Autonomes Fahren: Das müssen Sie wissen!

Autonomes Fahren galt vor wenigen Jahren noch als reine Zukunftsvision, die jedem Science-Fiction Film zu mehr Abstraktion verhalf. Inzwischen sehen wir uns als Gesellschaft zunehmend mit dieser Technologie konfrontiert – eine Entwicklung, die nicht nur technische sondern auch ethische Fragen aufwirft. In diesem Beitrag schalten wir nun einmal das besonders weite Fernlicht an und werfen einen Blick in die Zukunft der Mobilität!

Autofahren ist für viele Menschen Teil des Alltags, der sich durch autonomes Fahren komfortabler gestalten ließe. Und tatsächlich: Rein technisch stehen dafür alle benötigten Komponenten bereit. Sensoren, Kameras und eine komplexe künstliche Intelligenz sind die Zutaten für ein Rezept, das durchaus gesalzen ist. Denn leider ist die technische Basis noch lange nicht alles, was den Traum des autonomen Fahrens Realität werden lässt. Aber auch die E-Mobilität hat lange gebraucht, bis sie auf Ihrem heutigen Level war – wie sich Wasserstoffautos entwickeln, ist aktuell noch unklar.

Angst vor dem Kontrollverlust: Wenn das Schicksal in den Händen der „Künstlichen Intelligenz“ (KI) liegt

Ein Traum, der für nicht wenige Menschen aktuell noch eher nach Alptraum klingt – denn viele von uns haben große Angst vor einem völligen Kontrollverlust am Steuer. Eine Analogie, die sich hier anbietet, ist die Flugangst. Denn auch das Fliegen, obgleich es nachweislich die sicherste Art der Fortbewegung darstellt, ist für einige Menschen ein echtes Horrorszenario. Obwohl die Autofahrt zum Flughafen deutlich riskanter ist als das Abheben in einem Jet, weicht die Zuversicht der Paranoia. 

Grund dafür ist erstrangig der bereits erwähnte Kontrollverlust. Das Fliegen ist etwas, bei dem man sich auf den Piloten verlassen muss - man hat sein Schicksal somit nicht selbst in der Hand.

Ähnlich ist das Gefühl beim autonomen Fahren. Wer schonmal einen Parkassistenten genutzt hat, kennt vielleicht das Gefühl, das einen beschleicht, sobald das Auto die Kontrolle (automatisiert) übernimmt. Man muss sich geradezu zwingen, die Hände vom Lenkrad zu nehmen und der "selbstfahrenden" Prozedur freien Lauf zu lassen. Um dem entgegenzuwirken, lassen viele Parkassistenten dem Fahrer die Kontrolle über Gas und Bremse, während die KI lediglich das Einlenken übernimmt. Moderne Assistenzsysteme meistern diese Aufgabe jedoch auch vollumfänglich.

Vertrauen in Technik: Fehler sind menschlich – und manchmal auch systembedingt

Dieses Vertrauen in die selbstfahrende Technik ist etwas, das man zunächst erlernen muss. Und genau dieser Vertrauensaufbau wird mit jedem möglichen Unfall massiv beschädigt. Wer Flugangst hat, wird geradezu in Panik versetzt, wenn nur eines von Millionen Flugzeugen verunglückt. Das Vertrauen ist sofort gebrochen. Ähnlich verhält es sich bei autonom fahrenden Fahrzeugen. Während jeden Tag Tausende menschliche Autofahrer fatale Fehler im Straßenverkehr begehen, wirkt sich das kaum auf die nächste eigene Fahrt im Auto aus. Ereignet sich dagegen ein Unfall, der auf einen Systemfehler eines autonom fahrenden Fahrzeuges zurückzuführen ist, nimmt die Reputation der Autonomie massiven Schaden. Menschliches Versagen wird toleriert, Systemfehler dagegen meistens nicht.

Autonomes Fahren: Moralische und ethische Fragen bei der KI-Entwicklung

Doch selbst wenn die autonomen Fahrzeuge fehlerfrei wären, stellen sich viele ethische Fragen. Eine künstliche Intelligenz, die als Grundlage dient, ist im Kern eigentlich wenig intelligent, sondern basiert lediglich auf Parametern und vordefinierten Reaktionen. Diese Parameter werden durch den Input der zahlreichen Sensoren bestimmt. Soweit, so gut. Doch was ist, wenn sich Ausnahmesituationen ergeben? Was, wenn das fahrerlose Fahrzeug zwischen Leben und Tod abwägen muss? Eine KI müsste in einer brenzlichen Situation faktisch zwischen dem geringeren Übel, selbst zwischen der schwächeren „Stufe“ des Unglücks, auswählen. Das sind ethische Entscheidungen, bei denen auch Menschen in schwerwiegende Gewissenskonflikte geraten. Eine KI-gestützte Programmierung bringt aus Sicht der Ethik also wirklich viele Herausforderungen mit sich.

Automatisch koordinierte Verkehrsströme als perfektes Zukunftsszenario

Dennoch hat das autonome Fahren viele Vorteile und somit sehr viel Potenzial, die Sicherheit im Straßenverkehr letztlich deutlich zu verbessern. Denn schließlich ist ein Großteil der Unfälle heute auf menschliches Versagen zurückzuführen. Das können das Nachlassen der Sinne im Alter sein, aber auch Unaufmerksamkeit, negative Emotionen und vieles mehr. Faktoren, die eine KI vollumfänglich ausschließt – und das auch schon mit heute spürbarem Erfolg: Die Verbreitung von Parkassistenten hat die Zahl der Schäden, die beim Einparken entstehen, bereits signifikant reduziert. 

