Versicherung von Elementarschäden: Sinnvoll oder überflüssig?

Gleich mal die schlechte Nachricht vornweg: Die potenzielle Gefahr von Elementarschäden steigt mit zunehmender Klimaerwärmung. Extremwetterlagen werden häufiger und sind eine wiederkehrende Bedrohung für Menschen, Sachgüter und Immobilien. Das Hochwasserereignis an der Ahr im Juli 2021 ist nur ein Beispiel dafür, wie dramatisch die Lage ist. Neben der Klimaerwärmung, die immer häufiger nahezu statische Tiefdruckgebiete begünstigt, spielten in diesem Fall natürlich auch topografische Faktoren und eine Verdichtung von Landwirtschaftsflächen eine Rolle. Alle Risiken zu überblicken, denen vielleicht auch Ihre Immobilie ausgesetzt ist, ist also keine leichte Übung.

Doch damit nicht genug. Denn: Signifikante Gefahr lauert nicht nur an offensichtlichen Hotspots! Eine grundsätzliche Versicherung gegen Elementarschäden ist mittlerweile in nahezu allen Fällen dringend zu empfehlen. Doch noch immer halten sich nur die wenigsten Deutschen an den einhelligen Expertenrat.

Die Folge: Nur knapp die Hälfte aller Immobilien in Deutschland ist vor Naturgefahren richtig geschützt! Das liegt auch daran, dass rund um den Elementar-Versicherungsschutz einige Mythen und Fehlannahmen kursieren. Zeit, damit aufzuräumen!

Mythos 1 zur Elementarversicherung: Wohngebäude- und Hausratversicherung reichen doch aus?!

Leider stimmt das so nicht. Denn ein Versicherungspaket bestehend aus Hausrat- und Wohngebäudeversicherung sagt noch nichts über die Abdeckung von Elementarschäden aus. Der Schutz vor Elementarschäden ist in der Regel nämlich modular aufgebaut und bei beiden Versicherungen lediglich ein Zusatzbaustein. Ein kompetentes Beratungsgespräch vor dem Versicherungsabschluss ist daher äußerst sinnvoll, damit zukünftige Schäden in ihrem Versicherungsschein nicht ausgeschlossen sind. 

Mythos 2: Eine Elementarschadenversicherung ist viel zu teuer.

Die Antwort auf dieses Vorurteil lautet in den (fast) allen Fällen: Nein! Zumindest nicht, wenn man sich - ähnlich wie bei der Kaskoversicherung für das private Fahrzeug - folgende einfache Frage stellt: Kann ich einen möglichen Schadenfall mit eigenen finanziellen Mitteln regulieren – oder würde er mich ruinieren?

In den meisten Fällen fällt die Antwort ziemlich ernüchternd aus. Denn Schäden an Immobilien, insbesondere durch Naturereignisse, resultieren nicht selten in sechsstelligen Kosten. Der Vorteil der gesparten Versicherungsprämie steht also in keinem Verhältnis zum finanziellen Aufwand im Schadensfall. Die umfassende Versicherung der Immobilie sollte stattdessen ein fester Bestandteil des Kostenapparats sein, mit dem Immobilieneigentümer und -eigentümerinnen kalkulieren.

Übrigens: Finanzierende Banken fordern den Versicherungsschutz immer häufiger sogar gleich vorab als Sicherheit ein.

Gut zu wissen: Versicherungsprämien können steigen!

Auch Versicherungsprämien für Policen gegen Naturgefahren können, genau wie Zinsen, im Laufe der Jahre steigen. Es empfiehlt sich daher, auch das gleich von Anfang an in die eigenen Überlegungen einzubeziehen. Und es lohnt es sich daher auch, Angebote auch auf die wahrscheinliche Entwicklung der Beiträge hin zu vergleichen.  

Elementarversicherungs-Mythos 3: Mein Haus kann nicht versichert werden!

