So starten Mama, Papa und Kind in den gemeinsam Tagesablauf

Na, wie sahen Ihre Lockdown-Aktivitäten bis jetzt aus? Trotz der schmerzlichen Situation können wir Ihnen sagen: Offensichtlich haben die Deutschen zumindest teilweise gute Möglichkeiten des Zeitvertreibs gefunden! Denn: Allein im März 2021 sind knapp 65.000 Babys auf die Welt gekommen. Das sind ganze zehn Prozent mehr als 2020! Ein Rekordwert, der mehr als 20 Jahre lang nicht mehr erreicht worden ist! Und auch in den Folgemonaten vermeldeten die Krankenhäuser erfreuliche Zahlen.

Dabei dürfte dann zwar nicht mehr der Lockdown die Hauptrolle gespielt haben, wohl aber andere Faktoren. Wie zum Beispiel das Homeoffice. Denn plötzlich war für junge Paare klar: Es dürfte nach der Krise neue Möglichkeiten geben, Kind und Job zu vereinbaren. Allein schon dann, wenn längere Arbeitswege für mindestens einen der beiden Partner wegfallen. Und für die neuen Väter, die mehr als "Statisten" in den ersten Monaten ihres Kindes sein wollen, besteht noch mehr Hoffnung, die erste Zeit zu dritt bewusster erleben zu können. So soll unter anderem das neue Elterngeld weiter ausgebaut werden. Dann könnten Väter die ersten zwei Wochen nach der Geburt grundsätzlich und bei vollem Gehalt bei der Familie bleiben. Klingt nicht schlecht, oder?

Übrigens: Schon heute gehen mit rund 30 Prozent mehr Väter denn je in Elternzeit.

Auch direkt nach der Geburt ist es heute also keine Ausnahme mehr, dass Mama, Papa und Kind über längere Zeit gemeinsam in den neuen Lebensabschnitt starten. Kein Wunder: Die ersten Wochen mit Baby intensiv erleben zu können, das lässt sich schlicht nie wieder nachholen. Statt zwölf Monate lang Elterngeld vom Staat gibt es - wenn Papa und Mama jeweils mindestens zwei Monate antreten - auch heute schon 14 Monate Elterngeld.

Bisweilen spricht man dabei vom VaterschaftsURLAUB – doch davon, und so wollen wir auch gleich ins Thema starten, kann eigentlich keine Rede sein. Denn ein Baby bedeutet Arbeit. Und sei es nur, weil plötzlich alles anders ist als in der Paarbeziehung (oder in der wie auch immer gearteten vorherigen Beziehungskonstellation).

Erste Bindung zum Neugeborenen – ein Selbstläufer?

Erstmal lässt sich davon ausgehen, dass es für zwei Erwachsene gemeinsam leichter ist, sich um ein Neugeborenes zu kümmern. Und “leichter” ist in einer Zeit, in der es manchmal ganz schön schwer werden kann, immer eine gute Idee. Während Papa wickelt, kann Mama neue Windeln holen. Praktisch! Auch ist bewiesen, dass eine enge Bindung zum Kind dann am besten gelingt, wenn man möglichst früh damit startet. Kuscheln und kennenlernen – darauf freuen sich die meisten frischgebackenen Eltern also zu Recht am meisten. Und "viel Zeit" dafür ist ohne Frage die beste Voraussetzung, damit dieser Wunsch auch wahr werden kann.

Doch nicht selten zerplatzt der Traum von der heimeligen Zeit zu dritt trotz all der guten Rahmenbedingungen wie eine Seifenblase. Mutter und Baby sind gerade von der Entbindung heimgekommen, da schreit der Zwerg als gäbe es kein Morgen mehr – und die Nerven von drei Menschen liegen blank. Was nun?

Denken Sie daran: In einer Sache sind Sie Ihrem neugeborenen Kind im Prinzip sehr ähnlich. Sie wollen satt sein, es gemütlich und sicher haben und Sie wollen ausreichend schlafen. Es kann nicht schaden, dass Sie alle Drei sich auf die Erfüllung dieser Grundbedürfnisse einigen. Und darauf, das wann immer möglich zu tun (Stichwort: Stillen) und bestenfalls nahe beieinander. Alles andere ist die Kür und kann warten.

Gut zu wissen: Es muss nicht immer alles total toll sein!

