Haustier vegan ernähren: Die Fakten im Gesundheits- und Versicherungscheck

Ob vegan, Low Carb oder Clean Eating – immer mehr Menschen schwören auf ganz besondere Ernährungsformen. Deshalb ist es kein Wunder, dass sich allmählich auch alternative Futtermöglichkeiten für die tierischen Familienmitglieder etablieren. Neben der typischen Mischung aus Nass- und Trockenfutter werden vor allem die folgenden Ernährungsweisen immer beliebter unter Haustierbesitzern:

  • Die BARF-Ernährung: BARF steht (im Deutschen) für „biologisch artgerechtes rohes Futter“. Nach diesem Grundsatz wird auch das tierische Essen zubereitet. Hier kommen nur frische, rohe Zutaten in den Napf. Meist setzt sich der Speiseplan aus Fleisch, Innereien, Knochen – und gegebenenfalls einigen pflanzliche Zutaten zusammen.
  • Die lacto-/ovo-vegetarische Ernährung: Hierbei ernähren Tierbesitzer ihre Haustiere zwar fleischlos, Milch- und Eiprodukte sind aber dennoch erlaubt.
  • Die vegane Ernährung: Die Vierbeiner bekommen ausschließlich pflanzliche Produkte aufgetischt.

Besonders die vegane Ernährungsweise steht dabei bei „klassischen“ Haustierbesitzern von Hund und Katze - aber auch öffentlich- immer wieder in der Kritik. Schließlich werden die Fellnasen und Stubentiger von vielen als passionierte Fleischfresser gesehen, die ganz ohne tierische Produkte im Napf weder artgerecht noch gesund ernährt würden.

Doch ist das wirklich so? Denn Fakt ist auch, dass immer mehr Vierbeiner auf verschiedene Fleischsorten allergisch reagieren, sodass fleischloses Futter in einigen Fällen zu einer lebensrettenden Ernährungsmöglichkeit werden kann. Hinzu kommt, dass das Fleisch in der Tiernahrung oft aus misslichen Haltungsbedingungen kommt und somit alles andere als nachhaltig ist. Tja. Und jetzt?

Diese Widersprüche waren Grund genug für uns, das Healthy-Modern-Lifestyle-Futter im Napf mal etwas genauer „durchzukauen“ (also nicht wörtlich, natürlich). Wir zeigen, ob vegane Dosen-Alternativen überhaupt artgerecht für Ihren Vierbeiner sind, welche Risiken damit eventuell einhergehen – und wie Sie diese vermeiden.

Veganes Tierfutter – ist das für Hund und Katze überhaupt artgerecht?

Zugegeben: Eine ausschließlich pflanzliche Ernährung von Vierbeinern ist nicht gerade das, was Mutter Natur für Hund und Katze ursprünglich mal vorgesehen haben dürfte. Schließlich gehört Fleisch auf dem natürlichen Speiseplan einfach dazu. Während sich Hunde (und ihre wolfsähnlichen Vorfahren) ursprünglich omnivor – also als Fleisch- und Pflanzenfresser – ernährten, gehören Katzen zu den Karnivoren. Und die nehmen eigentlich ausschließlich Fleisch und andere tierische Bestandteile zu sich.

Jedoch gleichen die zahmen Familienmitglieder ihren wilden Verwandten heute längst nicht mehr in jeder Hinsicht. Denn die vom Menschen gehaltenen Hunde und Katzen haben sich über die Zeit hinweg an ihre Besitzer angepasst. Diese Domestizierung kann man besonders an der Genetik von Hunden erkennen: Der Verdauungstrakt der Vierbeiner hat sich nämlich schon weitestgehend an die menschliche Ernährung angepasst. So kann der Hund dank seiner Enzymausstattung Kohlenhydrate wesentlich besser verdauen als dessen Urahn, der Wolf.

Damit ist auch ein fleischloses Leben für Hunde – zumindest unter einigen Voraussetzungen – durchaus denkbar – und sogar so etwas wie artgerecht. Gerade eine lacto-/ ovo-vegetarische Ernährung ließe sich mithilfe zusätzlicher Mineralstoffe und Vitamine also in der Regel unkompliziert umsetzen. 

Von veganem Hundefutter ist die Tiermedizin hingegen noch nicht überzeugt. Schließlich müssen Tierhalter hierbei noch präziser darauf achten, fehlende Stoffe im Futter zu kompensieren. Welche Risiken dabei auf Hund und Halter warten, erklären wir weiter unten.

Zwar konnten Wissenschaftler die Anpassung an die menschlichen Freunde auch schon bei Katzen feststellen, diese sind jedoch in wesentlich geringerem Maße domestiziert. Das macht die fleischlose (und trotzdem gesunde) Ernährung bei den Stubentigern auch um einiges komplizierter – und damit nur in seltenen Fällen artgerecht.

