Wird die Zeitumstellung abgeschafft? Alles zur Diskussion um Sommer- und Winterzeit

Am 28. März ist es auch 2021 wieder so weit: Von Samstag auf Sonntag werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Der wochenendliche Nachtschlaf fällt damit um ganze 60 Minuten kürzer aus und lässt viele Menschen unausgeschlafen in den ersten Tag der Sommerzeit starten. Kein Wunder, dass sich vor allem passionierte Langschläfer im Frühjahr regelmäßig die Frage stellen: Sollte die Zeitumstellung nicht besser abgeschafft werden?

Und tatsächlich, da war doch was! Bei einer Online-Abstimmung der Europäischen Union im Jahr 2018 hatten eigentlich 4,6 Millionen Menschen (und damit satte 84 % der Befragten) gegen eine Zeitumstellung gestimmt. Doch trotz der überwältigenden Mehrheit hat sich bisher nicht wirklich etwas getan. Oder vielleicht doch?

Wieso ticken die Uhren immer noch zweimal jährlich anders? Und was würde es für uns bedeuten, wenn man die Uhren tatsächlich nicht mehr umstellen müsste – also die Zeitumstellung wirklich abschafft?

Wir beantworten alle Fragen rund um die Zeitumstellung und ihre (potenzielle) Abschaffung!

Wieso gibt es die Zeitumstellung überhaupt?

Die Diskussion um die Zeitumstellung ist keineswegs neu. Schon seit über einem Jahrhundert wird die Sommerzeit in Deutschland mal eingeführt – und dann wieder abgeschafft.

Während sie in den beiden Weltkriegen etabliert wurde, um der Produktion der Rüstungsindustrie eine weitere Stunde Tageslicht zu verschaffen, war ab 1950 für 30 Jahre dagegen erstmal wieder Schluss mit den Zeitsprüngen.

Erst im Jahr 1980 führte Deutschland die Sommerzeit erneut ein – hauptsächlich, um der Ölkrise zu trotzen. Denn diese hatte zuvor den Ölpreis in bis dato ungeahnte Höhen getrieben, woraufhin durch längere Sommertage im ganzen Land Energie gespart werden sollte. Das Vorhaben stellte sich im Nachhinein jedoch als Pleite heraus: Der Energieverbrauch blieb trotz der Sommerzeit auf demselben Niveau.

Wieso fand die Zeitumstellung also nicht schon damals ihr frühes Ende? Als Grund gilt die deutsche Orientierung an den europäischen Nachbarländern, die zu diesem Zeitpunkt ebenfalls fast alle bereits die dauerhafte Zeitumstellung eingeführt hatten. Indem die Sommerzeit auch in Deutschland beibehalten wurde, sollte eine einheitliche Regelung für den gesamten europäischen Raum erreicht werden.

Heute zeigt sich jedoch ein anderer Trend. Schließlich spricht sich laut der Umfrage aus dem Jahr 2018 ein Großteil der EU-Bürger ganz klar gegen eine Zeitumstellung aus. Doch wieso müssen wir unsere Uhren denn trotzdem noch immer alle halbe Jahre vor- und zurückstellen?

Zeitumstellung abschaffen: Was ist der aktuelle Status?

Im August jährt sich die EU-Abstimmung über die Zeitumstellung zum dritten Mal. Sie werden es ahnen: Kurz nach dem damaligen „Aus“-Votum war sich das Europäische Parlament zunächst erstmal ziemlich einig über das nahende Ende der Zeitumstellung. 

Dass unsere Uhren immer noch zweimal jährlich anders ticken, hat folgende Gründe:

  • Die EU-Kommission wollte das Ende der Umstellung bereits im Jahr 2019. Diesem Vorhaben stellten sich allerdings die Mitgliedsstaaten in den Weg. Die haben der Abschaffung nämlich noch nicht (alle) zugestimmt.
  • Bei den EU-Staaten ist eine Einigung darüber, welche Zeit abgeschafft werden soll, nicht in Sicht. Zwar könnte jedes Land seinen eigenen Weg gehen und einzeln entscheiden, ob die Uhren nach der Sommer- oder Winterzeit gehen. Das würde jedoch einige Probleme – besonders hinsichtlich der Koordination zwischen den Ländern – hervorrufen.
  • Grenzpendler und Touristen, aber auch der EU-Binnenmarkt, müssten sich im schlimmsten Fall bei jeder Grenzüberquerung an eine neue Zeit anpassen. Dieser Flickenteppich soll mit der Einigung auf eine europaweite Abschaffung von Winter- oder Sommerzeit verhindert werden.

Ein Konsens der Länder lässt jedoch auf sich warten. Dementsprechend liegt auch noch kein Gesetzesvorschlag für die Abschaffung vor. Und ohne Gesetz (oder besser: eine entsprechende EU-Richtlinie) gibt es natürlich kein Ende der Zeitumstellung.

