So erkennen Sie Asbest – und das können Sie dagegen tun!

Na, Keller entrümpelt, Wände gestrichen, Garten hergerichtet? In den nervenaufreibenden Monaten des Immer-mal-wieder-Lockdowns haben viele Betroffene das ein oder andere Heimwerken-Projekt in Angriff genommen – oder zumindest geplant. So hieß (oder heißt) es in vielen Eigenheimen überall in der Republik: Runter mit den alten Tapeten und raus mit knarzenden Bodenbelägen! 

Mitunter kann es beim Abriss jedoch passieren, dass Sie auf merkwürdige zerbrochene Platten stoße, die irgendwie unangenehm vertraut aussehen: Könnte es sich bei dem gräulichen Baumaterial etwa um Asbest handeln? Ein Verdacht, der leider nicht weit hergeholt ist. Denn der gefährliche Baustoff wurde in Deutschland erst 1993 verboten

Zuvor war Asbest jahrelang als billiges, brandhemmendes und wärmedämmendes Baumaterial beliebt und wurde vielfältig verwendet. 

Und so finden sich auch heute noch in vielen 

  • Fassadenplatten
  • Dachpappe
  • Bodenbelägen 

und nicht selten sogar in zeitlich passendem

  • Putz
  • Fliesenkleber
  • Spachtelmasse 

immer wieder nachweisliche Rückstände von Asbest. Kein Wunder, denn nach Schätzungen des Bundesumweltministeriums ist bis heute noch in bis zu 20 Prozent aller Häuser und Wohnungen in Deutschland Asbest zu finden. 

Klingt erstmal nicht so toll. Doch ist das gefährliche Zeug erstmal aufgetaucht, gilt es, ordnungsgemäß damit umzugehen. Wir verraten Ihnen daher in den nächsten Zeilen nicht nur, wie gefährlich Asbest wirklich ist. Sie erfahren auch, wann und wo besondere Vorsicht geboten ist – und was man im Fall der Fälle tatsächlich tun sollte.

Wie gefährlich ist Asbest eigentlich?

Vielleicht wissen Sie bisher wenig über den Faserstoff Asbest und fragen sich, ob Artikel mit Titel wie “Die versteckte Gefahr” oder “Asbest-Alarm” nicht ein wenig sensationsheischend oder übertrieben sind. Doch hier können wir Ihnen leider nicht entgegenkommen. Sorry. Denn leider können eingeatmete Asbestfasern tatsächlich eine schlimme Atemwegserkrankung auslösen – auch als chronische Asbestose bekannt. 

Darüber hinaus konnte nachgewiesen werden, dass eingeatmete Asbestfasern nicht nur in der Lunge verbleiben. Sie wandern auch in angrenzendes Gewebe und Organe - und lösen dort  dann eine akute Tumorgefahr aus. Menschen, die auf Dauer einer höheren Konzentration des Stoffes ausgesetzt waren, erkranken so auch bedauerlicherweise überdurchschnittlich oft an Lungen-, Kehlkopf- oder Rippenfellkrebs

Obwohl das tückische Dämmmaterial bereits seit Jahrzehnten nicht mehr beim Bau von Häusern, Fabriken und Bürogebäuden benutzt wird, verursacht es noch immer die meisten Todesfälle als Folge einer Berufskrankheit (rund 60 Prozent). 

Doch bitte keine Panik. Denn ob auch für Ihr Eigenheim womöglich ein erhöhtes Asbest-Risiko besteht, lässt sich relativ schnell feststellen. Wie, das erfahren Sie jetzt.

Wie, wo und wann kann man Asbest finden?

Zunächst einmal: Nicht von jedem asbesthaltigen Baumaterial geht die gleiche Gefahr aus. Fachleute unterscheiden zwischen so genannten schwach- und festgebunden Asbestprodukten. Insbesondere bei ersteren, den schwachgebundenen Materialen wie Asbestpappe, besteht konkreter Handlungsbedarf. Denn hier sind die Bindemittel meist deutlich gealtert. So genügen bereits leichte Erschütterungen oder Luftströmungen, damit die Asbestfasern als feiner Staub in die Umwelt gelangen – und dann von Ihnen und Ihren Lieben unbemerkt eingeatmet werden. Unser Tipp in diesem Fall: Holen Sie sich bei einem konkreten Verdacht umgehend einen Fachmann ins Haus, um eine mögliche Asbestbelastung der Luft abzuklären.

Es gibt aber auch gute Nachrichten. Denn von festgebundenen Produkten geht – auch wenn sie Asbest enthalten sollten – in der Regel keine erhöhte Gefahr aus. Zumindest nicht, solange diese in ihrem eingebauten Zustand bestehen bleiben und nicht bei Renovierungsarbeiten zerstört oder bearbeitet werden. 

