Vorsorge
Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen
Viele Personen haben Bedenken, ob Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung trotz Vorerkrankungen abschließen können. Oftmals sind die Sorgen unbegründet. Wir erklären die Gesundheitsprüfung in der BU-Versicherung.
Was ist die Gesundheitsprüfung in der Berufsunfähigkeitsversicherung?
Wenn Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchten, nimmt das Versicherungsunternehmen zunächst eine Risikoprüfung vor, um Ihr individuelles Risiko für eine Berufsunfähigkeit einschätzen zu können. Die Gesundheitsprüfung ist Teil der Risikoprüfung. Mit Hilfe der Gesundheitsfragen verschafft sich der Versicherer ein Bild von Ihrem Gesundheitszustand und Ihren Vorerkrankungen. Zudem fragen Versicherer weitere Risikofaktoren wie bestimmte Sportarten, den Beruf und das Rauchverhalten ab.
Junge Leute profitieren in der Regel von günstigen Beiträgen für die BU-Versicherung. Der Grund: Sie sind häufig gesund und haben keine relevanten Vorerkrankungen anzugeben, die sie angeben müssen.
Gibt es eine Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen?
Einige Personen befürchten, dass sie aufgrund Ihrer Vorerkrankungen keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können. Doch diese Angst ist häufig unbegründet, da nicht jede Vorerkrankung für den Abschluss relevant ist.
Wichtig: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen gibt es nicht.
Der Grund dafür liegt in der Natur der Versicherung selbst: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung bietet finanziellen Schutz, wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft nicht mehr arbeiten können.
Damit der Versicherer das Risiko für eine Berufsunfähigkeit bei einer bestimmten Person einschätzen kann, sind Gesundheitsfragen unverzichtbar. Sie helfen dem Versicherer, das individuelle Risiko eines Antragstellers oder der Antragstellerin zu bewerten und faire Beiträge zu kalkulieren. Ohne diese Informationen wären die Beträge für jede versicherte Person sehr hoch.
Welche Vorerkrankungen und andere Risikofaktoren werden abgefragt?
Versicherer bewerten das Risiko einer Berufsunfähigkeit anhand verschiedener Faktoren, darunter Vorerkrankungen und Lebensstil. Zu letzterem zählt zum Beispiel, ob Sie rauchen, welchen Beruf Sie ausüben und welche Sportarten Sie betreiben.
Manche Vorerkrankungen und Sportarten sind für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung nicht relevant, weil sie Ihr Risiko für Berufsunfähigkeit nicht nennenswert erhöhen. Andere führen zu einem höheren Berufsunfähigkeitsrisiko. Diese müssen Sie im Rahmen der Gesundheitsfragen angeben.
Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick darüber, welche Erkrankungen in der Regel unproblematisch für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sind, bei welchen es zu Zuschlägen oder Ausschlüssen kommen kann und bei welchen ein Versicherungsschutz häufig nicht möglich ist. Dies ist eine beispielhafte Auflistung und hat keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Im Zweifelsfall lassen Sie sich von einem Experten oder einer Expertin Ihres Vertrauens beraten.
Normalannahme
Ihren Versicherungsschutz erhalten Sie bei uns in der Regel auch bei einigen verbreiteten Vorerkrankungen ohne Einschränkungen zum besten Tarif. Das gilt zum Beispiel auch dann, wenn Sie eine der folgenden Krankheiten hatten:
• leichte Migräne
• einmalige Rückenverspannung, ohne dass es zur Krankschreibung kam
• Katzenhaarallergie
• Hämorrhoiden
• Zahnwurzelentzündungen
Unkritisch sind auch viele beliebte Sportarten, selbst wenn sie körperlich fordernd sind, zum Beispiel:
• Schwimmen
• Wandern
• Fußball
Risikozuschlag / Ausschluss
In manchen Fällen erhalten Sie den Versicherungsschutz bei uns über einen Risikozuschlag und/oder Ausschluss von Krankheiten durch eine Klausel. Dies kann bei folgenden Erkrankungen der Fall sein:
• grauer Star
• Schuppenflechte
• Bandscheibenvorfall
• erhöhter Cholesterinspiegel
• Anpassungsstörung nach abgeschlossener Therapie
Eventuell kann auch ein Risikozuschlag anfallen, wenn Sie Ihren Sport in einer der folgenden Nischen- bzw. Extremsportarten ausüben:
• Tauchen tiefer als 40 Meter
• Kitesurfen
• Springreiten
• Boxen
• Fallschirmspringen
Zurückstellung / Ablehnung
Bei schwierigeren Voraussetzungen können Sie es manchmal zu einem späteren Zeitpunkt erneut versuchen, zum Beispiel bei einer aktuellen depressiven Episode. In seltenen Fällen können wir Ihnen leider keine Berufsunfähigkeitsversicherung anbieten, beispielsweise bei:
• AIDS
• Multiple Sklerose
• Krebs
• Diabetes mellitus
Auch bei besonders risikoreichen Sportarten kann der Antrag auf eine Berufsunfähigkeits-Police abgelehnt werden. Folgende Sportarten führen häufig zu einer Ablehnung:
• Base-Jumping
• MMA mit Wettkämpfen
• Apnoe Tauchen tiefer als 20 Meter
• Internationale Motorsportrennen
Welche Zeiträume werden bei Vorerkrankungen abgefragt?
