Sicher und nachhaltig investieren: Das müssen Sie wissen

Meldungen über in die Höhe schießende Aktien und panische Großinvestoren haben in den letzten Wochen häufig die Wirtschaftsnachrichten dominiert. Der Grund für das Börsenchaos zu Jahresbeginn waren Kleinanleger, die mit Investitionen in Unternehmen wie GameStop oder Nokia den Aktienmarkt auf den Kopf stellten.

Spannend daran: Die Geschehnisse bilden auch die Investment-Entwicklungen der letzten Zeit ab. Denn digitale Börsenmakler, sogenannte Neobroker, machen das Spiel mit den Aktien seit einigen Jahren besonders leicht zugänglich und locken damit auch Börsen-Beginner an den Markt. Die Folge: Immer mehr Neu-Anleger eröffnen Wertpapier-Depots und handeln über ihr Smartphone munter mit Aktien & Co.

Das Investieren über Neobroker ist jedoch nicht unbedingt etwas für schwache Nerven. So unkompliziert wie das digitale Trading auch klingen mag, warten hierbei nämlich einige Risiken: Nicht nur unvorhersehbare Kursschwankungen, im Fachjargon "Volatilität" genannt, sondern auch Unsicherheiten über zukünftige Wechselkurse machen den eigenständigen Aktienhandel als Geldanlage zu einem (womöglich) kostspieligen Zeitvertreib.

Deshalb gilt: Wer nicht nur auf der Suche nach Nervenkitzel, sondern einer möglichst sicheren Investmentmöglichkeit ist, sollte sich anderweitig auf dem Aktienmarkt orientieren und besser eine andere Form der Geldanlage wählen. Eine Alternative bieten ETFs und fremdgeführte Aktienfonds, die Ihr Geld in verschiedene Unternehmen investieren und damit das Risiko streuen. Der Unterschied zwischen Aktie und Aktienfond ist also, dass bei einem Fonds in zahlreiche Aktien investiert wird – von Profis. Das bedeutet in der Regel weniger Kursschwankungen.

Besonders junge Anleger sind jedoch nicht mehr nur auf eine sichere Rendite, sondern auch auf einen grünen Börsen-Fußabdruck aus. Ihr Geld soll also nicht irgendein Unternehmen oder irgendeine Bank unterstützen, sondern vor allem solche Firmen, die sich für soziale, ethische und ökologische Themen einsetzen. Sie suchen also eher eine „spannende“ UND nachhaltige Geldanlage.

Doch wie lassen sich Sicherheit und Nachhaltigkeit beim Investieren vereinbaren? Wir zeigen Ihnen, was Sie wissen müssen, damit der „grüne Anlagespagat“ gelingt.

Was sind nachhaltige Investments?

Ok, but first things first: Nachhaltiges Investieren – bei diesem Begriff denken wohl viele im ersten Augenblick an Solar- und Windenergie oder Aufforstungsprojekte. Und das ist nicht falsch. Denn so können nachhaltige Geldanlagen zwar aussehen – müssen sie aber nicht. Mittlerweile bieten nämlich auch viele Indexfonds (ETFs) und Aktienfonds immer mehr Möglichkeiten, den Sparstrumpf-Inhalt in ökologisch und sozial wertvolle Unternehmen zu stecken.

Allerdings ist hierbei oft unklar, wie die Anbieter die Wertpapiere für nachhaltige Fonds selektieren. Einheitliche Kriterien, die bei der nachhaltigen Auswahl von Unternehmen helfen könnten, gibt es nämlich nicht. Inzwischen haben sich jedoch zwei verschiedene Ansätze etabliert, nach welchen Aktienfonds und ETFs Ihre grünen Investitionen wählen.

1. Negative Auswahl: Nicht-nachhaltige Bereiche ausschließen

Ob Tabak, Waffen oder gentechnisch veränderte Lebensmittel – manche Unternehmensbereiche können schlichtweg nicht besonders nachhaltig sein. Selektieren Fonds ihre Unternehmen nach der negativen Auswahl, werden diese Bereiche – zumindest bis zu einem bestimmten Anteil des Fonds - aus dessen Investitionen ausgeschlossen.

