Reitunterricht für Kinder: Wichtige Tipps für's Reiten

Die Sonne strahlt, der Himmel ist blau und ein laues Lüftchen weht. Ein perfekter Tag, um mit der Familie einen Ausflug ins Grüne zu unternehmen. Raus aufs Land fahren! Schon auf der Landstraße sieht man sie überall: schwarze, weiße, braune, gescheckte und gepunktete. Nein, nicht Kühe, sondern Pferde auf Koppeln! Auch die Pferdebesitzer nutzen die Sonne gerne voll aus, um gemeinsam mit Ihren Tieren zu entspannen und auszureiten. So dauert es für gewöhnlich nicht lange und es kommt mal wieder die Frage auf: "Mama, Papa – darf ich auch reiten gehen?"

Gerne möchte man als Erwachsener den Kinderwunsch erfüllen, denkt aber sofort an die anstehenden Kosten. Denn Reiten ist zwar ein schönes Hobby, doch auch sehr teuer — so sagt man zumindest. Außerdem macht ja allein die Größe eines solchen Tieres für viele schon einen besorgniserregenden Eindruck. Im folgenden Text erfahren Eltern darum

  • mit welchen Kosten Sie beim Hobby Reiten rechnen müssen
  • welche Möglichkeiten es gibt, um reiten zu gehen
  • woran Sie einen guten Stall, Reiterhof und Ausbilder erkennen
  • welche Ausrüstung man braucht 

und wie Sie ihrem Kind einen sicheren Umgang mit den Tieren ermöglichen können. Kurz gesagt: Alles, was Sie zum Thema "Reiten als Hobby" wissen müssen!

Das Ein-Mal-Eins der Pferde- und Reitwelt

Direkt vorweg: Man muss nicht gleich ein Pferd oder Pony kaufen, um reiten zu gehen. Es gibt viele Möglichkeiten, um dem Kinderherz den Wunsch zu erfüllen – beispielsweise in Form von Reitunterricht. Bevor es aber ans Reiten geht, sollte man etwas Zeit einplanen, um den geeigneten Stall zu finden. Denn Reitstall ist nicht gleich Reitstall! 

Stellen Sie sich das vor wie beim Autokauf: Auch hier hat nicht unbedingt immer gleich der nächstbeste Autohändler für Sie den optimalen Wagen. Mit der folgenden Liste steht dem baldigen Reitvergnügen aber vielleicht nichts mehr im Weg!

Reiten-lernen-Checkliste #1: Einen guten Reitlehrer und Stall suchen

Eine angenehme Atmosphäre am Stall ist das A und O, damit auch das Reiten lernen Spaß macht. Fragen Sie doch einfach (am besten noch bevor Sie eine Reitstunde vereinbaren), ob es möglich ist, zuerst nur zum Putzen oder Füttern zu kommen, um die Tiere kennenzulernen. Das hilft auch, um festzustellen, ob Reiten denn wirklich das Richtige ist oder die pferdefreundliche Idee nur ein kurzes Strohfeuer ist.

Steht ein erster Termin am Reithof fest, sollten Sie darauf achten, ob der Reitlehrer oder andere ausgebildete, qualifizierte Personen Ihnen und ihrem Kind zeigen, wie man das Pferd aus der Box holt, zum Putzen führt, richtig anbindet, Fell und Hufe säubert, Sattel und Zaumzeug anlegt und es sicher in die Reithallte- oder auf den Platz führt. Ein Anfänger sollte immer eine fachmännische Anleitung zum Pferd bekommen, bevor es überhaupt ans Reiten geht.

Reiten-lernen-Checkliste #2: (Fach-)Wissen rund ums Pferd aneignen

Der erste Ansprechpartner ist der Reitlehrer – und der sollte immer ein offenes Ohr haben und auskunftsfreudig sein. Schlussendlich ist er nämlich derjenige, der Ihr Kind (und Sie) mit theoretischem und praktischem Wissen versorgt. Ein besonderes Merkmal eines guten Reitlehrers ist obendrein, dass er – egal in welcher Situation – sowohl mit seinen jungen Schülern als auch mit den Pferden geduldig, ruhig und verständnisvoll umgeht. Das „klassische“ Bild des herumbrüllenden Reitlehrers gehört der Vergangenheit an. Und das ist auch gut so!