Bei einigen Tieren ist zudem besondere Vorsicht geboten: Wirklich gefährlich kann die vegane oder vegetarische Ernährung nämlich bei trächtigen Tieren sowie Welpen werden. Hier können Besitzer den Bedarf an verschiedenen Mineralien und Vitaminen nicht genau einschätzen, sodass schnell eine Mangelernährung entsteht. Deshalb sind zumindest bei diesen Tieren alternative, fleischlose Ernährungsweisen in keinem Fall artgerecht und deshalb absolute No-Gos!

Risiken und Chancen für vegane Ernährung bei Hund und Katze

Ob Sie den Haustier-Napf auch vegan befüllen können, hängt also vor allem von Art und Alter Ihres Tieres ab. Doch bevor wir uns den Herausforderungen widmen, die dabei auf Sie zukommen, haben wir erst einmal ein paar positive Nachrichten in petto. Denn auch wenn sich die fleischlose Ernährung in vielen Fällen aufwendig gestaltet, bringt sie durchaus Vorteile mit sich. Zwei entscheidende Probleme bei „normalem“ Tierfutter können Sie hiermit nämlich umgehen.

Herkömmliches Tierfutter – nicht immer die beste Wahl

Obwohl Hersteller ihre Leckereien als ausgewogen und gesund für die Vierbeiner bewerben, sind die Inhaltsstoffe oft alles andere als artgerecht. 

  1. Zu hoher Getreideanteil
    So besteht das Trocken- oder Nassfutter vieler Hersteller zu großen Teilen aus Getreide. Das können sowohl Hunde als auch Katzen nur schlecht verarbeiten, was im schlimmsten Fall gesundheitliche Folgen mit sich bringt.
  2. Tiermehle, Füllstoffe & Co.
    Zudem besteht das Dosenfutter der meisten Händler aus Schlachtabfällen. Obwohl für die Tiernahrung eigentlich nur keimfreie Abfälle verwendet werden dürfen, geraten leider immer wieder auch gesundheitsschädliche Kadaver (beispielsweise zu Tiermehlen weiterverarbeitet) oder fragwürdige Füllstoffe in das Futter. Wird dieses noch – wie in vielen Fällen – mit Geschmacksverstärkern und Lockstoffen gespickt, entsteht mitunter ein eher ungesunder Futtermix für die geliebten Vierbeiner.

Ungewollte Inhaltsstoffe des herkömmlichen Hunde- oder Katzenfutters können Sie mit einer veganen Tierernährung also gut umgehen. Doch wie können Tierbesitzer den Napf der liebsten Vierbeiner vegan und gleichzeitig gesund füllen?  

Welche (gesundheitlichen) Risiken warten bei veganer Nahrung im Napf?

Dass eine fleischlose Ernährung nicht gerade dem Natural unserer Vierbeiner entspricht, haben wir schon weiter oben geklärt. Dass zumindest Hunde dennoch fleischlos und mit viel Vorsicht auch vegan ernährt werden können, auch. Allerdings besteht hierbei vor allem eine Gefahr: Wenn die fehlenden Nährstoffe aus Fleisch & Co. nicht durch Alternativen ersetzt werden, kann eine Mangelernährung – und damit ein kranker Hund – die Folge sein. Wie Sie dieses Risiko umgehen, zeigen wir Ihnen jetzt:

  • Sowohl vegane als auch vegetarische Hundenahrung kann einen Kalzium-Mangel zur Folge haben. Skeletterkrankungen, etwa brüchige Knochen, sind dann nur eine mögliche Konsequenz. Deshalb sollten Sie stets Kalziumpräparate zufüttern, die speziell auf die Bedürfnisse der Tiere ausgelegt sind.
  • Auch Aminosäuren und andere Nährstoffe, wie Vitamin E und B12, fehlen dem Hund bei einer veganen Ernährung. Pflanzliches Futter enthält diese Inhaltsstoffe meist nur in geringen Mengen, sodass auch hier Nahrungsergänzungsmittel fällig sind.
  • Das sind jedoch nicht die einzigen Gründe für eine potenzielle Mangelernährung. Der Nährstoffbedarf der Vierbeiner ist vielmehr sehr individuell, weshalb Sie Ihre Lieblinge nur in Absprache mit dem Tierarzt gesund vegan ernähren können.
  • Auch eine regelmäßige Blutuntersuchung sollte zum pflanzlichen Alltag der Tiere gehören. So können Sie Mangelerscheinungen schnell erkennen und die fehlenden Stoffe bei Bedarf zufüttern.

