Midlife-Crisis: So verhalten sich Angehörige richtig!

Viele fürchten sie, niemand wird (komplett) von ihr verschont: Die berühmt berüchtigte Midlife-Crisis. Im mittleren Alter – meistens zwischen 40 und zirka 55 Jahren – macht sich bei vielen Menschen der Zweifel über den Zweck des eigenen Lebens breit. Die Frage nach dem Sinn des Berufs, des immer gleichbleibenden Alltags (und manchmal sogar der langjährigen Beziehung) führt in einigen Fällen zu einer handfesten Krise.

Das bereitet nicht nur den Betroffenen schlaflose Nächte. Auch viele Angehörige fragen sich dann häufig, was im Kopf des Geplagten vorgeht. Schließlich gehen mit der Sinnkrise im mittleren Alter oft auch außergewöhnliche Verhaltensweisen einher, die dem (Ehe-)Partner, den Kindern oder sogar den Kollegen auffallen. Die Veränderungen können also recht groß sein.

Doch spätestens, wenn es zu Auseinandersetzungen mit den Betroffenen kommt, stellen sich Angehörige die Frage: Wie gehe ich mit dieser (psychischen) Krise um?

Wir klären darum heute, wie sich Angehörige bei einer Midlife-Crisis richtig verhalten!

Wie erkennt man eine Midlife-Crisis?

Beim Gedanken an die typische Midlife-Crisis stellen sich die meisten Menschen wohl einen (etwas zu) jung gekleideten Mann mittleren Alters vor, der im neu gekauften Cabriolet mit seiner neuen (und vielleicht etwas zu) jungen Freundin locker-flockig umherfährt. Das ist bekanntlich vor allem im Film der Fall – und dann vor allem beim Mann. 

Tatsache ist: So kann die Krise im mittleren Alter zwar aussehen – muss sie aber nicht. Denn die Midlife-Crisis kommt zwar in der Tat tendenziell öfter bei Männern vor, kann jedoch auch Frauen treffen. Und äußert sich dabei völlig verschieden. Ob sich die Krise also nur durch leichte Stimmungsschwankungen bemerkbar macht oder sich Betroffene plötzlich nach etwas völlig Neuem sehnen, ist immer unterschiedlich. Und das hängt bei Frauen übrigens nicht unbedingt mit den Wechseljahren zusammen, sondern kann auch unabhängig ein Problem davon sein.

So erkennen Sie Symptome einer Midlife-Crisis

Ganz so leicht ist die Midlife-Crisis deshalb nicht zu erkennen, egal ob Sie Mann oder Frau trifft. Viele Betroffene haben jedoch eines gemeinsam: Sie hinterfragen – in abgeschwächter oder ausgeprägter Form – Teile des eigenen Lebens. Das kann der Job, die Partnerschaft oder einfach die Gestaltung der eigenen Freizeit sein. Verhaltensweisen, welche Betroffene in dieser Phase an den Tag legen, sehen dann oft etwa so aus:

  • Die Person ist dauerhaft unzufrieden, schnell gereizt und pessimistisch
  • Die oder der Betroffene versucht zwanghaft, den eigenen Alltag auf den Kopf zu stellen. Der Beginn eines abenteuerlichen Hobbies oder Treffen mit einem neuen, vielleicht sogar jüngeren Freundeskreis sind dabei typische Verhaltensweisen.
  • Die Angst vor dem Alter, sowohl auf die Gesundheit als auch auf das Aussehen bezogen, wird bei der Person immer offensichtlicher.

Wenn Sie also bemerken, dass Ihr Gegenüber gar nicht mehr aus dem Grübeln über das eigene Leben heraus kommt und mehr oder weniger passendes, vielleicht sogar etwas sonderbares Verhalten an den Tag legt, können das für Sie als Angehöriger oder Kollege handfeste Anzeichen einer Krise sein.

Wie verhalten Sie sich als Angehöriger richtig?

Oft wird die Midlife-Crisis als „Phase, die schon vorübergeht“ abgetan und einfach ignoriert. Das hilft jedoch keinem der Beteiligten. Denn so fühlen sich Betroffene schnell missverstanden und reagieren noch gereizter auf das Verhalten ihrer Mitmenschen.

Besser ist es also, die Konfrontation sanft zu wagen. Wie Sie diese angehen, sollte jedoch gut überlegt sein. Deshalb legen wir Ihnen einige Verhaltensweisen nahe, welche die Situation entspannen können und die besten Chancen auf eine größere Zufriedenheit eröffnen.

#1 Verständnis zeigen

Das gereizte und unzufriedene Verhalten der Betroffenen kann auch für die Angehörigen schnell zur Belastung werden. Vorwürfe oder Unverständnis sind hier dennoch Fehl am Platz, das verschärft die Probleme des Partners leider meist nur. Schließlich bringen Sie Ihren Mitmenschen in der Krise so dazu, noch mehr an sich zu zweifeln, wecken eher keine guten Gefühle. Deshalb ist es in dieser Phase besonders wichtig, Verständnis entgegenzubringen. Fragen Sie die Betroffenen, wie sie sich fühlen und was Sie tun können, um bewusst zu helfen. Fühlen diese sich ernst genommen, kann das Verstimmungen legen und hilft Ihnen dabei, gemeinsam aus der Krise zu gelangen.