2. Positive Auswahl: Besonders nachhaltige Unternehmen einschließen

Einige Fonds schließen dagegen keine Unternehmensbereiche aus, sondern orientieren sich vielmehr an den positiven Aspekten. Das bedeutet: Hierbei wird nur in Unternehmen investiert, die in ihrem Bereich mit ökologischem oder nachhaltigem Handeln glänzen. Dabei fließt Ihr Geld beispielsweise in IT-Konzerne, die sich in besonderem Maße für den Umweltschutz einsetzen oder Textilunternehmen mit herausragenden Mitarbeiterbedingungen.

Wie erkennt man nachhaltige Investments?

Nachhaltige ETFs und Aktienfonds – das klingt schön und gut. Doch woher weiß man, dass das eigene Geld wirklich in nachhaltige Unternehmen angelegt wird? 

Um das eigene Gesparte trotz der oft fehlenden Transparenz auf dem Börsenmarkt möglichst nachhaltig anzulegen, gibt es verschiedene Orientierungshilfen, zum Beispiel:

  • FNG-Siegel: Um nach dem Siegel des Fachverbands für nachhaltige Geldanlagen (FNG) als nachhaltiger Fonds zu gelten, müssen mindestens 90 Prozent der darin enthaltenen Unternehmen verschiedene Mindeststandards erfüllen. Hierzu zählen unter anderem alle Nachhaltigkeitskriterien, die im UN Global Compact enthalten sind. Das sind etwa unternehmerisches Engagement im Umweltschutz, Berücksichtigung der Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung.
  • ECOreporter-Siegel: Um sich als Investement-Produkt mit dem Siegel des Brancheninformationsdiensts ECOreporter schmücken zu können, müssen diese Investitionen in Suchtmittel, Glücksspiele, Tierversuche und Gentechnik vollständig ausschließen. Bei anderen Branchen muss zumindest eine Toleranzgrenze von fünf Prozent eingehalten werden. Das bedeutet etwa, dass Atomenergie und die Rüstungsindustrie nur zu einem Anteil von (maximal) fünf Prozent in Fonds oder ETFs enthalten sein dürfen.
  • Climetrics-Rating: Die Non-Proft-Organisationen CDP und ISS-Ethix Climate Solutions bewerten Anlagemöglichkeiten hinsichtlich ihres Einflusses auf den Klimawandel und teilen diese anschließend auf einer Skala von eins bis fünf ein. Eine Wertung von Eins steht hierbei für geringe Umweltauswirkung, eine Wertung von Fünf dementsprechend für einen großen (negativen) Einfluss auf das Klima. So schafft das Climetrics-Rating eine Vergleichbarkeit der verschiedenen nachhaltigen ETFs und Fonds - und damit ein deutliches Mehr an Transparenz für die Anleger.
  • UN Principles for Responsible Investment (UN PRI): Die Prinzipien für verantwortliches Investieren sind eine Investoreninitiative in Partnerschaft mit der Finanzinitiative des UN-Umweltprogramms und dem UN Global Compact. Die von den Vereinten Nationen unterstützte Initiative ist ein internationales Investorennetzwerk, das sechs Prinzipien für verantwortungsvolle Investments umsetzen will. Ziel ist es, die Auswirkungen von Nachhaltigkeit für Investoren zu verstehen und die Unterzeichner zu unterstützen, diese Themen in ihre Investitionsentscheidungsprozesse einzubauen.

Gut zu wissen:

Ob im Supermarkt, dem Klamottengeschäft oder beim Autokauf - nachhaltige Produkte werden oft mit hohen Preisen in Verbindung gebracht. Logisch, dass dieser Gedanke auch bei nachhaltigen Investment-Möglichkeiten aufkommt. Hier können wir allerdings Entwarnung geben: Studien haben gezeigt, dass nachhaltiges Anlegen nicht zwangsläufig mit höheren Kosten verbunden ist. Super, oder?