Wenn Sie sich, ob als Mama oder Papa, in der neuen Situation eher niedergeschlagen als hellauf begeistert fühlen, verurteilen Sie sich nicht dafür, sondern lassen Sie sich die Zeit, um anzukommen. Wie gesagt: Essen Sie gut, machen Sie es sich schön, schlafen Sie, wann immer möglich. Sollte Ihre Gefühlslage über mehrere Tage allzu schwermütig bleiben, suchen Sie sich ohne zu zögern Hilfe.

Glückshormone und Verlässlichkeit - nicht nur wichtig fürs Kind!

In den meisten Fällen jedoch sorgt das Hormon Oxytocin bei beiden Elternteilen dafür, dass die bedingungslose Liebe zum Nachwuchs einige Strapazen übersteht. Am besten funktioniert das übrigens, wenn die Hormone durchs Kuscheln fließen können – und alles andere liegen bleiben darf. Ja, Küche und Haushalt sind zweitrangig!

Machen Sie dennoch (beide) von der Möglichkeit Gebrauch, durchatmen zu können. Ob das Baby nun in den Armen von Papa oder Mama seinen Unmut kundtut, ist schließlich einerlei. Aber ein kleiner Spaziergang kann dem jeweils anderen Elternteil ein wenig Erholung (und etwas Schlaf) verschaffen. Das ist auch deshalb wichtig, weil das Verhalten von Eltern vor allem eines sein soll: Verlässlich. Es macht wenig Sinn, dass Sie Ihr gerade erst geborenes Kind mit Liebe überhäufen bis Ihre Nerven auch für das Kleine spürbar blank liegen. Achten Sie daher unbedingt darauf, psychisch stabil zu bleiben. Wenn das nicht klappt, bitten Sie Verwandte und Freunde oder Freundinnen um Unterstützung – oder holen Sie sich professionelle Hilfe!

Gerade, wenn Mutter und Neugeborenes eine enge Beziehung während des Stillens aufbauen, kann es ganz unbeabsichtigt dazu kommen, dass sich der Vater nicht nur wie das fünfte Rad am Wagen fühlt – sondern zu Unrecht auch so behandelt wird. Deshalb gilt für alle frischgebackenen Mütter: Trotz aller Nähe, die Sie zu Ihrem Baby haben – geben Sie seinem Papa die Chance, seine eigene Beziehung zum Nachwuchs aufzubauen. Eine andere Art zu wickeln, Unsicherheiten beim Beruhigen und ein in Ihren Augen vielleicht manchmal etwas "wirrer" Kleidungsstil, mit dem das Baby bedacht wird, sind noch lange kein Grund, sich unwirsch einzumischen oder dem Vater gar seine Aufgaben zu entziehen! ;-)

Nutzen Sie die Zeit, in der Sie “nichts” zu tun haben, stattdessen lieber um zur Kraft zu kommen. Ein Rat, der so allerdings für beide Elternteile gilt. Denn wenn Sie ehrlich in sich hineinhören: Müssen Sie sich vielleicht noch von der Geburt erholen? Kommen Sie erst jetzt überhaupt dazu, die ganzen neuen Eindrücke zu verarbeiten? Beim Gedanken an ein warmes Bad könnten Sie vor Glück heulen? Dann tun Sie das!

Typische Hürden im Tagesablauf der ersten Wochen: Da geht (schon) was!

Ein Problem, mit dem sich frischgebackene Eltern nicht allzu selten konfrontiert sehen, sind falsche Erwartungen. In der Werbung sieht man glückliche, perfekt frisierte Eltern auf der blütenweißen Couch mit dem lachenden Baby scherzen – in der Realität sitzen übermüdete, ungeduschte Paare im zerwühlten Bett. Mit einem Baby, das gerade so gar nicht lachen, ruhig sein oder scherzen will. 

Hier kommen fünf Dinge, die mit Neugeborenen schon funktionieren - oder besser noch warten sollten:
 

1. Daheimbleiben

Gerade, wenn Sie als Paar vorher superaktiv und viel unterwegs waren, dürfen Sie sich nicht dazu verleiten lassen, die ersten Monate mit Baby möglichst voll packen zu wollen. Für das Wesen, das nun bei Ihnen ist, war neun Monate lang eine Wasserblase die ganze Welt. Lassen Sie sich also Zeit, wenn es um die Planung von Ausflügen und Co. geht. Genießen Sie das neue, verlangsamte Tempo daheim. Dass das manchmal ganz guttun kann, hat uns ja nicht zuletzt die Pandemie gelehrt.