Außerdem erklären Reitlehrer auf einem guten Reiterhof einen vernünftigen Umgang mit den bewegungsfreudigen Lebewesen. Denn Pferde sind und bleiben nun mal Fluchttiere! Damit Ihr Kind die Pferdesprache richtig versteht, zeigt ein guter Lehrer deshalb etwa, wie die Tiere mit ihrem Körper ihren Gemütszustand ausdrücken. So bedeutet beispielsweise das Anlegen der Ohren: "Achtung! Das gefällt mir gar nicht" oder "Das kenne ich nicht, es macht mir Angst". Übrigens bekunden nach vorne gerichtete Ohren dagegen Neugierde und gute Laune.

Reiten-lernen-Checkliste #3: Sauberkeit des Stalls und Gesundheit der Pferde

Optimalerweise haben (Schul-)Pferde Koppelgang und einen Offenstall. Dabei können sie sich nach Herzenslust austoben und sind im Unterricht aufmerksamer und folgsamer. Genauso wie bei Hunden ist der regelmäßige Kontakt zu Artgenossen für Pferde wichtig. Was für Hunde die Hundeschule oder die Spielwiese ist, ist für Pferde die Koppel. Darüber hinaus gilt: Glückliche Pferde haben weniger Grund zu bocken und zu buckeln. Die beste Sturzprävention liegt also bereits in der richtigen Haltung!

Zu einem hochwertigen Stall gehört:

  • Sauberkeit, Helligkeit und Fenster zum Lüften
  • Offenställe, Paddocks und Koppeln
  • Qualifizierter Stall- und Hofpersonal
  • Besonders qualitative Ställe: Pferdewaschanlage oder Infrarot-Heizstrahler

Gut zu wissen:

Die Gesundheit eines Pferdes erkennen Sie am Glanz des Fells. Zudem sollten sie nicht abgemagert sein und freundlich und neugierig auf Menschen reagieren.

Reiten-lernen-Checkliste #4: Unterrichtsart und Kosten einer Reitstunde

Am Anfang ist es ratsam, dass man Einzelunterricht an der sogenannten Longe, also der Leine, bekommt. Die Basics müssen stimmen, um ein richtiges Körpergefühl auf dem Rücken der Pferde zu entwickeln.

Aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass der Reitlehrer das passende Pferd vergibt. Das heißt: Sowohl der Charakter als auch die Größe sollten passen! Für Kinder eignen sich daher besonders Ponys, denn die Beine des Kindes sollten über den Sattel hinaus über das Sattelblatt an den Pferdebauch reichen. Zudem sollte das Wesen eines Schulpferdes immer ausgeglichen, ruhig, geduldig und arbeitswillig sein.

Der Trainer entscheidet dann je nach Fortschritt des Anfängers, ob der Wechsel in den Gruppenunterricht sinnvoll ist. Hierbei sollten Sie darauf achten, dass je nach Hallengröße die Stärke der Gruppe bei nicht mehr als acht bis maximal zwölf Reitern liegt.

In Punkto Kosten können Sie bei einer Einzelstunde mit zirka 25 bis 50 Euro rechnen. Gruppenunterricht ist insgesamt günstiger. Hier zahlen Sie durchschnittlich 10 bis 15 Euro pro Stunde. Die Preise können regional allerdings stark variieren.

Unser Tipp: Lieber etwas mehr Geld ausgeben! Damit stellen Sie (wahrscheinlich) nicht nur sicher, dass die Tiere gepflegt und gesund sind, sondern auch, dass ihr Zögling in wirklich guten Händen ist!