Bei Verdacht auf festgebundenen Asbest sollten Sie daher unbedingt stauberzeugende Arbeiten wie Zerschlagen, Anbohren, Sägen, Schleifen, Abschlagen, Abbürsten, Fräsen oder Abstrahlen vermeiden – oder gleich einem ausgewiesenen Fachbetrieb überlassen. Denn geht man hierbei laienhaft oder gar unsachgemäß vor, können die gesundheitsschädlichen Fasern auch bei festgebundenen Baustoffen in großer Anzahl freigesetzt werden!

Sie fragen sich, welche Baustoffe und Materialien typischerweise Asbest enthalten können? Einige der häufigsten „Übeltäter“ haben wir für Sie aufgelistet:

  • Asbestzement, beispielsweise in Fensterbänken, Lüftungskanälen, Fassadenplatten, Dacheindeckungen oder Blumenkästen
  • Spritzasbest, oft enthalten in der Ummantelung von Stahlträgern, Lüftungskanälen oder Heizungsrohren
  • Asbestpappe und Asbestplatten, früher gerne verbaut als Hitzeschutz hinter Öfen und Heizkörpern
  • Asbestschnur in Rohrumwicklungen, Dichtungen für Öfen oder als Stopfmaterial für Durchbrüche
  • Flor-Flex-Platten und Cushion-Vinyl-Bodenbeläge
  • Bitumenkleber zum Verkleben von Flex-Platten und PVC-Belägen
  • Nachtspeicherheizungen
  • Fliesenkleber, Putze, Spachtelmassen, Beschichtungen und Kitt

Übrigens: Bereits vor über hundert Jahren wurde Asbest in verbrauchernahen Produkten eingesetzt. Ab 1949 stieg der Verbrauch dann schließlich steil an, bevor 1993 in der gesamten Bundesrepublik ein Herstellungs- und Verwendungsverbot für Asbest und asbesthaltige Materialien in Kraft trat. 

Bei geplanten Arbeiten an älteren Gebäuden sollten Sie daher zunächst versuchen herauszufinden, wann die betreffenden Materialen eingebaut wurden. War das nach dem 31.10.1993 der Fall, sind laut der "Leitlinie für die Asbesterkundung zur Vorbereitung von Arbeiten in und an älteren Gebäuden" für gewöhnlich keine (weiteren) Untersuchungen auf Asbest erforderlich. 

Kleiner Wermutstropfen: Ganz sicher kann man sich trotzdem nicht sein. Denn vereinzelt wurden noch bis 1995 asbesthaltige Restbestände verbaut.

Gut zu wissen:

Es gibt einige Kennzeichnungen, die für mehr Klarheit sorgen. Denn manche Bauprodukte wie Rohre und Platten aus Faserzement tragen Prägestempel, durch die Sie kinderleicht erkennen können, ob das Produkt Asbest enthält – oder frei davon ist. 

Grundsätzlich gilt: Produkte, die mit NT (neue Technologie), AF (asbestfrei) oder DIN EN 588 gekennzeichnet sind, enthalten kein Asbest.
 

Was tun bei einem Asbest-Fund?

Sie waren sich bei einem Baustoff im Rahmen Ihrer Renovierung unsicher und haben einen Fachmann zu Rate gezogen? Gut so! Denn wird bei älteren Gebäuden auf Expertenwissen verzichtet, besteht fast immer das Risiko, dass bei den Handwerksarbeiten nicht nur das betroffene Gebäude komplett mit Asbest kontaminiert wird, sondern auch die die Umgebung! Und das ist gleich in mehrfacher Hinsicht problematisch. Denn neben den Folgen für Ihre persönliche Gesundheit können sich nicht nur die Bauarbeiten verzögern, riskieren Sie eine weitreichende Kontamination, kommen womöglich auch erhebliche Folgekosten auf Sie zu. 

Haben Sie dagegen nach einer erfolgten Prüfung grünes Licht bekommen und haben weiterhin vor, die Renovierung in Eigenregie durchzuführen, sollten Sie unbedingt die folgenden Tipps berücksichtigen:

  • Arbeiten Sie niemals ohne die nötige Fachkenntnis an asbesthaltigen Materialien.
  • Staubentstehung oder gar das Einatmen von freigesetzten Asbestfasern muss in jedem Fall vermieden werden.
  • Das Tragen einer geeigneten Schutzausrüstung ist zwingend erforderlich.
  • Wer gegen Verwendungsbeschränkungen verstößt oder die betreffenden Materialien nicht fachgerecht entsorgt, macht sich womöglich unbewusst strafbar.

Übrigens: Sollten Sie nach einem Asbest-Fund bei einem Sanierungs- oder Renovierungsprojekt nun schon den finanziellen Ruin fürchten, können wir bereits jetzt (vorsichtig) Entwarnung geben! Denn meist lassen sich die Kosten für eine Asbestsanierung als außergewöhnliche Belastung bei der alljährlichen Steuererklärung geltend machen. Je nach Höhe Ihres Haushalts-Bruttoeinkommens und Anzahl der Kinder kann das Finanzamt außerdem eine so genannte „zumutbare Belastungsgrenze“ festlegen. Trotzdem macht sich eine notwendige Asbest-Entsorgung aber natürlich deutlich spürbar im Geldbeutel bemerkbar.