Klar: Risikofaktoren wie häufige Hochwasser oder bereits dokumentierte Schäden durch Naturgewalten in der Vergangenheit machen es zweifellos schwieriger, einen guten Versicherungsschutz zu bekommen – aber meistens eben nicht unmöglich! Denn letztlich spiegelt der Versicherungsbeitrag nicht nur den Umfang der Gesamtabsicherung, sondern auch das kumulierte Risiko wider. Das bedeutet: Selbst, wenn der Beitrag aufgrund von Vorschäden am Gebäude oder Risikofaktoren überdurchschnittlich hoch ausfallen sollte, trifft die zuvor geschilderte Relation noch immer zu. Die Kosten für den Elementarschutz sind im Vergleich zu den Kosten im Schadensfall noch immer überschaubar und kalkulierbar: Jetzt Beitrag berechnen!

Tipp für Immobilienkäufer: Risikolagen im Blick haben!

Bei der Immobiliensuche sollten Sie immer alle potenziellen Kosten im Blick haben, nicht nur den versprochenen Kaufpreis! Denn ein womöglich verlockender Schnäppchenpreis könnte auch durch regionale Risiken begründet sein  – Risiken, denen sich ein ortsfremder Käufer vielleicht gar nicht bewusst ist.

Mehr zum rentablen Immobilienkauf erfahren Sie übrigens auch hier: Realistische Finanzplanung – Diese Immobilie können Sie sich wirklich leisten.

Mythos 4: Im Katastrophenfall gibt's doch staatliche Unterstützung für die Schäden, oder nicht?

Niemand sollte den Fehler begehen und sich darauf verlassen, dass der Staat im Katastrophenfall die Schäden kompensiert. Denn leider ist hier im besten Fall meist mit finanzieller Basis- und Erst-Unterstützung zu rechnen. Die wird jedoch keinesfalls für die Beseitigung der Schäden ausreichen - und ist auch nicht garantiert!

Dazu gilt außerdem: Grundsätzlich sind staatliche Leistungen wahrscheinlicher, je mehr die Katastrophe im Blick der Öffentlichkeit steht. Wer von einem medienpräsenten „Jahrhunderthochwasser“ betroffen ist, hat daher noch vergleichsweise "gute" Chancen auf (zumindest marginale) Soforthilfe. Bei kleineren Katastrophen fernab des öffentlichen Interesses ist die staatliche Hilfe dagegen sehr unwahrscheinlich.

Eine weltpolitisch bedingte Neuverschuldung, die sinkende Solvenz des Staates und die perspektivische Häufung von Naturkatastrophen schließen zukünftige Soforthilfen des Bundes nahezu aus.

Naturgefahren-Mythos 5: Meiner Immobilie drohen keine Elementarschäden!

Ganz klar: Leider falsch gedacht. Denn der zusätzliche Elementarschutz deckt Schäden aus den folgenden Naturereignissen ab:

  • Starkregen, Überschwemmung, Rückstau, Hochwasser
  • Schneedruck, Lawinen
  • Erdrutsch, Erdsenkung, Erdbeben und Vulkanausbruch

Ok, Sie haben ja Recht: Die Wahrscheinlichkeit, dass das eigene Haus in Deutschland mit Lava überschüttet wird, ist äußerst gering. Grundsätzlich gehen auch Wissenschaftler davon aus, dass es keine (gefährlichen) aktiven Vulkane mehr in Deutschland gibt – auch, wenn es im Gebiet der Eifel noch immer brodelt. Die Vulkankonzentration in diesem Gebiet zählt immerhin zu den höchsten weltweit!

Anders sieht es jedoch schon beim nächsten "nicht einheimischen" Risikofaktur aus. Beim Thema Erdbeben verschätzen sich Immobilienbesitzende gerne: Deutschland liegt zwar mitten auf der Eurasischen Kontinentalplatte und schwere Erdbeben treten eher in den Gebieten an den Rändern der Kontinentalplatten auf. Doch gerade diese Unwahrscheinlichkeit von Erdbeben ist Fluch und Segen zugleich. Denn die übliche Bauweise unserer Häuser ist darum auch besonders anfällig für horizontale Schwankungen.