Trotzdem: Es gibt auch Risiken – wie leider fast immer im Leben. So sind Pferde bekanntlicherweise Fluchttiere und können in bedrohlichen Situationen ausbrechen, buckeln oder den Reiter abschmeißen. Doch das klingt schlimmer, als es meist ist. Mit einer ordentlichen Grundlagen-Ausbildung durch einen qualifizierten Reitlehrer lässt sich dieses Risiko nämlich deutlich verringern. Der Reiter erlangt dadurch ein besseres Verständnis für das Pferd und kann potenzielle Gefahren vermeiden.

Reiten-lernen-Checkliste #5: Ablauf des Reitunterrichts

Sprechen Sie vor Beginn der ersten Stunde mit Ihrem Kind, ob es damit einverstanden ist, wenn Sie zusehen. Für Ihr Kind ist es eine neue, ungewohnte Situation, die es nervös machen kann. Da Pferde sehr sensible Tiere sind spüren sie das und können die Anspannung mit aufnehmen. Wenn sich ihr Kind aber sicherer fühlt während Sie zusehen, sprechen Sie mit dem Reitlehrer, ob Sie sich als stummen Beobachter neben ihn stellen dürfen.

Je nach Reitstall sind außerdem oftmals kleine Lokale an die Hallen angebaut, damit die Reiter nach dem Unterricht einkehren können. Häufig sind dort große Fenster verbaut, die eine Einsicht in die Halle gewähren. Sollte Ihrem Kind das unangenehm sein, sprechen Sie mit dem Ausbilder, welche anderen Optionen es gibt.

Kleiner Tipp: Einen guten Ausbilder erkennen Sie übrigens nicht nur an seiner sympathischen und hilfsbereiten Art, sondern auch an seinen Qualifikationen. Er sollte den Trainerschein C, B, A oder sogar den Pferdewirt vorweisen können, also gut ausgebildet sein.

In den ersten Stunden wird ihr Kind dann bei Übungen im Zirkel (einem großen Kreis) an der Longe im Schritt – der langsamsten Gangart – herumgeführt. So kann sich das Kind auf das Pferd konzentrieren und der Reitlehrer kann das Pferd am besten kontrollieren. Nach und nach werden dann die Gangarten Trab und Galopp in den Unterricht mit aufgenommen. Für den Anfang reicht hierfür eine Stunde pro Woche völlig aus. Sollte ihr Kind soweit sein, dass es in den Gruppenunterricht wechseln kann, werden ihm die Grundlagen der Dressur beigebracht. Je besser der Reiter wird, desto mehr kann er sich dann auf einen Teilbereich des Reitens spezialisieren. Zur Auswahl stehen dann unter anderem Dressur, Springen, Western-Reiten oder Voltigieren.

Reiten-lernen-Checkliste #6: Pflegepferd und Reitbeteiligung

Wenn Ihr Kind erfahren genug ist, wird sicherlich das Thema „Reitbeteiligung“ zur Sprache kommen. Bei einer Reitbeteiligung erlaubt der Besitzer des Pferdes einem bestimmten Reiter das Pferd zu pflegen und zu reiten. Hierfür gibt es zwei Modell-Varianten: 

  • Reiterlaubnis gegen Bezahlung“: Man beteiligt sich an den Hauptkosten des Pferds. Dafür wird eine Reiterlaubnis erteilt.
  • Reiterlaubnis gegen Pflegearbeiten: Beide Parteien kümmern sich gemeinsam um das Pferd. Durch die Aufteilung der anfallenden Arbeiten gilt die Reiterlaubnis als abgegolten.

Besonders wichtig für dieses spezielle Vertrauensverhältnis ist der Abschluss eines Vertrags, in dem die Kosten, aber auch die Pflichten der Reitbeteiligung vereinbart werden. Auch der Umgang bei Schadensfällen durch einen Unfall muss geklärt sein: Wer haftet wofür? Eine Tierhalterhaftpflicht sollte der Eigentümer für sein Pferd in jedem Fall abgeschlossen haben.