2. Höflichkeits-Besuche müssen nicht sein

Damit meinen wir weniger die Höflichkeit der anstehenden Gäste, sondern Ihre eigene. Gerade in den ersten Wochen nach der Geburt sollten Sie sich nicht verpflichtet fühlen, Besuch zu empfangen – und sei er auch noch so neugierig auf den neuen Erdenbürger. Die Zeit zu Dritt sollte genau das sein, intim und überschaubar in den neuen Herausforderungen. Wenn Sie es nicht alle drei anders möchten, ist ein Schaulaufen fehl am Platz.

3. Vorlesen und singen - und das Kind schläft

Die beruhigenden Stimmen der Eltern können wahre Wunder wirken. Von daher tut’s zur Not auch die FC Bayern Hymne – oder die Fernsehzeitung. Wichtig ist, dass Sie da sind und mit dem neuen Weltbürgerchen sprechen.

4. Baden mit Kind - und ohne!

Nackte Haut, Wärme und etwas Badeschaum – mehr braucht es nicht. Zugegeben: Zu dritt hat man in der Wanne zwar selten Platz. Aber beide Elternteile sollten abwechselnd in den Genuss kommen, mit dem Baby zu plantschen. Berührungen sind eine eigene Sprache – sprechen Sie sie.

5. Tragen und kuscheln

Papas mit der Babytrage vor der Brust gehören heute glücklicherweise zum "normalen" Stadtbild. Und das nicht etwa, weil sie alle Hipster sind. Sondern weil Körpernähe eines der besten Mittel ist, um eine Bindung aufzubauen, die Hormonproduktion anzukurbeln – und den kleinen Knirps (zumindest kurz) zu beruhigen. Der Clou: Sie haben dabei sogar die Hände frei!

Und falls wir es noch nicht häufig genug erwähnt haben sollten: “To Dos” sind erstmal nicht so wichtig. Wenn es also beispielsweise mit dem Tragen in Tuch oder Co. irgendwie noch nicht klappt, dann nehmen Sie sich die Zeit zum Kuscheln – und lassen alles andere liegen. Wenn Sie unseren Tipp 2 beherzigt haben, sieht das Chaos ohnehin erstmal keiner außer Ihnen...

Hebamme, Arzt, Rückbildung - so viel Zeit muss sein!

Nach der Geburt hat jede gesetzlich krankenversicherte Frau zwölf Wochen lang Anspruch auf die Unterstützung einer Hebamme. Teilweise steht sie Eltern bis zum Ende der Stillzeit zur Verfügung. Kleiner Tipp: Achten Sie als Eltern unbedingt beide darauf, dass die Hebamme aus der Babysache kein “Mama-Baby-Ding" macht! Auch für Papa ist schließlich alles neu.

Als frischgebackener Familienvater haben Sie ebenso das Recht, (irrationale) Ängste zu besprechen oder (blöde) Fragen zu stellen. Trauen Sie sich ruhig. Denn vielleicht kommen Sie so zum ersten Mal sogar mit dem Papa-Bonus in Berührung – wenn die Hebamme nämlich geradezu verzückt ist, dass auch der Vater seinen Teil der Verantwortung rundum übernehmen will.

Deswegen ist es auch kein Ding, wenn Sie als Papa mit Ihrem Sprössling die Früherkennungsuntersuchungen besuchen. Frischgebackene Mütter sollten zudem sechs bis acht Wochen nach der Geburt unbedingt zum After Babybody-Check beim Arzt gehen.

Ganz wichtig: Paar bleiben – trotz Baby

Lassen Sie uns ehrlich sein: Romantische Abende bei Kerzenschein in einem schicken Lokal werden in den ersten Monaten mit Baby eher unwahrscheinlich sein. Oder, lassen Sie uns noch ehrlicher sein: Vergessen Sie’s.

Schön, wenn es dennoch klappt. Aber wir sind uns ohnehin sicher: Die Verbundenheit in einer neuen, gemeinsamen Liebe zu dem kleinen Menschen, dem Sie das Leben geschenkt haben und/oder für den Sie ab jetzt in gemeinsamer Allianz Berge versetzen werden, kann auch eine durchaus romantische Erfahrung sein. Weniger romantisch hingegen sind die jeweiligen Unsicherheiten und Ängste. Gerade dann, wenn sie sich als gegenseitige Vorwürfe in die Paarbeziehung schleichen wollen.

Unser Tipp: Einigen Sie sich am besten möglichst frühzeitig darauf, sich gegenseitig in Geduld und Nachsicht zu üben. Geben Sie sich Zeit, um in einem Leben zu dritt anzukommen. Das Mantra erfahrener Eltern ist so bekannt wie wahr: “Es ist nur eine Phase.” Wann und wie immer Sie können: Genießen Sie sie!