Ratgeber
Ökostrom für Häuslebauer: Lohnt sich ein Wechsel?
Stromanbieter wechseln und gleichzeitig das Klima schützen? Erfahren Sie, wann sich Ökostromtarife für Hausbesitzer lohnen und worauf es ankommt.
Ökostrom fürs Eigenheim: nachhaltig leben und clever sparen
Die Strompreise schwanken seit Jahren. Viele Haushalte prüfen daher regelmäßig ihren Tarif – und ein Anbieterwechsel kann sich lohnen: Wer den Vertrag aktiv vergleicht und wechselt, spart oft mehrere hundert Euro im Jahr. Besonders Hausbesitzer mit höherem Stromverbrauch profitieren hier besonders.
Doch beim Blick auf neue Tarife stellt sich eine wichtige Frage: Sollte man beim Wechsel gleich auf Ökostrom setzen? Die Anbieter versprechen grüne Energie fürs Klima – aber sind diese Tarife wirklich so nachhaltig? Und lohnen sie sich denn auch finanziell?
In diesem Ratgeber erfahren Sie:
- Wie sich der Strommix in Deutschland zusammensetzt und warum er für alle Haushalte gleich ist.
- Was Ökostrom ist und wie er sich vom allgemeinen Strommix unterscheidet.
- Ob jeder Ökostromtarif klimafreundlich ist oder manche Angebote nur Greenwashing betreiben.
- Welche Vorteile echter Ökostrom fürs Klima hat und speziell für Hausbesitzer.
- Ob Ökostrom teurer ist als herkömmlicher Strom und wann sich der Umstieg finanziell lohnt.
- Woran Sie seriöse Anbieter erkennen und welche Zertifikate Sicherheit geben.
- Mit welchen Tipps Sie beim Wechsel sparen können und wie sich zusätzlich der Verbrauch im Alltag senken lässt.
Wie funktioniert der Strommix in Deutschland?
Strom ist nicht gleich Strom – und doch landet am Ende immer derselbe in der Steckdose. Das liegt daran, dass in Deutschland sämtliche Energiequellen in ein gemeinsames Stromnetz einspeisen. Von dort wird der Strom an alle Haushalte verteilt, unabhängig davon, welchen Tarif sie gewählt haben. Physikalisch lässt sich also nicht unterscheiden, ob gerade Strom aus einem Windrad, einem Kohlekraftwerk oder einer Photovoltaikanlage fließt.
Interessant wird es, wenn man sich anschaut, wie sich dieser Strommix zusammensetzt. In den vergangenen Jahren ist der Anteil erneuerbarer Energien kontinuierlich gestiegen. Inzwischen machen Wind- und Solarstrom, Wasserkraft und Biomasse mehr als die Hälfte des deutschen Strommixes aus. Der Rest stammt überwiegend aus Erdgas- und Kohlekraftwerken. Atomstrom hingegen spielt nach dem Ausstieg kaum noch eine Rolle.
Was ist Ökostrom?
Doch was bedeutet das nun konkret, wenn man von „Ökostrom“ spricht? Und wie unterscheidet er sich von dem allgemeinen Mix, der uns allen aus der Steckdose geliefert wird?
Unter Ökostrom versteht man Strom, der ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind, Sonne, Wasser, Biomasse oder Geothermie erzeugt wird. Im Gegensatz zu fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas entstehen dabei deutlich weniger CO₂-Emissionen und Schadstoffe – vor allem bei Wind- und Sonnenenergie.
Bei Biomasse wird zwar CO₂ freigesetzt, sie kann jedoch als klimaneutral gelten, wenn nachwachsende Rohstoffe verwendet werden, die nachhaltig angebaut sind und deren Nutzung nicht zu zusätzlichen Emissionen führt. Ziel ist es, Strom so klimafreundlich und ressourcenschonend wie möglich zu erzeugen.
Ökostrom: Alles nur heiße Luft?
Allerdings ist nicht jeder Tarif, der als Ökostrom vermarktet wird, automatisch ein Gewinn für die Energiewende. Manche Anbieter kaufen lediglich sogenannte Herkunftsnachweise. Diese Zertifikate belegen zwar, dass irgendwo in Europa eine bestimmte Menge Strom aus erneuerbaren Energien ins Netz eingespeist wurde – sie sagen aber nichts darüber aus, ob Ihr Anbieter tatsächlich selbst Ökostrom produziert oder in neue Anlagen investiert. Auf diese Weise kann im schlimmsten Fall sogar Strom aus Kohle- oder Gaskraftwerken als „grün“ verkauft werden. In solchen Fällen spricht man von Greenwashing.