So widerstandsfähig ein Massivbau beispielsweise gegenüber der Bedrohung durch Starkwind oder Sturm ist, umso weniger verzeiht diese Bauweise aufgrund der starren Konstruktion Schwankungen des Bodens. Selbst bei kleinen Erdbeben können so schnell massive Schäden an veralteter Bausubstanz entstehen. Die Kosten, die durch vermeintlich harmlose tektonische Aktivität verursacht werden, können daher leider bisweilen überraschend hoch ausfallen!

Auch wenn routinierte Optimisten sich von möglichen Vulkanausbrüchen oder Erdbeben nicht aus der Ruhe bringen lassen – Elementargefahren wie Starkregen, Überschwemmung, Rückstau, Hochwasser und Schneedruck sind deutschlandweit omnipräsent. Bei Starkregen etwa können Dämme brechen und Kanalisationssysteme an die Grenzen ihrer Kapazität gebracht werden.

Naturgefahren-Check: Welche Elementarschäden drohen Ihrer Immobilie?

Sie wollen wissen, wie es um Ihre Immobilie naturgefahrentechnisch bestellt st? Hier erfahren Sie, wie teuer und schwerwiegend Naturgefahren in Ihrer Region sind! Lassen Sie sich zudem unbedingt beraten und schließen Sie die Regulierung einzelner Elementarschäden nur dann aus, wenn Sie für Ihre Immobilie wirklich nahezu unmöglich sind.

Mythos 6: Elementarschadenversicherungen haben viel zu viele Ausschlüsse!

Ein Mythos mit einem kleinen Quäntchen Wahrheit. Denn kommt es etwa zu Hochwasserschäden, die beispielsweise aus einem Anstieg des Grundwasserpegels resultieren, sind diese meist nicht von der Elementarversicherung abgedeckt. Meist gilt in diesem Fall nämlich ein zugrundeliegender Baumangel als Ursache dafür, dass das Haus durch eine solche Situation Schaden nimmt. Es ist also entscheidend, ob es sich wirklich um eine oberirdische Überflutung des Grundstückes handelt - oder eben nicht. 

Unser Tipp: Recherchieren Sie, welche Elementarschäden historisch im betroffenen Gebiet entstanden sind und welche möglicherweise durch klimatische Entwicklungen zukünftig drohen. Besprechen Sie solche Szenarien detailliert mit Ihrem Versicherungsberater und prüfen Sie, ob mögliche Schäden in Ihrem aktuellen Versicherungsschutz abgedeckt wären. Bei einer sorgfältigen Prüfung und Zusammenstellung der Bausteine für Elementarschäden vor Abschluss der Versicherung minimieren Sie das Risiko einer ausbleibenden Schadensregulierung.

Mythos 7: Bei Elementarschäden gibt’s eigentlich immer Streit mit dem Versicherer.

Grundsätzlich gilt, dass berechtigte Zahlungen im Schadensfall durch seriöse Versicherungsunternehmen selbstverständlich problem- und meist auch völlig reibungslos erfolgen. Wichtig ist dafür jedoch, dass der Versicherungsschein eindeutig definiert, was versichert ist.

Scheuen Sie sich also nicht, individuelle Konstellationen oder Gefahren vor Vertragsabschluss noch einmal konkret anzusprechen, um sicher zu gehen, dass die Versicherungspolice auch wirklich zu Ihrem ganz persönlichen Anforderungsprofil passt. Das gilt insbesondere für die abgedeckten Elementarschäden, zu denen Sie Ihr Versicherungsberater oder Ihre Versicherungsberaterin gerne ausführlich beraten wird.

Ach ja: Sowohl bei der Hausrat- als auch bei der Gebäudeversicherung (inkl. Elementarschäden) wird in der Regel zum Neuwert versichert. Beschädigte Einrichtung wird beispielsweise vollständig repariert oder zum Neupreis vergütet. Hat ein Haus irreparablen Schaden genommen, kann es durch ein gleichwertiges Haus ersetzt werden – auch wenn die aktuellen Kosten den ursprünglichen Anschaffungspreis deutlich übersteigen.