#2 Lösungen anbieten

Oft kommt die Krise in der mittleren Lebensphase für die Betroffenen unerwartet, sodass diese selbst nicht wissen, wie damit umzugehen ist. Deshalb sollten Angehörige selbst die Initiative ergreifen. Schließlich kennen Sie Ihren Partner, Vater oder Mutter selbst am besten und wissen, wie Sie diesen aufmuntern können. Achten Sie also auf das Verhalten des Betroffenen und überlegen Sie sich selbst Lösungsvorschläge. Wenn Ihr Partner etwa oft davon spricht, mit der Freizeitgestaltung unzufrieden zu sein, können Sie mit dem Vorschlag eines neuen Hobbys oder außergewöhnlichen Ausflugs Eigeninitiative zeigen.

#3 Mitmachen!

Eine Midlife-Crisis geht oft mit außergewöhnlichen Lebensentscheidungen einher. Das kann ein abenteuerliches Hobby oder der Wechsel in einen neuen Beruf sein. Doch so ungewöhnlich wie die Entscheidungen Ihres Mitmenschen auch klingen mag, sollten Sie diese nicht als bloßes Krisensymptom abtun. Oft steckt hinter dem in der Midlife-Crisis geäußerten Wunsch nämlich etwas, das schon lange in der betroffenen Person schlummert. Möchte Ihr Partner oder Elternteil also verstärkt etwas Neues in Angriff nehmen, sollten Sie dieser Entscheidung, wenn möglich, Begeisterung entgegenbringen und sich bestenfalls selbst daran beteiligen: Probieren Sie gemeinsam das ersehnte Hobby Ihres Partners aus oder helfen Sie Ihrem Elternteil dabei, Bewerbungen für den neuen Traumjob zu schreiben. So bringen Sie Ihrem Mitmenschen nicht nur Unterstützung entgegen, sondern erweitern auch bestenfalls selbst Ihren Horizont. Und das ist dann oft ein Gewinn für beide!

#4 Auf sich selbst achten

Den Betroffenen dauerhaft Verständnis und Unterstützung entgegenzubringen, kann für Angehörige jedoch sehr nervenaufreibend sein. Wenn Sie also bemerken, dass Ihnen die Krisensituation viel Kraft raubt oder sich das Verhalten Ihres Gegenübers auch nach einiger Zeit nicht bessert, müssen Sie in erster Linie auf sich selbst achten. Dann kann es etwa helfen, mit einer vertrauten Person über die Situation zu sprechen oder etwas Abstand zu dem Betroffenen zu gewinnen. Schließlich können Sie Ihrem Mitmenschen nur helfen, wenn Sie selbst genügend Kraft tanken können.

Kann man der Midlife-Crisis vorbeugen?

Neben der Sorge um Partner, Eltern oder Kollegen wird bei einer Midlife-Crisis im eigenen Umfeld auch die Frage nach der eigenen Anfälligkeit immer größer. Schließlich bemerkt man dabei schnell, wie sehr die Krisensituation an der betroffenen Person nagen kann.

Ob Sie, wenn es auf die Lebensmitte zugeht, selbst mit einer Midlife-Crisis rechnen müssen, ist jedoch trotzdem schwer vorherzusagen. Schließlich ist diese Phase nicht erblich bedingt oder an andere biologische Voraussetzungen geknüpft. Dennoch helfen einige Punkte dabei, auch im mittleren Alter noch den Sinn in Beruf, Partnerschaft und der eigenen Freizeitgestaltung zu finden:

  • Achten Sie darauf, Ihren Freundeskreis nicht aus den Augen zu verlieren. Denn soziale Beziehungen und damit auch regelmäßige Treffen mit Freunden beugen Stress vor, welcher ein entscheidender Faktor im Entstehen einer Midlife-Crisis sein kann.
  • Ebenso sollten Sie regelmäßig hinterfragen, ob Ihre Lebensgestaltung sinnstiftend ist. Wenn Sie einen wenig erfüllenden Lebensbereich frühzeitig ändern, beugt das auch der Sinnkrise im mittleren Alter vor.
  • Haben Sie Spaß! Durch lange Arbeitstage kann die Freizeitgestaltung in der Prioritätenliste schnell nach hinten rücken. Um einer Midlife-Crisis zu entgehen, sollten Sie jedoch darauf achten, dass Hobbys und Unternehmungen nicht (dauerhaft) zu kurz kommen.

Sollten Sie als Partner oder Partnerin, als Freund oder Kollege, dagegen der Meinung sein, dass sich das Problem nicht nur als Phase des Älterwerdens zeigt ist aktives Handeln angesagt! Denn im schlimmsten Fall kann sich die Lebensmitten-Krise auch zu einer handfesten Depression ausweiten. Ansprechpartner in einem solche Fall finden Sie etwa bei der Deutschen Depressionshilfe.

Auf Eines hoffen wir aber ganz bestimmt: Dass Sie und Ihr Partner frohen Mutes bleiben und die Ursache der Verstimmung schnell und gut mit Ihren Angehörigen in den Griff bekommen!