Wie sicher sind nachhaltige Investments?

Was sozial und ökologisch wertvolle Investments sind und wie Sie diese erkennen können, haben wir geklärt. Die Frage nach der Sicherheit dieser grünen Anlagen bleibt allerdings noch offen. Wie können Sie in Zukunft also nicht nur nachhaltig, sondern auch möglichst risikofrei auf dem Aktienmarkt unterwegs sein? Unser Tipp: Einfach weiterlesen!

Nachhaltige Indexfonds (ETFs)

Indexfonds, auch ETFs genannt, bilden – einfach gesagt – einfach einen bestimmten Börsenindex nach. Im Falle von nachhaltigen ETFs orientieren sich diese also an ökologisch und sozial bewussten Indizes und bauen einen Indexfonds nach deren Vorbild auf. Somit streuen sie die Anlage auf verschiedene Branchen und verringern auf diese Weise die Anfälligkeit für starke Kursschwankungen.

Im ETF sind dann in der Regel diejenigen Unternehmen enthalten, welche an der Börse am wertvollsten sind. Beim MSCI World zum Beispiel sind das über 1.600 internationale Unternehmen, die – gemessen am Börsenwert – eben auch die größten sind.

In dieser breit gestreuten Methode liegen die Vorteile vieler „moderner“ Finanzprodukte: Indem ETFs (grob gesagt) einen breiten Durchschnitt an der Börse abbilden, ist die Gefahr von starken Kursschwankungen und damit großen finanziellen Verlusten der Investoren langfristig besonders klein. Das gilt vor allem dann, wenn man einen regelmäßigen – beispielsweise monatlichen – Sparplan nutzt, da man die Aktien hier mittel- bis langfristig zu einem Durchschnittskostenpreis erwirbt. Was genau das ist, erklären wir in unserem Überblick zu den verschiedenen Sparmethoden.

Gleichzeitig heißt die Orientierung an der breiten Masse jedoch auch, dass Anleger nicht mit exorbitanten, unvorhersehbaren Gewinnen rechnen können. Schließlich teilen sie ihre Aktienerfolge stets mit dem Großteil der Investoren.

Unser Fazit zu nachhaltigen ETFs

Wer eine langfristige, sichere Investment-Möglichkeit sucht, die zudem noch nachhaltig sein kann, ist bei ETFs an der richtigen Stelle. Das gilt besonders für Kleinanleger. Denn der Kauf und die laufenden Kosten der Indexfonds sind auch bei einem geringen Budget zu stemmen.

Nachhaltige Aktienfonds

Aktienfonds bilden keinen bestehenden Aktienindex nach, sondern werden von Fonds-Managern aktiv zusammengestellt. Die Anfälligkeit für Kursschwankungen wird also auch in diesem Fall durch das Einbinden vieler unterschiedlicher Unternehmen geringgehalten.

Im Falle eines nachhaltigen Investmentfonds achten die zuständigen Manager zudem im besonderen Maße darauf, die Zusammensetzung ökologisch und sozial wertvoll zu gestalten. Die Auswahl der im Fonds enthaltenen Unternehmen ist also nicht an einem bestehenden Index orientiert und damit wesentlich individueller, als es bei ETFs der Fall ist.

Unser Fazit zu nachhaltigen Aktienfonds

Aktienfonds bieten durch die (breite) Risikostreuung auf verschiedene Unternehmen eine ebenfalls sichere Kapitalanlage, welche die Möglichkeit eines nachhaltigen Investierens bereithält. Da Aktienfonds durch die aktive Beteiligung von Managern in der Regel jedoch etwas kostspieliger sind, sind sie besonders für Anleger mit tendenziell größeren Sparstrümpfen geeignet. 
Dennoch bieten Fonds im Vergleich zu ETFs in der Regel einen entscheidenden Vorteil: Dadurch, dass sie aktiv gemanagt werden, können Unternehmen, die aktuell einen „schlechten Lauf haben“, aussortiert werden. Das trägt zur Risikoreduzierung bei.