Echter Ökostrom geht deutlich weiter: Anbieter verpflichten sich, Strom tatsächlich aus erneuerbaren Quellen bereitzustellen und zugleich den Ausbau neuer Anlagen zu fördern. Nur mit diesem zusätzlichen Effekt leisten Sie als Hausbesitzer oder Hausbesitzerin einen spürbaren Beitrag dazu, dass der deutsche Strommix langfristig grüner wird.
Was bringt Ökostrom fürs Klima?
Echter Ökostrom sorgt dafür, dass nach und nach fossile Energien wie Kohle und Gas aus dem Netz verdrängt werden. Mit jedem neuen Vertrag steigt der Druck, mehr Windräder, Solaranlagen und andere erneuerbare Anlagen zu bauen. Das senkt langfristig den CO₂-Ausstoß, verbessert die Luftqualität und macht Deutschland unabhängiger von Energieimporten.
Für Hausbesitzer bedeutet das: Mit der eigenen Tarifwahl tragen Sie dazu bei, dass die Energieversorgung von uns allen stabiler, sauberer und zukunftssicherer wird. Gleichzeitig profitieren Sie selbst – denn je mehr Haushalte auf Ökostrom setzen, desto schneller sinken die Kosten für erneuerbare Energien insgesamt.
Ist Ökostrom teuer – und wann lohnt sich der Umstieg?
Lange galt Ökostrom als teure Alternative, doch das ist heute überholt. Viele Ökostromtarife liegen preislich auf Augenhöhe mit herkömmlichen Angeboten, manche sind sogar günstiger. Besonders groß sind die Unterschiede im Vergleich zur Grundversorgung – also dem Standardtarif des örtlichen Energieversorgers, in den Haushalte automatisch rutschen, wenn sie nach einem Umzug oder Vertragsende keinen eigenen Vertrag abschließen. Praktisch, aber fast immer die teuerste Lösung.
Ein Rechenbeispiel für einen Haushalt in München mit einem Verbrauch von 4.000 kWh im Jahr: In der Grundversorgung würde man aktuell rund 1.617 EUR jährlich bezahlen. Ein zertifizierter Ökostromtarif mit anerkanntem Siegel wie ok-power oder Grüner Strom Label liegt dagegen bei etwa 1.350 bis 1.380 EUR pro Jahr. Das entspricht einer Ersparnis von rund 250 EUR im Jahr – zusätzlich zum Klimanutzen.
Ein weiterer Vorteil zeigt sich langfristig: Fossile Energieträger werden knapper und damit immer teurer, während Sonne, Wind und Wasser unbegrenzt verfügbar sind. Wer heute auf echten, zertifizierten Ökostrom setzt, profitiert deshalb nicht nur von kurzfristigen Einsparungen, sondern sichert sich auch mehr Stabilität bei den Strompreisen in der Zukunft. Damit wird der Wechsel zu einem Ökostromtarif zur doppelten Investition – in die eigene finanzielle Entlastung und in eine nachhaltige Energieversorgung.
Woran erkennt man echten Ökostrom?
Das Angebot an Ökostromtarifen ist groß – doch nicht alle halten, was sie versprechen. Damit Sie als Hausbesitzer oder Hausbesitzerin den Überblick behalten, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Denn nur wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, leisten Sie mit Ihrem Tarif tatsächlich einen Beitrag zur Energiewende.
Kriterien für seriöse Tarife
- Unabhängigkeit von Atom- oder Kohlekonzernen: Manche Anbieter verkaufen zwar Ökostrom, sind aber gleichzeitig an große Energiekonzerne gebunden, die selbst stark in fossile Energien investieren. In diesem Fall ist der Effekt für die Energiewende gering. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihr Anbieter wirklich unabhängig arbeitet.
- Transparenz beim Strommix: Ein seriöser Anbieter weist genau aus, aus welchen Quellen sein Strom stammt. Sie können so nachvollziehen, wie hoch der Anteil von Wind, Sonne oder Wasser tatsächlich ist – und ob zusätzlich Herkunftsnachweise eingesetzt werden.
- Investitionen in neue Anlagen: Wirklich nachhaltige Tarife verpflichten den Anbieter, einen Teil der Einnahmen in den Bau neuer Anlagen für erneuerbare Energie zu stecken. Damit wird der Anteil an sauberer Energie langfristig vergrößert – und nicht nur auf dem Papier verschoben.
- Mehr als nur Herkunftsnachweise: Grundsätzlich sind Herkunftsnachweise nicht schlecht, sie allein reichen aber nicht aus. Seriöse Anbieter kombinieren sie mit echten Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien. Nur so entsteht ein zusätzlicher Klimanutzen.
