Altersvorsorge für Frauen: Private Möglichkeiten für die Rente im Check

Altersarmut ist in Deutschland leider schon längst kein Randphänomen mehr – das gilt besonders für Frauen. Diese müssen im Alter nämlich in der Regel mit einer deutlich geringeren Rente als ihre männlichen Pendants rechnen.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. So erreichen Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt weiterhin geringere Gehälter als Ihre männlichen Kollegen: Die sogenannte ungereinigte Gender-Pay-Gap liegt in Deutschland bei stattlichen 21 %. Das wirkt sich auch auf die spätere Rentenhöhe aus, die zumindest bei der gesetzlichen Rentenversicherung streng an das vorherige Gehalt geknüpft ist.

Auch die oft noch traditionelle Rolle der Frau in der Familie trägt zu eher geringen Renten im Alter bei. Schließlich ist die Karriere für Frauen oft zu Ende (oder zumindest für einige Jahre pausiert), wenn das erste Kind ansteht. Während dieser Zeit zahlen Frauen, die sich um die Kinder kümmern, keine oder nur geringe Beiträge in die gesetzliche Rentenkasse ein. Und das macht sich auch in unserer moderne(re)n Gesellschaft dann im Rentenalter leider oft deutlich bemerkbar.

Zudem fällt der berufliche Wiedereinstieg vielen daheimgebliebenen Familienmanager*innen relativ schwer. Oft bleibt es dann bei einer Teilzeitstelle, sodass die beruflichen Wege selten so steil verlaufen wie bei den weiterarbeitenden Hauptverdiener*innen der Familie. Auch das macht sich in der späteren Rente bemerkbar, die Rentenansprüche fallen im Ruhestand niedriger aus.

So entsteht für viele Frauen nach dem Arbeitsleben oft eine größere Rentenlücke. Das ist die Distanz zwischen dem letzten monatlichen Einkommen und der gesetzlichen Rentenhöhe. Um auch im Alter finanziell abgesichert zu sein, sollten gerade Frauen deshalb unbedingt zusätzlich privat vorsorgen.

Angesichts der zahlreichen Vorsorgemöglichkeiten fällt es dabei allerdings manchmal schwer, die richtige Zusatz-Absicherung auszuwählen. Denn nicht jede private Vorsorge ist für den weiblichen Lebenslauf rund um Kinderbetreuung und niedrige Löhne wirklich geeignet.

Das nehmen wir zum Anlass, um Ihnen die finanziellen und privaten Vorsorgemöglichkeiten abseits der gesetzlichen Rentenversicherung vorzustellen – und diese Ihrer Tauglichkeit für die weibliche Alters-Absicherung nach zu bewerten!

#1 Die private Rentenversicherung als Altersvorsorge für Frauen

Die private Rentenversicherung war lange der wichtigste finanzielle Vorsorgepfeiler neben der gesetzlichen Rentenversicherung. Der Grundgedanke: Während des Erwerbslebens sichert man sich zusätzlich privat ab, um im Alter die Lücke zwischen benötigtem Einkommen und der gesetzlich gezahlten Rente ausgleichen zu können.

Bei der klassischen Variante zahlen Versicherungsnehmer*innen einen zuvor vereinbarten monatlichen Betrag ein. Dieser wird verzinst und nach der festgelegten Laufzeit ausgezahlt. In der Regel weiß man so schon bei Vertragsabschluss, welche Mindestrente am Ende der Laufzeit ausgezahlt wird. Zudem können (möglicherweise) durch den Versicherer erzielte Überschüsse die letztendlich ausgezahlte private Rente noch einmal spürbar anheben.