Der wohl größte Vorteil wäre jedoch die mögliche Vernetzung. Wären die Fahrzeuge der Zukunft miteinander verbunden, wäre es deutlich einfacher, auch die damit verbundenen Bewegungsströme im Straßenverkehr in Einklang zu bringen. Die KI müsste also nicht mehr durch Sensoren auf das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer reagieren, sondern hätte sich bestenfalls bereits längst mit ihnen synchronisiert und koordiniert.

Ein simples Beispiel dafür ist eine Verengung der Autobahn rund um eine Baustelle. Staus entstehen hier vor allem deshalb, weil der Verkehrsfluss gestört und nicht synchronisiert ist. So wird das Reißverschlussverfahren nicht konsequent umgesetzt, was immer wieder zu Verzögerungen führt, die sich in der Summe negativ auswirken. Ein synchronisiertes Kollektiv aus autonomen Fahrzeugen, das sich in einem perfekt koordinierten Bewegungsablauf durch diese Engstelle schleust, würde den Stau massiv reduzieren. 

Selbst Wartezeiten an Ampeln wären in der Theorie vermeidbar, denn wenn alle Fahrzeuge vernetzt wären, könnten sie sich sogar auf Kreuzungen ohne Ampelsystem koordiniert aus dem Weg gehen. Ein Szenario, das jedoch jeden Fahrgast in Angst und Schrecken versetzen würde, da es ihm vermutlich wie reines Glück vorkäme, einer Kollision entgangen zu sein.

Fahrzeuge und Stand der Technik: Was steht uns beim autonomen Fahren heute schon bereit?

Von solchen Situationen und Szenarien sind wir aktuell jedoch noch immer relativ weit entfernt. Derzeit können diverse Assistenzsysteme den Alltag im PKW zwar erleichtern, den Fahrer aber noch nicht gänzlich ersetzen. 

Neben der eingangs erwähnten Einparkhilfe, stehen bei vielen Herstellern aber noch weitere Technologien bereit. Der Spurhalteassistent (Lane Keeping Assistant / LKA) lenkt auf Wunsch bereits selbständig und orientiert sich dabei an den Fahrspurmarkierungen. Tempomaten halten die vorgegebene Geschwindigkeit und regeln sogar den Abstand (Adaptive Cruise Control, ACC) zum vorausfahrenden Fahrzeug. Mit Hilfe des Fernlichtassistenten kann das Potenzial des Fernlichts und die damit verbesserte Sicht bei Dunkelheit dauerhaft genutzt werden. Entgegenkommende Fahrzeuge werden automatisch erkannt und das Fernlicht entsprechend vorübergehend deaktiviert.

Gesetzeslage: Die Grundlage für das autonome Fahren von morgen!

Eine Kombination der Fahrerassistenzsysteme kann auch schon heute ein recht „autonomes“ Fahren ermöglichen. Ist auf der Autobahn beispielsweise der Spurhalteassistent zusammen mit der Adaptive Cruise Control aktiviert, lenkt und beschleunigt das Fahrzeug wie von Geisterhand selbst. Lenkrad und Pedale müssen somit nicht mehr betätigt werden. 

Am 30. März 2017 kam es übrigens in Deutschland zu einer hierfür besonders wichtigen Änderung des Straßenverkehrsgesetzes. Demnach darf eine automatisierte Fahrfunktion die Kontrolle des Fahrzeugs übernehmen. Ergänzend ist sogar geregelt, dass sich der Fahrzeugführer „vom Verkehrsgeschehen und der Fahrzeugführung abwenden“ darf, sofern die hoch- und vollautomatisierte Fahrfunktion die Kontrolle über das Auto übernommen hat. Das alles gilt jedoch nur, "wenn der Fahrzeugführer besonders geregelte Pflichten zur unverzüglichen Wiederaufnahme der Fahrzeugsteuerung beachtet“. Ein Nickerchen oder Ähnliches während der Fahrt bleibt damit zu Recht auch weiterhin ausgeschlossen.

Volle Aufmerksamkeit beim autonomen Fahren trotz komfortabler Assistenzsysteme bleibt alternativlos!

Diese Regelung zeigt jedoch, dass der Weg für innovative Technologien auch juristisch geebnet ist. Aktuelle Assistenzsysteme sind demnach (noch) nicht als „Autopilot“, sondern als unterstützende Technologien konzipiert. Sie bieten also gar nicht das Potenzial, vollumfänglich die Kontrolle auf der Straße zu übernehmen oder Entscheidungen zu treffen. Somit sind sie weder vollautomatisch noch hochautomatisiert. 

Aktuell sollten Fahrer also stets die Hände am Lenkrad lassen und die volle Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr richten. Andernfalls drohen böse Überraschungen bei Haftung und Versicherungsschutz. Der menschliche Fahrer muss sich den "Herausforderungen" im Verkehr also weiterhin selbstständig stellen und bleibt damit in der Verantwortung, während er das Auto fährt.