In der Risikoprüfung betrachten Versicherer nicht den gesamten Zeitraum. Stattdessen fragen sie bestimmte Zeiträume ab, die je nach Art der Erkrankung variieren können. Beispiele für die Zeiträume, die Versicherungsunternehmen abfragen:
- Akute Erkrankungen und Verletzungen: Bei Erkältungen, kleineren Verletzungen und kurzfristigen Beschwerden können z.B. die letzten 12 Monate für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung relevant sein.
- Chronische Erkrankungen: Bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Asthma oder Bluthochdruck fragen Versicherer häufig die letzten fünf Jahre ab.
- Psychische Erkrankungen: Bei Depressionen, Angststörungen oder Burnout schauen sich viele Versicherer ebenfalls die letzten fünf Jahre vor Antragsstellung ab.
- Schwere Erkrankungen und Operationen: Länger ist der Betrachtungszeitraum in der Regel bei schweren Erkrankungen wie Krebs sowie bei Herzoperationen und anderen schwerwiegenden medizinischen Eingriffen. Hier fragen Versicherer üblicherweise die vergangenen zehn Jahre ab.
Wichtig: Die Gesundheitsfragen einer Berufsunfähigkeitsversicherung sollten Sie unbedingt vollständig und wahrheitsgemäß beantworten, um Ihren Versicherungsschutz nicht zu gefährden.
Anonyme Risikovoranfrage
Wenn Sie unverbindlich herausfinden möchten, ob Ihre Vorerkrankungen für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung relevant sind, können Sie eine anonyme Voranfrage beim jeweiligen Anbieter stellen. Bei der Bayerischen ist eine Risikovoranfrage über einen Vermittler oder eine Vermittlerin möglich. Über die Beratersuche können Sie einen Ansprechpartner bzw. eine Ansprechpartnerin in Ihrer Nähe finden.
Nachversicherung ohne erneute Gesundheitsprüfung
Achten Sie beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung darauf, dass sie eine Nachversicherungsgarantie enthält. Dann können Sie während der Laufzeit die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente nachträglich erhöhen, ohne dass eine erneute Gesundheitsprüfung notwendig ist. Die Nachversicherung ist in der Regel bei bestimmten Anlässen möglich, z.B. Eintritt in das Berufsleben, Hochzeit und Geburt eines Kindes. Oftmals kann man in den ersten Versicherungsjahren auch anlassunabhängig seinen Versicherungsschutz aufstocken. Die Details können Sie in den jeweiligen Versicherungsbedingungen nachlesen.
Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Manche Personen können oder wollen keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Zwar gibt es keine gleichwertigen Alternativen zur BU, dennoch gibt es auch andere Formen der Arbeitskraftsicherung:
- Grundfähigkeitsversicherung: Die Versicherung leistet, wenn Sie bestimmte grundlegende Fähigkeiten wie Gehen, Bücken, Hören oder den Gebrauch der Hände verlieren. Sie kann z.B. für körperlich arbeitende Menschen sinnvoll sein. Die Gesundheitsprüfung für die Grundfähigkeitsversicherung ist in der Regel weniger umfangreich als für die Berufsunfähigkeitsversicherung.
- Erwerbsunfähigkeitsversicherung: Die private Versicherung leistet je nach konkreter Ausgestaltung zum Beispiel, wenn Sie für mindestens sechs Monate nicht in der Lage sind, mehr als drei Stunden irgendeiner Arbeit nachzugehen. Anders als bei der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente können Versicherte die gewünschte Rentenhöhe innerhalb eines bestimmten Rahmens selbst wählen.
- Krebsversicherung: Diese Versicherung bietet eine einmalige Kapitalauszahlung für den Fall, dass Sie an Krebs erkranken. Häufig definieren Versicherer genau, welche Krebsformen abgesichert sind. Für andere Ursachen von Berufsunfähigkeit wie Unfälle oder andere Krankheiten bietet die Krebsversicherung keinen Schutz.
- Multi-Risk-Versicherung: Die Versicherung bietet Schutz für eine Auswahl an Risiken, die sich je nach Versicherer stark unterscheiden können. So kann beispielweise eine Absicherung von Grundfähigkeiten, bei schweren Krankheiten, bei Invalidität nach einem Unfall oder im Pflegefall enthalten sein.
- Dread-Disease-Versicherung: Diese Versicherung eine einmalige Kapitalauszahlung, wenn bei Ihnen eine der versicherten schweren Erkrankungen diagnostiziert wird. Zu den versicherten Krankheiten zählen häufig Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs. Welche Krankheiten versichert sind, hängt vom jeweiligen Versicherer ab. Wenn Sie aus einem anderen Grund berufsunfähig werden, etwa nach einem schweren Unfall, erhalten Sie keine Leistung.
Fazit: Keine der genannten Versicherungen stellt eine echte Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung dar. Allerdings können sie je nach individuellem Bedarf eine sinnvolle Form der Absicherung Ihrer Arbeitskraft sein. Am besten lassen Sie sich von einem Experten oder einer Expertin beraten, welche Form der Arbeitskraftsicherung für Sie passend ist.