Durch die aktuell relativ geringe Verzinsung der klassischen Lebensversicherungen werden jedoch fondsgebundenen Rentenversicherung immer beliebter. Hierbei wird das eingezahlte Geld – Sie werden es ahnen – in Fonds angelegt. Das erhöht zwar die Renditechancen, ist jedoch durch die Schwankungen des Marktes gleichzeitig mit einem höheren Verlustrisiko verbunden. Dieses Risiko können Sie allerdings mit einer sogenannten Rentengarantie (über die Höhe des eingezahlten Betrags) verringern.

Übrigens: Unabhängig vom individuellen Sparplan Ihrer privaten Rentenversicherung können Sie bei Renteneintritt zudem meist zwischen einer einmaligen Auszahlung Ihrer Rente und einer lebenslangen monatlichen Rente wählen.

Ist die private Rentenversicherung für Frauen geeignet?

Bei der privaten Rentenversicherung legen Sie zum Vertragsabschluss einen festen monatlichen Beitrag fest. Könnte man bis zum Rentenalter mit einem festen, gleichbleibenden monatlichen Einkommen rechnen, wäre dieser in der Regel leicht zu stemmen. Da das Berufsleben vieler Frauen jedoch von der Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen unterbrochen wird, können diese oft nicht mit einem gleichbleibend hohen Einkommen über mehrere Jahrzehnte planen. 

Das kann die Zahlung der schon im Voraus festgelegten Beiträge schwierig gestalten. Denn bei vielen Verträgen ist das Pausieren der Beitragszahlungen, etwa in einem der oben beschrieben Situationen, oft nur möglich, wenn Sie bereits genügend Geld für eine festgelegte Mindestrentenhöhe eingezahlt haben. Unser Tipp daher: Achten Sie beim Abschluss einer privaten Lebensversicherung unbedingt darauf, dass sich diese an mögliche Änderungen Ihrer Lebensumstände anpassen lässt.

Ach ja: Eine einmal abgeschlossene private Rentenversicherung – ob flexibel oder nicht – sollten Sie nach Möglichkeit übrigens unbedingt bis zur Rente aufrechterhalten. Denn zum einen ist die garantierte Verzinsung (vor allem) älterer Verträge oft wesentlich lukrativer als die Zinsen moderner(er) Anlageformen. Zum anderen ist die vorzeitige Kündigung einer privaten Rentenversicherung in der Regel mit herben Verlusten, etwa durch das Wegfallen der möglichen Überschüsse, verbunden.

#2 Die Riester-Rente als Altersvorsorge für Frauen

Die Riester-Rente verbindet die private Altersvorsorge mit einer staatlichen Förderung. Indem Sie mindestens vier Prozent Ihres Brutto-Vorjahreseinkommens in den Riester-Vertrag einzahlen, erhalten Sie die vollen staatlichen Zulagen.

Diese setzen sich aus der Grundzulage von 175 Euro sowie der Kinderzulage von 185 Euro für vor 2008 geborene Kinder und 300 Euro für nach 2008 geborene Kinder zusammen. Die angesparten Beiträge bekommen Sie dann im Rentenalter in der Regel in Form einer lebenslangen Rente ausgezahlt.

Obwohl die Riester-Rente grundsätzlich an das Einkommen geknüpft ist, können auch Nicht-Berufstätige einen Anspruch auf die staatliche Förderung haben. Das gilt beispielsweise für gesetzlich rentenversicherte Mütter und Väter in Elternzeit - zumindest in den ersten drei Jahren nach der Geburt des Kindes.

Auch nicht-berufstätige Ehe- oder Lebenspartner können die staatlichen Zulagen erhalten. Dabei sind sie jedoch an einige Voraussetzungen gebunden:

  • Der berufstätige Partner muss unmittelbar förderungsberechtigt sein. Darunter fallen beispielsweise rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer und Selbstständige sowie Beamte, Richter und Soldaten.
  • Der nicht-berufstätige Partner muss einen eigenen Riester-Vertrag abschließen und mindestens 60 Euro jährlich einzahlen, um die vollen Zulagen zu erhalten. Das entspricht einem monatlichen Beitrag von fünf Euro.