Zertifikate im Überblick
Unabhängige Gütesiegel sind eine wertvolle Orientierungshilfe – ähnlich wie ein Bio-Siegel beim Einkauf. Sie zeigen auf den ersten Blick, ob es sich um einen wirklich nachhaltigen Tarif handelt:
- ok-power-Siegel: Eines der strengsten Siegel am Markt. Es garantiert 100 Prozent erneuerbare Energien und schließt Anbieter aus, die Verbindungen zu Atom- oder Kohlekonzernen haben. Zusätzlich müssen verpflichtend Investitionen in neue Anlagen erfolgen.
- TÜV-Siegel: Je nach Prüfstandard werden Herkunft und Nachhaltigkeit des Stroms geprüft. Manche TÜV-Zertifikate beinhalten auch Kriterien zum Ausbau, andere konzentrieren sich stärker auf die Herkunftsnachweise. Ein genauer Blick lohnt sich also.
- Grüner Strom Label: Ebenfalls sehr verlässlich. Anbieter müssen einen festgelegten Anteil der Kundengelder direkt in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren – etwa in neue Windparks oder Photovoltaikanlagen.
- RECS-Zertifikate: Sie stehen für das Renewable Energy Certificate System und dienen lediglich als Herkunftsnachweis. Allein eingesetzt haben sie keinen Klimanutzen, da sie lediglich bestätigen, dass irgendwo auf der Welt eine bestimmte Menge Ökostrom produziert wurde. Sie sind nur sinnvoll, wenn sie mit weiteren Maßnahmen kombiniert werden.
Praktische Tipps für den Wechsel
Haben Sie sich für echten Ökostrom entschieden, geht es darum, den passenden Tarif zu finden. Dabei helfen ein paar einfache Schritte:
- Vergleichsportale clever nutzen: Viele Portale zeigen auf den ersten Blick die günstigsten Tarife an – das sind aber nicht immer die nachhaltigsten. Setzen Sie gezielt den Filter für zertifizierte Ökostromtarife. So sortieren Sie Angebote aus, die nur mit Herkunftsnachweisen arbeiten.
- Nicht nur auf den Preis achten: Bei Ökostrom zählt auch die Wirkung. Prüfen Sie, ob der Anbieter nachweislich in neue Anlagen investiert oder unabhängig von fossilen Konzernen arbeitet. Der Preis ist wichtig, aber die Qualität des Tarifs entscheidet über den Klimanutzen.
- Vertragsdetails prüfen: Achten Sie auf kurze Laufzeiten (idealerweise zwölf Monate) und flexible Kündigungsfristen. So können Sie schnell reagieren, falls ein anderer Anbieter ein noch besseres Angebot für zertifizierten Ökostrom macht.
- Erfahrungen anderer Kunden berücksichtigen: Ein Blick auf Bewertungen zeigt, wie transparent der Anbieter kommuniziert, wie zuverlässig die Abrechnung läuft und ob er wirklich hält, was er beim Thema Ökostrom verspricht.
Strom sparen im Alltag
Auch mit einem Ökostromtarif gilt: Es lohnt sich, sparsam mit Energie umzugehen. Schon kleine Veränderungen machen viel aus: Stellen Sie Kühl- und Gefriergeräte richtig ein, schalten Sie Fernseher oder Computer vollständig aus, nutzen Sie Eco-Programme bei Wasch- und Spülmaschine und tauschen Sie alte Geräte gegen effiziente Modelle aus. Auch der Umstieg auf LED-Lampen spart spürbar Strom – und schont zusätzlich zum echten Ökostromtarif die Umwelt.
Ökostrom für Hausbesitzer – eine lohnende Entscheidung
Ob steigende Energiepreise oder der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit – für Hausbesitzer lohnt sich der Blick auf Ökostromtarife gleich doppelt. Sie sind heute preislich konkurrenzfähig, oft sogar günstiger als die Grundversorgung und fördern gleichzeitig den Ausbau erneuerbarer Energien. Wichtig ist nur, auf echte Qualität zu achten: Anbieter, die unabhängig von fossilen Konzernen sind, transparent arbeiten und Investitionen in neue Anlagen nachweisen, machen den Unterschied.
Unsere klare Empfehlung lautet daher: Prüfen Sie Ihren Stromtarif regelmäßig und setzen Sie beim nächsten Wechsel bewusst auf zertifizierten Ökostrom. So sparen Sie bares Geld und leisten zugleich einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz – ein Vorteil, der sich im Alltag spürbar auszahlt.
Und noch ein Tipp: Wer zusätzlich in die Nachhaltigkeit seiner eigenen vier Wände investiert – sei es durch moderne Heiztechnik, eine Photovoltaikanlage oder andere nachhaltige Lösungen – sollte auch an den passenden Schutz denken. Mit einer guten Wohngebäudeversicherung schützen Sie Ihr Zuhause umfassend vor Schäden und schaffen sich damit zusätzliche Sicherheit für die Zukunft.