Kleiner Tipp: Wenn sich Ihr Kind für ein Pflegepferd interessiert, kann man im Regelfall einfach am Reithof nachfragen. Die meisten Pferdebesitzer freuen sich über eine zuverlässige Hilfe.

Reiten-lernen-Checkliste #7: Kosten für die Ausrüstung beim Reiten

Für die ersten Stunden reichen ein Paar Reitstiefel, Stiefeletten oder mindestens knöchelhohe Schuhe mit durchgehender Sohle und kleinem Absatz. Manchmal kann man in der Reitschule einen Reithelm ausleihen. Ersatzweise geht aber auch (erstmal) ein Fahrradhelm. Die Hose sollte robust, enganliegend und elastisch sein. In Reitsportfachgeschäften finden Sie die nötige Ausrüstung, wobei wir eine nachhaltigere Variante empfehlen: Einfach aufs schwarze Brett am Stall gucken oder über Zeitungsannoncen oder Online-Kleinanzeigen die Ausrüstung gebraucht erwerben. Lediglich den Helm sollte man sich neu zulegen, denn er bietet den wichtigsten Schutz für den Reiter.

Reiten-lernen-Checkliste #8: Das erste eigene Pferd

Bevor ein Pferd gekauft wird, sollten Sie ihrem Kind klar machen, dass damit eine große Verantwortung einhergeht, die sich über einen langen Zeitraum erstreckt. Viele Eltern erlauben ihren Kindern deshalb erst einmal nur eine Beteiligung am Reiten, um sicher zu gehen, dass der Wunsch auch dann erhalten bleibt, selbst wenn er mit Arbeit verbunden ist. Achtung, jetzt kommt ein Wortwitz, den wir uns einfach nicht verkneifen können: So behalten Sie nämlich erstmal die Zügel in der Hand! Obendrein empfiehlt sich, zunächst ausreichend Erfahrung zu sammeln, damit es dem eigenen Tier dann auch wirklich gut geht.

Anschaffungs- und Pflegekosten im Blick

Gut zu wissen: Bei den anfallenden Kosten sollten Sie bedenken, dass auch die Reitweise, die Ambitionen ihres Kindes und die Haltungsform des Pferdes eine Rolle spielen. Das bedeutet, dass ein Freizeit-Pferd, das man ausschließlich aus Spaß an der Freude hält, erheblich weniger kostet als beispielsweise ein Turnier-Pferd. Hierbei kann sich die Summe um mehrere Tausend Euro unterscheiden.

Zum monatlichen Fixpreis kommt außerdem noch die tierärztliche Versorgung des Pferdes hinzu, sowie der Hufschmied, der alle zwei Monate die Hufe neu beschlagen muss. Zuletzt dürfen Sie das Equipment nicht vergessen: Auch Sattel, Zaumzeug, Satteldecke, Halfter, Fliegenschutz, Stricke, Gamaschen und Fliegenschutz müssen angeschafft werden. Hier unterscheidet sich der Preis nach Zustand. So ist auch gut erhaltene Secondhand-Ware oft deutlich günstiger als neues Pferde-Zubehör, das man im Fachhandel erwerben kann. Gilt übrigens auch für teure Sattel, die man noch jahrelang weiternutzen kann.

Quintessenz: Auf dem Rücken der Pferde liegt das Glück der Erde

Reiten ist ein wunderschönes Hobby. Denn Ihr Kind verbringt seine Freizeit an der frischen Luft und lernt mit dem Tier ganz nebenbei, Eigenverantwortung zu übernehmen. Außerdem schärft der notwendige Respekt im Umgang mit den Pferden den Sinn für die eigene Umwelt. 

Noch ein abschließender Tipp, auch wenn es damit vielleicht anfangs ein wenig länger dauert: Suchen Sie sich den richtigen Stall, in dem Sie und ihr Kind sich wohlfühlen – und dem Reit-Glück steht nichts mehr im Wege.