zusatzversicherungen: Was kosten Sie und wann soll ich sie am besten abschließen?

Die Kosten der verschiedenen privaten Zusatzversicherungen im Krankheitsfall variieren je nach Art und Umfang des Angebots erheblich. Das heißt: Vergleichen ist absolute Pflicht!

Übrigens: Wichtige Faktoren für die Beitragsbemessung sind etwa das Geschlecht, die Größe und das Alter oder auch Vorerkrankungen. In manchen Fällen spielt auch der Beruf eine Rolle. Denn je jünger man bei Versicherungsabschluss ist, desto niedriger sind in der Regel auch die monatlichen Beiträge.