Eine vegane Ernährung ist also möglich. Jedoch nur, wenn Katzen- oder Hundehalter bereit sind, Zeit und Aufwand zu investieren. Geschieht das nicht, können nicht nur drastische Folgen für die Tiere, sondern auch hohe Tierarztkosten die Konsequenz sein. Ob Sie dann auf Ihre Tierkrankenversicherung zählen können, erfahren Sie jetzt.

Krank durch veganes Katzen- oder Hundefutter: Zahlt die Tierversicherung?

Auch wenn der Gedanke kein schöner ist, sollte sich jeder Tierbesitzer mit einer potenziellen Erkrankung des geliebten Vierbeiners auseinandersetzen. Hiermit gehen nämlich nicht nur ein Leiden auf Tier- und Halterseite einher. Auch Kosten für die tierärztliche Behandlung kommen auf Sie zu. Immer mehr Tierbesitzer möchten deshalb nicht nur sich selbst, sondern auch den geliebten Vierbeiner mit einer Tierkrankenversicherung abgesichert wissen.

Doch was passiert, wenn das tierische Familienmitglied durch dauerhaft falsche oder nicht artgerechte Ernährung zu Schaden kommt? Grundsätzlich gilt: Ihre Tierkrankenversicherung übernimmt nur dann NICHT die Kosten, wenn Sie im Falle einer Schädigung Ihres Tieres mit Vorsatz gehandelt haben.

Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Ihr Tierarzt bei einer Vorsorgeuntersuchung ausdrücklich davor warnt, dass eine fortlaufende Ernährungsform zu Krankheiten beim Tier führen wird. Füttern Sie Ihren Vierbeiner dennoch wie bisher weiter und verschlimmern damit das Problem, haben Sie mit Vorsatz – also gewollt schädigend –gehandelt.

Ist Ihr Vierbeiner trotz der veganen Fütterung wohl auf und auch der Tierarzt kann keine Mängel feststellen, haben Sie nichts zu befürchten. Dann ist der Versicherungsschutz auch bei auftretenden Krankheiten Ihres tierischen Begleiters gegeben. 

Doch Achtung: In besonders günstigen Versicherungstarifen ist die Kostenübernahme bei Operationen oder Nahrungsergänzungsmitteln oftmals von vornherein ausgeschlossen. Möchten Sie Ihren Vierbeiner vollumfänglich abgesichert wissen, sollten Sie das schon beim Vertragsabschluss mit Ihrem Versicherer besprechen!

Alternativen zur veganen Tiernahrung

Ziehen wir also mal ein Fazit: Möchten Sie das Risiko einer Mangelernährung vollständig und ohne zusätzlichen Aufwand umgehen, sollten Sie die (rein) pflanzlichen Ernährungspläne für Ihre(n) Vierbeiner lieber ad acta legen. Scheuen Sie den Aufwand dagegen nicht, spricht im Grunde auch nichts gegen die beschriebenen alternativen Ernährungsformen.

Eine nachhaltige und bei Bedarf allergiegerechte Ernährung von Tieren kann allerdings auch anders funktionieren. Die folgenden Alternativen sollten Sie deshalb ebenfalls in Betracht ziehen: 

  • Fleisch aus nachhaltigen Quellen verwenden
    Immer mehr Hersteller von Tiernahrung folgen dem Nachhaltigkeitstrend und setzen auch bei fertigem Nass- und Trockenfutter auf eine vertretbare Fleischherkunft. Die ökologisch und ethisch gerechten Alternativen sind zwar meist etwas teurer als ihr herkömmlichen Pendants, dafür können Sie Ihrem Liebling ganz ohne schlechtes Gewissen auch Fleisch im Napf vorsetzen.
  • Außergewöhnliches Fleisch für Allergiker-Hunde
    Immer mehr Vierbeiner reagieren auf Rind-, Schweine- oder Putenfleisch mit allergischen Reaktionen. Deshalb müssen Sie die Tiernahrung jedoch nicht zwangsläufig vegan gestalten. Oft können schon andere Fleischsorten auf der Speisekarte Ihres Vierbeiners die Allergien eindämmen. Für viele empfindliche Pfoten ist beispielsweise Straußenfleisch eine tolle Alternative.
  • Für eingefleischte Veganer gibt es Haustier-Alternativen
    Sie spielen mit dem Gedanken, einen Vierbeiner aufzunehmen, können das fleischliche Tierfutter jedoch einfach nicht mit Ihrem Gewissen vereinbaren? Zum Glück gibt es von Natur aus vegane Haustiere, die Ihnen ebenso ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Süße Kaninchen oder Meerschweinchen essen zum Beispiel am liebsten Gemüse und hoppeln sich damit in jedes Veganer-Herz.