Ist die Riester-Rente für Frauen geeignet?

Durch die Orientierung am Einkommen ist die Finanzierung der Riester-Rente wesentlich flexibler als die einer starren, klassischen privaten Rentenversicherung. Das kommt vor allem denjenigen Arbeitnehmern zugute, die nach der Familiengründung nur noch in Teilzeit oder anderen geringfügigen Erwerbsformen beschäftigt sind. Schließlich passt sich der Beitrag dann dem geringeren Einkommen an.

Zudem kommt durch die Möglichkeit der mittelbaren Förderungsberechtigung auch niemand zu kurz, der (oder die) in einer Partnerschaft die Kindererziehung und Haushaltsaufgaben übernimmt. Und: Da Frauen im Schnitt drei Jahre länger als das männliche Pendant leben, wird auch die monatliche Rente durchschnittlich drei Jahre länger ausgezahlt. Das bedeutet eine höhere Rendite der Frauen bei gleichen einbezahlten Beiträgen – natürlich auch wieder nur durchschnittlich betrachtet.

Das bedeutet im Klartext: Diese drei Faktoren machen die Riester-Rente zu einem echten Hoffnungsträger für die weibliche Altersvorsorge.

#3 Die Rürup-Rente für Frauen

Die Rürup-Rente gehört – wie die Riester-Rente – zu den staatlich geförderten Vorsorgemöglichkeiten. Für viele Selbstständige stellt der Rürup-Vertrag die Basisvorsorge für das Rentenalter dar. Schließlich sind diese nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung abgesichert – und zudem nur in seltenen Fällen im Rahmen der Riester-Rente förderungsberechtigt.

Auch für Gutverdiener dient die Rürup-Rente in manchen Fällen als zweites Vorsorge-Standbein neben der gesetzlichen Rentenversicherung.

Der Grund: Durch die steuerliche Förderung von Rürup-Verträgen kann ein Teil der Beiträge als Sonderausgaben abgesetzt werden. Im Jahr 2021 sind das bis zu 92 %, die man steuerlich geltend machen kann – bis zu einem Höchstbetrag von 25.787 Euro im Jahr.

Ist die Rürup-Rente für Frauen geeignet?

Bei der Rürup-Rente gilt: Je mehr Sie verdienen, desto mehr kann (bis zur genannten Obergrenze) von der Steuer abgesetzt werden. Bei geringen Beiträgen lohnen sich die steuerlichen Vorteile dagegen meist nicht so sehr. Hier verspricht eine Riester-Rente oft eine bessere Rendite. 

Das bedeutet: Wenn die Rürup-Rente nicht als Basisvorsorge im Rahmen der Selbstständigkeit fungiert, ist Sie eher für Gutverdiener geeignet – dann allerdings natürlich sowohl für Frauen als auch für Männer. Da das weibliche Erwerbsleben jedoch eher von Teilzeitstellen, geringerem Einkommen und Berufspausen geprägt ist, dürfte die Rürup-Rente für Frauen trotzdem eher selten die erste Vorsorge-Wahl darstellen.

#4 Die Betriebsrente für Frauen

Mit der betrieblichen Altersvorsorge können Sie unter Mitwirkung Ihres Arbeitgebers für das Rentenalter vorsorgen. Hierbei stehen zwei Varianten zur Auswahl:

  • Direktzusage: Der Arbeitgeber finanziert die betriebliche Altersvorsorge vollständig. Arbeitnehmer müssen hierbei keine Beiträge zur betrieblichen Rente zusteuern. Ob Ihr Arbeitgeber diese Variante anbietet, ist diesem jedoch selbst überlassen.
  • Entgeltumwandlung: Arbeitnehmer zahlen einen Anteil Ihres Bruttogehalts in die betriebliche Altersvorsorge ein. Für Beiträge bis zu 551 Euro fallen hierbei keine Steuern an, bei Beiträgen bis zu 275 Euro müssen zudem keine Sozialabgaben gezahlt werden. Hierzu steuert der Arbeitgeber verpflichtend mindestens 15 % aus eigener Tasche bei. 