Wann Sie die Uhren tatsächlich nicht mehr umstellen müssen, ist also noch fraglich. Der ursprüngliche Plan des EU-Parlaments, die Zeitumstellung ab Oktober 2021 abzuschaffen, scheint jedoch immer unrealistischer zu werden.

Blick in die Zukunft: Was passiert, wenn die Uhren nicht mehr umgestellt werden?

Die Hürden, welche einem Ende der Zeitumstellung noch im Weg stehen, sind damit relativ offensichtlich. Der Blick in einen Alltag ohne Zeitumstellung lohnt sich dennoch. Denn eines ist klar: Wird die Zeitumstellung abgeschafft, ändert das so einiges!

Die gute Nachricht zuerst: Wenn wir die Uhren nicht mehr zweimal im Jahr umstellen müssen, bleibt auch die Umgewöhnung aus. Die fällt nämlich besonders beim Wechsel auf die Sommerzeit vielen Menschen schwer.

Sommer- und Winterzeit bringen jedoch nicht nur Vor-, sondern auch zahlreiche Nachteile mit sich. Welche das sind, erklären wir jetzt.

Zeitumstellung: Die Folgen "ewiger Sommerzeit"

Würde die Uhr das ganze Jahr nach der Sommerzeit ticken, könnten wir die hellen Sommerabende beibehalten. Am längsten Tag des Jahres ginge die Sonne dann – wie gewohnt – erst um etwa halb zehn unter. Morgens würde sich die Sonne hingegen schon um fünf Uhr ankündigen. Eigentlich auch ganz schön, oder?

Doch jetzt kommt der zeitliche Pferdefuß: Im Winter würde uns die ewige Sommerzeit vor allem einen erheblichen Nachteil bringen. Am kürzesten Tag des Jahres, dem 21. Dezember, ginge die Sonne dann nämlich erst gegen Viertel nach neun auf. Für Berufstätige und andere Frühaufsteher würde es somit noch schwieriger, am Wintermorgen aus dem Bett zu kommen.

Die Abende im Winter wären hingegen länger als bisher. Der Sonnenuntergang am 21. Dezember könnte sich dann beispielsweise erst um Viertel nach fünf ankündigen, anstatt schon um Viertel nach vier.

Zeitumstellung: Die Folgen "ewiger Winterzeit"

Bei permanenter Winterzeit bleiben Sonnenaufgang und -untergang zumindest in den winterlichen Monaten beim Alten. Das käme vor allem Frühaufstehern zugute, die dann nur bis um Viertel nach Acht auf die Helligkeit warten müssten. 

Das Problem: Der Sommer würde sich hingegen völlig anders gestalten! Der hellste Tag des Jahres, der 21. Juni, wäre dann nämlich schon um circa halb neun vorbei. Morgens würde die Sonne dann allerdings schon „mitten in der Nacht“ in Ihr Fenster leuchten. Oder konkret gesagt: Um vier Uhr gäbe es die ersten Sonnenstrahlen. Klingt nicht ganz so verlockend, oder?

Beide Zeiten haben also Ihre Vor- und Nachteile. Insgesamt scheint die durchgehende Sommerzeit jedoch der Favorit von deutschen Bürgern und der Politik hierzulande zu sein. Da die deutsche Lieblingszeit jedoch nicht in jedem EU-Land das Rennen machen würde, lässt eine europaweit einheitliche Zeit erst einmal auf sich warten.

(Gesundheitliche) Auswirkungen nach der Zeitumstellung? Das hilft!

Viele Menschen haben nach der halbjährlichen Zeitumstellung mit Einschlafproblemen und Schlafstörungen oder anderen (gesundheitlichen) Beschwerden zu kämpfen. Das ist kein Wunder. Schließlich erlebt der Körper im Zuge der Zeitumstellung jedes Mal eine Art Mini-Jetlag, der erst nach einer Umgewöhnungs-Phase wieder verschwindet. 

Um nach dem Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit dennoch möglichst fit und nicht mehr müde zu sein, hilft eine frühe Anpassung an den neuen Schlafrhythmus. Unsere Empfehlung: Gehen Sie an den Tagen vor der Umstellung auf die Winterzeit täglich etwas später zu Bett. Vor der Sommerzeit sollten Sie hingegen jeden Tag etwas früher schlafen gehen, um sich an den neuen Rhythmus anzupassen.

Praktische Eselsbrücke zur Zeitumstellung

Zur Sommerzeit wird die Uhr vor-, zur Winterzeit zurückgestellt – oder doch andersrum? Viele Menschen stellen sich jedes Mal erneut die Frage, in welche Richtung sie die Uhrzeiger drehen müssen. 

Dabei hilft eine einfache Eselsbrücke: Zum Sommer werden die Terrassenmöbel vor das Haus gestellt, zum Winter stellen wir sie wieder zurück in das Haus. So verhält es sich auch mit der Zeitumstellung:

Zum Sommer wird die Uhr vorgestellt, zum Winter hingegen zurück – mal schauen, wie lange noch.