Nur wenige Arbeitnehmer*innen bleiben jedoch ein ganzes Leben im gleichen Arbeitsverhältnis. Während Beiträge aus einer Entgeltumwandlung bei einem Arbeitgeberwechsel nicht verfallen können, hängt das bei einer alleinigen Finanzierung durch den Arbeitgeber (Direktzusage) vom Alter des Arbeitnehmers sowie der Dauer des Arbeitsverhältnisses ab:

Übrigens: Zusagen zur Finanzierung durch den Arbeitgeber, die ab dem 1. Januar 2018 getätigt wurden, können ab einem Mindestalter von 21 Jahren und einer Beschäftigungsdauer von drei Jahren nicht mehr verfallen!

Ist die betriebliche Altersvorsorge für Frauen geeignet?

Das Berufsleben vieler Frauen ist aufgrund von Kindererziehung, Haushalts- oder Pflegetätigkeiten immer noch häufiger von Arbeitgeberwechseln geprägt als das bei Männern der Fall ist. Jedoch profitieren Arbeitnehmer von der betrieblichen Altersvorsorge besonders, wenn sie über einen längeren Zeitraum bei demselben Arbeitgeber tätig sind. Deshalb lohnt sich die Betriebsrente für Frauen nicht in jedem Fall, sondern hängt wieder von der privaten Situation ab.

Das gilt vor allem für die Entgeltumwandlung. Verträge zur Betriebsrente beim alten Arbeitgeber können Sie nämlich nicht immer auf Verträge bei neuen Arbeitgebern übertragen. Falls doch, gehen mit der Übertragung der angesparten Rente jedoch in der Regel unschöne Übertragungskosten einher.

Die Alternative, den Vertrag des jeweiligen Arbeitgebers ruhen zu lassen, führt am Ende des Arbeitslebens zu vielen Einzelverträgen mit geringen Summen. Der durch häufige Arbeitgeberwechsel entstehende Aufwand lohnt sich deshalb meist nur, wenn dieser einen hohen Prozentsatz – wie etwa 30 % der von Ihnen eingezahlten Rente – zum Vertrag hinzugibt.

Einer Direktzusage zur Förderung durch den Arbeitgeber sollten Sie hingegen in jedem Fall zustimmen. Schließlich können Sie so für das Rentenalter vorsorgen, ohne selbst einzahlen zu müssen. Das ist angesichts der oft geringen gesetzlichen Rente (nicht nur) für jede Frau eine willkommene Möglichkeit.

Welche Altersvorsorge passt als Frau zu mir?

Die verschiedenen Möglichkeiten zur privaten Absicherung sind genauso individuell wie die jeweiligen Lebensläufe. Das bedeutet, dass es die ideale Altersvorsorge für Frauen leider so pauschal nicht gibt – und auch gar nicht geben kann. Mithilfe unserer Grafik können Sie jedoch zumindest gleich hier schon einmal abwägen, welche Absicherung am besten zu Ihrer Situation passt.

Frauen Altersvorsorge Grafik

Und noch was: Die hier aufgezeigten Möglichkeiten zur privaten Altersvorsorge sind noch längst nicht alle Wege, die Rente im Alter aufzubessern. Denn auch modernere Anlageformen wie ETF- oder Fonds-Sparpläne eignen sich mitunter ganz hervorragend zur guten Absicherung. Ob diese Formen der Altersvorsorge für Sie in Frage kommen, hängt jedoch stark von der individuellen Situation sowie den jeweiligen Möglichkeiten ab und sollte deshalb bei jedem Einzelfall neu abgewogen werden – das ist aber Thema unseres Vermögensaufbau-Ratgebers.